Bestand
Predigerseminar der EKvW (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Das Archiv des Predigerseminars der Evangelischen Kirche von Westfalen wurde in mehreren Teilen an das Landeskirchliche Archiv übergeben, dort zunächst in verschiedenen Beständen angelegt und 2019 in einem einheitlichen Bestand zusammengeführt. Es umfasst insgesamt 479 Verzeichnungseinheiten, die sich über den Zeitraum von 1892 bis 2010 erstrecken. Bei dem vorliegenden Archivbestand handelt es sich um die Überlieferung des Predigerseminars, das 1892 in Soest für die praxisbezogene Ausbildung angehender Pfarrer gegründet wurde. Als drittes Predigerseminar in Preußen wurde es im ehemaligen Soester Minoritenkloster errichtet, zunächst bis zur Gründung eines rheinischen Predigerseminars im Jahr 1929 für die rheinische und westfälische Kirchenprovinz gemeinsam (Vgl. Ulrich Rottschäfer, 100 Jahre Predigereminar in Soest (Manuskript), in: LkA EKvW13.13 Nr. 334.). Aus den Anfängen des Soester Seminars ist im Archivbestand eine Semesterchronik erhalten. Im Schatten der nationalsozialistischen Kirchenpolitik kam der Soester Seminarbetrieb zum Erliegen. Seit 1934 mussten alle Kapazitäten für DC-Schulungskurse zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig gründete die Bekennende Kirche ein Predigerseminar in Bielefeld-Sieker. Nach dessen Auflösung 1937 durch die Gestap bestand bis 1941 ein vom Evangelischen Oberkirchenrat in Dünne bei Bünde eingerichtetes Predigerseminar. Der Versuch der westfälischen DC, eine eigene Kandidatenausbildung im münsterländischen Burgsteinfurt zu betreiben, schlug schon nach wenigen Monaten fehl. Im September 1944 schließlich fiel das Soester Seminargebäude einem Bombenangriff vollständig zum Opfer (S. Anmerkung oben, S. 3). Wie die Überlieferung dokumentiert, konnte der Seminarbetrieb nach dem Zweiten Weltkrieg bereits am 1. Juli 1945 in angemieteten Räumlichkeiten der Firma Möller in Bielefeld-Brackwede („Kupferhammer“) wieder aufgenommen werden - zunächst mit Heimkehrer-Rüstzeiten, bis 1948/49 erstmals ein Kandidatenkurs zustande kam. Erster Seminardirektor wurde Pfr. Lic. Dr. Schlink, prägende Persönlichkeit war aber Ephorus Dr. Hans Thimme von 1947 bis 1957. Der eigentliche Schwerpunkt des vorliegenden Archivbestandes beginnt mit der Wiedererrichtung des Predigerseminars 1956 in Soest. Neben Wiederaufbau und Einrichtung des Predigerseminars dokumentieren die Akten die inhaltliche und praktische Begleitung der angehenden Pfarrerinnen und Pfarrer während ihrer zweiten Ausbildungsphase nach dem ersten Theologischen Examen. Bereits 1959 erfolgte die Einrichtung eines weiteren Predigerseminars in Dortmund, um eine zweisemestrige Seminarausbildung für den steigenden Pfarrernachwuchs gewährleisten zu können. Diese Zweiteilung entsprach einem der Landessynode von Ephorus Thimme vorgelegten Konzept, mit dem er ursprünglich Ostwestfalen als einen Standort für die Pfarrerausbildung hatte sichern wollen, nachdem der Pachtvertrag mit der Firma Möller in Brackwede ausgelaufen war. Darin sah er Ostwestfalen in unmittelbarer Nähe zur Kirchenleitung für einen homiletischen Schwerpunkt und Dortmund als Industrie- und Großstadt für einen katechetischen Schwerpunkt der Vikariatsausbildung geeignet. Von 1959 bis 1971 bestand das Dortmunder Predigerseminar unter Ephorus Dr. Enno Rosenboom, dessen Korrespondenz ebenso wie die Unterlagen zu den Dortmunder Kursen im Archiv des Predigerseminars erhalten ist. Danach blieb Soest alleiniger Standort, der in den folgenden Jahren baulich erweitert wurde (Vgl. Ulrich Rottschäfer, 100 Jahre Predigerseminar in Westfalen 1892-1992, Bielefeld 1992, S. 145-159). Die ein- bis mehrwöchigen Kurse für die Vikarinnen und Vikare durchziehen die ersten zwei Jahre der insgesamt 2 ½ - jährigen Vikariatszeit und vertiefen jeweils die Ausbildungsabschnitte in der Gemeinde. Neben der Einführung in den Vorbereitungsdienst und der Beschäftigung mit homiletischen Grundfragen werden die Handlungsfelder der Gemeindearbeit thematisiert. Daneben finden ökumenische Studienreisen und ergänzende Angebote zum Kennenlernen der landeskirchlichen Ämter und Werke statt. Aus der intensiven Überlieferung der einzelnen Kurse wird die Entwicklung der Ausbildung, die z. B. die neuen Erkenntnisse aus dem Bereich der Sozialwissenschaften, der Psychologie und der Pädagogik mit aufnahm, deutlich. Die Praktikumsberichte dokumentieren die praktische Seite der zweiten Ausbildungsphase. Aus den vielfältigen Unterlagen zur Konzeption der Vikariatsausbildung und den Korrespondenzen der Ephoren lassen sich die einschneidenden Entwicklungen der 1990er Jahre nachvollziehen: Hatte noch eine Regionalisierung der Kurse zur Gemeindearbeit durch die Aufteilung der Vikare in regionale Kleingruppen, die von Regionalmentoren betreut wurden, mehr Gestaltungsmöglichkeit gebracht, so führten die Sparzwänge der Landeskirche und damit verbundene Einschränkung der Übernahme in den Pfarrdienst 1997 zu großen Protesten unter den Vikaren, die ihre berufliche Zukunft gefährdet sahen. Struktur- und Wirtschaftlichkeitsüberlegungen der Landeskirche vor dem Hintergrund rückläufiger Finanzen führten Ende der 1990er Jahre zur Konzentration der landeskirchlichen Ämter und Einrichtungen auf nur noch drei Standorte. Angesichts anstehender Instandhaltungsmaßnahmen bei gleichzeitig sinkender Zahl auszubildender Vikare für den auf den tatsächlichen Bedarf begrenzten Zugang zum Pfarramt bedeutete diese Entscheidung für das Predigerseminar nach 107 Jahren das Ende für den Standort Soest. 1999 wurde es mit dem Pastroralkolleg der EKvW im neugegründete Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung in Haus Villigst zusammengeführt (Vgl. Pressererklärung des Landeskirchenamtes vom 24.09.1997 in: LkA EKvW 13.13 Nr. 402), bis es 2009 in dem Seminar für pastorale Ausbildung Wuppertal der vier Landeskirchen Evangelische Kirche im Rheinland, Evangelische Kirche von Westfalen, Lippische Landeskirche Evangelisch-Reformierte Kirche in der Hochschule für Kirche und Diakonie Wuppertal/Bethel aufging (https://www.predigerseminar-wuppertal.de/geschichte/ ,letzter Aufruf 21.01.2020). Hervorzuheben ist in dem vorliegenden Archivbestand die umfangreiche Materialsammlung zu Ereignissen und Chronik des Predigerseminars. Neben den handschriftlichen Semesterchroniken seit 1892 befinden sich darunter auch die Festschriften zum 90-jährigen und 100-jährigen Bestehen des Predigerseminars (90 Jahre Predigerseminar. 25 Jahre nach Wiedererrichtung. Das Predigerseminar der Evangelischen Kirche von Westfalen in Soest 1891 - 1956 - 1981, Soest 1981 in: LkA EKvW 13.13 Nr. 342; Ulrich Rottschäfer, 100 Jahre Predigerseminar in Westfalen 1892-1992, Bielefeld 1992 in: LkA EKvW 13.13 Nr. 405) sowie Presseberichte und die private Chronik des Hausmeisters Walter Pothmann, der zwischen 1954 und 1970 die einzelnen Vikarslehrgänge ausführlich kommentierte. Zu den hier aufgeführten Gruppenfotos der Vikarskurse kommen weitere 720 Fotos und vier Fotoalben, die jedoch in die Fotosammlung des Landeskirchlichen Archivs übernommen wurden (LkA EKvW 25 F Nr. 1698 - 1792, A Nr. 40 - 43) und dort recherchierbar sind. Es handelt sich um Fotodokumente vom Kandidatenkonvikt in Bethel, der Seminare der Bekennenden Kirche in Dortmund, Bielefeld-Sieker und Bielefeld-Papenmarkt, vom Predigerseminar des Evangelischen Oberkonsistoriums in Bünde-Dünne, von der Zerstörung des Predigersemiars Soest im Zweiten Weltkrieg, vom Seminar "Kupferhammer" in Bielefeld-Brackwede, vom Predigerseminar in Dortmund, vom Wiederaufbau nach 1945 und den Erweiterungen des Seminarkomplexes. Außerdem geben eine Anzahl von Fotos einen Einblick in den Alltag des Vikarslebens und das der Mitarbeiter im Predigerseminar Soest. In die Kartensammlung des Landeskirchlichen Archivs übernommen wurde ein umfangreicher Bestand an Bauzeichnungen zum Predigerseminar Soest (LkA EKvW 15 Nr. 1351-1366 und 1877-1911), die dort recherchierbar sind. In dem vorliegenden Archivbestand wurden die Akten der früheren Bestände LkA EKvW (13.13 Predigerseminar der EKvW "Kupferhammer" (Brackwede), ab 1955 Soest), 13.14 (Predigerseminar der EKvW in Dortmund), 13.45 (Predigerseminar der EKvW in Soest) und 13.45 Nachtrag sowie aus 13.74 (Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung) die Sektion Predigerseminar zusammengeführt. Da sich alle Bestände zeitlich stark überschnitten und zudem die Überlieferung einer fortbestehenden Institution bedeuten, bot sich diese Zusammenführung an. Dabei erhielten die Akten zum Teil neue Archivsignaturen. Die alte Signatur (mit Bestandsnummer) ergibt sich aus der unter jedem Aktentitel im vorliegenden Findbuch vermerkten Altsignatur. Die gültigen Archivsignaturen sind im Findbuch ganz links neben dem jeweiligen Aktentitel aufgeführt. Unterhalb des Aktentitels geben die Vermerke „Enthält, Enthält nur, Enthält u.a., Enthält v.a., Enthält auch“ eingrenzende oder weiterführende Auskünfte über den Inhalt. Unter „Darin“ sind besondere Schriftgutarten wie Druckschriften, Presseberichte, Bauzeichnungen oder Fotos aufgelistet. Ganz rechts schließen sich die Laufzeiten der Archivalien an. Zu beachten sind hier zwei verschiedene Arten von Klammern: ( ) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, [ ] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke. Sofern die Benutzung nicht zu Verwaltungszwecken erfolgt, unterliegen gemäß § 7 (1) Kir-chengesetz zur Sicherung und Nutzung von kirchlichem Archivgut in der Evangelischen Kir-che der Union (Archivgesetz - ArchivG) vom 6.5.2000 sämtliche Archivalien einer 30-jährigen Sperrfrist (gerechnet nach dem Ende ihrer Laufzeit). Für personenbezogene Akten gelten laut § 7 (2) ArchivG zusätzlichen Schutzfristen. Diese Archivalien dürfen auch nach Ablauf der allgemeinen Sperrfrist erst 10 Jahre nach dem Tod der betreffenden Person eingesehen werden. Ist das Todesdatum nicht feststellbar, bemisst sich diese Frist auf 90 Jahre nach der Geburt. Kassiert wurde nicht archivwürdiges Schriftgut im Rahmen der Aufbewahrungs- und Kassationsordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen vom 20.2.2003 bzw. des Aufbewahrungs- und Kassationsplans vom 01.07.2014. Aus der umfangreichen Materialfülle zu den Vikarkursen wurde eine Auswahl in 10-Jahres-Schritten nach Kursen getroffen, um eine exemplarische Überlieferung zu erhalten, aus der sich Entwicklungen der Vikarsausbildung nachvollziehen lassen. Bei der Zitierung des Archivbestandes ist anzugeben: LkA EKvW 13.13 Nr. ... (hier folgt die Archivsignatur des entsprechenden Archivales). Das Kürzel steht in dieser Reihenfolge für "Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Bestand 13.13 Nr. ...". Bielefeld, im Januar 2020 Ingrun Osterfinke
Form und Inhalt: Das Archiv des Predigerseminars der Evangelischen Kirche von Westfalen wurde in mehreren Teilen an das Landeskirchliche Archiv übergeben, dort zunächst in verschiedenen Beständen angelegt und 2019 in einem einheitlichen Bestand zusammengeführt. Es umfasst insgesamt 478 Verzeichnungseinheiten, die sich über den Zeitraum von 1892 bis 2010 erstrecken.
Bei dem vorliegenden Archivbestand handelt es sich um die Überlieferung des Predigerseminars, das 1892 in Soest für die praxisbezogene Ausbildung angehender Pfarrer gegründet wurde. Als drittes Predigerseminar in Preußen wurde es im ehemaligen Soester Minoritenkloster errichtet, zunächst bis zur Gründung eines rheinischen Predigerseminars im Jahr 1929 für die rheinische und westfälische Kirchenprovinz gemeinsam (Vgl. Ulrich Rottschäfer, 100 Jahre Predigereminar in Soest (Manuskript), in: LkA EKvW13.13 Nr. 334.). Aus den Anfängen des Soester Seminars ist im Archivbestand eine Semesterchronik erhalten.
Im Schatten der nationalsozialistischen Kirchenpolitik kam der Soester Seminarbetrieb zum Erliegen. Seit 1934 mussten alle Kapazitäten für DC-Schulungskurse zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig gründete die Bekennende Kirche ein Predigerseminar in Bielefeld-Sieker. Nach dessen Auflösung 1937 durch die Gestap bestand bis 1941 ein vom Evangelischen Oberkirchenrat in Dünne bei Bünde eingerichtetes Predigerseminar. Der Versuch der westfälischen DC, eine eigene Kandidatenausbildung im münsterländischen Burgsteinfurt zu betreiben, schlug schon nach wenigen Monaten fehl. Im September 1944 schließlich fiel das Soester Seminargebäude einem Bombenangriff vollständig zum Opfer (S. Anmerkung oben, S. 3). Wie die Überlieferung dokumentiert, konnte der Seminarbetrieb nach dem Zweiten Weltkrieg bereits am 1. Juli 1945 in angemieteten Räumlichkeiten der Firma Möller in Bielefeld-Brackwede (”Kupferhammer“) wieder aufgenommen werden - zunächst mit Heimkehrer-Rüstzeiten, bis 1948/49 erstmals ein Kandidatenkurs zustande kam. Erster Seminardirektor wurde Pfr. Lic. Dr. Schlink, prägende Persönlichkeit war aber Ephorus Dr. Hans Thimme von 1947 bis 1957.
Der eigentliche Schwerpunkt des vorliegenden Archivbestandes beginnt mit der Wiedererrichtung des Predigerseminars 1956 in Soest. Neben Wiederaufbau und Einrichtung des Predigerseminars dokumentieren die Akten die inhaltliche und praktische Begleitung der angehenden Pfarrerinnen und Pfarrer während ihrer zweiten Ausbildungsphase nach dem ersten Theologischen Examen. Bereits 1959 erfolgte die Einrichtung eines weiteren Predigerseminars in Dortmund, um eine zweisemestrige Seminarausbildung für den steigenden Pfarrernachwuchs gewährleisten zu können. Diese Zweiteilung entsprach einem der Landessynode von Ephorus Thimme vorgelegten Konzept, mit dem er ursprünglich Ostwestfalen als einen Standort für die Pfarrerausbildung hatte sichern wollen, nachdem der Pachtvertrag mit der Firma Möller in Brackwede ausgelaufen war. Darin sah er Ostwestfalen in unmittelbarer Nähe zur Kirchenleitung für einen homiletischen Schwerpunkt und Dortmund als Industrie- und Großstadt für einen katechetischen Schwerpunkt der Vikariatsausbildung geeignet. Von 1959 bis 1971 bestand das Dortmunder Predigerseminar unter Ephorus Dr. Enno Rosenboom, dessen Korrespondenz ebenso wie die Unterlagen zu den Dortmunder Kursen im Archiv des Predigerseminars erhalten ist. Danach blieb Soest alleiniger Standort, der in den folgenden Jahren baulich erweitert wurde (Vgl. Ulrich Rottschäfer, 100 Jahre Predigerseminar in Westfalen 1892-1992, Bielefeld 1992, S. 145-159). Die ein- bis mehrwöchigen Kurse für die Vikarinnen und Vikare durchziehen die ersten zwei Jahre der insgesamt 2 ½ - jährigen Vikariatszeit und vertiefen jeweils die Ausbildungsabschnitte in der Gemeinde. Neben der Einführung in den Vorbereitungsdienst und der Beschäftigung mit homiletischen Grundfragen werden die Handlungsfelder der Gemeindearbeit thematisiert. Daneben finden ökumenische Studienreisen und ergänzende Angebote zum Kennenlernen der landeskirchlichen Ämter und Werke statt. Aus der intensiven Überlieferung der einzelnen Kurse wird die Entwicklung der Ausbildung, die z. B. die neuen Erkenntnisse aus dem Bereich der Sozialwissenschaften, der Psychologie und der Pädagogik mit aufnahm, deutlich. Die Praktikumsberichte dokumentieren die praktische Seite der zweiten Ausbildungsphase.
Aus den vielfältigen Unterlagen zur Konzeption der Vikariatsausbildung und den Korrespondenzen der Ephoren lassen sich die einschneidenden Entwicklungen der 1990er Jahre nachvollziehen: Hatte noch eine Regionalisierung der Kurse zur Gemeindearbeit durch die Aufteilung der Vikare in regionale Kleingruppen, die von Regionalmentoren betreut wurden, mehr Gestaltungsmöglichkeit gebracht, so führten die Sparzwänge der Landeskirche und damit verbundene Einschränkung der Übernahme in den Pfarrdienst 1997 zu großen Protesten unter den Vikaren, die ihre berufliche Zukunft gefährdet sahen.
Struktur- und Wirtschaftlichkeitsüberlegungen der Landeskirche vor dem Hintergrund rückläufiger Finanzen führten Ende der 1990er Jahre zur Konzentration der landeskirchlichen Ämter und Einrichtungen auf nur noch drei Standorte. Angesichts anstehender Instandhaltungsmaßnahmen bei gleichzeitig sinkender Zahl auszubildender Vikare für den auf den tatsächlichen Bedarf begrenzten Zugang zum Pfarramt bedeutete diese Entscheidung für das Predigerseminar nach 107 Jahren das Ende für den Standort Soest. 1999 wurde es mit dem Pastroralkolleg der EKvW im neugegründete Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung in Haus Villigst zusammengeführt (Vgl. Pressererklärung des Landeskirchenamtes vom 24.09.1997 in: LkA EKvW 13.13 Nr. 402), bis es 2009 in dem Seminar für pastorale Ausbildung Wuppertal der vier Landeskirchen Evangelische Kirche im Rheinland, Evangelische Kirche von Westfalen, Lippische Landeskirche Evangelisch-Reformierte Kirche in der Hochschule für Kirche und Diakonie Wuppertal/Bethel aufging (https://www.predigerseminar-wuppertal.de/geschichte/ ,letzter Aufruf 21.01.2020).
Hervorzuheben ist in dem vorliegenden Archivbestand die umfangreiche Materialsammlung zu Ereignissen und Chronik des Predigerseminars. Neben den handschriftlichen Semesterchroniken seit 1892 befinden sich darunter auch die Festschriften zum 90-jährigen und 100-jährigen Bestehen des Predigerseminars (90 Jahre Predigerseminar. 25 Jahre nach Wiedererrichtung. Das Predigerseminar der Evangelischen Kirche von Westfalen in Soest 1891 - 1956 - 1981, Soest 1981 in: LkA EKvW 13.13 Nr. 342; Ulrich Rottschäfer, 100 Jahre Predigerseminar in Westfalen 1892-1992, Bielefeld 1992 in: LkA EKvW 13.13 Nr. 405) sowie Presseberichte und die private Chronik des Hausmeisters Walter Pothmann, der zwischen 1954 und 1970 die einzelnen Vikarslehrgänge ausführlich kommentierte. Zu den hier aufgeführten Gruppenfotos der Vikarskurse kommen weitere 720 Fotos und vier Fotoalben, die jedoch in die Fotosammlung des Landeskirchlichen Archivs übernommen wurden (LkA EKvW 25 F Nr. 1698 - 1792, A Nr. 40 - 43) und dort recherchierbar sind. Es handelt sich um Fotodokumente vom Kandidatenkonvikt in Bethel, der Seminare der Bekennenden Kirche in Dortmund, Bielefeld-Sieker und Bielefeld-Papenmarkt, vom Predigerseminar des Evangelischen Oberkonsistoriums in Bünde-Dünne, von der Zerstörung des Predigersemiars Soest im Zweiten Weltkrieg, vom Seminar "Kupferhammer" in Bielefeld-Brackwede, vom Predigerseminar in Dortmund, vom Wiederaufbau nach 1945 und den Erweiterungen des Seminarkomplexes. Außerdem geben eine Anzahl von Fotos einen Einblick in den Alltag des Vikarslebens und das der Mitarbeiter im Predigerseminar Soest.
In die Kartensammlung des Landeskirchlichen Archivs übernommen wurde ein umfangreicher Bestand an Bauzeichnungen zum Predigerseminar Soest (LkA EKvW 15 Nr. 1351-1366 und 1877-1911), die dort recherchierbar sind.
In dem vorliegenden Archivbestand wurden die Akten der früheren Bestände LkA EKvW (13.13 Predigerseminar der EKvW "Kupferhammer" (Brackwede), ab 1955 Soest), 13.14 (Predigerseminar der EKvW in Dortmund), 13.45 (Predigerseminar der EKvW in Soest) und 13.45 Nachtrag sowie aus 13.74 (Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung) die Sektion Predigerseminar zusammengeführt. Da sich alle Bestände zeitlich stark überschnitten und zudem die Überlieferung einer fortbestehenden Institution bedeuten, bot sich diese Zusammenführung an. Dabei erhielten die Akten zum Teil neue Archivsignaturen. Die alte Signatur (mit Bestandsnummer) ergibt sich aus der unter jedem Aktentitel im vorliegenden Findbuch vermerkten Altsignatur. Die gültigen Archivsignaturen sind im Findbuch ganz links neben dem jeweiligen Aktentitel aufgeführt. Unterhalb des Aktentitels geben die Vermerke ”Enthält, Enthält nur, Enthält u.a., Enthält v.a., Enthält auch“ eingrenzende oder weiterführende Auskünfte über den Inhalt. Unter ”Darin“ sind besondere Schriftgutarten wie Druckschriften, Presseberichte, Bauzeichnungen oder Fotos aufgelistet. Ganz rechts schließen sich die Laufzeiten der Archivalien an. Zu beachten sind hier zwei verschiedene Arten von Klammern: ( ) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, [ ] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke.
Sofern die Benutzung nicht zu Verwaltungszwecken erfolgt, unterliegen gemäß § 7 (1) Kir-chengesetz zur Sicherung und Nutzung von kirchlichem Archivgut in der Evangelischen Kir-che der Union (Archivgesetz - ArchivG) vom 6.5.2000 sämtliche Archivalien einer 30-jährigen Sperrfrist (gerechnet nach dem Ende ihrer Laufzeit). Für personenbezogene Akten gelten laut § 7 (2) ArchivG zusätzlichen Schutzfristen. Diese Archivalien dürfen auch nach Ablauf der allgemeinen Sperrfrist erst 10 Jahre nach dem Tod der betreffenden Person eingesehen werden. Ist das Todesdatum nicht feststellbar, bemisst sich diese Frist auf 90 Jahre nach der Geburt.
Kassiert wurde nicht archivwürdiges Schriftgut im Rahmen der Aufbewahrungs- und Kassationsordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen vom 20.2.2003 bzw. des Aufbewahrungs- und Kassationsplans vom 01.07.2014. Aus der umfangreichen Materialfülle zu den Vikarkursen wurde eine Auswahl in 10-Jahres-Schritten nach Kursen getroffen, um eine exemplarische Überlieferung zu erhalten, aus der sich Entwicklungen der Vikarsausbildung nachvollziehen lassen.
Bei der Zitierung des Archivbestandes ist anzugeben: LkA EKvW 13.13 Nr. ... (hier folgt die Archivsignatur des entsprechenden Archivales). Das Kürzel steht in dieser Reihenfolge für "Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Bestand 13.13 Nr. ...".
Bielefeld, im Januar 2020
Ingrun Osterfinke
- Reference number of holding
-
13.13
- Context
-
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen (Archivtektonik) >> 03. Ämter, Einrichtungen und Werke der Provinzial- bzw. Landeskirche; kirchliche Gerichte >> 03.04 Landeskirchl. Ämter und Einrichtungen >> 03.04.09 Vikariatsausbildung
- Date of creation of holding
-
1892 - 2010
- Other object pages
- Delivered via
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
06.03.2025, 6:28 PM CET
Data provider
Evangelische Kirche von Westfalen. Landeskirchliches Archiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1892 - 2010