Kaltnadelradierung | Radierung

Selbstbildnis

Der Kopf ist nach links gewendet und wird mit der rechten Hand gestützt, der Blick schweift nachdenklich in die Ferne. So stellt sich Käthe Kollwitz im Alter von 54 Jahren in ihrem radierten Selbstporträt dar. Kollwitz gilt neben Max Beckmann, Otto Dix und George Grosz als kritische Chronistin des Ersten Weltkriegs und der Zeit danach. Sie thematisierte in ihren Werken Armut, Hunger, Krankheit und Tod. Berühmt wurde sie für den zwischen 1893 und 1898 entstandenen druckgraphischen Zyklus „Ein Weberaufstand“. Die aus 3 Lithographien und 3 Radierungen bestehende Arbeit wurde durch das naturalistische Drama „Die Weber“ von Gerhart Hauptmann (1862-1946) inspiriert, dessen Uraufführung sich Kollwitz am 26. Februar 1893 in der Freien Berliner Volksbühne angesehen hatte. In dem Zyklus thematisiert sie nach der Vorlage von Hauptmann den schlesischen Weberaufstand von 1844. In eindringlichen Szenen werden das Elend, die Rebellion und schließlich die Niederlage der Weber geschildert. - Einen wichtigen Stellenwert nehmen die Selbstporträts im Werk von Käthe Kollwitz ein. Ihr Œuvre beinhaltet mehr als 100 Selbstbildnisse, die in verschiedenen Techniken ausgeführt sind. Zeitlebens nutzt sie diese künstlerische Form der Selbstreflexion. Eine vergleichbare Bedeutung haben Selbstbildnisse beispielsweise auch im Werk von Lovis Corinth, Edvard Munch, Max Beckmann und Otto Dix. In ihren frühen Arbeiten stellt sich Kollwitz teilweise im Dreiviertelportrait dar, später konzentriert sie sich auf die Wiedergabe ihres Kopfes, die bisweilen um die Darstellung einer Hand erweitert wird, wie etwa in dem hier gezeigten Beispiel, oder in dem radierten „Selbstbildnis mit der Hand an der Stirn“ aus dem Jahr 1910 (Klipstein 106). Charakteristisch für das Werk von Käthe Kollwitz ist, dass fast nie Hintergründe wie Landschaften oder Interieur-Darstellungen die Figuren hinterfangen. Beim Gestalten der Porträts bezieht sie sich überwiegend auf Gesicht, Hände und Gestik. Am 18. Februar 1917 notierte Käthe Kollwitz in ihrem Tagebuch: „Sich nicht verleugnen – seine Persönlichkeit, die man nun einmal ist, aber sie verwesentlichen“. Durch ihre Selbstbildnisse stellt sie sich in allen Lebensphasen immer wieder in Frage und bewertet das eigene „Ich“ stets neu. Auf diese Weise schuf Käthe Kollwitz zahlreiche virtuose Zeichnungen, Druckgraphiken und Plastiken. Die hier gezeigte Radierung entstand 1921 in einer Auflage von 120 Abzügen auf Bütten- oder Velinpapier. Es sind auch identische, nicht nummerierte Einzeldrucke – zum Teil in größeren Blattformaten als in der Mappe – bekannt. Diese können auch vereinzelt eine Bezeichnung tragen.
Urheber / Quelle: Lars Berg

Urheber*in: Käthe Kollwitz / Rechtewahrnehmung: Städtisches Museum Braunschweig | Digitalisierung: Käthe Kollwitz, Foto: Dirk Scherer

Attribution - NonCommercial - NoDerivates 4.0 International

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Location
Städtisches Museum Braunschweig
Inventory number
1967-0183-00
Measurements
Höhe: 212 mm (Platte)
Breite: 268 mm (Platte)
Höhe: 315 mm (Blatt)
Breite: 380 mm (Blatt)
Material/Technique
Büttenpapier; Kaltnadel; Radierung
Inscription/Labeling
Gravur: signiert und datiert, unten rechts, mit Bleistift: "Käthe Kollwitz / 1921"

Classification
Grafik (Objektgattung)
Subject (what)
erwachsene Frau

Event
Entstehung
(when)
1921
Event
Herstellung
(who)

Delivered via
Last update
25.04.2025, 1:06 PM CEST

Data provider

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Object type

  • Radierung; Kaltnadelradierung

Associated

Time of origin

  • 1921

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