Arbeitspapier

Der Brexit und die ökonomische Identität Großbritanniens: Zwischen globalem Freihandel und ökonomischem Nationalismus

Um den Konflikt zwischen EU-Befürwortern und -Kritikern zu beschreiben, wird häufig das wirtschaftspolitische Gegensatzpaar "ökonomischer Nationalismus" versus "globalen Freihandel" bemüht. Der vorliegende Beitrag nimmt das britische EU-Referendum zum Anlass, sich kritisch mit dieser Dichotomie auseinanderzusetzen. Entlang einer wirtschaftssoziologischen, diskursanalytischen Untersuchung von rund 400 Kampagnendokumenten zeigt sich, dass dieses Gegensatzpaar die wirtschaftspolitischen Standpunkte von Gegnern und Befürwortern des Brexit nur unzureichend beschreibt. Es wird deutlich, dass insbesondere die Position der EU-Skeptiker durch die Integration gegensätzlicher wirtschaftspolitischer Idealbilder und historischer Argumente geprägt war. Diese Unbestimmtheit erlaubte wiederkehrende Verweise auf unterschiedliche wirtschaftspolitische Traditionen Großbritanniens: einer Wirtschaftsnation, deren Selbstverständnis historisch sowohl von Nationalismus als auch von Globalismus, sowohl von Liberalismus als auch von Interventionismus geprägt wurde und die daher gleichzeitig nach ökonomischer Öffnung und ökonomischer Schließung strebt. Die Fähigkeit der Brexit-Befürworter, ein heterogenes Bündnis zu mobilisieren, könnte somit auch darin begründet liegen, dass es ihnen gelang, eine potenzielle ökonomische Zukunft zu skizzieren, die verschiedene Facetten der ambivalenten ökonomischen Identität Großbritanniens anspricht und damit für verschiedene Weltanschauungen und Interessen anschlussfähig erscheint.

Sprache
Deutsch

Erschienen in
Series: MPIfG Discussion Paper ; No. 19/4

Klassifikation
Sozialwissenschaften, Soziologie, Anthropologie
Thema
Brexit campaign
economic identity
economic imaginaries
economic nationalism
free trade
tradition
Brexit-Kampagne
Freihandel
ökonomische Idealbilder
ökonomische Identität
ökonomischer Nationalismus
Tradition

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Suckert, Lisa
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Max Planck Institute for the Study of Societies
(wo)
Cologne
(wann)
2019

Handle
Letzte Aktualisierung
10.03.2025, 11:45 MEZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Arbeitspapier

Beteiligte

  • Suckert, Lisa
  • Max Planck Institute for the Study of Societies

Entstanden

  • 2019

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