Archivbestand
Vorhelm B (Bestand)
Form und Inhalt: Kreisarchiv Warendorf, Vorhelm B (1936-1956)
Verwaltungsgeschichte:
Zur Zeit des Fürstbistums Münster waren Vorhelm und Enniger selbständige Kirchspielgemeinden. Die Gemeinde Vorhelm gehörte zum fürstbischöflichen Amt Wolbeck, die Gemeinde Enniger zum Amt Stromberg. Die Angel bildete die Grenze zwischen beiden Gemeinden und bischöfliche Ämter. Die preußische Verwaltung im Jahre 1803 behielt zunächst die bestehende Verwaltungsordnung des ehemaligen Fürstentums bei.
Als 1809 auf Befehl Napoleons die "Mairie Vorhelm" eingerichtet wurde, wurde Johann Heinrich Brüning am 28. Juli 1809 zum "Maire" ernannt. Beigeordneter wurde Rentmeister Steinmann, nach dessen Tod Rentmeister Clemens Beckmann.
Nach Vertreibung der Franzosen im Jahre 1813 blieb diese Gemeindeverfassung bestehen und Johann Heinrich Brüning weiterhin Bürgermeister dieses Bürgermeisterbezirkes. 1832 wurde dem Bürgermeister Johann Heinrich Brüning die Verwaltung der Bürgermeisterei Sendenhorst (Stadt und Kirchspiel) unter Beibehaltung seines Wohnsitzes auf dem Hofe in Enniger-Sommersell mit übertragen.
Franz Brüning hatte von seinem Vater Johann Heinrich Brüning die Verwaltung der Bürgermeistereien Sendenhorst und Vorhelm 1840 in Personalunion übernommen. Das Verwaltungsbüro wurde von Ennigerloh-Sommersell nach Sendenhorst verlegt
Mit Einführung der Landgemeindeordnung in der Bürgermeisterei Vorhelm am 14. November 1843 entstanden aus den beiden Bürgermeistereien zwei Amtsbezirke, die weiterhin von Franz Brüning verwaltet wurden.
Das Amt Vorhelm bestand 1843 aus den Gemeinden Vorhelm und Enniger mit insgesamt 2.499 Einwohnern und 383 Wohnhäusern.
1852 wurde das Kirchspiel Sendenhorst in das Amt eingegliedert.
Zu Vorhelm gehörten
- Kirchdorf Vorhelm, Dorfbauerschaft Vorhelm und Rittergut Vorhelm (Eigentümer Graf von Droste zu Vischering), 80 Wohnhäuser, 497 Einwohner,
- Bauerschaft Isendorf, 37 Wohnhäuser, 239 Einwohner und
- Bauerschaft Eickel, 47 Wohnhäuser, 295 Einwohner.
Zu Enniger
- Kirchdorf Enniger, 76 Wohnhäuser, 460 Einwohner,
- Dorfbauerschaft Enniger, 48 Wohnhäuser, 292 Einwohner,
- Bauerschaft Pöling, 19 Wohnhäuser, 133 Einwohner,
- Bauerschaft Rückamp, 16 Wohnhäuser, 148 Einwohner,
- Bauerschaft Balhorn, 13 Wohnhäuser, 90 Einwohner,
- Bauerschaft Sommersell mit Rittergut Neuengraben (Eigentümer Graf von Galen), 16 Wohnhäuser, 136 Einwohner und
- Bauerschaft Wessenhorst, 31 Wohnhäuser, 209 Einwohner.
Vorhelm und Enniger besaßen jeweils eine eigene Pfarrei, doch waren sie unterschiedlichen Gerichtsbezirken zugeordnet, Vorhelm dem Stadt- und Landgericht Ahlen, Enniger dem Stadt- und Landgericht Oelde. Als Poststelle war für beide Tönnishäuschen zuständig.
Die Tätigkeit des Amtmanns war ehrenamtlich. Nach einer 55jährigen Amtszeit verstarb Amtmann Franz Brüning 1895 im Alter von 84 Jahren. Seit Einführung der neuen Kreisordnung (1886/87) war er Ehrenamtmann. Er verwaltete den Wegebau, ohne die Einwohner stark zu belasten. 55 Jahre lang gehörte er dem Kreistag an war ferner Mitglied des Kreisausschusses und Kreisdeputierter, 35 Jahre lang Mitglied im Provinziallandtag (1854-1890), zuletzt als Alterspräsident. Er vertrat den Wahlkreis Beckum-Warendorf-Lüdinghausen im preußischen Abgeordnetenhaus (1855-1861).
1896 wurde der Kaufmann Franz Cramer zum Amtmann ernannt, starb jedoch am Tag seiner Amtseinführung.
Der Beigeordnete Reinhold Brüning erhielt nach dem Tod von Franz Brüning den Auftrag zur Verwaltung des Amtes Vorhelm, doch durch Erlass des Oberpräsidenten vom 18. April 1898 wurde der Auftrag zurückgezogen und die kommissarische Verwaltung vom 1. Juni 1898 an dem Verwaltungsanwärter Devens übertragen, der am 3. Juni 1898 von Landrat Hoffmann in das Amt eingeführt wurde. Die definitive Amtsübertragung erfolgte am 1. Juli 1899, womit auch die ehrenamtliche Amtsführung endete. Unter seiner Tätigkeit legte man schon im Jahre 1899 in der Bauerschaft Isendorf der Gemeinde Vorhelm als dem natürlichen Mittelpunkt des Verwaltungsbezirks den Grundstein zum Amtshaus, das dann 1901 bezogen werden konnte.
Nach Devens gelangte Hueseke ins Amt, dem nach der Versetzung der Verwaltungsanwärter Leutnant a. D. Kurtz zu Paderborn folgte.
Durch Verfügung des Regierungspräsidenten vom 28. Juni 1911 wurde Kurtz zum Standesbeamten bestellt.
1913 wurde der turnusmäßig ausscheidende Gemeindevorsteher von Enniger, Gutsbesitzer Anton Lohmann, wiedergewählt.
Nach der Landgemeindeordnung von 1856 besaß um 1860 die Gemeinde Vorhelm 1.099 Einwohner und eine Vertretung von sechs Verordneten, Enniger mit 1.482 Einwohnern acht Verordnete, Kirchspiel Sendenhorst mit 875 Einwohnern sieben Verordnete.
Die Amtsversammlung bestand aus neun Verordneten: dem Amtmann, drei Ortsvorstehern, je einem Rittergutsbesitzer aus Vorhelm und aus Enniger sowie drei auf sechs Jahre gewählten Verordneten. Die Gemeindevorsteher waren Hense für Enniger, Wersing für Kirchspiel Sendenhorst und Bisping für Vorhelm.
Die Nachfolger waren:
Hueseke (1906-1912),
Eickenscheidt (1912-1916),
Alberty (1916-1925),
Weber (1925-1937),
Lilienbecker (1937-1945),
erneut Weber (1945-1954) und
Untiedt (1954-1967).
1955 schied die Gemeinde Kirchspiel Sendenhorst auf eigenen Wunsch aus dem Amtsverband Vorhelm aus und bildete mit der Stadt Sendenhorst einen neuen Amtsbezirk. 1967 wurde das Amt Vorhelm aufgelöst, Enniger und Vorhelm bildeten bis zur kommunalen Neuordnung am 31. Dezember 1974 mit Stadt und Kirchspiel Sendenhorst das Amt Sendenhorst. Ab 1. Januar 1975 gehört Vorhelm zur Stadt Ahlen, Enniger zur Gemeinde Ennigerloh.
Bestandsgeschichte
Die Akten des Amtes Vorhelm wurden im November 1973 vom Archiv des Kreises Beckum ins Kreisarchiv als Depositum übernommen. Bis dahin lagerten sie auf dem Dachboden der Schule in Vorhelm.
Bei der Archivierung wurden drei Registraturschichten herausgearbeitet:
Registratur A (1800-1935),
Registratur B (1936-1956),
Registratur C (1957-1967).
Bei allen drei Schichten konnten alte Registraturpläne bzw. Aktenverzeichnisse zu Hilfe genommen werden.
Dem Bestand wurden einzelne Sammelakten zu den Personenstandsregistern entnommen und im Bestand "Standesämter - Sammelakten" des Kreisarchivs Warendorf einsortiert. Die frühere Archivsignatur dieser Akten aus dem Bestand "Amt Vorhelm B" wurde im Feld "Alte Archivsignatur" unter ihrer Neuverzeichnung im Bestand "Standesämter - Sammelakten" vermerkt. Im Bestand "Amt Vorhelm B" wurden diese Sammelakten gelöscht. So kommt es zu einzelnen fehlenden Nummern im Bestand "Amt Vorhelm B".
Nutzung des Bestandes und Zitierweise:
Der Bestand unterliegt keinerlei Nutzungsbeschränkung und kann zu den Öffnungszeiten des Kreisarchivs im Lesesaal eingesehen werden.
Der Bestand ist folgendermaßen zu zitieren:
Kreisarchiv Warendorf, Vorhelm B Nr.
Liesborn, November 1976
Siegfried Schmieder
- Reference number of holding
-
Vor B Vor B Vorhelm B
- Context
-
Kreisarchiv Warendorf (Archivtektonik)
- Date of creation of holding
-
1904, 1921-1966
- Other object pages
- Delivered via
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
17.09.2025, 1:26 PM CEST
Data provider
Kreis Warendorf. Kreisarchiv, Kreisverwaltung. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1904, 1921-1966