Bestand
Landratsamt Wolfach (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Normalakten; Generalakten; Ortsakten
Behördengeschichte: Die territoriale Neuordnung Deutschlands durch Napoleon brachte der vormaligen Markgrafschaft Baden zwischen 1803 und 1810 fast eine Verdoppelung ihres Staatsgebiets und eine enorme Vergrößerung ihrer Bevölkerung sowie im Jahr 1803 die Erhebung zunächst zum Kurfürstentum und im Jahr 1806 schließlich zum Großherzogtum. Dieser Zuwachs an Land und Leuten machte eine Neugliederung und Vereinheitlichung der Verwaltungsstrukturen des administrativ heterogenen Staatswesens zwingend erforderlich. Der Realisierung dieser Ziele dienten die zwischen 1806 und 1809 erlassenen Organisationsedikte sowie die weiteren, im Lauf des 19. und 20. Jahrhunderts vollzogenen Änderungen der Verwaltungsstrukturen des Großherzogtums bzw. des Landes Baden. Neben dem Geheimen Rat und stellvertretenden Minister Johann Nicolaus Friedrich Brauer (1754 - 1813) war es der badische Staats- und Kabinettsminister Sigismund von Reitzenstein (1766 - 1847), der maßgeblich an der verwaltungsmäßigen Neuordnung und Modernisierung des Großherzogtums zu Beginn des 19. Jahrhunderts beteiligt war. Dabei gilt vor allem von Reitzenstein als der eigentliche Schöpfer des modernen badischen Staates im 19. Jahrhundert. Durch das Organisationsreskript vom 26. November 1809 wurde das Großherzogtum Baden in 66 landesherrliche und 53 standesherrliche Ämter gegliedert. Während letztere nach und nach bis spätestens 1849 aufgehoben bzw. in landesherrliche Bezirksämter umgewandelt wurden, kam es bei den staatlichen Bezirksämtern und Oberämtern durch Zusammenlegung und Aufhebung im Laufe der Zeit zu einer Reduzierung ihrer Gesamtzahl. Ursprünglich waren die Bezirksämter rein staatliche Behörden und als solche in erster Linie für die allgemeine Staatsverwaltung zuständig, hatten aber auch Aufgaben der Polizei und - bis zum Aufbau einer eigenen Gerichtsorganisation im Jahr 1857 - der Justiz, insbesondere der Zivilgerichtsbarkeit, wahrzunehmen. Das 1806 unter badische Oberhoheit gekommene, fürstlich fürstenbergische, also standesherrliche Oberamt Wolfach gehörte zunächst zur Provinz des Oberrheins oder der badischen Landgrafschaft mit Verwaltungssitz in Meersburg. Die 1809 eingerichteten Bezirksämter wurden zehn Kreisen zugeteilt, als deren Exekutivorgan die Kreisdirektorien fungierten. Das standesherrliche Amt Wolfach wurde nun dem Kinzigkreis mit Direktoriumssitz in Offenburg zugeschlagen, wechselte aber bereits im Jahr 1810 zum Donaukreis, dessen Direktorium seinen Sitz in Villingen hatte. Bei der Auflösung des Donaukreises schon im Jahr 1819 fielen dessen Amtsbezirke, also auch Wolfach, an den Seekreis mit Direktoriumssitz in Konstanz. Die neuerliche Organisationsreform des Jahres 1832 ersetzte die mittlerweile verbliebenen sechs Kreisdirektorien durch die Kreisregierungen von vier Kreisen - Seekreis, Oberrheinkreis, Mittelrheinkreis, Unterrheinkreis - und unterstellte den Amtsbezirk Wolfach dem Mittelrheinkreis mit Sitz in Rastatt, ab 1847 in Karlsruhe. Mit dem Gesetz, die Organisation der innern Verwaltung betreffend vom 5. Oktober 1863, wirksam zum 1. Oktober 1864, wurden diese vier Kreise aufgelöst, die Kreisregierungen als Mittelinstanzen der staatlichen Verwaltung ersatzlos abgeschafft und die Bezirksämter unmittelbar dem Innenministerium unterstellt, wobei die Zahl der Ämter auf 59, ab 1872 auf 52 (ab 1898 wieder 53) reduziert wurde. Zugleich wurde das Großherzogtum, unter Beibehaltung der Bezirksämter als staatliche Verwaltungsbehörden, im Jahr 1864 in elf Kreisverbände als kommunale Selbstverwaltungskörperschaften ohne staatliche Aufgaben eingeteilt. Der Amtsbezirk Wolfach bildete zusammen mit den Sprengeln der Bezirksämter Gengenbach, Kehl, Lahr, Oberkirch und Offenburg den Kreis Offenburg. Zur Handhabung der staatlichen Verwaltungsaufsicht wurden die Bezirksämter und Kreisverbände in den vier neu gebildeten Landeskommissärbezirken Konstanz, Freiburg, Karlsruhe und Mannheim zusammengefasst. An deren Spitze stand je ein Landeskommissär mit Sitz und Stimme im großherzoglichen Ministerium des Innern. Das Bezirksamt Wolfach wurde dem Landeskommissärbezirk Freiburg zugeteilt. 1924 wurde die Zahl der Bezirksämter erneut reduziert und zwar von 53 auf 40. Der leitende Beamte des Bezirksamts erhielt die Bezeichnung Landrat. Der Kreis Offenburg im Landeskommissärbezirk Freiburg umfasste nun, nach der Auflösung des Amtsbezirks Gengenbach im Jahr 1872, die Sprengel der Bezirksämter Kehl, Lahr, Oberkirch, Offenburg und Wolfach. Eine nochmalige Verringerung, und zwar von 40 auf 27, erfuhr die Zahl der Bezirksämter 1936/1938. Außerdem wurden die 1864 etablierten Kreisverbände aufgehoben, und die bisherigen Amtsbezirke erhielten ab dem 1. Januar 1939 die Bezeichnung Landkreise. Hatte der Landeskommissärbezirk Freiburg zuvor einschließlich Wolfach 13 Bezirksämter umfasst, so vereinigte er nach dieser Umstrukturierung neben dem Stadtkreis Freiburg nur noch neun Landkreise, darunter den Landkreis Wolfach. Die Landkreisverwaltungen wurden damit zu einer Mischkonstruktion von staatlicher Verwaltung und kommunaler Selbstverwaltung. Deren formell aufrecht erhaltenen Selbstverwaltungskompetenzen standen in der NS-Diktatur aber nur noch auf dem Papier, da die Beschluss- und Entscheidungszuständigkeiten von der Kreisversammlung auf den vom Ministerium des Innern ernannten Kreisvorsitzenden übergingen, dem drei bis sechs Kreisräte lediglich beratend zur Seite standen. Bei der Neuordnung der Verwaltung nach dem Kriegsende 1945 ging die Rechtsaufsicht über die Landkreise, die weiterhin staatliche Aufgaben wahrnahmen, nun aber wirklich auch zu kommunalen Selbstverwaltungskörperschaften mit demokratischer Legitimation wurden, von den Landeskommissären zunächst an das (süd-)badische Innenministerium über. Nach der Bildung des Bundeslandes Baden-Württemberg trat an dessen Stelle das Regierungspräsidium Südbaden als Mittelinstanz für den Regierungsbezirk Südbaden. Die zum 1.Januar 1973 in Kraft getretene Kreisgebietsreform in Baden-Württemberg brachte das Ende des Landkreises Wolfach, der mit den Landkreisen Kehl, Lahr und Offenburg und den südlichen Gemeinden des Landkreises Bühl zum modernen Ortenaukreis vereinigt wurde. Der Sprengel des Bezirksamtes bzw. Landratsamtes Wolfach erfuhr in den rund 160 Jahren seines Bestehens wiederholt Veränderungen, die hier nicht im Detail dargelegt werden können. 1857 wurde das ebenfalls ehemals fürstenbergische Amt und dann badische Bezirksamt Haslach aufgelöst und dessen Gemeinden dem Amtsbezirk Wolfach zugeteilt, außerdem kamen bei der Vereinigung des Amtsbezirks Hornberg mit dem Amtsbezirk Triberg 1857 die Gemeinde Kirnbach und 1864 Gutach zum Bezirksamt Wolfach. Die Verwaltungsreform von 1924 brachte Hornberg mit Niederwasser und Reichenbach zum Landkreis Wolfach, 1936 kamen vom Landkreis Offenburg Zell am Harmersbach, Ober- und Unterharmersbach und 1939 Biberach - ebenfalls vom Landkreis Offenburg - und Prinzbach vom Landkreis Lahr hinzu. Letzteres wurde 1945 wieder dem Landkreis Lahr zugeschlagen. Vor der Durchführung der baden-württembergischen Gemeindereform in den Jahren 1968 ff. umfasste der Landkreis Wolfach die folgenden Städte und Gemeinden: Bad Rippoldsau, Biberach, Bollenbach, Einbach, Fischerbach, Gutach (Schwarzwaldbahn), Haslach im Kinzigtal, Hausach, Hofstetten, Hornberg, Kaltbrunn, Kinzigtal, Kirnbach, Lehengericht, Mühlenbach, Niederwasser, Nordrach, Oberentersbach, Oberharmersbach, Oberwolfach, Reichenbach, Schapbach, Schenkenzell, Schiltach, Steinach, Unterentersbach, Unterharmersbach, Welschensteinach, Wolfach, Zell am Harmersbach.
Bestandsgeschichte: Vor Beginn der Verzeichnungsarbeiten verteilten sich die Akten des Bezirksamtes/Landratsamtes Wolfach auf folgende Bestände: a) B 751/1; B 751/2; B 751/3; B 751/4; B 751/5; B 751/6; B 751/7; B 751/8; B 751/9; B 751/10; B 751/12; B 751/13; B 815/1 b) G 30/1; G 30/2 Als Ausgangsbestand für die Verzeichnung der Akten des Bezirksamts /Landratsamts Wolfach wurde der unter a) aufgeführte Bestand B 751/4 gewählt, in den die übrigen unter a) genannten Bestände integriert wurden. Fremdprovenienzen in allen diesen Beständen wurden entnommen und entweder provenienzgerecht anderen Beständen des Staatsarchivs Freiburg zugewiesen oder, im Fall des Bestandes B 751/11, bestehend aus 1 Aktenheft mit der Provenienz Regierung des Mittelrheinkreises, zuständigkeitshalber an das Generallandesarchiv Karlsruhe abgegeben. In einem zweiten Schritt wurden die unter b) genannten Bestände in den Bestand B 751/4 überführt, soweit die Laufzeit der Akten das Jahr 1952 nicht überschritt. In begründeten Ausnahmefällen, etwa wenn sich der Anteil des nach 1952 entstandenen Schriftguts in einer Akte auf wenige Schriftstücke beschränkte, fanden auch Akten mit einer Laufzeit über 1952 hinaus Eingang in B 751/4. Einige Orte, wie z.B. Biberach und Oberharmersbach, wechselten mehrfach ihre Zugehörigkeit zum Amtsbezirk bzw. Landkreis zwischen Wolfach und Offenburg, wodurch einzelne Akten des Bestandes B 751/4 Landratsamt Wolfach nicht dieses als Endprovenienz aufweisen. Hinweise für die Benutzung: - Konkordanzen im Papierfindbuch weisen alle Vorsignaturen der einzelnen Akten aus. Unter Vorsignatur 1 findet sich dabei jeweils die zuletzt im Staatsarchiv Freiburg verwendete Signatur vor der Neuverzeichnung und unter Vorsignatur 2 die vorletzte Signatur im Staatsarchiv Freiburg oder die ehemals im Generallandesarchiv Karlsruhe verwendete Signatur. Der vorliegende Bestand wurde von Corinna Giesin, Edgar Hellwig, Annika Scheumann und Bernhard Schühly verzeichnet. Die Planung, Organisation und Koordination der Arbeiten oblag Dr. Christof Strauß, Schlusskorrektur und Endredaktion des Findmittels besorgte der Unterzeichnete. Der Bestand B 751/4 umfasst nunmehr 3375 Faszikel und misst 21,00 lfd. m. Freiburg, Oktobert 2011 Edgar Hellwig
- Reference number of holding
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg, B 751/4
- Extent
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Nr. 1-3375
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg (Archivtektonik) >> Baden 1806-1945: Untere Behörden, untere Sonderbehörden >> Geschäftsbereich Ministerium des Innern >> Bezirksämter, Landratsämter
- Indexbegriff subject
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Landratsamt Wolfach
- Indexentry place
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Wolfach OG; Landratsamt
- Date of creation of holding
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(1574, 1624, 1654, 1679 - 1704, 1732 - 1805) 1806 - 1952 (1953 -)
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rights
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Last update
-
24.04.2024, 2:36 PM CEST
Data provider
Landesarchiv Baden-Württemberg. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- (1574, 1624, 1654, 1679 - 1704, 1732 - 1805) 1806 - 1952 (1953 -)