Bestand
Bundesanstalt für Arbeit (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Die Bundesanstalt für Arbeit (BA) wurde durch Gesetz vom 10. März 1952
(BGBl. I S. 123) am 1. Mai 1952 unter der Bezeichnung "Bundesanstalt
für Arbeitslosenvermittlung und Arbeitslosenversicherung" als
bundesunmittelbare Körperschaft des öffentlichen Rechts errichtet. Sie
untersteht der Rechtsaufsicht des BMA. Ihre Selbstverwaltungsorgane
setzen sich zu je einem Drittel aus Vertretern der Arbeitnehmer, der
Arbeitgeber und der öffentlichen Körperschaften (Bund, Länder,
Gemeindeverbände und Gemeinden) zusammen.
Rechtlich, organisatorisch und funktionell knüpft sie an die 1927
gegründete Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und
Arbeitslosenversicherung an. Am 1. Juli 1969 löste das
Arbeitsförderungsgesetz (AFG) vom 25. Juni 1969 (BGBl. I S. 582) das
Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung vom 1.
Okt. 1927 ab und ergänzte den Gesetzesauftrag um die Aufgabengebiete
Berufsberatung, Arbeitsvermittlung, Förderung der beruflichen Bildung,
Gewährung von berufsfördernden Leistungen, Arbeitslosengeld,
Konkursausfallgeld sowie die Gewährung von Leistungen zur Förderung
und Erhaltung von Arbeitsplätzen. Die "Bundesanstalt für
Arbeitslosenvermittlung und Arbeitslosenversicherung" wurde in
"Bundesanstalt für Arbeit" (BA) umbenannt. Als neues Aufgabenfeld
sollte die BA Arbeitsmarkt- und Berufsforschung betreiben.
Mit dem Wirksamwerden des Einigungsvertrages am 3.
Okt. 1990 und der Ausdehnung des Geltungsbereiches des AFG-West auf
die neuen Bundesländer gingen alle Dienststellen der Arbeitsverwaltung
der DDR in den Verantwortungsbereich der BA über. Am 1. Januar 1998
wurde die Arbeitsförderung in das Sozialgesetzbuch (SGB) III
aufgenommen, das das oftmals novellierte AFG ablöste und den Einsatz
arbeitsmarktpolitischer Gelder stark dezentralisierte.
Im Jahr 2002 begannen auf der Basis von Vorschlägen
der von der Bundesregierung eingesetzten Hartz-Kommission umfangreiche
Reformmaßnahmen auf dem Gebiet der Arbeitsverwaltung.
Im Februar 2002 wurde die Kommission "Moderne
Dienstleistungen am Arbeitsmarkt" (Hartz-Kommission) eingesetzt, um
Arbeitsmarktpolitik effektiver zu gestalten. Die im August 2002
erfolgte Präsentation der Ergebnisse der Kommission gaben den Anstoß
zu den "Hartz-Gesetzen", die ab Januar 2003 in Kraft traten und die
Umbenennung der BA zur Bundesagentur für Arbeit zum 1. Januar 2004
bestimmten.
Am 1. Januar 2005 erfolgte die
Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zur Grundsicherung
von Arbeitslosen (SGB II): Kommunen und örtliche Arbeitsagenturen
kümmern sich gemeinsam um Arbeitslose (ausgenommen 69 sogen.
Optionskommunen, die sich eigenständig um bedürftige Menschen
kümmern).
Im Dezember 2007 erklärte das
Bundesverfassungsgericht diese Mischverwaltung bei der Grundsicherung
für verfassungswidrig.
Im Juni 2010 stimmte der
Bundestag mehrheitlich für eine Grundgesetzänderung, um das
Mischverwaltungsmodell zwischen Kommunen und Arbeitsagenturen aufrecht
zu erhalten.
Organisationsgeschichte der
Hauptstelle in Nürnberg:
Bis zum AFG 1969
bestand die Hauptstelle aus vier Abteilungen und dem Institut für
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB): Abt. I "Arbeitsmarktpolitik,
Arbeitsvermittlung, Berufsberatung, Ärztlicher Dienst", Abt. II
"Arbeitslosenversicherung, Arbeitslosenhilfe, Kindergeld", Abt. III
"Finanzwesen, Sachverwaltung, Rationalisierung, Prüfdienst" und Abt.
IV "Personalangelegenheiten, Statistik, Allg. Verwaltung und
Publizistik".
Als mit dem AFG die Aufgaben der
Berufsberatung und der beruflichen Bildung hinzukamen, wurde eine
fünfte Abteilung eingerichtet, das IAB blieb separat. Die bisherige
Abteilung II Arbeitslosenversicherung, Arbeitslosenhilfe wurde zur
Abt. III, während Berufsberatung und berufliche Bildung in die Abt. II
kamen. Seit der ersten Hälfte der 1970er Jahre bildete das IAB die
Abt. VI. Dieser sechszügige Aufbau wurde 1986 um eine siebente
Abteilung erweitert (Abt. VI für Planung und Steuerung der
Organsation, Personalbemessung und übergreifenden Datenschutz). Das
IAB wurde Abt. VII.
1996 wurde eine Abteilung
aufgelöst (Abt. IV Finanzwesen, Infrastruktur, Sachverwaltung,
Informationsverarbeitung) und die Aufgaben auf Abt. II und Abt. III
übertragen. Im gleichen Jahr wurden Abt. V (Personalangelegenheiten,
Allg. Verwaltung, Aus- und Fortbildung des Personals) und Abt. VI
(Organisation und Controlling, Informationsverarbeitung,
Personalbemessung, Prüfdienst und Öffentlichkeitsarbeit)
zusammengefasst, so dass wieder vier Abteilungen bestanden - zuzüglich
des IAB, das die fünfte Abteilung bildete. Zum 1. Febr. 1998 wurde die
Abteilung "Projektorganisation IT Informationsverarbeitung und
Informationstechnik" hinzugefügt.
Am 17. Sept.
2001 erhielt die BA-Hauptstelle eine neue Organisation. Aus den
Abteilungen wurden Geschäftsbereiche.
Der
Geschäftsbereich I war zuständig für den Beschäftigungs- und
Bildungsmarkt, der Geschäftsbereich II für Geldleistungen,
Sozialversicherung, Recht und Ordnung. Der Geschäftsbereich III
bearbeitete federführend das Finanzwesen, die Infrastruktur,
Information und die Statistik. Der Geschäftsbereich IV kümmerte sich
um Personal und Organisation der BA, der Geschäftsbereich V um
Informationsverarbeitung und Informationstechnik. Das IAB bildete den
Geschäftsbereich VI.
Seit 2004 lautet die neue
Bezeichnung der Hauptstelle "Zentrale". Die Zentrale war 2004 in fünf
Zentralbereiche gegliedert: Produkte und Programme (Zentralbereich
PP), Steuerung Regionaldirektionen (Zentralbereich SR), Personal
(Zentralbereich P), Controlling/Finanzen (Zentralbereich CF) und
IT-Steuerung (Zentralbereich IT). 2005 kam mit dem SGB II ein sechster
Zentralbereich S dazu. In den Jahren von 2008 bis 2015 wechselte die
Anzahl der Zentralbereiche zwischen sechs und acht, v.a. in den
Bereichen "Steuerung und Umsetzung SGB II" und "Steuerung und
Umsetzung SGB III" sowie "Spezifische Produkte und Programme SGB II"
und " Spezifische Produkte und Programme SGB III". Das IAB wurde 2004
ausgegliedert und als besondere Dienststelle geführt.
Die Aufsicht über die Arbeit in der Zentrale übt der
Verwaltungsrat der BA aus.
Besondere
Dienststellen der BA sind (Stand 2015): Institut für Arbeits- und
Berufsforschung (IAB) mit Sitz in Nürnberg, Führungsakademie der
Bundesagentur für Arbeit (FBA) in Lauf an der Pegnitz, IT-Systemhaus
der BA und BA-Service-Haus (BA-SH) in Nürnberg, Zentrale Auslands- und
Fachvermittlung (ZAV) in Bonn, Familienkasse, Hochschule der
Bundesagentur für Arbeit (HdBA) in Mannheim.
Auf regionaler Ebene üben die zehn Regionaldirektionen (früher:
Landesarbeitsämter) die Fachaufsicht über die einzelnen Agenturen für
Arbeit (lokale Ebene) aus.
Geleitet wurde die
Bundesanstalt bis 2002 von den Präsidenten:
Dr.
h.c. Julius Scheuble (1. Mai 1952 - 30. Juni 1957)
Anton Sabel (16. Juli 1957 - 30. Apr. 1968)
Prof. Dr. rer. publ. Josef Stingl (2. Mai 1968 - 31. März
1984)
Heinrich Franke (1. Apr. 1984 - 31. Jan.
1993)
Bernhard Jagoda (1. Febr. 1993 -
2002).
Nach Reformen der BA im Jahr 2002 wurde
der Präsident durch einen dreiköpfigen Vorstand ersetzt, dessen
Mitglieder auch keinen Beamtenstatus mehr aufgrund ihrer
Vorstandstätigkeit innehaben. Die Mitglieder des Vorstands werden für
jeweils fünf Jahre auf Vorschlag des Verwaltungsrats von der
Bundesregierung benannt und vom Bundespräsidenten ernannt.
Vorsitzender des Vorstandes war von 2002 - 2004 Florian Gerster, ab
2004 ist Frank-Jürgen Weise der Vorsitzende. Von 2006 bis 2014 war
Vorstand SGB III Raimund Becker und Vorstand SGB II Heinrich Alt. Seit
Oktober 2015 setzt sich der Vorstand aus dem Vorsitzenden
(Frank-Jürgen Weise), dem Vorstand Regionen (Raimund Becker) und dem
Vorstand Arbeitsmarkt (Detlef Scheele) zusammen.
Bearbeitungshinweis:
Publikationsfindbuch, Online-Findbuch, Bewertungskatalog
Bestandsbeschreibung: Gemäß den
Empfehlungen für die Archivierung von Altschriftgut der
Arbeitsverwaltung, die von einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe 1995
beschlossen wurden, sind neben der Hauptstelle der BA das Zentralamt,
das Vorprüfungsamt, die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung sowie der
Fachbereich Arbeitsverwaltung der Fachhochschule des Bundes für
öffentliche Verwaltung dem Bundesarchiv gegenüber anbietungspflichtig.
Von den genannten Dienststellen hat bislang nur die Hauptstelle der BA
kontinuierlich Schriftgut abgegeben. Die Registratur der BA verwaltet
zentral die archivreifen Akten der BA und bietet sie insgesamt dem
Bundesarchiv an. Damit sind die Abgaben der BA nicht referatsweise,
sondern aufgaben- und referatsübergreifend strukturiert.
In vier großen Bewertungs- und Erschließungsprojekten
in den Jahren 2001 (Findbuch 1, veröffentlicht), 2009/2010 (Findbuch
2, referatsintern), 2011 Statistik der BA (referatsinternes Findbuch)
und 2015 konnten über 9000 AE bewertet und erschlossen werden. Die
Erlasse, Runderlasse und Rundschreiben der Hauptstelle wurden extra
verzeichnet (Nr. 1 bis 648), ein referatsinternes Findbuch liegt
vor.
Inhaltliche Charakterisierung:
Die Überlieferung des Bestandes umfasst die Akten zur Organisation und
zu fachübergreifenden Aufgaben. Schwerpunkte bilden Akten zur
Arbeitsmarktpolitik und Arbeitsvermittlung, Berufsberatung und
Arbeitsmarktberichterstattung, zum Psychologischen Dienst und zu
Geldleistungen.
Der Bestand der BA ist ein sehr
häufig benutzter Aktenbestand, der Auskunft aus den verschiedensten
Bereichen der Arbeits- und Berufsvermittlung gibt. Inhaltliche
Schwerpunkte liegen u.a. auf Arbeitserlaubnisverfahren für
ausländische Arbeitnehmer, Integration von behinderten Menschen,
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) in den neuen Bundesländern und
Berufsberatung für Jugendliche.
Sonstige
Bestände der gleichen Provenienz: Studien- und berufskundliche
Hörprogramme: 51 Magnetbänder und 6 DAT-Kassetten unter B 119
MD.
Erschließungszustand:
Publikationsfindbuch (2001), auch Online-Findbuch
Vorarchivische Ordnung:
Einheitlich für alle Dienststellen der BA regeln Aktenordnung und
Aktenplan die Gliederung und Behandlung des Schriftguts. Seit dem
Inkrafttreten der Hartz-Gesetze I bis IV zwischen 2003 und 2005 ist
eine kontinuierliche Veränderung der Behördenstruktur, der Aufgaben
und des Aktenplans der BA erfolgt. Diese zahlreichen Umorganisationen
und Aktenplan-Erweiterungen erschweren die Bearbeitung des
Bestandes.
Seit 2012 kommt ein vom Referat
erarbeiteter Bewertungskatalog zum Einsatz, der anhand der
Aktenzeichen die Bewertungspositionen A, K oder P (prüfen) festlegt.
Der Bewertungskatalog wird von der Registratur der BA meist konsequent
angewandt, so dass dem Bundesarchiv nur die voraussichtlich
archivwürdigen oder zu prüfenden Akten angeboten werden. Dieses
Verfahren führt zu einer wesentlichen Vereinfachung der Abläufe von
Aktenanbietung und Übernahme. Der Bewertungskatalog muss allerdings
den aktuellen Veränderungen des Aktenplans der BA kontinuierlich
angepasst werden. Die Akten von K-Positionen des Bewertungskatalogs
werden von der BA eigenständig vernichtet. Eine Übersicht über die
kassierten AE wird dem Bundesarchiv übermittelt.
Umfang, Erläuterung: 11200 AE;
Bislang als archivwürdig bewertet: 7144 AE (Stand: 06/2017)
Zitierweise: BArch B
119/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch B 119
- Extent
-
11190 Aufbewahrungseinheiten; 262,4 laufende Meter
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Bundesrepublik Deutschland mit westalliierten Besatzungszonen (1945 ff) >> Bundesrepublik Deutschland (1949 ff) >> Arbeit, Sozialordnung
- Related materials
-
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: B 119 MD
Amtliche Druckschriften: Dienstblatt der Bundesanstalt für Arbeit (1952 ff.).- AFG-Textausgabe (1969 ff.).- Strukturdatensammlung
über die LAÄ/AÄ-Bezirke (1981 ff.).- Blätter zur Berufskunde (1968 ff.).-
Einrichtungen zur beruflichen Bildung (1972 ff.).- Schriften zur Vorbereitung der Berufswahl
(1978/79 ff.).- Handreichungen für die Aus- und Fortbildung (1988 ff.).- Materialien
aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (1972 ff.).- Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt-
und Berufsforschung (1968 ff.).
Literatur: Heinrich Franke: Arbeit für alle. Wege aus der Krise in die Zukunft der Arbeitslandschaft.
Unter Mitarbeit von Franz Prast. Herford 1987.
Auf ihrer Homepage bietet die BA unter www.arbeitsagentur.de in der Rubrik Veröffentlichungen eine vollständige Übersicht über ihre Publikationen. Unter Weisungen finden sich auch die internen Drucksachen, z.B. HEGA (= Handlungsempfehlungen / Geschäftsanweisungen, DA (= Dienstanweisungen) und sonstige Weisungen, die Aktenordnung u.a.m. Sämtliche für die Öffentlichkeit bestimmte Veröffentlichungsreihen sind ebenfalls im Internet einzusehen, darunter die Geschäftsberichte.
- Provenance
-
Bundesanstalt für Arbeit (BA), 1946-2004
- Date of creation of holding
-
1946 - offen
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
Bundesarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Associated
- Bundesanstalt für Arbeit (BA), 1946-2004
Time of origin
- 1946 - offen