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Liquiditätstheorie des Geldes als Gegenkonzept zum Monetarismus
Liquiditätstheorie des Geldes als Gegenkonzept zum Monetarismus Die Liquiditätstheorie des Geldes versucht, aufbauend auf empirischen Beobachtungen die große Bedeutung der Sekundärliquidität in der Geldtheorie zu berücksichtigen und daraus Schlußfolgerungen für die Geldpolitik abzuleiten. Die folgenden Aspekte erscheinen besonders bedeutsam: Es erweist sich als notwendig, zwischen Geld in der Abgrenzung von M; und der Sekundärliquidität strikt zu unterscheiden. Unter Sekundärliquidität sind dabei die Aktiva und Kreditaufnahmemöglichkeiten zusammengefaßt, die kurzfristig und ohne wesentliche Kosten(Verluste) zu Verfügbarkeit über Geld führen. Die Geldmenge wird - wenigstens unter institutionellen Voraussetzungen, wie sie in der Bundesrepublik und in anderen europäischen Ländern gegeben sind - in der Regel nicht durch das Geldangebot, sondern durch die Geldnachfrage bestimmt. Hieraus folgt, daß die Geldmenge nicht, wie von monetaristischer Seite behauptet wird, der das Preisniveau und die Nachfrage determinierende Faktor ist. Das schließt nicht aus, daß durch eine Begrenzung des Geldangebotes über eine weitgehende Beseitigung der Sekundärliquidität auch der Nachfrageanstieg begrenzt werden kann. Die Geldangebotstheorie muß zu einer Liquiditätstheorie in dem Sinne ausgebaut werden, daß neben dem Geld die Sekundärliquidität als zentraler Bestimmungsfaktor berücksichtigt wird. Die Sekundärliquiditätssätze bilden die Zinsuntergrenze. Die Verfügbarkeit von Sekundärliquidität gibt den Banken jedoch die Möglichkeit, die Geldmenge an die Geldnachfrage elastisch anzupassen, soweit die Geldnachfrager bereit sind, die entsprechenden Zinssätze zu zahlen. Die Geldnachfrage läßt sich nicht zureichend mit den traditionellen keynesschen Motiven erklären. Da in modernen Volkswirtschaften eine breite Skala von kurzfristigen, zinsertragbringenden Geldanlageformen zur Verfügung steht, die kein Kursrisiko einschließen und elastisch dem individuellen Geldbedarf angepaßt werden können, besitzt das Spekulationsmotiv für die Geldnachfrage faktisch keine Bedeutung. Es erscheint angebracht, neben dem Transaktionsmotiv ein weiteres Motiv zu berücksichtigen, das den Zuwachs der Geldnachfrage aus der beabsichtigten meist realwirtschaftlich bedingten Erhöhung der Nachfrage auf den Güter- und Faktormärkten ableitet. Es wird als Finanzierungsmotiv bezeichnet. An die Stelle der keynesschen tritt eine neue Art von Liquiditätsfalle. Nach unten paßt sich die Geldmenge über das Ausweichen der Banken in Sekundärliquidität und die Tilgung von Krediten durch die Nicht-Banken an den Geldbedarf an. Für die Geldpolitik ergibt sich, daß sie über die Geldmengenpolitik hinaus Liquiditätspolitik sein muß.
- Language
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Deutsch
- Bibliographic citation
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Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 10 ; Year: 1977 ; Issue: 2 ; Pages: 207-232
- Classification
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Wirtschaft
- Event
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Geistige Schöpfung
- (who)
-
Oberhauser, Alois
- Event
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Veröffentlichung
- (who)
-
Duncker & Humblot
- (where)
-
Berlin
- (when)
-
1977
- DOI
-
doi:10.3790/ccm.10.2.207
- Last update
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10.03.2025, 11:42 AM CET
Data provider
ZBW - Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Artikel
Associated
- Oberhauser, Alois
- Duncker & Humblot
Time of origin
- 1977