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Die Versuchung Christi

In karger Landschaft stehen zwei Gestalten: Links Christus, auf einen Fels gestützt, den Körper aus dem Bild gewandt, den Blick über die Schulter nach rechts auf den geduckt herantretenden, bärtigen Greis gerichtet und die geöffnete Hand abwehrend gegen ihn erhoben. Dieser Alte, der seinerseits Christus fixiert, trägt eine bodenlange Mönchkutte, unter dessen Saum sein Fuß in Form einer Vogelklaue hervorlugt. Ein nach hinten ausschwingender Überwurf endet in Körper und Kopf einer Schlange. Die spitze Kappe, die er trägt, erinnert an eine phrygische Mütze denken, an die Kopfbedeckung aus einem fernen und heidnischen Land, meint aber wohl die zur Kutte gehörige Kapuze. - Das reicht aus, den Alten zu identifizieren: Es ist der Teufel. Das von Lucas van Leyden geschilderte Geschehen beruht auf der Erzählung bei Mt. 4, 1-3, und zeigt die erste von drei Versuchungen Jesu in der Wüste: „Und der Versucher trat zu ihm und sprach: ‚Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden’“. Genau dieser Moment ist gezeigt. In seiner Rechten hält der Teufel einen Stein, auf den er mit dem linken Zeigefinger deutet. Sein Gegenüber lehnt dieses Ansinnen nicht nur durch seine Geste, sondern auch mit den Worten ab: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“. Fern im Hintergrund winzig klein sind die beiden weiteren Versuchungen laut Mt. dargestellt. - Die Interaktion der Figuren findet durch Blick und Gegenblick, gestische Aufforderung und deren gestische Abwehr, Rede und Gegenrede statt. Auch formal sind die beiden als Gegenspieler charakterisiert: als groß und klein, durch Licht und Schatten auf den Gesichtern, durch Menschenfuß und Teufelskralle. - Üblicherweise wurde der Teufel wie etwa auf dem themengleichen Kupferstich des oberrheinischen Meisters LCz als Monster wiedergegeben, und zwar zusammengesetzt aus diversen tierischen Körperteilen. Hiervon ist bei Lucas van Leyden die Vogelklaue geblieben, auch die Schlange als Erinnerung an die im Sündenfall von Adam und Eva vollzogene erste Versuchung der Menschheit. -
Fiorillo beschreibt die Serie wie folgt: - Le Metamorfosi d'Ovidio Lib. I.II.III. - Lib. I. contiene XX fog. HGoltzius inven A. 1589 - Lib. II contiene XX fog. HG. ex. A. 1590 - Lib. III contiene XII. fog. HG. inv - Robertas de Baudous exc. A. 1615. - Sei fog. delle su accenate Metamorf. ciove - Lib. I. II. 6, 13. 15. - Lib.III. 6. 8. 11

Urheber*in: Leyden, Lucas van / Fotograf*in: Katharina Anna Haase / Rechtewahrnehmung: Georg-August-Universität Göttingen, Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität

Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International

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Alternativer Titel
The Temptation of Christ
Standort
Georg-August-Universität Göttingen / Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität, Göttingen
Inventarnummer
D 4550
Maße
Höhe: 177 mm (Blattmaß)
Breite: 136 mm (Blattmaß)
Material/Technik
Papier; Kupferstich
Inschrift/Beschriftung
Marke: Göttinger Bibliotheksstempel
Aufschrift: L (Monogramm des Künstlers)

Klassifikation
Zeichnung/Grafik (Hessische Systematik)
Kupferstich (Oberbegriffsdatei)
Bezug (was)
Wüste
Stein
Mischwesen
Versuchung
die Geschichte von der Versuchung Christi in der Wüste (Matthäus 4:1-11; Markus 1:12-13; Lukas 4:1-13)
Christus (manchmal von Schutzengeln begleitet) wird vom Teufel, der meistens in menschlicher Gestalt erscheint, versucht
befiehl, daß diese Steine Brot werden! (Versuchung Christi)

Ereignis
Entstehung
(wann)
1518
Ereignis
Herstellung
(wer)

Förderung
Die Digitalisierung wurde gefördert durch die Deutsche Digitale Bibliothek aus Mitteln des Programms „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Letzte Aktualisierung
24.04.2025, 12:58 MESZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Grafik

Beteiligte

Entstanden

  • 1518

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