Bestand
Stahmer, Otto (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Otto Stahmer
Rechtsanwalt und Notar in
Kiel
Präsident der Schleswig-Holsteinischen
Rechtsanwaltskammer
Verteidiger von Hermann
Göring im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess
5.10.1879 geboren in Hamburg-Altona
Ostern
1899 Abitur am humanistischen Gymnasium „Christinaneum" in
Hamburg
1899-1902 juristisches Studium an den
Universitäten Tübingen, Berlin und Kiel
Juni
1902 Referendarexamen in Kiel
1902-1906
Referendar im Bezirk des Oberlandesgerichts Kiel
Juni 1903 Promotion zum Dr. jur. an der Universität Rostock
Januar 1907 Assessorexamen in Berlin
ab März 1907 Rechtsanwalt beim Oberlandesgericht
Kiel
ab Nov.1923 Notar
seit 1929 Mitglied des juristischen Landesprüfungsamts
Okt. 1945 Berufung zum Präsidenten der
Rechtsanwaltskammer Schleswig-Holstein
13.8.1968 verstorben in Kiel
Bestandsbeschreibung:
Bestandsgeschichte
Im Jahr 2005 boten die Enkel
von Otto und Marie Luise Stahmer dem Bundesarchiv die Papiere ihres
Großvaters an. Ein Übereignungsvertrag wurde im Februar 2006
unterzeichnet. Im März 2006 übernahm das Bundesarchiv die Papiere.
Weitere Unterlagen wurden zwei Jahre später, im März 2008,
abgegeben.
Dabei handelte es sich um
persönliche und familiäre Dokumente, um Schriftgut aus der
Verteidigung von Hermann Göring im Nürnberger Verfahren gegen die
Hauptkriegsverbrecher sowie um Unterlagen über Emmy und Edda Göring.
Die von 2005 bis 2008 übernommenen Papiere Otto Stahmers bilden die
Aktenbände N 1583/1 bis 31.
Wesentlich ergänzt
wurde der Bestand 2010 im Zuge der Umsignierung und archivischen
Bearbeitung des Bestandes Alliierte Prozesse 3 (All Proz 3). Der
Sammelbestand enthält Teilnachlässe von Verteidigern und Angeklagten
in den Nürnberger Verfahren, darunter einen Teilbestand von Otto
Stahmer.
Das Bundesarchiv hat diese Unterlagen
im März 1970 von Marie Luise Stahmer erhalten (Zugang 11/1972). Ein
unbefristeter Hinterlegungsvertrag wurde im Januar 1972 unterzeichnet.
Die Unterlagen aus dem Verfahren gegen Hermann Göring hatte Otto
Stahmer nach Ende des Prozesses von Nürnberg an seinen Wohnort Kiel
bringen lassen. Von dort gelangten sie zusammen mit weiteren
Unterlagen, u. a. aus der Verteidigung der internierten ehemaligen
Politischen Leiter des Kreises Rendsburg im britischen
Internierungslager Eselheide, in das Bundesarchiv.
Im November 2010 unterzeichneten die Erbengemeinschaft Stahmer
und das Bundesarchiv einen Übereignungsvertrag, der den dauerhaften
Verbleib der Papiere Otto Stahmers im Bundesarchiv sicherte. Der
Teilbestand All Proz 3 Otto Stahmer wurde in den Nachlass N 1583
überführt, bewertet und inhaltlich erschlossen.
Archivische Bearbeitung
Die Bearbeitung
der Aktenbände N 1583/1 bis 31 erfolgte im April 2006 und im März
2008.
Eine erste Bewertung und grobe
Erschließung des 1970 übernommenen Nachlassteils erfolgte ab Ende
desselben Jahres bis im September 1971. Dabei und im Jahr 1978 wurden
die mehrfach vorhandenen, vervielfältigten bzw. veröffentlichten
Prozesssmaterialien des Internationalen Militärtribunals (IMT),
darunter die stenographischen Verhandlungsprotokolle und die
Dokumentenserien, entnommen und anderen Beständen mit Nürnberger
Prozessunterlagen zugeordnet (All Proz 1 Nürnberger
Kriegsverbrecherprozesse: Verhandlungsakten und All Proz 2 Nürnberger
Prozesse: Anklageakten der Einzelprozesse). Die Handakten und
Korrespondenzen Otto Stahmers, die Kommissionsprotokolle sowie die
Dokumentenbücher und Schriftsätze von Anklage und Verteidigung
verblieben im Bestand All Proz 3.
Nach der
Unterzeichnung des Übereignungsvertrags im November 2010 wurden die
Unterlagen abschließend bewertet. Dabei wurden die
IMT-Kommissionsprotokolle und - Dokumentenbücher, Sammlungen von
Nürnberger Umdrucken, Drucksachen aus oder zu britischen
Spruchkammerverfahren, einzelne Unterlagen aus dem Pohl-Prozess und
weitere Mehrfachstücke ohne Bearbeitungsspuren entnommen und
entsprechend der vertraglichen Regelung in Absprache mit der
Erbengemeinschaft Stahmer zur Kassation vorgeschlagen. Die
archivwürdig bewerteten Aktenbände haben die Signaturen N 1583/32 bis
123.
Inhaltliche Charakterisierung:
Der Bestand enthält zahlreiche handschriftliche, teils paraphierte,
Notizen von Hermann Göring, auch Handlungsanweisungen an Otto Stahmer,
dazu zahlreiche Anmerkungen zu einzelnen Aspekten der Anklage und der
Verteidigung. Aufschluss gibt der Bestand auch über das Verhältnis der
Nürnberger Verteidiger untereinander und über die Lebensverhältnisse
von Emmy und Edda Göring in den frühen Nachkriegsjahren.
Benutzungsbedingungen
Die
Benutzung der Archivalien N 1583/1 bis 13, 15 bis 31 bedarf der
vorherigen schriftlichen Genehmigung. Der Aktenband N 1583/14 ist bis
zum 31. Dezember 2020 für jede Benutzung gesperrt.
Die Benutzung der Archivalien N 1583/32 bis 123 unterliegt keinen
anderen Beschränkungen als der Beachtung von Persönlichkeitsrechten
Betroffener und schutzwürdigen Belangen Dritter.
Literatur (Auswahl)
Werner Bross,
Gespräche mit Hermann Göring während des Nürnberger Prozesses,
Flensburg und Hamburg, 1950;
Telfor Taylor, Die
Nürnberger Prozesse. Kriegsverbrechen und Völkerrecht, Zürich
1951;
Joachim C. Fest, Hermann Göring. Der
zweite Mann. In ders.: Das Gesicht des Dritten Reiches. Profile einer
totalitären Herrschaft, München und Zürich 1993;
Der Nürnberger Prozess. Das Verfahren gegen die
Hauptkriegsverbrecher 1945-1946 mit 200 Abbildungen, Nürnberg
1994.
Zitierweise: BArch N
1583/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch N 1583
- Umfang
-
123 Aufbewahrungseinheiten; 0,2 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe >> S
- Provenienz
-
Stahmer, Otto, 1879-1968
- Bestandslaufzeit
-
1946-1950
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
Bundesarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Stahmer, Otto, 1879-1968
Entstanden
- 1946-1950