Bestand

Beauftragter z.b.V. Heer (Bestand)

Bestandsbeschreibung: Über den Beauftragten z.b.V. Heer ist - auch in der Literatur - nur wenig bekannt. In der Literatur sind (siehe unten: Hölsken: Die V-Waffen, S. 123, 137f.) Abstimmungsschwierigkeiten und Kompetenzrangeleien zwischen verschiedenen Wehrmachtteilen und Dienststellen sowie der SS im Bereich der Fernwaffen (V1=Luftwaffe, V2=Heer) erwähnt. Dabei wird der eigentlich im Bereich des Heereswaffenamtes tätige Generalmajor Dr. Ing. Walter Dornberger als Beauftragten z.b.V./Heer genannt.

Der Beauftragte war offenbar die zentrale Schaltstelle zwischen den Fronttruppenteilen der V-Waffen und der Führung des Heeres und hatte den "normalen" Inspektionen analoge Aufgaben zu erfüllen (Aufstellungen, Ausbildung, Ausrüstung). Ob und inwieweit sich die Kompetenz auch auf den Bereich der Rüstungsproduktion, einschließlich der nach einem Angriff auf die Heeresversuchsanstalt Peenemünde im August 1943 notwendig gewordenen unterirdischen Verlagerung der Produktionsanlagen in bombengeschützte Stollenanlagen (Mittelwerke GmbH, "Dora") ausdehnte, ist nicht geklärt. Unstrittig ist jedoch, dass die SS unter Heinrich Himmler, respektive Hans Kammler (SS-Brigadeführer, ab 30.1.1944 SS-Gruppenführer, später SS-Obergruppenführer, ab März 1944 auch "Beauftragter für Sonderbauten"), die Federführung des Projektes "Produktions-Verlagerung" übernommen hatte. Schließlich erhielt Kammler Mitte 1944 den Befehl über das Generalkommando z.b.V. XXX. / LXV. Armeekorps (bis dahin unter Generalleutnant Erich Heinemann) und überwachte damit quasi allein die Arbeiten zur Einsatzfähigkeit der V 2 und in der Folge deren operativen und taktischen Maßnahmen. Zur Leitung der A4-Operationen wurde unter dem neuen Befehlshaber unmittelbar die Division z.V. (zur Vergeltung) aufgestellt.

Der Beauftragte z.b.V. dürfte zu dieser Zeit bereits nicht mehr bestanden haben, zumindest war er nun völlig entmachtet. General Dornberger leitete dann wieder die Erprobung und Weiterentwicklung der Fernwaffen (u.a. "Hochdruckpumpe") in seiner angestammten Arbeitsumgebung (Heereswaffenamt).

Generaloberst Jodl führte am 31. Januar 1945 in einem Fernschreiben an den OB West an, dass auf Befehl Hitlers der gesamte Einsatz der V1 von der Erde und V2 unter Führung des SS-Obergruppenführers Kammler zusammengefasst wurde. Hierzu wurden die bisher der Luftwaffe zugeordneten V1-Verbände in die Waffen-SS überführt.

Inhaltliche Charakterisierung: Dem Bestand zugeordnet wurde lediglich eine Akte mit Fehlermeldungen, technischen Einsatzberichten und Erfahrungen der V-Waffen-Verbände. Sie stammt aus der 2000 aufgelösten Sammlung v. Rohden.

Als Ersatzüberlieferung angesehen werden können rund 50 Akten der Fronttruppenteile und Kommandostellen der V-Waffenverbände (Generalkommando z.b.V. XXX. / LXV. Armeekorps, Division z.V., Artillerie-Regimenter 836, 485, 902, 903 und SS-Werfer-Abt. 500) sowie die hauptsächlich technischen Unterlagen der Heeresversuchsanstalt Peenemünde.

Ergänzend liegt im Militärarchiv ein bestandsübergreifendes Verzeichnis der überlieferten Unterlagen der V-Waffen Verbände vor.

Erschließungszustand: Online-Findbuch

Umfang, Erläuterung: 1 AE

Zitierweise: BArch RH 12-14/...

Bestandssignatur
Bundesarchiv, BArch RH 12-14
Umfang
1 Aufbewahrungseinheiten; 0,1 laufende Meter
Sprache der Unterlagen
deutsch

Kontext
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Militär >> Reichswehr und Wehrmacht 1919 bis 1945/1946 >> Reichsheer und Heer >> Generalinspektionen und Inspektionen
Verwandte Bestände und Literatur
Fremde Archive: Nachlass Dornberger im Deutschen Museum München

Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: RH 8-II OKH/Heereswaffenamt/Heeresversuchsanstalt Peenemünde

RH 24-30 Generalkommando z.b.V. XXX. / LXV. Armeekorps

RH 26-1022 Division z.V.

RH 41 (u.a. Artillerie-Regimenter 836, 485, 902, 903)

RS 4 (SS-Werfer-Abt. 500)

MSg 1/645 (Korrespondenz mit seinem Bruder Max und Viktor Stambach)

Literatur: Bode, Volkhard/Kaiser, Gerhard: Raketenspuren. Peenemünde 1936-1996. Berlin 2000

Bornemann, Manfred: Geheimprojekt Mittelbau. Die Geschichte der deutschen V-Waffen Werke. München 1971

Dittmann, Fred/Michels, Jürgen: Größter Geheimwaffenproduzent des Dritten Reiches. Die Mittelwerk GmbH im Kohnstein bei Nordhausen. Kelbra 1992

Dornberger, Walter: V2-Schuss ins Weltall. Esslingen 1952

Ders.: Peenemünde. Esslingen 1981, Berlin 1989

Engelmann, Joachim: Raketen, die den Krieg entscheiden sollten. Friedberg o. J.

Ders.: Geheime Waffenschmiede Peenemünde. Friedberg 1979

Ders.: V1-Die fliegende Bombe. Friedberg o. J.

Ders.: V2-Aufbruch zur Raumfahrt. Friedberg o. J.

Hahn, Fritz: Waffen und Geheimwaffen 1939-1945. Heidenheim 1963

Ders.: Waffen und Geheimwaffen des deutschen Heeres 1933-1945. 2 Bde. Bonn 2. Aufl. 1990

Hautefeuille, Roland: Constructions speciales. Paris 1995.

Hölsken, Heinz-Dieter: Die V-Waffen. Entstehung, Propaganda, Kriegseinsatz. Stuttgart 1984

Jungbluth, Uli: Hitlers Geheimwaffe- Einsatz der V2 im Westerwald. Montabaur 1996

Michels, Jürgen: Peenemünde und seine Erben in Ost und West. Entwicklung und Weg deutscher Geheimwaffen. Bonn 1997

Neufeld, Michael: Die Rakete und das Reich. Aus dem Amerikanischen von Jens Wagner. Berlin 1997 (engl. Ausgabe u.d.T.: The Rocket and the Reich. Peeenemünde and the Coming of the Ballistic Missile Era)

Pachaly, Erhard und Pelny, Kurt: KZ-Mittelbau-Dora. Berlin 1990

Porezag, Karsten: Geheime Kommandosache. Geschichte der V-Waffen und geheime Militäraktionen des 2. Weltkrieges an der Lahn, Dill und im Westerwald. Wetzlar 1996.

Provenienz
Beauftragter z.b.V. Heer, 1944-1945
Bestandslaufzeit
1944-1945

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Letzte Aktualisierung
06.02.190728634, 12:41 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Beteiligte

  • Beauftragter z.b.V. Heer, 1944-1945

Entstanden

  • 1944-1945

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