Archivbestand

Land- und Flurkarten betreffend Neuwürttemberg (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Karten zumeist neuwürttembergischer Provenienz (bis 1968 unter der Signatur J 35). Aus Anlass der Neuverzeichnung wurden zahlreiche Karten aus dem aufzulösenden Bestand H 59 zugewiesen.
Inhalt und Bewertung
Von dem im Bestand vereinigten Karten seien besonders erwähnt die Karte des ulmischen Teils der Herrschaft Helfenstein von Wolfgang Bachmayer aus dem Jahr 1651, eine Karte unbekannten Verfassers der unteren Herrschaft Argen (Ende 17. Jh.), das Elchinger Flurkartenwerk über die Klosterorte Tomerdingen, Dornstadt und Westerstetten (1697). Unter den Karten des 18. Jahrhunderts findet sich eine Darstellung der Herrschaft Warthausen. Dem selben Zeitraum sowie dem frühen 19. Jahrhundert entstammen die weiteren vorhandenen Ortspläne und Gemarkungskarten.
Gliederung:
I. Deutscher Orden: 1. Deutschordensregierung Mergentheim, 2. Deutschordensamt Heuchlingen, 3. Deutschordensamt Kirchhausen, 4. Deutschordensamt Nitzenhausen,
5. Deutschordensamt Wachbach; II. Vorderösterreich: 1. Oberamt Altdorf (Landvogtei Schwaben), 2. Oberamt Günzburg (Markgrafschaft Burgau), 3. Oberamt Rottenburg (Grafschaft Hohenberg), 4. Oberamt Stockach (Landgrafschaft Nellenburg), 5. Oberamt Tettnang (Grafschaft Tettnang); III. Herrschaft Wiesensteig; IV. Land- und Flurkarten betreffend sonstige Territorien bzw. Herrschaften in Nordwürttemberg: a) Stift Comburg, b) Oberamt Crailsheim der Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach, c) Kanzlei des Ritterschaftlichen Kantons am Kocher in Esslingen, d) St.-Kartharinen-Spital in Esslingen, e) Reichssstadt Hall, f) Rittergut Hausen, g) Grafschaft Helfenstein, h) Ulmer Anteil an der Herrschaft Helfenstein, i) Herrschaft Hochberg der Freiherren von Gemmingen, j) Oberamt Krautheim des Kurfürstentums Mainz, k) Amt Michelbach an der Bilz der Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Virneburg, l) Evangelisches Stift Oberstenfeld, m) Vogtei Öffingen des Domkapitels Augsburg, n) Zisterzienserkloster Schöntal, o) Herrschaft Stettenfels der Grafen von Fugger, p) Fürsten von Thurn und Taxis, q) Spital in Weil der Stadt; IV. 2 Land- und Flurkarten betreffend sonstige Territorien bzw. Herrschaften in Südwürttemberg: a) Herrschaft Argen der Grafen von Montfort, b) Augustinerchorherrenstift Beuron, c) Herrschaft Brandenburg-Dietenheim der Grafen von Fugger, d) Reichsstadt Buchhorn, e) Benediktinerkloster Elchingen, f) Herrschaft Erbach der Freiherren von Ulm, g) Herrschaft Gundelfingen der Fürsten von Fürstenberg, h) Grafschaft Heiligenberg der Fürsten von Fürstenberg, i) Herrschaft Horn der Freiherren Schenk von Stauffenberg, j) Grafschaft Königsegg-Aulendorf, k) Grafschaft Montfort, l) Pfarrei Öpfingen, m) Augustinerchorherrensitft St. Michael zu den Wengen in Ulm, n) Reichsstadt Ulm, o) Grafschaft Waldsee der Grafen von Wolfegg-Waldsee, p) Sankt-Sebastiansbruderschaft in Waldsee, q) Herrschaft Warthausen der Grafen von Stadion, r) Herrschaft Weitenburg; V. Straßenkarten betreffend mehrere Herrschaften und Territorien in Süddeutschland; VI. Karten neuwürttembergischer Provenienz betreffend Besitzungen außerhalb Württembergs; Anhang: in andere Bestände umgeordnete, früher im Bestand N 11 verwahrte, Karten betreffend Besitzungen des Benediktinerklosters Weingarten und betreffend Orte des Königreichs Württemberg; Nachtrag: Karten betreffend Besitzungen des Klosters Kirchberg und der Grafen von Königsegg-Aulendorf, sowie eine Karte von Hirrlingen

Der Bestand N 11 umfasst handgezeichnete Land- und Flurkarten betreffend Neuwürttemberg, also der Herrschaften, die als Folge der Säkularisation, Mediatisierung und des Pressburger Friedens in den Jahren 1802-1810 zu Württemberg kamen. Daneben finden sich im Bestand N 11, der bis 1968 unter der Signatur J 35 geführt wurde, auch drei Karten betreffend Gebiete außerhalb Württembergs (Nr. 89, 101, 102) und eine Karte aus dem Jahre 1817, welche die Besitzverhältnisse aus der Zeit vor 1806 zeigt (Nr. 39).

I. Zur Geschichte des Bestandes: Für die Zugänge an handschriftlichen Karten während des 19. und frühen 20. Jahrhunderts bestand im Staatsarchiv ein allgemeines Kartenselekt, das Karten alt- und neuwürttembergischer Provenienzen enthielt. Seit Erscheinen der Gesamtübersicht der Bestände des Hauptstaatsarchivs im Jahre 1937 führte das Selekt die Signatur H 59. Entscheidenden Einfluss auf die weitere Ausbildung und gegenseitige Abgrenzung der heutigen N-Bestände nahm Karl Otto Müller mit der Bildung von Kartenbeständen nach dem Territorialbetreffen: Ausgehend von der Trennung in Bestände für Forstkarten sowie Land- und Flurkarten bildete er die Kartenbestände Forstkarten betreffend Altwürttemberg (A 60, heute N 3) und Land- und Flurkarten betreffend Altwürttemberg (A 61b, heute N 1). Analog dazu schuf Karl Otto Müller erst nach Erscheinen der Gesamtübersicht entsprechende Bestände für Karten neuwürttembergischer Provenienz. Allerdings gab er ihnen nicht, wie zu erwarten, B-, sondern J-Signaturen. Es waren dies: Forstkarten betreffend Neuwürttemberg (J 34, jetzt N 13) und Land- und Flurkarten betreffend Neuwürttemberg (J 35, jetzt N 11). Im Zuge dieser Beständebildung ordnete Karl Otto Müller die Land- und Flurkarten neuwürttembergischer Provenienzen aus dem Kartenselekt H 59 in den neu geschaffenen Bestand J 35 um. Für das umfangreiche Kartenmaterial der oberschwäbischen Klöster wurden innerhalb des Bestandes J 35 Sonderreihen angelegt. Bei der Neuformierung der Kartenbestände im Jahre 1968 löste man diese Sonderreihen aus dem Bestand heraus und erteilte ihnen in der neu errichteten N-Beständeserie für Karten und Pläne jeweils eigenen Bestandssignaturen: Karten des Benediktinerklosters Ochsenhausen (N 26), Karten des Prämonstratenserklosters Schussenried (N 30), Karten des Benediktinerkloster Weingarten (N 34) und Karten des Prämonstratenserklosters Weißenau (N 36). Der verbleibende Bestand, der noch 28 Land- und Flurkarten betreffen verschiedene Herrschaften Neuwürttembergs (u.a. Helfenstein, Montfort-Tettnang, Warthausen) umfasste, erhielt die Bestandssignatur N 11. In der Folge wurden vereinzelt auch Karten aus B-Beständen zu N 11 eingeordnet. Umfangreichen Zuwachs bekam der Bestand durch Land- und Flurkarten aus dem früheren Bestand N 70 (Forstkarten), die bei der Verzeichnung von N 70 ausgegliedert worden waren. Die Karten waren als Tel einer Ablieferung der Württembergischen Forstdirektion im Jahre 1935 ins Hauptstaatsarchiv eingekommen. Außerdem wurden Land- und Flurkarten aus dem Kartenselekt H 59, die bei der Bildung des Bestands J 35 durch Karl Otto Müller nicht umgeordnet worden waren, dem Bestand N 111 zugewiesen. Schließlich fanden 15 Flurkarten betreffend die Herrschaft Wiesensteig, die vom Landesdenkmalamt im Juli 1994 dem Hauptstaatsarchiv Übergeben wurden, Aufnahme in N 11. Die Tatsache, dass alle diese Neuzugänge nicht oder - im Falle von H 59 - nur unzureichend erschlossen waren, gab den Anstoß für die Neuverzeichnung des Bestandes N 11.

II. Inhalt und Gliederung des Bestandes: Da in vielen Fällen die Provenienz der Karten nicht ermittelt werden kann, war für deren Einordnung in die jeweiligen Gruppen der territoriale Betreff maßgebend. Aus der Vielzahl der Betreffe ließen sich sechs Hauptgruppen bilden, die als Gliederungsprinzip dem Bestand zugrundegelegt wurden: 1. Deutscher Orden 2. Vorderösterreich 3. Herrschaft Wiesensteig 4. sonstige Herrschaften in Nord- und Südwürttemberg 5. Straßenkarten betreffend mehrere Herrschaften und Territorien in Süddeutschland 6. Karten neuwürttembergischer Provenienz betreffend Besitzungen außerhalb Württembergs. Im Anhang werden die Karten aufgeführt, die aufgrund ihres Betreffs oder der Entstehungszeit in andere Bestände umgeordnet wurden. Als regionale Schwerpunkte sind erkennbar: Hohenlohe, der Raum Mergentheim, Oberschwaben, das obere Filstal im Kreis Göppingen (die frühere Grafschaft Helfenstein und Herrschaft Wiesensteig) sowie einige Orte im Raum Heilbronn (frühere Deutschordensbesitzungen und Herrschaft Stettenfels). 1.) Karten des Deutschen Ordens Die Gliederung der Hauptgruppe Deutscher Orden orientiert sich an der "Karte der Ämtergliederung des deutschen Südwestens im Jahre 1790" (Karte VI.13 des Historischen Atlas von Baden-Württemberg) sowie an der in den Oberamtsbeschreibungen (OAB) von Mergentheim und Neckarsulm angegeben Verwaltungsgliederung des Deutschen Ordens. Einzelne Karten wurden in den Untergruppen chronologisch, die Kartenserie von Ulrich Kleehardt betreffend Jurisdiktionsgrenzen des Deutschen Ordens im Raum Mergentheim (Nr. 42-72) dagegen zunächst nach Konzepten, Reinkonzepten und Ausfertigungen geordnet. Innerhalb der Entstehungsstufen werden die Karten Kleehardts nach dem Ortsalphabet aufgeführt. Die nach der Kartenserie von Kleehardt größte Gruppe bei den Karten des Deutschen Ordens stellen die 13 Flurkarten betreffend Gemarkungen und Besitzungen des Deutschen Ordens von Ignaz Keller aus Krautheim (Nr. 77, 78, 157, 160, 167-175) dar, die ebenfalls Konzepte (Brouillons) und Ausfertigungen umfassen. Kellers Ausfertigungen bestechen durch ihre sorgfältige Darstellung der Germarkunden und Kulturarten. Die Flurkarten zu Orten in den Deutschordensämtern Nitzenhausen und Wachbach stammen aus der Zeit von 1771 bis 1775; die Karten betreffend Orte in den Ämtern Heuchlingen und Kirchhausen entstanden zwischen 1780 und 1791. Keller, dessen Werk in der einschlägigen Literatur bisher noch keine Würdigung erfahren hat, arbeitete außer für den Deutschen Orden (vgl. N 13 Nr. 53) auch für das Zisterzienserkloster Schöntal (Nr. 4) und das Oberamt Krautheim des Kurfürstentums Mainz (vgl. N 13 Nr. 44-49). Von den Karten des Deutschen Ordens sind außerdem hervorzuheben: Die vermutlich um 1690 gezeichnete Karte der zwischen dem Deutschen Orden und dem Hochstift Würzburg geteilten Gemarkung Rötelsee (Nr. 31), möglicherweise ein Entwurf zu N 13 Nr. 22 Blatt 9, sowie die 1717 von Johann Matthäus Becker angefertigte Karte über den gemeinschaftlich vom Deutschen Orden, Würzburg und Hohenlohe verwalteten Ort Obersteinach (Nr. 158) (vgl. Hermann Grees: Dorfgemarkung Obersteinach, 1717, von J.M. Becker, Beiwort I,7 des Historischen Atlas von Baden-Württemberg, Stuttgart 1979). Während erstere wenig differenziert und grobflächig ausgeführt ist, zeigt letztere in detaillierten, auf genauer Vermessung basierender, fortschrittlicher Ausführung die Gemarkung. Wie viele geistliche Herrschaften war auch der Deutsche Orden im 18. Jahrhundert um eine Vermessung und kartographische Aufnahme seiner Besitzungen bemüht. Die meisten der o.g. Karten und der Fortkarten des Deutschen Ordens im Bestand N 13 sind im Kontext dieser Intention zu sehen. 2.) Karten betreffend Vorderösterreich Die Unterteilung der Hauptgruppe Vorderösterreich basiert auf dem Schema der Behörden in Vorderösterreich für die Zeit um 1785 nach Eugen Stemmler und Franz Quarthal, das in der Ubersicht über die B-Bestände des Hauptstaatsarchivs abgedruckt ist. Beachtung verdienen die Karte des Amtsbezirkes Langnau (Nr. 159) aus dem Jahre 1794 von Pflaumb, einem ehemaligen Laienbruder der 1786 aufgelösten Paulinerklosters Langnau (vgl. OAB Tettnang, Stuttgart 1915, S. 807f.), sowie vier Karten über einzelnen Abschnitte des Flusses Argen von Pflaumb, Schmid und Drischütz (Nr. 80, 81, 103 und 104) aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 3) Karten der Herrschaft Wiesensteig Mit 65 Karten bilden die Land- und Flurkarten der Herrschaft Wiesensteig die umfangreichste Hauptgruppe des Bestandes N 11. Am Beginn der Hauptgruppe stehen fünf Karten des Feldmessers Johann Lorenz Schrotz über Gemarkungen, Hofgüter und Forstgrenzen in der Herrschaft Wiesensteig (Nr. 186-190) aus der Zeit zwischen 1750 und 1760, die in ihrer Ausführung im vergleich zu anderen Flurkarten aus dieser Zeit als naiv und rückständig anzusehen sind. Nach einer Karte der Herrschaft Wiesensteig aus dem 18. Jahrhundert, die vermutlich eine Kopie der Karte N 11 Nr. 1 ist, folgen in chronologischer Reihenfolge die Kartenserien von Joseph Sammet (Nr. 108 - 116 und Nr. 178 - 185), "Ingenieur-Offizier" Hazzy (Nr. 141 - 156) und "Lieutenant des Ingenieurs Edlinger" (Nr. 117 - 140) betreffend Amtsgründe der Herrschaft Wiesensteig. Um ständige Wiederholungen bei den Titelaufnahmen für die Kartenserien zu vermeiden, wurden Beschreibungen der Gemeinsamkeiten bei der Darstellung in den Karten von Sammet, Hazzy und Edlinger jeweils den eigentlichen Titelaufnahmen vorangestellt. Die Kartenserie von Joseph Sammet gliedert sich in Ausfertigungen (Nr. 108 - 116) und Kopien der Ausfertigungen (Nr. 178 - 185). Innerhalb der Entstehungsstufen wurden die Flurkarten alphabetisch nach den Ortsnamen sortiert. Da die Kopien Sammets erst nach der endgültigen Vergabe der Signaturen im Bestand N 11 vom Landesdenkmalamt an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart abgegeben wurden, mussten diese an den Schluss des Bestandes angehängt werden, so dass die Kartenserie von Sammet im Standortverzeichnis in zwei Gruppen zerfällt. Herausragend sind aufgrund der Genauigkeit in der Darstellung die beiden Grundrisse des Schlosses Wiesensteig mit dem Schlosspark (Nr. 116 und Nr. 185). Auch die Kartenserien von Hazzy betreffend Grundstücke in Deggingen und von Edlinger betreffend kurfürstliche Amtsgründe in der Herrschaft Wiesensteig sind zunächst nach Entstehungsstufen (Konzepte und Ausfertigungen) geordnet. Die Karten Edlingers werden bei den Entstehungsstufen nach der von Edlinger selbst vergebenen Nummerierung ("Plan 1 bis 9") aufgeführt. 4) Land- und Flurkarten betreffend sonstige Territorien bzw. Herrschaften in Nord- und Südwürttemberg Zur besseren Übersichtlichkeit sind die Karten in zwei Untergruppen, Herrschaften in Nordwürttemberg und Südwürttemberg, unterteilt. Grundlage für die Zuweisung der Karten ist die jeweilige aktuelle Zugehörigkeit der dargestellten Orte bzw. Gebiete zu den Regierungsbezirken Stuttgart bzw. Nordwürttemberg und Tübingen bzw. Südwürttemberg. Beide Untergruppen sind nach dem Alphabet der Herrschaften gegliedert. Innerhalb der Herrschaften erfolgt die Anordnung der Karten in chronologischer Folge. 4 a) Land- und Flurkarten betreffend sonstige Territorien bzw. Herrschaften in Nordwürttemberg Die Untergruppe enthält einige erwähnenswert Stücke: Den Auftakt bilden die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstandene Karte des von der Reichsstadt Hall versperrten Weges bei den Waldungen des Stiftes Comburg (Nr. 33), die reizvolle Ansichten von Siedlungen und szenische Darstellungen enthält. Ein schönes Beispiel für den Typus des Stadtplans in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist der im Jahre 1738 von Johann Christoph Horland angefertigte Plan der Stadt Crailsheim (vgl. Fritz Baier, Plan der Stadt Crailsheim von Johann Christoph Horland 1738, Beiwort zur Karte I,9 des Historischen Atlas von Baden-Württemberg, Stuttgart 1982) (Nr. 14) mit einer sehr sorgfältigen Wiedergabe der Gebäude und Straßen sowie einer Aufstellung der Haus- und Grundstückseigentümer an den Kartenrändern, die einen hervorragenden Einblick in die Sozialstruktur und -Topographie Crailsheims gibt. Unter den Gemarkungskarten ragen die von Ziegelbronn (Nr. 6) von dem aus Basel stammenden Daniel Meyer (vgl. Franz Gernacher, Daniel Meyer, ein unbekannter schweizerischer Kartograph und der Kataster seiner Zeit, in: Geographica Helvetia 15 (1960), S. 8-15 und ders, Der Feldmesser Daniel Meyer aus Basel und die Landrenovatur in Hall um 1700, in: Der Haalquell, 20. Jg. (1968), Nr. 13/14, S. 49-56), die Karte über das Rittergut Haus von Johann Michael Roscher (Nr. 16) und die Gemarkungskarte von Aschhausen (Nr. 4) von dem oben bereits erwähnten Ignaz Keller aufgrund der sehr genauen und sorgfältigen Darstellung der Gemarkungen und der Eintragung der Kulturarten heraus. Eine Sonderstellung unter den Gemarkungskarten nimmt die Karte der Güter des Fräuleinstiftes in Oberstenfeld (nr. 25) ein, da diese - wie aufgrund von Schrift- und Zeichnungsvergleichen mit Karten im Bestand N 5 (Karten des Corps des Guides) festgestellt werden konnten - von Mitarbeitern des Württembergischen Corps des Guides angefertigt wurde (vgl. die Vorbemerkung im Repertorium zum Bestand N 5). Die sicherlich bedeutendste Landkarte im Besand N 11 ist der "Eygentliche Abriß der Helfensteinischen Herrschaft Ulmischen theis" 8Nr. 2) aus dem Jahre 1651, die von dem Ulmer Kartographen und Pfarrer in Altheim, Wolfgang Bachmayer (vgl. Magister Wolfgang Bachmayer, in: Herbert Hummel: Erfinder und Tüftler im Alb-Donau-Kreis, Ehingen 1987, S. 14-17), entworfen und von dem Ulmer Maler Johann Stölzlin (vgl. Reinhard Wortmann, Der Stadtmaler Johann Stölzlin. Ein Beitrag zur Ulmer Malerei des 17. Jahrhunderts, in: Ulm und Oberschwaben Bd. 42/43 (1978); Thieme-Becker, Bd. 32 (1938), S. 90f.) gezeichnet wurde. An der auf Dreiecksvermessungen und -berechnungen basierenden Karte, die aufgrund ihrer Detailtreue bei der Wiedergabe der Herrschaftsgrenzen, Straßen und Wälder und des reichhaltigen und kunstvollen Bildschmucks Beachtung verdient, zeigt sich der Wandel in der Kartographie des 17. Jahrhunderts vom Landschaftsbild zur abstrakten Grundrissdarstellung. Die Karte ist bezüglich der Vermessungstechniken fortschrittlich, aber im Blick auf die bildhafte Wiedergabe des Geländes und der Siedlungen und die szenischen Darstellungen von Ereignissen aus dem Dreißigjährigen Krieg noch der bis dahin traditionellen Kartographie verbunden. Im Unterschied zu Nr. 2 liegt der Karte der Jagd- und Jurisdiktionsgrenzen der Grafschaft Helfenstein, die wohl um 1640, als nur wenige Jahre vor Nr. 2, entstanden ist, keine exakte Vermessung zugrund. Auch ist die Ausführung eher rückständig. 4 b) Land- und Flurkarten betreffend sonstige Territorien bzw. Herrschaften in Südwürttemberg Das Flurkartenwerk über die Gemeinden Dornstadt, Tomerdingen und Westerstetten (Nr. 35 und Nr. 36), Teil der 1697 fertiggestellten "Ichnographia" über die dem Kloster Elchingen gehörigen Güter von Abt Meinrad Hummel (vgl. Hanspeter Fischer, Abt Meinrad Hummels ausgezeichnete Feldmesskunst: die Westerstetter Flurkarten der Ichnographia des Klosters Elchingen, in: Beiträge zur Landeskunde 5 (1980), S. 1-10), besticht durch die Exaktheit der Aufnahmen, die Vielfalt der Einträge und die Darstellung. Die "Ichnographia", welche zur Sicherung der Flurstücksgrenzen und zur Vermeidung von Grenzstreitigkeiten angelegt wurde, ist ein frühes Beispiel fürdie Katastervermessung eines Herrschaftsgebietes am Ende des 17. Jahrhunderts. Von den Landkarten seien nur der 2Abriss der unteren Herrschaft Argen" aus dem Ende des 17. Jahrhunderts (Nr. 34) und die Karte der den Grafen von Stadion gehörigen Herrschaft Warthausen von Christian und Martin Wechsler (Nr. 17) aus der Mitte des 18. Jahrhunderts erwähnt. Aus der Gruppe der Ortspläne ragt der im Jahre 1755 von Friedrich Gradmann aus Ravensburg angefertigte "Grundriß der Stadt Buchhorn und selbiger Gegend nebst dessen zwey Staedinen" heraus (vgl. Buchhorn, Hofen und Friedrichshafen in alten Abbildungen, Friedrichshafen 1988; Heimatbuch der Stadt Friedrichshafen, 1983, S. 118).

III. Zur Verzeichnung des Bestandes: Die Verzeichnung der Einzelstücke folgt im wesentlichen den "Richtlinien zur Inventarisierung handgezeichneter Karten und Pläne", die von einem von der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg benannten Ausschuss unter Vorsitz von Professor Ruthard Ohme 1963/64 aufgestellt wurden und seitdem im Hauptstaatsarchiv Beachtung finden: Die in den Karten angegebenen Maßstäbe wurden - soweit möglich - in einen modernen Dezimalmaßstab umgerechnet. Als Grundlage hierfür dienten in der Regel die in der Aufstellung in "Die Archivpflege in den Kreisen und Gemeinden" (Veröffentlichungen der Württembergischen Archivverwaltung Heft 5) angegebenen Werte. Vereinzelt wurden die Maßstäbe jedoch mit Hilfe anderer Nachschlagwerke berechnet. Bei Karten ohne Maßstabsangaben wurde - sofern möglich - durch Vergleich mit modernen Karten ein Maßstab ermittelt. Als Grundlage hierfür diente eine Karte 1 : 200 000, sowie die im Bestand N 120 verwahrten Landkarten im Maßstab 1 : 25 000. Anders verhält es sich mit sehr großmaßstäblichen Flurkarten im Bestand N 11. Dort reichen diese Karten im Maßstab 1 : 25 000 für die Umrechnung des Maßstabes nicht aus. Da aber großmaßstäbliches Vergleichsmaterial im Hauptstaatsarchiv nicht zur Verfügung steht, musste auf die Umrechnung verzichtet werden. Die Lagerung der Karten entspricht nicht der Gliederung im Findbuch. Land- und Flurkarten betreffend Neuwürttemberg verwahrt das Hauptstaatsarchiv außerdem in den z.T. bereits erwähnte Sonderbeständen der Klöster N 26 (Karten des Benediktinerklosters Ochsenhausen), N 28 (Karten des Prämonstratenserklosters Rot), N 30 (Karten des Prämonstratenserklosters Schussenried), N 34 (Karten des Benediktinerklosters Weingarten), N 36 (Karten des Prämonstratenserklosters Weißenau) und N 40 (Karten des Benediktinerkloster Zwiefalten). Umfangreiches kartographische Material neuwürttembergischer Provenienz finde sich ferner in zahlreichen B-, C- und H- Beständen, doch ist diese bislang nicht systematischer erfasst und daher schwer benutzbar. Der Bestand umfasst 190 Nummern mit 315 Kartenblättern Stuttgart, im Februar 1995 Eberhard Merk

Bestandssignatur
Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, N 11
Umfang
197 Nummern (322 Kartenblätter)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Karten, Pläne und Zeichnungen >> Handschriftliche Karten >> Neuwürttemberg (bis 1806)
Verwandte Bestände und Literatur
Baier, Fritz: Plan der Stadt Crailsheim von Johann Christoph Horland 1738. - Stuttgart, 1982. - 27 S.
Aus: Historischer Atlas von Baden-Württemberg / Erläuterungen ; 1, 9
Grees, Hermann: Dorfgemarkung Obersteinach 1717 von Johann Matthäus Beck(er). - Stuttgart, 1979. - 27 S.
Aus: Historischer Atlas von Baden-Württemberg / Erläuterungen ; 1, 7
Fischer, Hanspeter: Abt Hummels ausgezeichnete Feldmeßkunst : die Westerstetter Flurkarten der Ichnographia des Klosters Elchingen
In: Beiträge zur Landeskunde ; (1980) 5, S. 1-10

Indexbegriff Ort
Ballmertshofen : Dischingen HDH

Bestandslaufzeit
16. Jh. - 1817

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Letzte Aktualisierung
13.11.2025, 14:39 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 16. Jh. - 1817

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