Sachakte

Streitgegenstand sind die von der gemeinsamen Mutter der Frauen des Beklagten und des Bruders des Klägers, Bernhard Heinrich von Westrem, Engel (= Angela) von Lipperheide zu Schörlingen, stammenden Allodial- wie Lehens-Erbgüter. Die Frau des Beklagten, Catharina Ottilia, war die letztüberlebende von 5 Kindern aus der 1. Ehe der Mutter mit Goswin von Freytag zu Buddenberg gewesen und wie ihre Geschwister kinderlos gestorben. Die Frau des Klägers, Christina Margaretha Sibylla, stammte aus der 2. Ehe mit von Kettler zu Herringen. Der Kläger, dem die Ansprüche von Bruder und Schwägerin zediert worden waren, fordert die Erbgüter gestützt auf den 1. Ehevertrag der Engel von Lipperheide, in dem deren Erbbesitz fideikommißartig gesichert worden war. Beim kinderlosen Tod ihrer Kinder sollte das Erbe an die überlebenden Kinder zurückfallen, und es sollten Kinder aus einer eventuellen 2. Ehe ebenfalls erbberechtigt sein. Gemäß diesen Bestimmungen fordert er nach dem kinderlosen Tod der letztlebenden Halbschwester seiner Schwägerin aus 1. Ehe die Erbgüter sowie die Lehensgüter für seine Schwägerin als nächste Lehenserbin. Er wendet sich an das RKG, da das Erbe unter verschiedenen Herrschaften (u.a. im kurkölnischen Vest Recklinghausen, Grafschaft Mark, Stadt und Grafschaft Dortmund, Gericht Bodelschwingh und Abtei Werden) liege. Die Verfügung der Frau des Beklagten auf dem Sterbebett zugunsten ihres Mannes sieht er für formal unzulänglich und vor allem die Verfügende zu der Verfügung durch die Bestimmungen der Mutter nicht berechtigt an. Der Beklagte sieht die Verfügung seiner Frau zu seinen Gunsten als rechtmäßig; er sei dieser gemäß auch durch den Kölner Offizial und auf Appellation durch den Kölner Hofrat in der Possession des Besitzes bestätigt worden. Die Bestimmung im 1. Ehevertrag seiner Schwiegermutter beziehe sich nur auf die Zeit bis zum Tode beider Elternteile, binde aber nicht über deren Tod hinaus. Seine Frau aber habe beide Elternteile überlebt. Sie sei nicht gemäß Ehevertrag der Eltern, sondern durch testamentarische Bestimmung der Geschwister in den Besitz des gesamten Erbes gekommen. Seine Halbschwägerin habe durch die Annahme eines Legates von 2000 Rtlr. die letztwillige Bestimmung ihrer Schwester akzeptiert. Zudem bestreitet er die Zulässigkeit der Übertragung eines Erbanspruches an Dritte, zumal der Kläger mit einer fideikommißartigen Bindung an die Familie der ursprünglichen Erblasserin Engel von Lipperheide argumentiere, zu der er in keiner verwandtschaftlichen Beziehung stehe. Am 22. Juni 1725 sprach das RKG den Beklagten bezüglich des angeblichen Fideikommisses von der Klage frei und forderte bezüglich der Lehns- wie Behandigungsgüter weitere Nachweise. Es wurde um den rechtlichen Charakter der zum Erbe gehörenden Besitzungen und die daraus folgende Behandlung (u.a. der Sattelhof Abdinghof sei kein Behandigungsgut mehr, sondern durch Vertrag von 1551 mit dem Werdener Abt zu einem Allod geworden, auch wenn Werden dies später bestritten habe (vgl. dazu RKG 6058 (W 656/2035), RKG 6060 (W 658/2037), RKG 6061 (W 659/2038)) gestritten. Am 16. September 1757 sprach das RKG den Beklagten bezüglich der Allodialgüter von der Klage frei, die Hofes- und Behandigungsgüter Puppingshof und Abdinghof (Waltrop, Kr. Recklinghausen) sprach es dem Kläger zu samt Erstattung der Einnahmen daraus seit Einleitung der Klage. Dagegen wurde Revision eingelegt. Das Gesuch auf eine 2. Revision gegen das Exekutionsmandat vom 30. April 1767 lehnte das RKG am 17. Juli 1767 ab. Es wurde darum gestritten, für welche Einzelstücke das Urteil gelte; zumindest im Vest Recklinghausen. Eine Exekutionskommission wurde eingesetzt. 1781 wurde mitgeteilt, der Streit sei durch einen Vergleich beigelegt.

Enthaeltvermerke: Kläger: Johann Philipp von Westrem zu Gutacker, kurkölnischer Kämmerer; 1744 Dietrich Heinrich von Westrem zu Gutacker, Domherr zu Hildesheim; 1750 Johann Franz von Westrem zu Gutacker, preußischer Lieutenant zu Hamm; Heinrich Wilhelm von Westrem zu Gutacker, Lieutenant zu Stuttgart; Isabella von Westrem zu Gutacker, Kanonisse zu Gevelsberg; Odilia Sophia von Westrem zu Gutacker, Kanonisse zu Keppel; Josina Engel Isabella von Westrem zu Gutacker, Kanonisse zu Gevelsberg; Friedrich Christoph Wessel von Westrem zu Gutacker, Generalstaaten-Fähnrich in holländischen Diensten; Wilhelm Gisbert von Westrem zu Gutacker, preußischer Fähnrich, Wesel; 1763, 1764 Anna Odilia von Elverfeldt, geb. von der Lippe als Erbin ihres verstorbenen Mannes Dietrich Heinrich von Westrem zu Gutacker; Heinrich Wilhelm von Westrem; Friedrich von Westrem; Wilhelm Gisbert Ferdinand von Westrem; Odilia Sophia von Westrem; Isabella von Westrem Beklagter: Bernhard Wilhelm Quadt zu Landskron; 1733 D[ietrich] R[einhard] [Christoph] von Quadt zu Landskron; 1746 [Johann] F(ranz) B(ernhard) Quadt zu Landskron; 1766 als dessen Erben J[ohann] O[tto] F[erdinand] von Dalwigk; F[ranz] E[ngelbert] von Kalkum gen. Lohausen; C[arl] J[ohann] [Christoph Adam] von Grüter [zu Altendorf]; C[hristoph] G[isbert] C. von Bodelschwingh; als Vormund der Anna Louise [Maria] [Quadt] zu Landsberg J. H. V. G. Bachoven; 1781 Witwe von Bodelschwingh, geb. Quadt zu Landskron Prokuratoren (Kl.): Dr. Johann Ulrich von Gülchen 1701, 1725 - Subst.: Dr. Johann Georg Erhard 1701 - Subst.: Lic. Johann Jakob Wahl 1725 - Dr. Johann Paul Besserer 1732, 1744 - Subst.: Lic. Johann Wilhelm Weylach 1732 - Subst.: Dr. Johann Hermann Scheurer 1744 - Lic. Johann Adam Bissing 1750 - Subst.: Lic. Ferdinand Wilhelm Brandt - Lic. Gotthard Johann Hert 1763, 1764 - Subst.: Lic. Johann Werner - Lic. Johann Jakob Ernst Pfeiffer 1766 - Subst.: Dr. Franz Philipp Greß - Lic. Johann Jakob Duill 1778 - Subst.: Lic. Jakob Loskant Prokuratoren (Bekl.): Dr. Johann Philipp Pulian 1701 - Subst.: Lic. Heinrich Schriels - Lic. Johann Goy 1719, 1733 - Subst.: Dr. Georg Melchior Hofmann (jun.) 1719 - Subst.: Dr. Johann Wilhelm Ludolf 1733 - Lic. Johann Andreas Dietz 1746 - Subst.: Lic. Franz Christian Bolles - Lic. Wilhelm Ludwig Ziegler 1750 - Subst.: Dr. Johann Christoph Seip - Dr. Johann Albert Ruland 1765, 1766 - Subst.: Lic. Loskant 1765 - Subst.: Lic. Johann Friedrich Lang 1766 - für die Revision: Notar Johann Heinrich Faber 1767 - Subst.: Notar Silbermann - Lic. Johann Werner 1777 - Subst.: Dr. Konrad Gordian Seuter - Dr. Kaspar Friedrich Hofmann 1781 - Subst.: Lic. Gabriel Niderer Prozeßart: Citationis ad videndum vindicari bona fideicommisso subjecta, item feudalia, et se declarari heredem Instanzen: RKG 1701 - 1781 (1474 - 1781) Beweismittel: Facti species (Bd. 1 Bl. 1a - b). Ehevertrag zwischen Goswin von Freitag (Frydag) zu Buddenberg und Engel von Lipperheide zu Schörlingen, 1649 (Q 3, 62). Vergleich, Urteile u.ä. zum Streit des jeweiligen Inhabers des Abdinghofes (seit Philipp von Lipperheide) mit den Abdinghover Pächtern zu Waltrop über gesteigerte Forderungen von Abgaben, Diensten u.ä., seit 1622 (Q 5 - 11, 21, 22, 42). Zession ihrer Erbansprüche durch die Eheleute Bernhard Heinrich von Westrem und Christina Margaretha Sibylla von Kettler zu Herringen an den Bruder bzw. Schwager Johann Philipp von Westrem, 1695 (Q 13, 50). Notarielles Instrument der im Namen des Beklagten erfolgten Besitzergreifung des Erbes seiner Frau, 1695 (Q 14). Letztwillige Verfügung der Odilia von Freitag zu Schörlingen, 1695 (Q 17, 36). Neuerrichtung eines Testaments bzw. Codicill zu seinem 1693 errichteten Testament durch Franz Gisbert von Freitag, 1694 (Q 18). Vergleich zwischen dem Werdener Abt und Philipp zu Lipperheide über den Sattelhof Abdinghof, 1551 (Q 19). Gedruckte Triplik in Sachen von Westrem ./. von Quadt, Citationis seu simplicis querelae (Q 32). Akten des kurkölnischen Revisoriums und Geistlichen Hofgerichtes in Sachen von Westrem ./. von Quadt, 1694 - 1696, mit Revision 1696 - 1727 (Q 77). Farbiger Lageplan des Gutes Loe (in oder bei Waltrop) mit ausführlicher Legende, 1747 (Q 90). Gedruckte ”Lista deren zu dem Anno 1757 ... ausgeschriebenen Crays-Comitial-Tag erschienenen Herren Räthen, Bottschaftern und Gesandten“ (Q 142). Botenlohnschein (Q 183). Designatio expensarum (Q 230). Erbkaufbrief, mit dem Hermann Abdinghof den Brüdern Jaspar und Melchior Freitag seine Rechte an dem Abdinghof verkauft, 1474 (in Q 235 Bl. 1240). Bescheinigung Herzog Johanns von Kleve, über seinen Amtmann und Rentmeister zu Bochum (Boichem), Wessel Passendael, 300 oberländische Gulden erhalten zu haben von Hilberg, Witwe des Jaspar Freitag von Schörlingen, und ihren Kindern Jaspar, Anna und Marie, 1492 (in Q 235 Bl. 1250). Beschreibung: 6 Bde., 27,5 cm; Bd. 1: 1,5 cm, 87 Bl., geb.; Protokoll; Bd. 2: 3 cm, 190 Bl., geb.; Q 1 - 62, Q 25, 42 doppelt, statt Q 30, 35 Zettel mit Vermerken, daß diese Aktenstücke ”dermahlen abgehen“; statt Q 46 - 49 Verweis auf Leserei-Vermerk im Protokoll, dort: ”vidimationes originalium vid. sub quadranguli 41 et 45, NB haec originalia vigore sententiae 22. Juny 1725 latas sunt extradita“; Bd. 3: 6 cm, Bl. 191 - 558, geb.; Q 63 - 110; Bd. 4: 4 cm, Bl. 559 - 783, geb.; Q 111 - 134; Bd. 5: 7 cm, Bl. 784 - 940, geb.; Q 135 - 181, Q 137 b, 147, 149, 180, 181 versiegelt und verschnürt, Q 146, 147 französisch, statt Q 179 Zettel mit Vermerk über Fehlen des Aktenstückes; Bd. 6: 6 cm, Bl. 941 - 1298, geb.; Q 182 - 239, statt Q 185a Zettel über Fehlen des Aktenstükkes. Lit.: Dorfmüller, Die adligen Güter in der Gemeinde Waltrop, in: Vestische Zeitschr. 10 (1900) S. 57ff.

Kontext
Reichskammergericht (AA 0627), Teil IX: U-Z; Nachträge; Abgaben >> 3. Buchstabe W
Bestand
AA 0627 Reichskammergericht (AA 0627), Teil IX: U-Z; Nachträge; Abgaben

Provenienz
Diverse Registraturbildner
Laufzeit
1701 - 1781 (1474 - 1781)

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Letzte Aktualisierung
24.06.2025, 13:18 MESZ

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Objekttyp

  • Sachakte

Beteiligte

  • Diverse Registraturbildner

Entstanden

  • 1701 - 1781 (1474 - 1781)

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