Reliquienbehälter

Armreliquiar des Heiligen Nikolaus

Das gut 50 cm hohe Armreliquiar birgt hinter seiner mittigen Schauöffnung einen mumifizierten Finger, der dem heiligen Nikolaus zugesprochen wird. Während des Vierten Kreuzzugs kam die Reliquie in den Besitz des Halberstädter Bischofs Konrad von Krosigk, der sie nach seiner Heimkehr zunächst dem Kloster Sittichenbach vermachte. Im Jahr 1225 wurde sie dem Halberstädter Domkapitel zugesprochen. Seinem Inhalt entsprechend wurde das Reliquiar in Form eines aufgereckten Arms mit einer zum Betrachter hin geöffneten Hand gestaltet. Feine Gravuren, Filigranborten und Steinbesatz erwecken den Eindruck, die dargestellten Ärmel seien aus erlesenen Stoffen gefertigt. Hinter der mittig eingelassenen Bergkristallscheibe wird die Reliquie unverhüllt zur Schau gestellt. Die Hülse aus vergoldetem Silberblech, die den mit Draht umwickelten Ansatz des Fingers umfasst, trägt die Aufschrift „+ DIGITVS · SANCTI · NICOLAI“ (dt.: Finger des heiligen Nikolaus). Eine Öse an der Unterseite dieses Ringes spricht dafür, dass die Reliquie nach ostkirchlichem Brauch ursprünglich hängend aufbewahrt wurde; die Inschrift wurde wohl erst im Westen, im Sinne einer Authentik (Echtheitsbeweis), angebracht. Bei den beiden aufgesteckten Ringen handelt es sich vermutlich um Votivgaben an den heiligen Nikolaus.

Standort
Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Domschatz und Dom St. Stephanus und St. Sixtus zu Halberstadt
Sammlung
Schatzkunst
Inventarnummer
DS021
Maße
Objektmaß (H x B x T): 50,5 x 16 x 11 cm
Material/Technik
Kern: Speckstein oder Alabaster, Holz (?); Verblechung/Filigranbesätze/Fassungen: Silber, getrieben, graviert, vergoldet; Bodenplatte und Füße: Kupfer, getrieben, gegossen, vergoldet; Steinbesatz

Verwandtes Objekt und Literatur
Link zu Fuhrmann 2009, Die Inschriften des Doms zu Halberstadt, Katalog Nr. 20
Fuhrmann, Hans, 2009: Die Inschriften des Doms zu Halberstadt. (Die Deutschen Inschriften, hrsg. v. d. Akademien der Wissenschaften in Düsseldorf, Göttingen, Heidelberg, Leipzig, Mainz, München und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien, Bd. 75, Leipziger Reihe Bd. 3.), Wiesbaden, Katalog Nr. 20
Janke, Petra, 2006: Ein heilbringender Schatz. Die Reliquienverehrung am Halberstädter Dom im Mittelalter, Berlin, München, S. 180-182
Bednarz, Ute; Findeisen, Peter; Janke, Petra; Krause, Hans-Joachim; Pregla, Barbara, 2009: Kostbarkeiten aus dem Domschatz zu Halberstadt, Wettin-Löbejün OT Dößel, S. 116
Hrsg. von Harald Meller, Ingo Mundt, Boje E. Hans Schmuhl, 2008: Der Heilige Schatz im Dom zu Halberstadt, Regensburg: Schnell & Steiner, S. 104 f.
Toussaint, Gia, 2005: Die Sichtbarkeit des Gebeins im Reliquiar - eine Folge der Plünderung Konstantinopels?, In: Reudenbach, Bruno/Toussaint, Gia (Hg.): Reliquiare im Mittelalter, Berlin 2005, S. 89-106, hier S. 98-100
Junghans, Martina, 2002: Die Armreliquiare in Deutschland vom 11. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, Bonn, S. 135-140, Katalog Nr. 22

Bezug (was)
Reliquie
Bergkristall
Goldschmiedekunst
Finger
Reliquienverehrung
Goldschmiedearbeit
Reliquienkult
Bezug (wer)

Ereignis
Herstellung
(wo)
Halberstadt (?)
(wann)
Nach 1225
(Beschreibung)
Hergestellt

Angenommen wird eine Fertigung in Halberstadt oder der näheren Umgebung. Auch Quedlinburg kommt als Herstellungsort in Frage.

Rechteinformation
Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Domschatz und Dom St. Stephanus und St. Sixtus zu Halberstadt
Letzte Aktualisierung
17.05.2024, 11:25 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
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Objekttyp

  • Reliquienbehälter

Entstanden

  • Nach 1225

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