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Reformen des monetären Sektors in sozialistischen Ländern: Ursachen, Transformationsbedingungen und institutionelle Voraussetzungen
Reformen des monetären Sektors in sozialistischen Ländern: Ursachen, Transformationsbedingungen und institutionelle Voraussetzungen In allen sozialistischen Ländern Europas sind in der Vergangenheit erhebliche Geldüberhänge unterschiedlichen Ausmaßes entstanden, weil die Rationierungen auf den Gütermärkten bei staatlichen Festpreisen zugenommen haben. Diese Geldüberhänge haben nicht nur Allokations- und Umverteilungseffekte; sie sind auch ein zentrales Hemmnis für die beabsichtigte Dezentralisierung und Freigabe der Preise im Reformprozeß, weil Preisinflationen befürchtet werden. Die Ursachen der Inflationspotentiale liegen weniger im realen Bereich als vielmehr in der Organisation des monetären Sektors: Trotz formal günstig scheinender Voraussetzungen für eine straffe Geldmengensteuerung hat das Monobankensystem in Verbindung mit dem Planerfüllungs- und Prämiensystem einen systemimmanenten Kreditnachfragesog der Betriebe begründet, den das Staatsbankensystem wegen der prinzipiellen Konkursunfähigkeit sozialistischer Betriebe alimentieren mußte. Durch diesen Kreditautomatismus war die Geldversorgung für das Staatsbankensystem nicht steuerbar. Diese Geldüberhänge können durch unterschiedliche prozeßpolitische Instrumente (Währungsschnitt, Preisniveauerhöhungen, Nominallohnsenkungen, Steuererhöhungen, Verkauf staatlichen Eigentums) abgebaut werden, wobei verschiedenartige Auswirkungen auf Output und Beschäftigung zu berücksichtigen sind. Zukünftige Inflationspotentiale können jedoch nur dann vermieden werden, wenn der monetäre Sektor in ein zweistufiges Bankensystem transformiert wird. Solche Reformprozesse sind in den vergangenen Jahren in einigen sozialistischen Ländern in Gang gesetzt, bislang aber keineswegs abgeschlossen worden. Dabei reicht es nicht aus, ein zweistufiges Bankensystem zu organisieren, ohne gleichzeitig durch tiefgreifende Markt-, Unternehmens- und Eigentumsreformen die Voraussetzungen für die Zerschlagung des für die Geldversorgung unheilvollen Kreditautomatismus zu schaffen.
- Sprache
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Deutsch
- Erschienen in
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Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 24 ; Year: 1991 ; Issue: 1 ; Pages: 15-35
- Klassifikation
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Wirtschaft
- Ereignis
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Geistige Schöpfung
- (wer)
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Thieme, H. Jörg
- Ereignis
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Veröffentlichung
- (wer)
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Duncker & Humblot
- (wo)
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Berlin
- (wann)
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1991
- DOI
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doi:10.3790/ccm.24.1.15
- Letzte Aktualisierung
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10.03.2025, 11:41 MEZ
Datenpartner
ZBW - Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Artikel
Beteiligte
- Thieme, H. Jörg
- Duncker & Humblot
Entstanden
- 1991