lieber willy, "ich küsse deine hand"...

Archivalie

Willi Baumeister soll Plakate zur Aufführung der Bauhaus-Bühne drucken und erhält hierfür von Schlemmer Instruktionen zur farbigen und formalen Gestaltung.
Transkription: lieber willy, "ich küsse deine hand" und ergreife sie bereitwilligst, nämlich dein liebens-lobenswertes anerbieten, die plakate in frankfurt zu drucken. es löst die situation hier mit einem schlag, weil sich niemand entschieden kann, wer druckt, wer zahlt, was kostete!- also es geht sofort ab der entwurf meiniges: grösse 84/60, hochform. (als m.w. geläufiges plakatmass). es ist gedacht: die kopfform geschnitten (wol in holz) so wollten sies hier machen, buchstaben werden auch so gemacht. nicht linoleum weil es bei grosser auflage breitgequetscht werde. diesen kopf also möglichst rot, zinnober, saturn oder so. sodann die schrift: vermutlich giebts diese nicht in der gezeich- neten grösse, zumal klein, welch letzteres ein wunsch wäre. allenfalls also diese schrift auch holz, wenn nicht lettern möglich. nur allenfalls grosse buchstaben, wenn vereinfachung. diese schrift:,,bauhaus-bühne dessau" tanz-pantomime-sketch leitung: oskar schlemmer-pressestimmen" in einem freundlichen blau (event. auch grau?) (leitung: o.s. "übrigens klein, zart, sonst schimpfen meine leute!) pressestimmen (siehe beilage). nun ist es rot und blau. der -jeweilige- aufdruck (zuerst für breslau) wäre in den verfüg- baren freien raum, besonders oben und unten rechts zu setzen, als die sein wird: stadttheater breslau ? matinee am sonntag den 24. märz vom. 12 Uhr ? karten bei.......? zum preis von .........? und könnte eine weitere farbe sein, welche? schwarz? obiger text für breslau, wie auch für frankfurt steht noch nicht fest, wird aber sofortigt mitgeteilt. inzwischen wären also die plakate in rot und blau vorzudrucken. planck wird dir sagen können, wie hoch die auflage für frankfurt sein soll. diese zahl sodann mal 3 ergäbe die gesamtauflage, von der 1/4 also für breslau bestimmt wäre. das nächste 1/4 für frank- furt, das übernächste für stuttgart, das letzte ist noch unbestimmt. noch ist die frage, ob man innerhalb eines viertels, also für eine stadt. den papierton wechselt, dass etwa ein teil weiss, ein teil cotron, einer rosa gedruckt würde. (was mir gefallen würde). ich möchte dir übrigens volle freiheit in diesen sahen einräumen, auch in sachen schrifttypen, nur passend zum ganzen. (vergiss auch nicht die firma" frankfurter sozietätsdruckerei-oder wie....!oder: kollektivarbeit von o.s. und w.b., beide vormals stutt- gart. bürde ich dir damit nicht zuviel auf? du kannst es sicher per schularbeit oder sonstwie regeln. herzlichen dank im voraus! ob wir auch noch die einladungskarten folgen lassen dürfen? dank für deine enthusiasmierten karten. ich freu mich sehr aufs wiedersehen. zu meinem brief wirst du dich noch äussern, denke ich. sag bitte planck, dass er sich beizeiten nach einem geschickten pianisten umtun möchte. unserer kann nicht. wir schicken das notenmaterial rechtzeitig. vielleicht einen vom theater. keine grossen anforderungen, nur geschickt! unsere teilnehmerzahl wird sich voraussichtlich auf 5 männliche (einschl. mir) und 2 weibliche streitkräfte belaufen. für private unterbringung sind alle sehr dankbar. herzlichst dir margrit und kind dein Oskar mit familie einschl. casca. Wenn Vereinfachung, kann auch ganze, alle Schrift in 1 Ton gedruckt werden, blau oder grau; für Breslau 250 Stück übrige (von ganzen 2000) freilassen.

Angaben zum Objekt

• Sammlung: Archiv Oskar Schlemmer
• Inventarnummer: AOS 2015/1744
• Material/Technik: Papier; maschinenschriftlich; Buntstift

Beteiligte, Orts- und Zeitangaben

• Ereignis: Herstellung
• (wer): Oskar Schlemmer (04.09.1888 - 13.04.1943) ; Willi Baumeister (22.01.1889 - 31.08.1955)
• Provenienz: Abschrift vorhanden; Ordner 1927-1933

Weitere Informationen

• Rechteinformation: Staatsgalerie Stuttgart
• Letzte Aktualisierung: 28.03.2025, 12:10 MEZ