Bestand
Kirchengemeinde Dorstfeld (Bestand)
Empfehlung zur Beständeübergreifenden Recherche: https://archiv-ekvw.de/fileadmin/mcs/archiv_ekvw/infomaterial/Anleitung_Recherche_DO.pdfDas Archiv der Ev. Kirchengemeinde Dorstfeld (Ev. Kirchenkreis Dortmund) wurde 1990 im Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen verzeichnet und in den Jahren 2006 und 2014 um Nachträge erweitert. Es umfasst insgesamt 222 Verzeichnungseinheiten, die sich über den Zeitraum von 1879 bis 2005 erstrecken. Gemeindegeschichte (Auszug aus: Jens Murken: Die Evangelischen Gemeinden in Westfalen. Band 1. Ahaus bis Hüsten)Das schon um 900 erwähnte Bauerndorf Dorstfeld lag in der zur Abtei Essen gehörenden Herrschaft Huckarde, deren Pfarrkirche die Reinoldikirche in Dortmund war. Als die Reinoldikirche 1556 lutherisch wurde, fiel auch Dorstfeld dem Luthertum zu [LkA EKvW A 6-02]. Unter der Herrschaft der Fürstabtei Essen blieben die evangelischen Einwohner Dorstfelds geduldet. Im Zuge der Preußischwerdung Westfalens wurden sie dann 1803 allein der Dortmunder Reinoldikirche zugewiesen [W 10050, S. 234]. Mit der Eröffnung der ersten Zeche und dem Bau von Bergmannswohnungen erhielt Dorstfeld 1846 eine gänzlich neue Struktur, denn die Landgemeinde wuchs im Zuge der Bergbauentwicklung und der Industrialisierung beträchtlich [W 4287]. Wegen der wachsenden Einwohnerzahlen und Verwaltungsaufgaben wurde das Amt Lütgendortmund, zu dem auch Dorstfeld gehörte, durch eine Neuumschreibung seiner Grenzen 1874 erstmals verkleinert. 1886 erfolgte eine weitere Neugliederung, indem das bisherige Amt Lütgendortmund in zwei selbständige Ämter mit Sitz in Lütgendortmund und Dorstfeld (mit den Gemeinden Dorstfeld, Huckarde, Marten, Rahm und Wischlingen) geteilt wurde [B 3262, 111f.].Seit 1875 wurde über die Abtrennung der fast 2.000 Dorstfelder Evangelischen von der Reinoldikirche und deren Zusammenschluss zu einer eigenen Kirchengemeinde verhandelt. Reinoldi erklärte sich bereit, Dorstfeld eine Entschädigung von 36.000 M zu zahlen, was der Superintendent als sehr annehmbar empfand [LkA EKvW 3.37 Nr. 77]. Dorstfeld verlangte jedoch 66.000 M, woraufhin die Reinoldigemeinde ihr Angebot zurückzog. Nun sahen auch die kirchlichen Oberbehörden von der Bildung einer selbständigen Kirchengemeinde Dorstfeld ab. Das Konsistorium griff hingegen einen älteren Plan wieder auf, einen vierten Geistlichen bei der Reinoldigemeinde mit Wohnsitz in Dorstfeld anzustellen, was allerdings von der Gemeindevertretung Reinoldi nachdrücklich abgelehnt wurde. Die Reinoldipfarrer hielten indessen in der 1879 fertiggestellten und an die Wilhelmschule angebauten Kapelle am Wilhelmplatz in Dorstfeld vierwöchentlichen Gottesdienst, erstmals am 4.4.1879, während in der Zwischenzeit Gottesdienste durch die Lütgendortmunder Pfarrer stattfanden [W 10050, S. 234; LkA EKvW A 6-02; W 4287].Am 31.5. und 3.8.1883 endlich beschloss die größere Gemeindevertretung von Reinoldi, einen 4. Pfarrer mit dem Wohnsitz Dortmund anzustellen, "da der Pfarrer der ganzen Gemeinde dienen soll" (wie auch Konsistorium und Evangelischer Oberkirchenrat 1884 äußerten). Da die Besetzung der Stelle jedoch auf Schwierigkeiten stieß, unternahm das Konsistorium einen erneuten Versuch zur Gründung einer selbständigen Kirchengemeinde Dorstfeld. Als Dortmund-Reinoldi die Abfindungssumme auf 40.000 M erhöhte, stimmten die Dorstfelder stimmberechtigten Gemeindeglieder der Konstituierung einer Kirchengemeinde Dorstfeld am 29.9.1886 schließlich zu. Die Errichtungsurkunde ist auf den 7./16.2.1887 datiert [Kirchliches Amtsblatt (KA) 1887, S. 21]. Die Kirchengemeinde betrachtete hingegen den 1.1.1888 als ihr Gründungsdatum, da zu dieser Zeit, am 5.1.1888, ihr erster Pfarrer Wilhelm Burgbacher in sein Amt eingeführt worden ist [W 11611, S. 5f.].Es entwickelte sich in den folgenden Jahren ein reges Gemeindeleben in Dorstfeld. Mit finanzieller Unterstützung der Gewerkschaft der Zeche Dorstfeld wurde ein Gemeindehaus gebaut und 1892 eingeweiht, im selben Jahr entstand ein Pfarrhaus (1893 Erstbezug). 1894 wurde mit Kindergottesdienst begonnen, 1899 gründete sich ein Jungfrauenverein und 1901 ein Jünglingsverein. Für die auch nach ihrer Gründung rasch weiter anwachsende Gemeinde erwies sich die Kapelle bald als zu klein. Abhilfe war nötig und so wurde am 18.1.1905 nach anderthalbjähriger Bauzeit die Kirche eingeweiht [W 4287; W 11611, S. 7-14; LkA EKvW 3.37 Nr. 77]. Nachdem 1905 das angrenzende Körne als erste Landgemeinde mit der Stadt Dortmund vereinigt wurde, ließ die Stadt auch ein Interesse an der Eingemeindung des Amtes Dorstfeld erkennen. Diese Bestre-bungen wurden zunächst noch abgewehrt, doch angesichts der engen wirtschaftlichen und per-sönlichen Verflechtungen zwischen Dorstfeld und Dortmund regte sich bald auch in Dorstfeld und einigen anderen Gemeinden der Wunsch nach einer Eingemeindung. Durch den schließlich Anfang 1913 abgeschlossenen Eingemeindungsvertrag wurden die Gemeinden Dorstfeld, Huckarde, Wischlingen und Rahm aus dem Amt Dorstfeld mit Wirkung vom 10.6.1914 in den Stadtkreis Dortmund überführt [B 3262, S. 116].Zwischen 1900 und 1910 waren mehrere Hilfsprediger in der Gemeinde Dorstfeld tätig [W 4287]. Da die Gemeinde immer mehr zur Industriegemeinde wurde und sich in stetem Wachstum befand, schien die Umwandlung der Hilfspredigerstelle in eine Pfarrstelle geboten. Im November 1907 beschloss die größere Gemeindevertretung die Errichtung einer 2. Pfarrstelle, das Genehmigungsverfahren bei den kirchlichen Oberbehörden zog sich allerdings bis 1911 hin. Dann war das Geistliche Ministerium im Einvernehmen mit dem Finanzminister bereit, die Pfarrstellengründung durch ein staatliches Dotationskapital in Höhe von 20.000 M zu unterstützen; noch einmal derselbe Betrag kam aus dem EOK-Hilfsfonds für landeskirchliche Zwecke zusammen. Zum 1.6.1911 wurde die 2. Pfarrstelle (für Oberdorstfeld) errichtet [KA 1911, S. 49; LkA EKvW A 6-02].Die Kirchenaustrittsbewegung erreichte 1930 ihren Höhepunkt und wurde dann von der NS-Bewegung abgelöst, die sich in Dorstfeld zunächst nur schwer gegenüber Sozialdemokraten, Kommunisten und auch dem Zentrum behaupten konnte. Zwar wurde dem Dortmunder Parteigenossen und Pfarrer Friedrich Wilms als Seelsorger auch der DC in Dorstfeld das ehrliche Bemühen nachgesagt, den "neuen Staat" und das Evangelium versöhnen zu wollen. Das Presbyterium und die größere Gemeindevertretung hielten sich aber gleichwohl unter Führung der Pfarrer Wilhelm Kuhlmann und Otto Müller mit großer Mehrheit zur Bekennenden Kirche. Wegen der Entlassung ihrer Presbyter gegen Ende 1934 traten die DC in einen Kirchensteuerstreik. BK-Pfarrer Müller hat daraufhin laut DC die Steuern durch das Finanzamt zwangseintreiben lassen [W 2146, S. 94, 110]. Pfarrer Müller soll in den Kirchenkämpfen des "Dritten Reiches" aber an Leib und Seele zerbrochen sein. Schon während seiner Krankheit wurde von der BK der ihr angehörende Kandidat Wilhelm Strohbusch als Prädikant und Hilfsprediger entsandt. Die im Zweiten Weltkrieg beschädigte und unbrauchbar gewordene Kirche wurde nach ihrer Sanierung am Jahrestag ihrer Einweihung, dem 18.1.1952, erneut eingeweiht [W 4287; LkA EKvW 2.2 Nr. 6345; LkA EKvW 2.2 Nr. 6344].Der Gemeindeteil Oberdorstfeld bestand überwiegend aus Bergarbeitersiedlungen mit mehreren tausend Gemeindegliedern. Für deren seelsorgerliche Versorgung stand nach dem Krieg (seit 1947) nur eine ältere Holzbaracke zur Verfügung, die neben den Gottesdiensten auch die Gemeindever-sammlungen, den kirchlichen Unterricht und den Kindergarten beherbergte. Die stetige Bautätigkeit im Bezirk veranlasste die Gemeinde Mitte der 1950er Jahre zum Bau eines neuen Gemeindezentrums, das Kirche, Gemeindehaus mit Kindergarten und Pfarrhaus umfassen sollte. Am 13.1.1957 wurde das Gemeindehaus in Oberdorstfeld (mitsamt Kindergarten als 1. Bauabschnitt) eingeweiht. Der Bau des Pfarrhauses für den zuständigen, damals noch neben der Kirche in Unterdorstfeld untergebrachten 2. Pfarrer schloss sich an (2. Bauabschnitt) [LkA EKvW 2.2 Nr. 6344]. Zum 1.3.1960 wurde eine 3. Pfarrstelle errichtet [KA 1960, S. 18]. Zum 1.1.1963 wurden diejenigen evangelischen Bewohner der Kirchengemeinde Barop, die nördlich des Rheinlanddammes wohnten, in die Kirchengemeinde Dorstfeld umgepfarrt. Aus der Kirchengemeinde Oespel wurden ebenfalls jene Gemeindeglieder, die nördlich des Rheinlanddammes sowie östlich vom Planetenfeld wohnten, in die Kirchengemeinde Dorstfeld umgepfarrt. Zum selben Zeitpunkt wurde die Kirchengemeinde Dorstfeld in die beiden Kirchengemeinden Dorstfeld und Oberdorstfeld geteilt. Die bisherige 2. und 3. Pfarrstelle gingen auf die neue Kirchengemeinde Oberdorstfeld über [KA 1963, S. 18f.]. Die Zweiteilung bewirkte einen ungünstigen Zuschnitt Dorstfelds. Die dortige Kirche war für eine Pfarrstelle zu groß ("Riesentempel") und in der Unterhaltung sehr aufwändig [LkA EKvW 2.2 Nr. 6345].1971 wurde das alte Pfarrhaus in Dorstfeld abgerissen und am selben Standort durch einen Neubau ersetzt. Damals erwog das Presbyterium aus wirtschaftlichen Gründen auch den Abbruch der reparaturbedürftigen Kirche und die Errichtung eines neuen Gemeindezentrums, zumal das vorhandene Gemeindehaus mit Kindergarten im Zuge einer geplanten Sanierung des Ortsteils Dorstfeld einer Straße weichen sollte. Anfang 1973 entschied man sich jedoch zum Umbau des Kirchengebäudes, und auch ein Gemeindehausneubau erwies sich zunächst als nicht mehr not-wendig [LkA EKvW 2.2 Nr. 6344]. Erst Ende Februar 1988 wurde ein neues Gemeindehaus eingeweiht. Nachdem ein Blitz die Turmhaube der Kirche in Brand gesetzt hatte, stürzte die Turmspitze am 12.7.1995 auf ein Seitenschiff, ohne dass es jedoch auch noch im Innenraum der neugotischen Kirche zu größerem Schäden gekommen wäre [LkA EKvW 3.37 Nr. 77]. 1996 erfolgte der Wiederaufbau des Turmhelms. Die Kirche stand mittlerweile unter Denkmalschutz [W 11611, S. 30, 32f., 41, 58-61]. Zum 1.1.2006 fusionierten Dorstfeld, Oberdorstfeld, Marten-Immanuel, Marten-Stephanus und Oespel-Kley zur Evangelischen Elias-Kirchengemeinde Dortmund (evangelisch-uniert; Lutherischer Katechismus). Die 1. Pfarrstelle Dorstfelds wurde zur 1. Pfarrstelle der neuen Elias-Gemeinde [KA 2005, S. 313].Literatur Das Evangelische Dorstfeld, Dorstfeld 1951-1955 Evangelische Kirche Dorstfeld 1905-2005. 100-Jahrfeier 1.-3. Juli 2005, o.O. 2005 (W 11611) Ulrich Althöfer: Der Architekt Karl Siebold (1854-1937) : zur Geschichte des evangelischen Kirchenbaus in Westfalen, Bielefeld 1998 (W 10050) Bernd Hey: Die Kirchenprovinz Westfalen 1933 - 1945 Bielefeld 1974 (W 2146) Richard Moderegger: Fünfzig Jahre Ev. Kirche Dorstfeld. Festschrift, o.J. [1955] (W 4287) Norbert Reimann: Kleine Geschichte des Amtes Lütgendortmund sowie der Ämter Dorstfeld und Marten, 1993 (B 3262)Bearbeitung und Benutzung des BestandesBei der Verzeichnung erhielten die Akten fortlaufende Nummern, die als gültige Archivsignaturen im Findbuch ganz links neben dem jeweiligen Aktentitel aufgeführt sind. Unterhalb des Aktentitels geben die Vermerke "Enthält, Enthält nur, Enthält u.a., Enthält v.a., Enthält auch" eingrenzende oder weiterführende Auskünfte über den Inhalt. Unter "Darin" sind besondere Schriftgutarten wie Druckschriften, Presseberichte, Bauzeichnungen oder Fotos aufgelistet. Ganz rechts schließen sich die Laufzeiten der Archivalien an. Zu beachten sind hier zwei verschiedene Arten von Klammern: ( ) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, [ ] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke. Im Anhang sind die Kirchenbücher der Kirchengemeinde Dorstfeld aufgelistet, die im Landeskirchlichen Archiv deponiert wurden. Aus lagerungstechnischen Gründen befinden sie sich im Bestand LkA EkvW 8.3 (deponierte Kirchenbücher der Kirchengemeinden der EkvW).Sofern die Benutzung nicht zu Verwaltungszwecken erfolgt, unterliegen gemäß § 7 (1) Kirchengesetz zur Sicherung und Nutzung von kirchlichem Archivgut in der Evangelischen Kirche der Union (Archivgesetz - ArchG) vom 6.5.2000 sämtliche Archivalien einer 30-jährigen Sperrfrist (gerechnet nach dem Ende ihrer Laufzeit). Für personenbezogene Akten gelten laut § 7 (2) ArchG zusätzlichen Schutzfristen. Diese Archivalien dürfen auch nach Ablauf der allgemeinen Sperrfrist erst 10 Jahre nach dem Tod der betreffenden Person eingesehen werden. Ist das Todesdatum nicht feststellbar, bemisst sich diese Frist auf 90 Jahre nach der Geburt. Bei Akten, die nicht explizit personenbezogen angelegt sind, aber dennoch schützenswerte Belange enthalten, weist der Zusatz: - Personenschutzfristen beachten! - auf diesen besonderen Umstand hin.Kassiert wurde nicht archivwürdiges Schriftgut im Rahmen der Aufbewahrungs- und Kassationsordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen bzw. des Aufbewahrung- und Kassationsplans.Bei der Zitierung des Archivbestandes ist anzugeben: LkA EkvW 4.95 Nr. ... (hier folgt die Archivsignatur der entsprechenden Archivalie). Das Kürzel steht in dieser Reihenfolge für "Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Bestand 4.95 Nr. ...".Bielefeld, Januar 2014
Form und Inhalt: Empfehlung zur Beständeübergreifenden Recherche: https://archiv-ekvw.de/fileadmin/mcs/archiv_ekvw/infomaterial/Anleitung_Recherche_DO.pdf
Das Archiv der Ev. Kirchengemeinde Dorstfeld (Ev. Kirchenkreis Dortmund) wurde 1990 im Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen verzeichnet und in den Jahren 2006 und 2014 um Nachträge erweitert. Es umfasst insgesamt 222 Verzeichnungseinheiten, die sich über den Zeitraum von 1879 bis 2005 erstrecken.
Gemeindegeschichte (Auszug aus: Jens Murken: Die Evangelischen Gemeinden in Westfalen. Band 1. Ahaus bis Hüsten)
Das schon um 900 erwähnte Bauerndorf Dorstfeld lag in der zur Abtei Essen gehörenden Herrschaft Huckarde, deren Pfarrkirche die Reinoldikirche in Dortmund war. Als die Reinoldikirche 1556 lutherisch wurde, fiel auch Dorstfeld dem Luthertum zu [LkA EKvW A 6-02]. Unter der Herrschaft der Fürstabtei Essen blieben die evangelischen Einwohner Dorstfelds geduldet. Im Zuge der Preußischwerdung Westfalens wurden sie dann 1803 allein der Dortmunder Reinoldikirche zugewiesen [W 10050, S. 234]. Mit der Eröffnung der ersten Zeche und dem Bau von Bergmannswohnungen erhielt Dorstfeld 1846 eine gänzlich neue Struktur, denn die Landgemeinde wuchs im Zuge der Bergbauentwicklung und der Industrialisierung beträchtlich [W 4287]. Wegen der wachsenden Einwohnerzahlen und Verwaltungsaufgaben wurde das Amt Lütgendortmund, zu dem auch Dorstfeld gehörte, durch eine Neuumschreibung seiner Grenzen 1874 erstmals verkleinert. 1886 erfolgte eine weitere Neugliederung, indem das bisherige Amt Lütgendortmund in zwei selbständige Ämter mit Sitz in Lütgendortmund und Dorstfeld (mit den Gemeinden Dorstfeld, Huckarde, Marten, Rahm und Wischlingen) geteilt wurde [B 3262, 111f.].
Seit 1875 wurde über die Abtrennung der fast 2.000 Dorstfelder Evangelischen von der Reinoldikirche und deren Zusammenschluss zu einer eigenen Kirchengemeinde verhandelt. Reinoldi erklärte sich bereit, Dorstfeld eine Entschädigung von 36.000 M zu zahlen, was der Superintendent als sehr annehmbar empfand [LkA EKvW 3.37 Nr. 77]. Dorstfeld verlangte jedoch 66.000 M, woraufhin die Reinoldigemeinde ihr Angebot zurückzog. Nun sahen auch die kirchlichen Oberbehörden von der Bildung einer selbständigen Kirchengemeinde Dorstfeld ab. Das Konsistorium griff hingegen einen älteren Plan wieder auf, einen vierten Geistlichen bei der Reinoldigemeinde mit Wohnsitz in Dorstfeld anzustellen, was allerdings von der Gemeindevertretung Reinoldi nachdrücklich abgelehnt wurde. Die Reinoldipfarrer hielten indessen in der 1879 fertiggestellten und an die Wilhelmschule angebauten Kapelle am Wilhelmplatz in Dorstfeld vierwöchentlichen Gottesdienst, erstmals am 4.4.1879, während in der Zwischenzeit Gottesdienste durch die Lütgendortmunder Pfarrer stattfanden [W 10050, S. 234; LkA EKvW A 6-02; W 4287].
Am 31.5. und 3.8.1883 endlich beschloss die größere Gemeindevertretung von Reinoldi, einen 4. Pfarrer mit dem Wohnsitz Dortmund anzustellen, "da der Pfarrer der ganzen Gemeinde dienen soll" (wie auch Konsistorium und Evangelischer Oberkirchenrat 1884 äußerten). Da die Besetzung der Stelle jedoch auf Schwierigkeiten stieß, unternahm das Konsistorium einen erneuten Versuch zur Gründung einer selbständigen Kirchengemeinde Dorstfeld. Als Dortmund-Reinoldi die Abfindungssumme auf 40.000 M erhöhte, stimmten die Dorstfelder stimmberechtigten Gemeindeglieder der Konstituierung einer Kirchengemeinde Dorstfeld am 29.9.1886 schließlich zu. Die Errichtungsurkunde ist auf den 7./16.2.1887 datiert [Kirchliches Amtsblatt (KA) 1887, S. 21]. Die Kirchengemeinde betrachtete hingegen den 1.1.1888 als ihr Gründungsdatum, da zu dieser Zeit, am 5.1.1888, ihr erster Pfarrer Wilhelm Burgbacher in sein Amt eingeführt worden ist [W 11611, S. 5f.].
Es entwickelte sich in den folgenden Jahren ein reges Gemeindeleben in Dorstfeld. Mit finanzieller Unterstützung der Gewerkschaft der Zeche Dorstfeld wurde ein Gemeindehaus gebaut und 1892 eingeweiht, im selben Jahr entstand ein Pfarrhaus (1893 Erstbezug). 1894 wurde mit Kindergottesdienst begonnen, 1899 gründete sich ein Jungfrauenverein und 1901 ein Jünglingsverein. Für die auch nach ihrer Gründung rasch weiter anwachsende Gemeinde erwies sich die Kapelle bald als zu klein. Abhilfe war nötig und so wurde am 18.1.1905 nach anderthalbjähriger Bauzeit die Kirche eingeweiht [W 4287; W 11611, S. 7-14; LkA EKvW 3.37 Nr. 77]. Nachdem 1905 das angrenzende Körne als erste Landgemeinde mit der Stadt Dortmund vereinigt wurde, ließ die Stadt auch ein Interesse an der Eingemeindung des Amtes Dorstfeld erkennen. Diese Bestre-bungen wurden zunächst noch abgewehrt, doch angesichts der engen wirtschaftlichen und per-sönlichen Verflechtungen zwischen Dorstfeld und Dortmund regte sich bald auch in Dorstfeld und einigen anderen Gemeinden der Wunsch nach einer Eingemeindung. Durch den schließlich Anfang 1913 abgeschlossenen Eingemeindungsvertrag wurden die Gemeinden Dorstfeld, Huckarde, Wischlingen und Rahm aus dem Amt Dorstfeld mit Wirkung vom 10.6.1914 in den Stadtkreis Dortmund überführt [B 3262, S. 116].
Zwischen 1900 und 1910 waren mehrere Hilfsprediger in der Gemeinde Dorstfeld tätig [W 4287]. Da die Gemeinde immer mehr zur Industriegemeinde wurde und sich in stetem Wachstum befand, schien die Umwandlung der Hilfspredigerstelle in eine Pfarrstelle geboten. Im November 1907 beschloss die größere Gemeindevertretung die Errichtung einer 2. Pfarrstelle, das Genehmigungsverfahren bei den kirchlichen Oberbehörden zog sich allerdings bis 1911 hin. Dann war das Geistliche Ministerium im Einvernehmen mit dem Finanzminister bereit, die Pfarrstellengründung durch ein staatliches Dotationskapital in Höhe von 20.000 M zu unterstützen; noch einmal derselbe Betrag kam aus dem EOK-Hilfsfonds für landeskirchliche Zwecke zusammen. Zum 1.6.1911 wurde die 2. Pfarrstelle (für Oberdorstfeld) errichtet [KA 1911, S. 49; LkA EKvW A 6-02].
Die Kirchenaustrittsbewegung erreichte 1930 ihren Höhepunkt und wurde dann von der NS-Bewegung abgelöst, die sich in Dorstfeld zunächst nur schwer gegenüber Sozialdemokraten, Kommunisten und auch dem Zentrum behaupten konnte. Zwar wurde dem Dortmunder Parteigenossen und Pfarrer Friedrich Wilms als Seelsorger auch der DC in Dorstfeld das ehrliche Bemühen nachgesagt, den "neuen Staat" und das Evangelium versöhnen zu wollen. Das Presbyterium und die größere Gemeindevertretung hielten sich aber gleichwohl unter Führung der Pfarrer Wilhelm Kuhlmann und Otto Müller mit großer Mehrheit zur Bekennenden Kirche. Wegen der Entlassung ihrer Presbyter gegen Ende 1934 traten die DC in einen Kirchensteuerstreik. BK-Pfarrer Müller hat daraufhin laut DC die Steuern durch das Finanzamt zwangseintreiben lassen [W 2146, S. 94, 110]. Pfarrer Müller soll in den Kirchenkämpfen des "Dritten Reiches" aber an Leib und Seele zerbrochen sein. Schon während seiner Krankheit wurde von der BK der ihr angehörende Kandidat Wilhelm Strohbusch als Prädikant und Hilfsprediger entsandt. Die im Zweiten Weltkrieg beschädigte und unbrauchbar gewordene Kirche wurde nach ihrer Sanierung am Jahrestag ihrer Einweihung, dem 18.1.1952, erneut eingeweiht [W 4287; LkA EKvW 2.2 Nr. 6345; LkA EKvW 2.2 Nr. 6344].
Der Gemeindeteil Oberdorstfeld bestand überwiegend aus Bergarbeitersiedlungen mit mehreren tausend Gemeindegliedern. Für deren seelsorgerliche Versorgung stand nach dem Krieg (seit 1947) nur eine ältere Holzbaracke zur Verfügung, die neben den Gottesdiensten auch die Gemeindever-sammlungen, den kirchlichen Unterricht und den Kindergarten beherbergte. Die stetige Bautätigkeit im Bezirk veranlasste die Gemeinde Mitte der 1950er Jahre zum Bau eines neuen Gemeindezentrums, das Kirche, Gemeindehaus mit Kindergarten und Pfarrhaus umfassen sollte. Am 13.1.1957 wurde das Gemeindehaus in Oberdorstfeld (mitsamt Kindergarten als 1. Bauabschnitt) eingeweiht. Der Bau des Pfarrhauses für den zuständigen, damals noch neben der Kirche in Unterdorstfeld untergebrachten 2. Pfarrer schloss sich an (2. Bauabschnitt) [LkA EKvW 2.2 Nr. 6344]. Zum 1.3.1960 wurde eine 3. Pfarrstelle errichtet [KA 1960, S. 18]. Zum 1.1.1963 wurden diejenigen evangelischen Bewohner der Kirchengemeinde Barop, die nördlich des Rheinlanddammes wohnten, in die Kirchengemeinde Dorstfeld umgepfarrt. Aus der Kirchengemeinde Oespel wurden ebenfalls jene Gemeindeglieder, die nördlich des Rheinlanddammes sowie östlich vom Planetenfeld wohnten, in die Kirchengemeinde Dorstfeld umgepfarrt. Zum selben Zeitpunkt wurde die Kirchengemeinde Dorstfeld in die beiden Kirchengemeinden Dorstfeld und Oberdorstfeld geteilt. Die bisherige 2. und 3. Pfarrstelle gingen auf die neue Kirchengemeinde Oberdorstfeld über [KA 1963, S. 18f.]. Die Zweiteilung bewirkte einen ungünstigen Zuschnitt Dorstfelds. Die dortige Kirche war für eine Pfarrstelle zu groß ("Riesentempel") und in der Unterhaltung sehr aufwändig [LkA EKvW 2.2 Nr. 6345].
1971 wurde das alte Pfarrhaus in Dorstfeld abgerissen und am selben Standort durch einen Neubau ersetzt. Damals erwog das Presbyterium aus wirtschaftlichen Gründen auch den Abbruch der reparaturbedürftigen Kirche und die Errichtung eines neuen Gemeindezentrums, zumal das vorhandene Gemeindehaus mit Kindergarten im Zuge einer geplanten Sanierung des Ortsteils Dorstfeld einer Straße weichen sollte. Anfang 1973 entschied man sich jedoch zum Umbau des Kirchengebäudes, und auch ein Gemeindehausneubau erwies sich zunächst als nicht mehr not-wendig [LkA EKvW 2.2 Nr. 6344]. Erst Ende Februar 1988 wurde ein neues Gemeindehaus eingeweiht. Nachdem ein Blitz die Turmhaube der Kirche in Brand gesetzt hatte, stürzte die Turmspitze am 12.7.1995 auf ein Seitenschiff, ohne dass es jedoch auch noch im Innenraum der neugotischen Kirche zu größerem Schäden gekommen wäre [LkA EKvW 3.37 Nr. 77]. 1996 erfolgte der Wiederaufbau des Turmhelms. Die Kirche stand mittlerweile unter Denkmalschutz [W 11611, S. 30, 32f., 41, 58-61]. Zum 1.1.2006 fusionierten Dorstfeld, Oberdorstfeld, Marten-Immanuel, Marten-Stephanus und Oespel-Kley zur Evangelischen Elias-Kirchengemeinde Dortmund (evangelisch-uniert; Lutherischer Katechismus). Die 1. Pfarrstelle Dorstfelds wurde zur 1. Pfarrstelle der neuen Elias-Gemeinde [KA 2005, S. 313].
Literatur
Das Evangelische Dorstfeld, Dorstfeld 1951-1955
Evangelische Kirche Dorstfeld 1905-2005. 100-Jahrfeier 1.-3. Juli 2005, o.O. 2005 (W 11611)
Ulrich Althöfer: Der Architekt Karl Siebold (1854-1937) : zur Geschichte des evangelischen Kirchenbaus in Westfalen, Bielefeld 1998 (W 10050)
Bernd Hey: Die Kirchenprovinz Westfalen 1933 - 1945 Bielefeld 1974 (W 2146)
Richard Moderegger: Fünfzig Jahre Ev. Kirche Dorstfeld. Festschrift, o.J. [1955] (W 4287)
Norbert Reimann: Kleine Geschichte des Amtes Lütgendortmund sowie der Ämter Dorstfeld und Marten, 1993 (B 3262)
Bearbeitung und Benutzung des Bestandes
Bei der Verzeichnung erhielten die Akten fortlaufende Nummern, die als gültige Archivsignaturen im Findbuch ganz links neben dem jeweiligen Aktentitel aufgeführt sind. Unterhalb des Aktentitels geben die Vermerke "Enthält, Enthält nur, Enthält u.a., Enthält v.a., Enthält auch" eingrenzende oder weiterführende Auskünfte über den Inhalt. Unter "Darin" sind besondere Schriftgutarten wie Druckschriften, Presseberichte, Bauzeichnungen oder Fotos aufgelistet. Ganz rechts schließen sich die Laufzeiten der Archivalien an. Zu beachten sind hier zwei verschiedene Arten von Klammern: ( ) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, [ ] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke.
Im Anhang sind die Kirchenbücher der Kirchengemeinde Dorstfeld aufgelistet, die im Landeskirchlichen Archiv deponiert wurden. Aus lagerungstechnischen Gründen befinden sie sich im Bestand LkA EkvW 8.3 (deponierte Kirchenbücher der Kirchengemeinden der EkvW).
Sofern die Benutzung nicht zu Verwaltungszwecken erfolgt, unterliegen gemäß § 7 (1) Kirchengesetz zur Sicherung und Nutzung von kirchlichem Archivgut in der Evangelischen Kirche der Union (Archivgesetz - ArchG) vom 6.5.2000 sämtliche Archivalien einer 30-jährigen Sperrfrist (gerechnet nach dem Ende ihrer Laufzeit). Für personenbezogene Akten gelten laut § 7 (2) ArchG zusätzlichen Schutzfristen. Diese Archivalien dürfen auch nach Ablauf der allgemeinen Sperrfrist erst 10 Jahre nach dem Tod der betreffenden Person eingesehen werden. Ist das Todesdatum nicht feststellbar, bemisst sich diese Frist auf 90 Jahre nach der Geburt. Bei Akten, die nicht explizit personenbezogen angelegt sind, aber dennoch schützenswerte Belange enthalten, weist der Zusatz: - Personenschutzfristen beachten! - auf diesen besonderen Umstand hin.
Kassiert wurde nicht archivwürdiges Schriftgut im Rahmen der Aufbewahrungs- und Kassationsordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen bzw. des Aufbewahrung- und Kassationsplans.
Bei der Zitierung des Archivbestandes ist anzugeben: LkA EkvW 4.95 Nr. ... (hier folgt die Archivsignatur der entsprechenden Archivalie). Das Kürzel steht in dieser Reihenfolge für "Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Bestand 4.95 Nr. ...".
Bielefeld, Januar 2014
- Bestandssignatur
-
4.95
- Kontext
-
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen (Archivtektonik) >> 04. Deposita von Kirchenkreisen und Kirchengemeinden >> 04.2. KG Kirchengemeinden >> 04.2.03. Kirchenkreis Dortmund
- Bestandslaufzeit
-
1879 - 2005
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
23.06.2025, 08:11 MESZ
Datenpartner
Evangelische Kirche von Westfalen. Landeskirchliches Archiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1879 - 2005