Bestand
C Rep. 901 Landesleitung Berlin der SED 1946 - 1952 (Bestand)
Vorwort: C Rep. 901 Landesleitung Berlin der SED (1945 - 1952)
1. Organisationsgeschichte
Bereits am 14. April 1946 vereinigten sich die Landesorganisationen Groß-Berlin von Kommunistischer Partei Deutschlands (KPD) und Sozialdemokratischer Partei Deutschlands (SPD) zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Die Delegiertenkonferenz wählte einen Bezirksvorstand mit Karl Litke und Hermann Matern als Vorsitzenden, die 1948 durch Hans Jendretzky und Ernst Hoffmann abgelöst wurden.
In der neuen "Landesleitung Berlin der SED" arbeiteten neben den beiden Vorsitzenden verschiedene Abteilungsleiter, die den spezifischen Abteilungen (Landesparteikontrollkommission, Parteiorgane und Agitation und Propaganda) oder den am kommunalen Staatsapparat orientierten sachlichen Abteilungen vorstanden. Außerdem gab es mehrere Sachgebiete und Kommissionen.
Der Sitz der Landesleitung war das Gebäude Behrenstraße 35-39.
Ende 1952 erfolgte - der Territorial- und Verwaltungsreform der DDR entsprechend - die Umbildung zur Bezirksparteiorganisation Berlin der SED.
2. Bestandsgeschichte
Die Überlieferung der Berliner Landesparteiorganisation der SED gehörte bis 1989 zum Bestand des Bezirksparteiarchivs der SED und hatte hier die Bestandssignatur IV L-1 für die Delegiertenkonferenzen der Parteiorganisationen und IV L-1/1 bis IV L-2/1/ für die Landesleitung mit ihrem Sekretariat und den einzelnen Abteilungen. Zwischenzeitlich in den Räumen des ehemaligen Zentralen Parteiarchivs der SED, Torstraße 1 untergebracht, wurde der Gesamtbestand des ehemaligen Berliner Bezirksparteiarchivs der SED Ende 1994 von der Stiftung Archive der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv/SAPMO entsprechend dem Einbringungsvertrag zwischen Bundesarchiv und PDS von 1992 zuständigkeitshalber an das Landesarchiv Berlin übergeben. Im Zusammenhang mit dem Umzug des Landesarchivs und der Erarbeitung einer neuen Tektonik wurde die Überlieferung der Berliner SED-Landesorganisation mit der Bestandssignatur C Rep. 901 in diese eingeordnet. Im Jahre 2007 erfolgte die Eingabe der Kartei in die Augias-Datenbank und damit verbunden eine teilweise Überarbeitung der Aktennummern und Titel, sowie deren Ergänzung bzw. Korrektur oder Vereinheitlichung. Derzeit umfasst der Bestand ca. 567 AE mit einer Laufzeit vom 1946 - 1952. Inhaltlich widerspiegelt die Überlieferung neben dem strukturellen und politischen Wandlungsprozess der Partei von ihrer Gründung bis zur Etablierung als sogenannte "Partei neuen Typs" mit eindeutig stalinistischer Grundausrichtung, der mit der II. Parteikonferenz als abgeschlossen galt. Ein besonders sichtbares Zeichen war die bereits 1951 eingeleitete Mitgliederüberprüfung (durch Umfang uns Vorgehensschärfe auch als "Säuberung" bekannt). Hinweise und Unterlagen, oft personenbezogen bzw. mit Verweisen auf sogenannte "Oppositionelle bzw. parteifeindliche Gruppierungen" innerhalb der SED, die sich nicht selten auch gegen Antifaschisten und politische Emigranten richteten, befinden sich v. a. in den Akten der Parteikontrollkommission, aber auch bei der Abteilung "Parteiorgane /Mitgliederwesen" in deren Zuständigkeit Arbeitsgruppen/ Überprüfungs-Kommissionen tätig waren. Darüber hinaus finden sich Einzelvorgänge zu diesem Themenkomplex aber auch in den meisten anderen Aktengruppen. Um die ideologische Einflussnahme sowohl auf die eigenen Mitglieder als auch auf möglichst breite Teile der Bevölkerung zu sichern widmete sich die Abteilung Agitation und Propaganda neben der Organisierung massenpolitischer Arbeit und Herstellung zahlreicher "Agitationsmaterialien"(Broschüren, Plakate, Flugschriften, Handzettel etc.), die v. a. bei Wahlen und anlässlich aktueller innen- und außenpolitischer Tagesereignisse eingesetzt wurden, der Erarbeitung von sogenannten "Argumentationshinweisen" für den "Parteiarbeiter" bzw. Funktionär und in wachsendem Umgang auch Schulungsunterlagen für die immer zahlreicher werdenden Parteischulen, politischen Weiterbildungskurse und Lehrjahre, in die später auch Funktionäre und Mitglieder der "Massenorganisationen" verstärkt einbezogen wurden. Aufgrund der besonderen Lage der gespaltenen Stadt Berlin befand man sich sozusagen an der "ideologischen" Front, was durch Umfang und In halt der Überlieferung dieser SED-spezifischen Abteilugen dokumentiert wird.
Daneben bildet aber auch die Überlieferung der anderen, v. a. der sich am Staatsapparat orientierenden Abteilungen, wie Wirtschaftspolitik, Bauwesen, Landwirtschaft, Wissenschaft, Volksbildung, Kultur, Staat und Recht, Sicherheit und Gesundheitswesen eine sinnvolle Ergänzung zu diversen Fragen der Berliner Geschichte, indem sie die Einflussnahme der Partei auf die kommunale Arbeit, politische Schwerpunktsetzungen verdeutlicht und dazu beiträgt Überlieferungslücken zu schließen.
Als spezifische Aktengruppe seien noch die Protokollserien genannt:
Delegiertenkonferenzen
Tagungen der Landesleitung
Tagungen des Sekretariats der Landesleitung
Diese wurden im Bezirksparteiarchiv in der Regel nur mit Datum auf Sammelkarten erfasst. Im Rahmen der ergänzenden Bearbeitung wurde versucht soweit als möglich bei den Tagungen der Landesleitung die Themenschwerpunkte und bei den Sekretariatssitzungen wichtige inhaltliche Vorlagen im "Enthält-Vermerk" zu erfassen.
Vorlagen zu Personen finden sich darin häufig in Form von Listen oder Kurzcharakteristiken bzw. Aktenvermerken und betreffen v. a. folgende Sachverhalte:
Personalentscheidungen zum "Apparat" der Landesleitung (Berufungen und Abberufungen von Funktionären der Landesleitung und der Kreisleitungen; Einsatz von Mitarbeitern sowie Nomenklaturfragen, auch von Massenorganisationen und im Staatsapparat)
Delegierungen zu Parteischulen und Lehrgängen und Einsatz von deren Absolventen
Fragen der Mitgliederbewegung (v. a. Kandidaten)
Beschlüsse der Landesparteikontrollkommission (v. a. Parteistrafen wie Rüge, strenge Rüge bzw. Ausschluss)
Die hier genannte Vielzahl an Namen bzw. Sachverhalten konnte nicht einzeln erfasst werden, sondern widerspiegelt sich lediglich im Begriff "Personalfragen".
Zahlreiche Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs Berlin.
Der Bestand ist wie folgt zu zitieren: Landesarchiv Berlin, C Rep. 901 Nr. ...
3. Korrespondierende Bestände
LAB C Rep. 902 Bezirksleitung Berlin der SED
Bundesarchiv/SAPMO, DY 30 Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
4. Literaturauswahl
Das Landesarchiv Berlin und seine Bestände, Schriftenreihe Landesarchiv Berlin,
Bd. 1 Teil III, Berlin 2004.
Andreas Herbst, Winfried Ranke, Jürgen Winkler: Sozialistische Einheitspartei Deutschlandes. In: So funktionierte die DDR - Lexikon der Organisationen und Institutionen, Bd. 2, Berlin 1994.
Berlin, im Mai 2008 Monika Schmidt
- Bestandssignatur
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C Rep. 901
- Kontext
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Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> C Bestände (Ost-) Berliner Behörden bis 1990 >> C 7 Kammern und Körperschaften, Parteien, Organisationen und Vereine >> C 7.1 Stiftung Parteien und Massenorganisationen der DDR - Bezirk Berlin >> C 7.1.1 SED-Bezirksorganisation Berlin
- Bestandslaufzeit
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1946 - 1952
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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- Letzte Aktualisierung
-
28.02.2025, 14:13 MEZ
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1946 - 1952