Akten

27069 Nachlass Horst Wettstein (Bestand)

Inhalt: Der Bestand enthält in der Klassifikationseinheit 1 getrennte Serien der universitätsinternen und universitätsexternen Korrespondenz. An gleicher Stelle eingeordnet sind Protokolle aus dem vor der Gründung der Karlsruher Fakultät für Informatik bestehenden Institut für Informatik.
Skripte zu Vorlesungen Wettsteins, Forschungsberichte und Publikationen sind in Klassifikationseinheit 2 zusammengefasst. Die Vorlesungsskripte wurden teilweise von Studierenden verfasst. In einem Fall (Signaturnummer 6) befinden sich bei den Unterlagen auch von Studierenden bearbeitete Klausuren.
Unter der Klassifikationseinheit "3 Rechenzentrum und Informatik Rechnerabteilung (IRA)" befinden sich Unterlagen zu diesen beiden Einrichtungen der Universität Karlsruhe. Sie geben Aufschluss über den frühen Rechenbetrieb an der Universität. Rundschreiben des Rechenzentrums und der IRA und beleuchten Strukturen, Alltag und wichtige Arbeitsfelder beider Einrichtungen. Von besonderem Interesse können die Unterlagen zum Deutschen Forschungsnetz (DFN) und zur Zusammenarbeit mit der Firma CSNet sein. Über CSNet schloss die IRA Deutschland an das Internet an (Signaturnummer 18).

Entstehungsgeschichte: Horst Wettstein wurde am 15.09.1933 in Pforzheim als Sohn eines Goldschmieds geboren. 1954 schloss er das Realgymnasium ab. Nach seiner Schulzeit absolvierte er in Pforzheim Praktika bei einer Eisengießerei und bei der Firma Standard Elektrik Lorenz (SEL). 1954 begann er ein Studium der Elektrotechnik mit der Vertiefungsrichtung Fernmeldetechnik an der Technischen Hochschule Karlsruhe, das er 1959 mit dem Diplom abschloss. Daraufhin arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Nachrichtenverarbeitung und Nachrichtenübertragung unter dem Informatik-Pionier Karl Steinbuch. Durch Vermittlung von Steinbuch wurden Wettstein Forschungsaufenthalte in den USA ermöglicht. Der längste davon dauerte dreizehn Monate und führte ihn zur Firma IBM in Yorktown Heights. Dort nutzte Wettstein die Gelegenheit, in der Forschungsgruppe um Herman H. Goldstine mitzuarbeiten, die sich mit der Entwicklung strukturierter Systemsoftware beschäftigte. Mit dem in den USA erlangten Wissen stattete er die an Steinbuchs Institut befindliche Rechenanlage ER 56 mit einer Assembler-Sprache und einem Betriebssystem für die Stapelverarbeitung von Programmen aus. Außerdem entwickelte er einen Algol-Compiler. Auf der Grundlage seiner Arbeit an der ER 56 promovierte Wettstein 1966 bei Wilhelm Schüßler über das Thema "Topologische Empfindlichkeitsanalyse linearer Netzwerke". In der Folge war Wettstein zusammen mit Manfred Brockhaus (später Professor für Informatik in Wien) am Rechenzentrum der Universität mit der Aufgabe betraut, den Rechner Electrologica X8 zu einem System auszubauen, das den gleichzeitigen Zugriff mehrerer Benutzer ermöglichte. So entstand Ende der 1960er-Jahre das System HYDRA, das in der Fachwelt Beachtung fand. Für jedes der teils im Rechenzentrum und teils über den Campus verteilt aufgestellten Terminals auf Fernschreiberbasis war ein eigener Bedienprozess aktiv, durch den der Benutzer direkt mit der Maschine kommunizierte. Neben diesem Dialogbetrieb (Open Shop) lief auf der X8 der interne Rechenzentrumsbetrieb im Stapelverfahren (Closed Shop).
Im Jahr 1971 wurde Horst Wettstein auf den über das Überregionale Forschungsprogramm Informatik eingerichteten Lehrstuhl für Betriebssysteme an der Universität Karlsruhe berufen. Seine wissenschaftliche Arbeit galt hier vor allem der Systemprogrammierung und Betriebssystemen. Von 1973 bis 1975 stand Wettstein der Karlsruher Fakultät für Informatik als Dekan vor. Daneben begeleitete er den Aufbau der Informatik-Rechnerabteilung (IRA) an der Fakultät. Weitere Tätigkeitsbereiche waren hardwarenahe Systemkomponenten, wobei Wettsteins Beiträge insbesondere der Prozessumschaltung und der systematischen Erforschung der Prozesssynchronisation sowie der Interprozesskommunikation galten. Wettsteins Forschungsfelder spiegeln sich auch in seinen Lehrbüchern "Systemprogrammierung" (1972, 1980), "Architektur von Betriebssystemen" (1978, 1984, 1987) und "Systemarchitektur"(1993). 1979 wurde Wettstein zum DFG-Fachgutachter gewählt. Rufe auf Professuren in Hamburg, Darmstadt und Stuttgart dokumentieren sein Renommee. Wettstein blieb jedoch in Karlsruhe bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1998. Er verstarb am 02.09.2006.

Klassifikationsübersicht: Das im Bestand vorhandene Material wurde am 03.07.2007 durch Klaus Nippert aus dem am Institut für Betriebs- und Dialogsysteme der Universität Karlsruhe verwahrten dienstlichen Nachlass von Horst Wettstein zur Übernahme ausgewählt. Für die Auswahl leitend war vor allem der Gedanke, Routinevorgänge der Institutsverwaltung und des Lehr- und Prüfungsbetriebs auszuscheiden. Von den in zahlreichen Fassungen angetroffenen Skripten zu Vorlesungen wurden nur vereinzelte Proben übernommen. Die Auswahl wurde am 25.07.2007 als Zugang 25/07 übernommen.

Erläuterung der Ordnung: Die Ordnung des Bestands ist aus der Klassifikation zu ersehen.

Erschließungsinformation: Der Bestand wurde im Frühjahr 2009 von der studentischen Hilfskraft Silvia Urlique vorgeordnet und verpackt. In der Zeit von Juni bis September 2009 leistete Michael Hartmann unter beratender Mitwirkung von Klaus Nippert die Erschließungsarbeit. Das Findbuch wurde im Januar und Februar 2010 von der wissenschaftlichen Hilfskraft Helen Maucher aus den in das Datenbankprogramm FAUST eingegebenen Daten erstellt. Die Arbeit von Herrn Hartmann, Frau Maucher und Frau Urlique wurde dankenswerterweise durch Zuwendungen der Schroff Stiftung ermöglicht.

Klassifikationsübersicht: 1 Korrespondenz
2 Vorlesungsskripte, Berichte und Publikationen
3 Rechenzentrum und Informatik-Rechnerabteilung (IRA)

Bestandssignatur
KIT-Archiv, 27069
Umfang
0,8 m

Kontext
KIT-Archiv (Archivtektonik) >> 2 Karlsruher Institut für Technologie und Vorläufer >> 27 Nachlässe und Sammlungen zu Personen

Bestandslaufzeit
1966-1997

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Zugangsbeschränkungen
Benutzungbeschränkungen: Die Benutzung ist teilweise durch Schutzfristen für Sachakten und personenbezogene Unterlagen eingeschränkt.
Letzte Aktualisierung
16.08.2023, 09:32 MESZ

Objekttyp


  • Akten

Entstanden


  • 1966-1997

Ähnliche Objekte (12)