Archivbestand

02.2.Nachlässe und persönliche Materialsammlungen: S 1/094:Nachlass Johanna Gründer (Bestand)

Form und Inhalt: Johanna Maria Hildegard Gründer, geb. Winter, geb. am 14. März 1912 in Peckelsheim, gest. am 17.3.2003 in Paderborn; Tochter der am 16.4.1877 in Paderborn geborenen und in Neuhaus wohnhaften Witwe Berta Winter, geb. Sasse. Johanna Gründer war verheiratet mit dem am 15.12.1909 in Marienwerder/Westpr. geborenen Stabszahlmeister (seit 1938) Fritz Gründer. Das Ehepaar wohnte mit seinem 1939 geborenen ersten Sohn Horst ab spätestens Anfang 1939 in Teplitz/Sudetenland, Leitmeritzer Str. 8, wo Gründer bei der Heeresstandortverwaltung Teplitz-Schönau Dienst tat. Seit Ende Mai 1940 lebte vorübergehend auch Johanna Gründers Mutter Berta Winter mit im Teplitzer Haushalt. Ende März 1941 zog Johanna Gründer mit ihrem Sohn Horst zu ihrer Mutter nach Neuhaus, Herbert-Norkus-Weg 8 (heute: Kruggelweg 8), nachdem ihr Mann wohl kurz zuvor zur Militärverwaltung in Frankreich versetzt worden war. 1942 wurde in Neuhaus der zweite Sohn Harald geboren. Der Gründersche Haushalt in Teplitz blieb weiterhin erhalten und bestand zumindest noch im September 1944. Fritz Gründer gilt als vermisst und wurde nach dem Krieg für tot erklärt. Einen letzten Kontakt Gründers zu seiner Familie soll es im Februar 1945 aus dem Raum Königsberg gegeben.Zwischen März 1941 und Dezember 1944 führte das Ehepaar Gründer eine dichte Feldpostkorrespondenz, aus der die vorliegenden ca. 180 Briefe Gründers an seine Frau in Neuhaus erhalten sind, der letzte Brief datiert vom 17.12.1944. Wie den Briefen zu entnehmen ist, war Gründer zunächst in Nordfrankreich im Raum Amiens eingesetzt als "Stabszahlmeister und Dienststellenleiter". Anfang März 1942 ist von einer neuen Dienststelle die Rede, jedoch ohne nähere Angaben. Für seinen Brief vom 4. Juli 1943 verwendet Gründer - einzige Ausnahme - einen Kopfbogen der Heeres-Unterkunfts-Verwaltung Caen. Lt. Auskunft der Deutschen Dienststelle Berlin (WASt) war er zwischen Juni 1943 und Mai 1945 bei der Heeresunterkunftsverwaltung 108 eingesetzt. Nach mehrmonatiger Unterbrechung der Korrespondenz zwischen März und August 1944 - der Grund ist nicht ersichtlich, möglicherweise eine Überlieferungslücke - schreibt Gründer, seit dem 1.5.1944 im Dienstrang eines "Stabsintendanten", am 17. August 1944 seiner Frau den "ersten Brief aus dem Osten", wohin er sich lt. Aussage seiner Frau bzw. des Sohnes Horst Gründer freiwillig hatte versetzen lassen. Er gehörte zu dieser Zeit lt. Deutscher Dienststelle der Stabskompanie des im Juli 1944 in Dresden aufgestellten und der 548. Grenadierdivision unterstehenden Grenadierregiments 1094 im XI. Armeekorps an, und bewegte sich mit dieser im "Litauischen". Am 22. und 25. Oktober verwendete er Kopfbögen der "Dr. Hans Reimerschen Güter-, Forst- und Sägewerksverwaltung Adl[ig] Hegehof" bei Tilsit.Die erhaltenen Briefe beschäftigen sich in der Regel in einem Teil mit familiären Angelegenheiten; in einem weiteren berichtet Gründer über seinen Alltag als Wehrmachtsbeamter in Frankreich und später in Litauen. Über seine dienstlichen Aufgaben und Tätigkeiten erfährt man so gut wie nichts, ausführlich beschreibt er jedoch seine Unterkünfte, seine Freizeitgestaltung und die Umstände seiner Bahnfahrten in den Urlaub und zurück. Gründer hat in Frankreich wohl ein relativ komfortables Leben geführt. Die im Vergleich zum Reichsgebiet offenbar weniger angespannte oder weniger reglementierte Versorgungslage ermöglichte es ihm, seiner Familie zahlreiche Päckchen mit Mangelwaren zu schicken: Butter, Käse, Kaffee, Schokolade, Schinken, Alkohol, Tabakwaren, Seife, Textilien, Schuhe und anderes mehr. Gänzlich anders die Situation an der Ostfront - von dort berichtet Gründer über ständige Quartierwechsel aufgrund der nach Westen vorrückenden Front. Eine Aufbesserung der häuslichen Versorgungslage durch Päckchen mit bewirtschafteten Mangelwaren war nicht mehr möglich.Der Feldpost-Briefnachlass der Johanna Gründer stammt aus einem Flohmarktfund und wurde dem Stadtarchiv Paderborn im Jahre 2005 durch den Städt. Hauptbrandmeister Hans-Jürgen Böger zu Eigentum der Stadt Paderborn übergeben (s. auch Dienstakte 47 02 07 Gründer Johanna).Paderborn im April 2014Rolf-Dietrich Müller

Bestandssignatur
S 1/094
Umfang
7 AE, Datenbank

Kontext
Stadtarchiv Paderborn (Archivtektonik) >> StA:Stadtarchiv >> 02.Nichtamtliche Überlieferung >> 02.2.Nachlässe und persönliche Materialsammlungen

Bestandslaufzeit
1941 - 1944

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Letzte Aktualisierung
05.11.2025, 13:59 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1941 - 1944

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