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Verwendung der Rechnungseinheit in der EWG
Im Zusammenhang mit der Schaffung eines Europäischen Kapitalmarktes spielt die Rechnungseinheit, die ohnehin als statistische Größe Bedeutung besitzt, auf den Anleihemärkten eine zunehmend wichtige Rolle. Insbesondere die Europäische Rechnungseinheit (RE) und die Europäische Währungseinheit (£) haben sich durchgesetzt. Die RE ist in ihrem Wert an die Goldparität der sog. Referenzwährungen dies sind die 17 Währungen der Mitgliedsländer der ehemaligen Europäischen Zahlungs-Union (EZU), gebunden. Eine Wertänderung kann nur dann erfolgen, wenn gleichzeitig folgende Bedingungen eintreten: Änderungen der Goldparität aller Referenzwährungen und Bewegung der Paritäten von mindestens zwei Dritteln der Referenzwährungen in derselben Richtung. Sind die Voraussetzungen erfüllt, so wird der geringste Auf- oder Abwertungssatz einer Referenzwährung als Maß der Wertänderung der RE herangezogen. Hinsichtlich der Zahlungswährung besteht für den Anleger ein Wahlrecht, wobei i. d. R. einige "currencies of payment" in den Anleihebedingungen festgelegt werden. Der Emittent ist berechtigt, die "subscription currency" zu bestimmen. Die % ist als echte europäische Währungseinheit vor dem Hintergrund des Stufenplans zur Errichtung einer Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion zu setzen, an deren Ende eine einheitliche Gemeinschaftswährung steht. Grundlage sind die Währungen der EWG-Mitgliedsländer. Gegenüber diesen besitzt sie für die gesamte Laufzeit der Anleihen eine fixierte Parität. Als Zahlungswährung kann jede der Basiswährungen gewählt werden. Aus der Sicht der Anleger bietet sich die RE vor allem dann an, wenn die Heimatwährung abwertet bei fehlenden Veränderungen der anderen Referenzwährungen. Der Zeichner einer £-Anleihe ist vor allem bei einer Abwertung einer EWG-Währung wegen der Paritätsgarantie voll gesichert. Im Gegensatz zur RE besteht darüber hinaus ein Schutz gegen Verluste aus Aufwertungen der Zeichnerwährung. Für Anleiheschuldner ergeben sich die Vorteile bei beiden Rechnungseinheiten insbesondere aus den Marktbedingungen: Geringere Kosten, fehlende Marktrestriktionen. Nachteile bieten sich dagegen aus den den Anleihegläubigern zustehenden Währungsoptionsrediten. Insgesamt können die Anleihetypen als wichtiger Schritt in Richtung auf eine Integration der europäischen Kapitalmärkte gelten. Der Beweis dafür ist durch die Schaffung gut funktionierender Primär- und Sekundärmärkte bereits erbracht.
- Sprache
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Deutsch
- Erschienen in
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Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 5 ; Year: 1972 ; Issue: 1 ; Pages: 87-104
- Klassifikation
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Wirtschaft
- Ereignis
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Geistige Schöpfung
- (wer)
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Raettig, Lutz
- Ereignis
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Veröffentlichung
- (wer)
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Duncker & Humblot
- (wo)
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Berlin
- (wann)
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1972
- DOI
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doi:10.3790/ccm.5.1.87
- Letzte Aktualisierung
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10.03.2025, 11:44 MEZ
Datenpartner
ZBW - Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Artikel
Beteiligte
- Raettig, Lutz
- Duncker & Humblot
Entstanden
- 1972