Bestand

270,026/Bielefelder Schützengesellschaft von 1831 e. V. (Bestand)

Form und Inhalt: Vorwort zum Bestand 270,26/Bielefelder Schützengesellschaft von 1831 e. V.


Vereinsgeschichte

Die Bielefelder Schützengesellschaft von 1831 e. V. entstand 1831 als Ausdruck bürgerlichen Selbstbewusstseins, das sich in zahlreichen Vereinsgründungen (Gesang, Turnen, Kultur, Geselligkeit) niederschlug. Vorbilder waren die Wiedergründung eines Schützenwesens in Lippstadt 1828 und unmittelbar die Gründung des Paderborner-Bürger-Schützenverein am 19. Mai 1831. Dem von 40 Männern unterzeichneten Gründungsaufruf in Bielefeld vom 25. Juli 1831 folgten in kurzer Zeit 255 Männer, schnell zählte die Schützengesellschaft rund 300 Mitglieder (bei 5.874 Einwohnern). Der Gründungsaufruf ist in der Festschrift von 1931, Tafel 6-7, wiedergegeben. 255 Schützen trugen sich ebenso ein wie 188 "Festgenossen".

Am 29. Juli 1831 wurde ein Ausschuss für die Festvorbereitung gebildet - dieser wird der spätere "Vorstand" sein. Die Festschrift von 1931 zum 100-jährigen Vereinsbestehen, S. 9 bezeichnet den 29. Juli 1831 als "Gründungstag der Bielefelder Schützengesellschaft". Ein erster Statutentwurf datiert lt. Festschrift von 1881 v. 1. August 1831. Eine erste gedruckte Satzung ist auf den 15. November 1831 datiert und wurde am 24. März 1832 durch die Regierung Minden genehmigt. Das erste Schützenfest fand am 21./22. August 1831 auf dem Johannisberg statt, wozu am 10. August 1831 bereits "Der Vorstand" in den "Öffentlichen Anzeigen der Grafschaft Ravensberg" einlud. Eine Presseberichterstattung, wie wir sie heute kennen, lag damals nicht vor. "Die Öffentlichen Anzeigen [...]" erschienen seinerzeit wöchentlich, druckten am 31. August 1831 ein am Schützenfest gesprochenes Gedicht "Thusneldens Wort" ab.

Erster Oberst und Bataillonschef war der Leinenhändler Jacob Diedrich Kurlbaum (1796-1870), der sich - auch mit Unterstützung aus Schützenkreisen - parallel um das Amt des Bürgermeisters bewarb, aber zwei Mal von den Aufsichtsbehörden abgelehnt wurde und enttäuscht in die USA auswanderte. Ein Mitgliederverzeichnis von 1843 listet 1.263 Männer auf (bei 10.000 Einwohnern).

Der Verein war gesellschaftlich stark verankert, Schützenkönige kamen häufig aus dem Handwerk, die Königinnen wiederum wiederholt aus angesehenen bürgerlichen Familien. Gefeiert und geschossen wurde traditionsgemäß auf dem Johannisberg, den die Gesellschaft 1840 kaufte und wo am 10. Mai 1895 ein repräsentatives Schützenhaus mit neugotischer Fassadengestaltung eingeweiht wurde. Das Gebäude ging beim Hauptangriff auf Bielefeld am 30. September 1944 unter. 1945 wurde der Verein verboten, 1950 wieder zugelassen, wobei er zunächst dals Verschönerungsverein Johannisberg e. V. firmierte.

Die starke Stellung des Vereins, dessen Festmärsche, Konzerte und Zapfenstreiche in der Innenstadt und Feiern auf dem Johannisberg stets ein Anziehungspunkt waren, hielt bis in die 1980er Jahre an, danach nahmen Mitgliederzahl und gesellschaftliche Bedeutung schrittweise ab, schießsportliche Ausrichtung dagegen zu.


Bestandsgeschichte

Die Verzeichnungseinheiten (VE) 1 und 2 wurden am 17. Juni 2016 aus dem Nachlass von Heinz Obermann (1920-2016) übernommen, der über Jahrzehnte hinweg als Offizier im Verein aktiv gewesen war. Die Schützengesellschaft hatte am 13. Februar 2012 einer Übertragung an das Stadtarchiv zugestimmt. Die VE 3 und 4 wurden am 16. März 2017, die VE 5 bis 19 am 15. August 2017, die VE 11 bis 16 am 17. Juni 2020 und die VE 17 am 20. Oktober 2020 vom ehemaligen Major Conrad Schormann bzw. aus dessen Nachlass dem Stadtarchiv als Schenkung übergeben.


Hinweise zur Benutzung

Ergänzende Unterlagen befinden sich vor allem in den Beständen:
- 100,2/Ältere Akten, Nr. 376: Organisation der Schützengesellschaft (1832-1883)
- 400,1/Westermann-Sammlung, Nr. 25, 26, 55, 144 und 145
- 400,10/Zeitgeschichtliche Sammlung, Nr. 5856-5860 (u. a. Satzungen, Festschriften zu Schützenfesten)
sowie in der Landesgeschichtlichen Bibliothek (Festschriften zu Schützenfesten)

Archivalienbestellungen: Bestand 270,26/Schützengesellschaft Bielefeld von 1831 e.V., Nr. #
Zitation: Stadtarchiv Bielefeld/StArchBI, Bestand 270,26/Schützengesellschaft Bielefeld von 1831 e.V., Nr. #


Literatur

- Hofmann, Wolfgang, Gemeinsinn oder „Partheisache”? Bielefeld um 1831 und die Gründung der Schützengesellschaft, in: Ravensberger Blätter 1996, Sonderheft, S. 3-19
- Plett, Walter M., Die Schützenvereine im Rheinland und in Westfalen 1789-1939 (Beiträge zur Heimatpflege im Rheinland, Bd. 3), (Diss Köln 1993) Köln 1995


Dr. Jochen Rath
Archivdirektor
Bielefeld, Juni 2016/März, August 2017 und Juni/Oktober 2020

Reference number of holding
270,026/Bielefelder Schützengesellschaft von 1831 e. V.

Context
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld (Archivtektonik) >> Nichtamtliches Schriftgut >> Vereine und Verbände

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06.03.2025, 6:28 PM CET

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