- Standort
-
Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar#Kunst und Wissenschaft - Hofwesen
- Umfang
-
16
- Anmerkungen
-
Weimarer Zeitung, Nr. 252, 27.10.1858, S. 1006f.: „Dem Dichter, dem hier sein ‚Bernhard von Weimar‘ viele Freunde gemacht hat, kam günstige Erwartung entgegen, das Haus war voll, der Antheil reg und dauernd, der Beifall unzweideutig. Nach den ersten Akten und am Schluß wurde der Dichter gerufen. […] Wir erkennen das Verständniß an, mit welchem verschiedene Rollen […] im Sinne der Dichtung aufgeführt wurden. Auch war Frau Hettsedt mit Erfolg bemüht, dem feurigen und schwärmerischen Charakter ihrer Rolle gerecht zu werden. Die ganze Vorstellung fiel aber zu oft in wildes Gelärm und Gepolter. Dieser Uebelstand ging vornämlich von der falschen Auffassung der Hauptrolle aus. Von Anfang an ward Florian nicht als ein an sich arbeitender, männlicher Charakter vorgestellt, sondern als ein unbändiger Mensch. Gleich bei seinem ersten Auftritt, bei Wiedersehen der ehemaligen Geliebten wurden die Vorwürfe, zu welchen es zwischen beiden kommt, von Herrn Grans in einer Weise geschrieen, wie es im Hause des Gemahls, der jeden Augenblick eintreten kann, gegenüber einer Frau, kein einigermaßen anständiger Mensch, geschweige ein so ernster, wie Florian, sich erlauben wird. Der Monolog darauf war ebenfalls ein tobender Paroxismus. Nachher, als Florian dem Uebermuth Helfensteins entgegentritt, wo auszudrücken war, daß ihm das Unrecht diese thätige Einmischung abdringt, ohne daß er dabei die feste Ruhe verlöre, lärmte Hr. Grans wieder so heftig, daß er statt seiner Rolle einen händelsüchtigen Zornbold gab. Und im nächstfolgenden Gespräch mit Anna, in welchem Florians Theilnehmung und Schutzerbieten verbunden ist mit der Zurückhaltung eines concentrirten Unmuths und Mißtrauens, ließ Hr. Grans im Gegentheil durch die fortwährende überlaute Leidenschaftlichkeit des Tons eine ebenso entfesselte Aufregung in ihm, wie in der empörten Anna, voraussetzen. So wenig dieses Spiel den Stufengang zu erkennen gab, in welchem der Held bei Bedacht und bei Gefühl von der Folgenschwere seines Entschlusses allmählig zu demselben getrieben wird, so wenig war nach dem Durchbruche die Veränderung seiner Zustände charakterisirt. […] überall bei Hrn. Grans nur Aufwallung und flackernde Hitze, ein immerwährendes Anlaufen zum lauten und lautesten Schreien, dessen Fortissime statt aller Charakter-Nüancen diente. […] Die Bauern durften sich natürlich nicht mäßiger und zärtlicher gebehrden als der edle Held; ja, wo einmal bei ihnen ein weicherer Ton anklingen sollte, da sorgte der Regisseur, daß die vom Helden angegebene Stimmung nicht sinke, und ließ während der Rede einige derbe Flintenschüsse knallen, von welcher Dichter und Stück nichts gewußt hatten. Ebenso setzte Grumbach voraus, er dürfe nicht leiser auftreten als sein Gegner, und schrie nun auch Rapport. […] So verwandelte sich die tragische Bühne in einen Wettkampf des animalischen Lungenaufwandes.“
- Urheber
- Erschienen
-
1858-10-24
- Weitere Objektseiten
- URN
-
urn:nbn:de:urmel-9bd83e2a-553b-4c29-b42e-77db95d9e13a3-00036629-17
- Letzte Aktualisierung
-
21.04.2023, 10:52 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Theaterzettel ; Text
Beteiligte
Entstanden
- 1858-10-24