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Monetarismus und Keynesianismus in der "Neuen Geldpolitik"

Monetarismus und Keynesianismus in der "Neuen Geldpolitik" Entgegen der verbreiteten Meinung, daß die seit Mitte der 70er Jahre mit der Bekanntgabe und Verfolgung von Geldmengenzielen eingeleitete "Neue Geldpolitik" als Durchsetzung monetaristischer Vorstellungen anzusehen sei, wird in diesem Beitrag die Auffassung vertreten, daß die neue Politik in wesentlichen Bereichen noch keynesianische Züge trägt. Der Verfasser versucht, dies über die Analyse der zugrundeliegenden geldtheoretischen und geldpolitischen Vorstellungen sowie der technischen Ausgestaltung der Geldmengensteuerung zu belegen. Im ersten Teil werden in komprimierter Form die Thesen der Monetaristen und Keynesianer zur Geld wertlehre, im zweiten Teil zu den Bestimmungsgründen des Beschäftigungsgrades dargestellt und mit der neuen Geldpolitik konfrontiert. Die keynesianischen geldwerttheoretischen Vorstellungen werden darin gesehen, daß die Notenbanken einerseits dem Ankündigungseffekt des Geldmengenzieles größere Bedeutung als dem Steuerungseffekt der Geldmengenveränderung zumessen und andererseits die Entwicklung wichtiger Einzelpreise für die Determination des Geldwertes als wichtig erachten. In wirtschaftspolitischer Hinsicht erkennt der Verfasser keynesianische Elemente darin, daß sich die Notenbanken keineswegs ausschließlich an der Entwicklung des Geldwertes orientieren, sondern sich bei ihren Entscheidungen weiterhin in das Spannungsfeld von Geldwert-, Beschäftigungs- und Wechselkursentwicklung gestellt sehen. Im dritten Teil wird für die Erörterung der technischen Ausgestaltung der Geldmengenpolitik das Beispiel der von der Bundesbank konzipierten "Zentralbankgeldmenge" gewählt. Die Tatsache, daß die "Zentralbankgeldmenge" eine verwendungsorientierte Größe ist, weist darauf hin, daß die Geldpolitik Reaktionen und Verhaltensweisen der Geschäftsbanken und der Nichtbanken berücksichtigen und gegebenenfalls kompensieren will. Damit wird deutlich, daß die Vertreter dieses Konzepts - entgegen der monetaristischen Vorstellung von der tendenziellen Stabilität des Wirtschaftsablaufs - mit einer gewissen Instabilität rechnen und die Geldpolitik als eine permanente diskretionäre Aufgabe betrachten

Language
Deutsch

Bibliographic citation
Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 17 ; Year: 1984 ; Issue: 1 ; Pages: 1-17

Classification
Wirtschaft

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Ehrlicher, Werner
Event
Veröffentlichung
(who)
Duncker & Humblot
(where)
Berlin
(when)
1984

DOI
doi:10.3790/ccm.17.1.1
Last update
10.03.2025, 11:42 AM CET

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  • 1984

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