Bestand

Göppingen W (Bestand)

1. Zur Geschichte des Oberamts Göppingen: Das Gebiet des späteren Amts Göppingen gehörte im 8. und 9. Jahrhundert dem Herzogtum Alemannien an. Zu den zahlreichen dort begüterten hoch- und niederadligen Familien zählten u. a. die Ahalolfinger, die im 11. Jahrhundert von den Zähringern und deren Nebenlinien beerbt wurden. Nur 998 sind die Filsgaugrafen fassbar. Über Heirat einer Erbtochter dieser Grafen gelangte die aus dem Ries stammende Familie der späteren Staufer in den Besitz des Gebiets nördlich der Fils und Lauter, in dem sich mit Hohenstaufen, Göppingen, Eberbach, der Vogtei über das Kloster Adelberg dann in der Folgezeit die späteren Schwerpunkte des dortigen staufischen Territoriums herausbildeten. Das Verwaltungs- und gerichtshoheitliche Zentrum für dieses staufische Territorium entstand dabei um den ursprünglichen Burgflecken, dann Marktort bzw. Handwerkerzentrum am Fuß der Burg Hohenstaufen. Der damals reich mit Privilegien ausgestattete Ort Staufen (Stoffen, Stophin) verlor erst 1470 das Recht eigener Hochgerichtsbarkeit, nach der endgültigen Einverleibung der verbliebenen Restverwaltungseinheit (außer Staufen nur noch einige Weiler und Einzelhöfe, die teilweise anderen Orten zugehörten) in das württembergische Amt Göppingen. Göppingen wiederum, der spätere Amts-Mittelpunkt, wurde um die Mitte des 12. Jahrhunderts von den Staufern als Markt angelegt (1206 noch "villa") und im 13. Jahrhundert zur Stadt erhoben. Nach dem Niedergang der Staufer breiteten sich einige der ehemals staufischen Ministerialenfamilien wie etwa die Herren von Rechberg v.a. im Gebiet nördlich der Fils aus, die Vorherrschaft allerdings sicherten sich Württemberger: Schon unter Graf Ulrich II. fielen Göppingen (1273 oder 1274) sowie umfangreicher Besitz um und in Ebersbach an Württemberg. Graf Eberhard der Erlauchte sicherte 1319 diesen Erwerb durch eine Besitzbestätigung ab. Die Württemberger dehnten in der Folge ihren Besitz im Umfeld Göppingens weiter aus, wobei die hinzugewonnenen Orte mehrheitlich dem im frühen 14. Jahrhundert errichteten Amt Göppingen eingegliedert wurden. Dieses Amt wuchs daher sukzessive an: 1299 zunächst um Anteile an Ebersbach; 1321 wurden dann Heiningen, Lotenberg, Gammelshausen und Boll mitsamt dessen Vogtei (vorher den Herzögen von Teck zuzuordnen) dem Amt einverleibt. Zwischen 1318 und 1339 wurde dem Amtsbezirk außerdem der Besitz der verarmten Grafen von Aichelberg hinzugefügt: Dürnau, Hattenhofen, Sparwiesen, Bünzwangen, die Burg Filseck sowie Anteile an Uhingen und Albershausen. Im frühen 15. Jahrhundert folgten Faurndau und dessen Stiftsvogtei, Schlierbach und Gruibingen (beide jedoch erst ab 1485 zum Amt Göppingen gehörig), Kleineislingen, Teile von Bartenbach sowie Holzheim; 1470 wurde, wie schon erwähnt, der verbliebene Rest des Amts Hohenstaufen eingegliedert. In der Stadt Göppingen haben sich die württembergischen Herrscher seit diesem Jahrhundert häufig für längere Zeit aufgehalten. Dies hat sich im Verlauf der Stadtgeschichte in einer entsprechenden Bautätigkeit, z. B. dem Schloss, niedergeschlagen. Das 16. Jahrhundert brachte infolge der Reformation erhebliche Zuwächse für das Gebiet des späteren Oberamts Göppingen, da den Württembergern nunmehr die vollständige Verfügungsgewalt über den Besitz ihrer Vogteiklöster (vgl. Bestand Kloster Adelberg - H 102/1 und Bestand Stift Faurndau - H 102/25) zugefallen war: Hierzu gehörten u.a. Rechte in Börtlingen, Ober- und Niederwälden, Holzhausen, (Kloster Adelberg- vgl. Bestand H 102/1) der Restteil von Wangen, der nicht liebensteinische Teil von Schlat und Eschenbach (der liebensteinische Anteil wurde 1789 an Württemberg verkauft) und der noch ausstehende Teil von Bezgenriet. Das 17. und 18. Jahrhundert brachten hingegen keine wesentlichen Erweiterungen des Amtsbezirks. Zwei in diese Zeit fallende Ereignisse sind aber hervorzuheben: In der Spätphase des Dreißigjährigen Kriegs war das Amt Göppingen von 1634 - 1648 an Vorderösterreich verlorengegangen und 1782 ereilte Göppingen eine Brandkatastrophe, die die Altstadt beinahe vollständig vernichtete und zu einem Wiederaufbau nach neuen Plänen führte. An der Spitze des Göppinger Amts standen zwei Beamte: der Obervogt und der Untervogt, dessen Stelle sich aus derjenigen des Göppinger Schultheißen entwickelt hatte. Die Obervogtei wurde 1757 aufgehoben und durch den ehemaligen Untervogt, der fortan als Oberamtmann an die Stelle der beiden Vögte trat, ersetzt. Damit war Göppingen zum Oberamt geworden. Neuerliche Veränderungen des Oberamtsbezirks ergaben sich in der napoleonischen Zeit infolge der Eingliederung territorialer Neuerwerbungen. Die Zugewinne des Jahres 1805 wurden dem Oberamt Göppingen angegliedert, während diejenigen von 1806 zumeist dem neugeschaffenen Oberamt Wiesensteig zugeschlagen wurden. Wiesensteig wurde aber bereits nach 1810 mit Orten des Amts Geislingen zu dem neuen Oberamt Geislingen zusammengefasst. Bis 1817 war die Neuordnung der Oberämter und damit auch diejenige des Bezirks des Göppinger Oberamts abgeschlossen.

2. Zur Verzeichnung des Bestands und zur Retrokonversion: Der Bestand wurde 1953 von Manfred Akermann verzeichnet. Er umfasst 151 Urkunden und 84 Aktenbüschel bzw. 2,4 Regalmeter. Das handschriftliche Repertorium von 1953 wurde 2009 mit einem Vorwort versehen und unter Anleitung des Unterzeichners von Frau Verena Nehls mittels Eingabe in "Scope" retrokonvertiert Stuttgart, Mai 2009 Franz Moegle-Hofacker

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 346
Extent
151 Urkunden, 84 Büschel

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Altwürttembergisches Archiv >> Topographische Auslesebestände und Bezirksbehörden >> Oberämter, Kellereien und Geistliche Verwaltungen >> Altensteig - Güglingen

Date of creation of holding
(1457-)1501-1801

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Rights
Last update
20.01.2023, 3:09 PM CET

Data provider

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • (1457-)1501-1801

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