Bestand
Nachlass Heinrich von Hennenhofer (1793 - 1850), bad. Major und Ministerialdirektor (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Korrespondenz mit Mitgliedern des großh. Hauses,
Ministern, Gesandten und fremden Diplomaten, mit Eb. Boll/Freiburg,
dem päpstl. Nuntius Capaccini in Brüssel, dem Eb. von Köln Gf.
Spiegel zum Desenberg u.a.
1. Vorwort: Heinrich
Hennenhofer wurde 1793 als Sohn des Schiffers Matthias Hennenhofer
geboren. Ohne eine Universität besucht zu haben erklomm er in der
badischen Armee die Karriereleiter und schaffte es innerhalb kurzer
Zeit vom gewöhnlichen Feldjäger zu einem der engsten Vertrauten des
Großherzogs Karl von Baden. Diesen begleitete Hennenhofer auch
1814/15 auf den Wiener Kongress, wo er sich als bürgerlicher
Offizier in die Welt der Diplomatie einarbeitete. Auch Großherzog
Ludwig I. von Baden, der Nachfolger Karls, blieb Hennenhofer
gewogen und achtete ihn als einflussreichen und integeren Ratgeber.
Dabei stand Hennenhofers Tätigkeit im diplomatischen Corps des
Großherzogtums auch weiterhin im Zentrum seiner Aufgaben. Bis 1828
stieg er schließlich zum Direktor der diplomatischen Sektion im
badischen Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten auf. Für
einen Mann ohne akademische Bildung war dies eine außergewöhnliche
Stellung. In jenem Jahr sollte er sodann auch den Adelstitel
erhalten. Ein Grund für den steilen Aufstieg Hennenhofers dürfte in
der ungeteilten Treue zu den Großherzögen und seiner vehementen
Hingabe für die Monarchie gelegen haben. So beeinflusste er die
Landtagswahlen der 1820er Jahre und engagierte sich auch auf der
internationalen Bühne gegen demokratische und liberale Tendenzen.
Deutlich wurde dies nicht zuletzt in seinem Einsatz für den
portugiesischen König Michael I. (Dom Miguel), der sein Land nach
absolutistischen Prinzipien regierte. Der Tod Ludwigs I. sowie der
Abgang seines Förderers Wilhelm Ludwig von Berstett hatten sodann
ab 1830 eine zunehmende Isolation Hennenhofers zur Folge. 1831
beantragte er schließlich seinen Ruhestand und verbrachte seinen
Lebensabend zunächst in Mahlberg, bevor er 1840 nach Freiburg im
Breisgau zog. Dort verstarb Hennenhofer am 20. Januar
1850.
2. Zur Ordnung: Der Nachlass
Hennenhofers besteht nahezu ausschließlich aus Korrespondenzen, die
in alphabetischer Reihenfolge nach dem Namen des
Korrespondenzpartners geordnet sind. Sie decken dabei ein breites
zeitliches Fenster ab, wobei der Schwerpunkt auf den späten 1820er
und den frühen 1830er liegt. Die zentralen Partner dabei bildeten
die badischen Gesandten und Legationsräte, die Hennenhofer mit
einer Vielzahl an Informationen aus den Höfen des Deutschen Bundes
und der europäischen Residenzen versorgten. Insbesondere aus Berlin
(Carl Ludwig von Franckenberg-Ludwigsdorf), München (Friedrich von
Fahnenberg) und Wien (Karl Friedrich von Tettenborn) ist ein sehr
aufschlussreicher und ausführlicher Briefwechsel überliefert. Der
Natur eines Nachlasses folgend befinden sich dabei ausschließlich
die Briefe an Hennenhofer in den Akten. Konzepte seiner
Antwortschreiben sind in diesem Bestand hingegen nicht überliefert.
Inhaltlich befassen sich die Schreiben mit Themen des Deutschen
Bundes wie etwa der Etablierung einer Zollgemeinschaft, der
Pressezensur und der Rheinschifffahrt. Zusätzlich erhält der Leser
auch Einblicke in die zeitgenössische Rezeption europäischer
Ereignisse wie etwa dem Unabhängigkeitskampf der Griechen und der
Julirevolution in Frankreich. Neben der Diplomatie bildet die
Religionspolitik einen zweiten Schwerpunkt der Briefwechsel. Die
Gründung des Erzbistums Freiburg sowie dessen personelle Besetzung
besaßen eine enorme innenpolitische Sprengkraft, wie die Schreiben
von Bernhard Boll und Joseph Vitus Burg offenbaren. Der Nachlass
gelangte 1882 an das Generallandesarchiv. Geordnet und erschlossen
wurde er in den Jahren darauf. Die Tiefenerschließung und die
Übertragung des analogen Findmittels in ein Online-Findmittel
erfolgte 2017 durch Frank Bauer im Rahmen eines von der Stiftung
Kulturgut Baden-Württemberg finanzierten Projektes. Zusätzlich
versah Bauer den Bestand mit Orts- und Personenindizes.
3. Benutzungshinweise: Der
Bestand ist vollständig digitalisiert. Benutzung nur über das
Online-Findmittel.
4. Quellen und Literatur:
Quellen - "Briefe des Rittmeisters von Hennenhofer und des
Ministers von Berckheim an den badischen Geschäftsträger von Meyern
in Berlin", GLA 49 Nr. 1962 [Laufzeit: 1821-1825] - "Hennenhofer,
Johann Heinrich David", Dienerakte, GLA 76 Nr. 3429 [Laufzeit:
1831] - "Hennenhofer, Johann Heinrich David von, Major",
Dienerakte, GLA 233 Nr. 23719 [Laufzeit: 1824-1888] - "Hennenhofer,
von", GLA 233 Nr. 27026 [Laufzeit: 1827-1828] - "Johann Heinrich
[von] Hennenhofer", GLA FA Nr. N 6354 [Laufzeit: 1826-1846] -
"Major von Hennenhofer bei den Missionen zu den Kongressen von
Karlsruhe und Wien ", GLA, 56 Nr. 304 [Laufzeit: 1824-1850] -
"Major von Hennenhofer in Mahlberg", GLA 48 Nr. 1107 [Laufzeit:
1835] - "Übernahme des Nachlasses von Major Hennenhofer durch
Eduard Frh. Röder von Diersburg", GLA FA Nr. N 1048 [Laufzeit:
1850-1884] Literatur - Hoffmann-Buser, Hadwig: Major Johann
Heinrich David von Hennenhofer (1793-1850) und seine Herkunft. Im
Umkreis von Kaspar Hauser, in: Archiv für Sippenforschung und alle
verwandten Gebiete, Bd. 53, 1987, S. 345-373. - Holler, Josef: Die
Regulierung des Nachlasses des Majors Heinrich von Hennenhofer in
Freiburg im Jahre 1850, in: Schau-ins-Land Bd. 72, 1954, S.
126-137. - Leuthold, Reiner: Johann Heinrich David von Hennenhofer,
Basel 2005. - Weech, Ferdinand von: Johann Heinrich David von
Hennenhofer, in: Badische Biographien, Bd. 1, Heidelberg 1875, S.
360-363.
- Reference number of holding
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 52 Hennenhofer
- Extent
-
139 Akten
- Context
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Nichtstaatliches Archivgut >> Nachlässe >> Politische Nachlässe >> Hennenhofer
- Date of creation of holding
-
1813-1849
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
03.04.2025, 11:03 AM CEST
Data provider
Landesarchiv Baden-Württemberg. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1813-1849