Bestand

Nachlass Schill, Lambert (Bestand)

Überlieferungsgeschichte

Geb. 7. Juli 1888 in Merzhausen, gest. 13. Dezember 1976 ebd. Landwirt in Merzhausen bei Freiburg. 1912 Bezirksvorstand des Badischen Bauernvereins, 1921-1925 und 1929-1933 Mitglied des Badischen Landtags (Zentrum), 1922 Vizepräsident des Badischen Bauernvereins und der Landwirtschaftskammer, 1929-1933 Präsident des Bauernvereins, 1946 Mitglied der Beratenden Landesversammlung des Landes (Süd-)Baden in Freiburg (BCSV/CDU), 1946-1964 Präsident des Badischen landwirtschaftlichen Hauptverbandes (1964 Ehrenpräsident), 1947-1948 Minister der Landwirtschaft und Ernährung in Freiburg, 1949-1956 Mitglied des Deutschen Bundestags, 1956-1964 Präsident des Badischen Raiffeisenverbandes (1964 Ehrenpräsident).

Inhalt und Bewertung

Persönliche Unterlagen; Fotos; Glückwunschschreiben (1957-1972); Beiträge in der Badischen Bauernzeitung (1958-1959)

Biographie: Lambert Schill wurde am 7. Juli 1888 in Merzhausen bei Freiburg im Breisgau als Sohn des Bauers und Merzhauser Bürgermeisters Joseph Schill und seiner Ehefrau Agathe geboren. 1910 heiratete er Josephine Kälber, mit der er 14 Kinder hatte. Drei der Söhne fielen im 2. Weltkrieg, einer kehrte nur schwer versehrt zurück. 1903 bis 1905 besuchte er in den Winterhalbjahren die Landwirtschaftsschule in Freiburg, bereits 1912 wurde Lambert Schill Bezirksvorstand des Badischen Bauernvereins. Am 1. Weltkrieg nahm er als Offiziersstellvertreter teil, sein Einsatz wurde mit beiden Eisernen Kreuzen und der badischen Silbernen Verdienstmedaille gewürdigt. 1920 übernahm Schill den elterlichen, 10 ha großen landwirtschaftlichen Betrieb. Zwischen 1921 und 1925 sowie 1929 und 1933 war er als Mitglied der Zentrumspartei auch Mitglied des badischen Landtags, zuvor bereits Mitglied der verfassungsgebenden Landesversammlung. 1922 wurde er Vizepräsident des Badischen Bauernvereins, zwischen 1929 und 1933 dessen Präsident. Schill war ferner Mitglied der deutsch-französischen Wirtschaftskommission und bei den Aussprachen der so genannten Grünen Front mit Reichskanzler Heinrich Brüning fungierte er als Vertreter der südwestdeutschen Kleinbauern. Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden der Bauernverein, der Landbund sowie die Landwirtschaftskammer zwangsweise in den Reichsnährstand eingegliedert, so dass Schill mit der Abwicklung der christlichen deutschen Bauernvereine beschäftigt war. Im Herbst 1933 musste er die Wahl zum Bürgermeister in Merzhausen auf politischen Druck hin ablehnen und im Zuge des Attentats vom 20. Juli 1944 befand er sich mehrere Wochen in Haft. 1945/46 wirkte Schill an entscheidender Stelle bei der Gründung des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes mit, der eine freie, überparteiliche und überkonfessionelle Vertretung für Forst-, Landwirte und Weinbauern sein sollte, und wurde auch dessen erster Präsident. Ab 1947 war er Minister für Landwirtschaft und Ernährung, trat aber aufgrund von Differenzen mit Staatspräsident Leo Wohleb im Bereich der Agrarbodenreform, bei der Schill eine gesetzliche Regelung im Sinn der badischen Kleinbauern und der kleinen waldarmen Gemeinden erreichen wollte, am 27. Januar 1948 zurück, führte die Geschäfte jedoch noch bis zur Einführung seines Nachfolgers Mitte Juli weiter. Von 1949 bis 1956 saß Lambert Schill für die CDU/CSU im Bundestag, wobei er maßgeblich an den landwirtschaftlichen Marktgesetzen, dem Landwirtschaftsgesetz sowie dem Grünen Plan mitarbeitete. Dabei ging es ihm vor allem auch darum, auf die standörtliche und strukturelle Schwäche der südwestdeutschen Landwirtschaft hinzuweisen und die Situation der Bauern zu verbessern. So wirkte er an der Bildung der badischen Bauernkrankenkasse und am Ausbau der land- und forstwirtschaftlichen Unfallversicherung mit. Wichtig waren ihm auch die guten Beziehungen in die angrenzenden Nachbarländer, so war er lange Zeit auch Präsident des badisch-elsässischen Landwirtschaftskomitees. Daneben war er auch publizistisch mit Artikeln in den Bauernzeitungen aktiv. Schill wurde zum Ehrensenator der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim ernannt und erhielt das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern, ebenso den Orden "Commandeur des Mérites Agricoles" Frankreichs und die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Zu seinem Gedenken verleiht der BLHV seit 1991 die Lambert-Schill-Medaille. Lambert Schill starb am 13. Dezember 1976 in Merzhausen.

Überlieferungsgeschichte und Erschließung: Das Staatsarchiv Freiburg bemühte sich nach dem Tod Lambert Schills im Jahr 1976 intensiv um dessen Nachlass, der allerdings erst im Jahr 1980 dorthin gelangte. Er wurde im Juli 2011 im Rahmen eines Projekts der Stiftung Kulturgut von Stefanie Albus-Kötz konservatorisch bearbeitet, verpackt, strukturiert und erschlossen. Bemerkenswert ist darin v.a. die große Anzahl von Fotos, die allerdings nicht alle identifiziert werden konnten. Für Mitteilungen zur Identifikation weiterer Personen wäre das Staatsarchiv Freiburg deswegen sehr dankbar. Die im Bestand enthaltenen Fotos unterliegen noch den Einschränkungen des Urheberrechts. Der Bestand umfasst nun 35 Archivalieneinheiten in 0,2 lfd. m und ist unter der Signatur T 1 (Zugang 1980/0068) Nr. ... nach der Maßgabe des Archivgesetzes des Landes Baden-Württemberg und der Archivbenutzungsordnung einsehbar. Freiburg im Juli 2011 Dr. des. Stefanie Albus-Kötz

Sachverwandtes und Literatur: Clemens Seiterich, Lambert Schill, in: Bernd Ottnad (Hg.), Baden-Württembergische Biographien, Bd. 1, Stuttgart 1994, S. 318-320.

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg, T 1 (Zugang 1980/0068)
Umfang
1-35

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg (Archivtektonik) >> Nachlässe und Familienarchive >> Nachlässe und Vorlässe

Indexbegriff Sache
Badischer Bauernverein; Schill, Lambert
Badischer Landwirtschaftlicher Hauptverband; Schill, Lambert
Badischer Raiffeisenverband; Schill, Lambert
BCSV; Schill, Lambert
CDU; Schill, Lambert
Fotografien; Schill, Lambert (Nachlass)
Zentrum (Partei); Schill, Lambert
Indexbegriff Person

Bestandslaufzeit
1947-1976

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
24.04.2024, 14:36 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1947-1976

Ähnliche Objekte (12)