Bestand
Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe / Oberkommando der Luftwaffe (Bestand)
Geschichte des
Bestandsbildners: Aus dem am 2. Februar 1933 aus der
Luftfahrtabteilung des Reichsverkehrsministeriums und der
Luftschutzabteilung des Reichsministeriums des Innern
errichteten Reichskommissariat für die Luftfahrt unter
Reichskommissar Hermann Göring entstand am 27. April 1933 das
Reichsluftfahrtministerium (RLM). In dieses wurde am 15. Mai
1933 das am 1. April 1933 durch Zusammenlegung der bisher in der
Heeres- und Marineleitung getrennt wirkenden
Fliegerführungsstäbe und fliegertechnischen Dienststellen des
Reichsheeres und der Reichsmarine errichtete Luftschutzamt
eingegliedert.
Das
Reichsluftfahrtministerium fasste die zwei Bereiche zivile
Luftfahrt und militärische Luftwaffe unter einheitlicher Führung
zusammen. Ihm oblag der zunächst getarnte Aufbau der Luftwaffe
mit allen bisher von der Heeres- und Marineleitung wahrgenommen
Aufgaben der Führung, Organisation, Ausbildung und später des
Einsatzes der Luftwaffe.
Vom 15. Mai bis
31. August 1933 bestand das Reichsluftfahrtministerium aus zwei
Ministerialabteilungen: dem militärischen Luftschutzamt und dem
aus dem Staatssekretär beim Reichskommissar für die Luftfahrt
hervorgegangenen Staatssekretär für die Luftfahrt, dem das
Allgemeine Luftamt unterstand.
Das
Luftschutzamt gliederte sich in eine Allgemeine, eine Luftschutz
(Flugabwehr)-, eine Fliegerbodenorganisations-, eine
Fliegerausbildungs- und eine Personalabteilung. Das Allgemeine
Luftamt bestand aus einer Allgemeinen Abteilung, die im
wesentlichen das ehemalige Reichskommissariat für die Luftfahrt
umfasste, einer Abteilung Fliegertechnik, einer
Verwaltungsabteilung und einer Abteilung, die die Belange des
zivilen Luftschutzes wahrzunehmen hatte.
Am 1. September 1933 wurde das Luftschutzamt in
Luftkommandoamt umbenannt, der gesamte Komplex Flugabwehr
herausgenommen und zunächst als Inspektion des Luftschutzes
wieder der Heeresleitung unterstellt; die Personalabteilung
wurde zum selbständigen Luftwaffenpersonalamt erhoben. Das
Allgemeine Luftamt verlor die Abteilung Fliegertechnik, die als
Technisches Amt verselbständigt wurde.
Als neue Abteilungen entstanden zwischen 1933 und 1936 das
Luftwaffenverwaltungsamt, die Zentralabteilung, die Inspektion
der Schulen - die am 1. April 1935 unter der Bezeichnung
Kommando der Schulen verselbständigt wurde und 1937 als
Inspektion der Fliegerschulen wieder dem Luftkommandoamt
unterstellt wurde -, die Inspektion der Flakartillerie und des
Luftschutzes, die Inspektion für Flugsicherheit und Gerät und
das Nachschubamt.
Im Juli 1937 folgte die
Einrichtung der Dienststelle General der Luftwaffe beim
Oberbefehlshaber des Heeres und im Dezember desselben Jahres die
Bildung des Ministeramts in unmittelbarer Unterstellung unter
den Minister, der ab 1. Juni 1935 die Doppelbezeichnung
Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe
(RdL und ObdL) führte. Sein - zunächst - ständiger Vertreter war
der Staatssekretär für Luftfahrt, dem in dieser Eigenschaft alle
Ämter des Ministeriums unterstanden.
Nach
der im Frühjahr 1937 erfolgten Neugliederung der
Spitzenorganisation der Luftwaffe, die den Generalstabschef
gleichberechtigt neben den Staatssekretär stellte, vertrat der
Staatssekretär den Minister nur noch bei dessen Ausfall oder
längerer Abwesenheit. Sein Geschäftsbereich umfasste alle
Dienststellen und Einrichtungen des RLM mit Ausnahme des
Generalstabs und der dem Minister unmittelbar unterstellten
Einrichtungen. Am 1. Februar 1938 wurde er zum Staatssekretär
der Luftfahrt und Generalinspekteur der Luftwaffe
umbenannt.
In der vorausgegangenen
Neugliederung des Ministeriums im Januar 1938 waren die
Zentralabteilung, das Allgemeine Luftamt, das
Luftwaffenverwaltungsamt und das Nachschubamt dem neu
errichteten Chef der Luftwehr und die Inspektionen dem
Generalinspekteur der Luftwaffe unterstellt worden.
Die Angleichung der Friedenskommandostruktur an
die Kriegsspitzengliederung im Februar 1939 führte zur Bildung
der Dienststellen des Generals der Luftwaffe beim
Oberbefehlshaber der Kriegsmarine und des Chefs des
Ausbildungswesens der Luftwaffe im RLM.
Dem Minister unterstanden unmittelbar der Staatssekretär,
der Generalstabschef, der Chef des Ministeramtes, der neu
ernannte Kommandeur der Luftkriegsakademie sowie der Präsident
der für die Bearbeitung von Sonderfragen zur Prüfung und
Begutachtung neugebildeten Luftwaffenkommission.
Die materielle Rüstung wurde mit dem
Technischen Amt, dem Nachschubamt und der Amtsgruppe Industrie
und Wirtschaft unter dem Generalluftzeugmeister zusammengefasst,
die personelle Rüstung mit dem Luftwaffenpersonalamt, dem
Luftwaffenverwaltungsamt und dem Allgemeinen Luftamt unter dem
Chef der Luftwehr, der zugleich Vertreter des Staatssekretärs
wurde. Das Luftwaffenpersonalamt wurde im Juli desselben Jahres
wieder aus der Unterstellung unter den Chef der Luftwehr
herausgenommen.
Die zahlreichen
Veränderungen in der Kriegsspitzengliederung während der Jahre
1940-1943 ließen die Gliederung im Großen weitgehend unberührt.
Am 5. Februar 1944 wurde der Bereich des Reichsministers der
Luftfahrt und Oberbefehlshabers der Luftwaffe in die
Dienststellen Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber
der Luftfahrt aufgeteilt und der Chef des Generalstabs mit dem
Chef des Luftwaffenpersonalamts und dem Staatssekretär
hinsichtlich ihrer Befugnis zur Vertretung des Ministers und
Oberbefehlshabers gleichgestellt.
Im Juli
1944 wurde die Dienststelle Staatssekretär der Luftfahrt
aufgelöst. Ihre Aufgaben gingen auf den Chef der Luftwehr über.
Der Generalinspekteur der Luftwaffe bestand als selbständige
Dienststelle weiter.
Bestandsbeschreibung: Die
Akten stammen aus Rückführungen aus den USA und Großbritannien
an die Dokumentenzentrale des Militärgeschichtlichen
Forschungsamtes. Von dort wurden die Akten 1968 an das
Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv abgegeben.
Die Unterlagen des Forschungsamtes wurden in
den neuen Bestand RL 44 überführt.
Inhaltliche
Charakterisierung: Das Schriftgut des RdL u. ObdL (bzw.
Reichsmarschall des Großdeutschen Reiches) muss bis auf einige
Splitter, die mit Rückgaben aus Großbritannien und den USA in
das Bundesarchiv-Militärarchiv gelangt sind, als verloren
angesehen werden.
Unterlagen des
Stabsamtes des Reichsmarschalls sowie des Ministeramtes sind
nicht überliefert (vom Stabsamt liegt nur ein Archivalienband
vor). Gleiches gilt für die schriftliche Überlieferung des
Staatssekretärs der Luftfahrt und Generalinspekteurs der
Luftwaffe, von der nur einige Einzelakten ins Bundesarchiv
gelangt sind.
Sonstige Unterlagen:
Persönlicher Schriftwechsel des RdL Göring; eine Sammlung seiner
Befehle; Niederschrift seiner Rede vor Gauleitern am 8. Nov.
1943; Unterlagen zu seinem Versuch, im April 1945 Hitlers
Befugnisse zu übernehmen. Vorgänge der Adjudantur über
Personalangelegenheiten des Stabes und über Aufrechterhaltung
der Produktion nach Bombenschäden. Vernehmungsprotokolle des
Sondergerichts des Reichsmarschalls.
Hervorzuheben sind die Unterlagen zum Bildplanwerk des
Reichsluftfahrtministeriums, die nicht nur das Deutsche Reich
betreffen, sondern u.a. auch Bildplanskizzen der Sowjetunion und
der Türkei enthalten.
Die bisher bei den
Amtsdrucksachen unter RLD 1 verwahrten
Luftwaffen-Verordnungsblätter (LVBl.) und die Besonderen
Luftwaffen-Bestimmungen (BLB) wurden in den Bestand übernommen
sowie die Luftwaffen-Dienstvorschriften (LDv.), die bisher unter
RLD 3 verwahrt wurden.
In den Bestand
übernommen wurden auch die bisher im Bestand RLD 12 verwahrten
verschiedenen Ausgaben der Propagandazeitschriften „Der
Adler".
Zitierweise: BArch RL
1/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch RL 1
- Umfang
-
1741 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Militär >> Reichswehr und Wehrmacht 1919 bis 1945/1946 >> Luftwaffe >> Spitzenbehörden
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- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe / Oberkommando der Luftwaffe (RdL u. ObdL), 1931-1945
Entstanden
- 1931-1945