Bestand

Evangelischer Feldbischof der Wehrmacht (Bestand)

Bestandsbeschreibung: 1929 trat eine "Evangelische militärkirchliche Dienstordnung für das Reichsheer und die Reichsmarine" mit Ausführungsbestimmungen in Kraft (H.Dv./M.Dv. 370). . Mit dem Kriegsbeginn erschienen einige besondere Regelungen, so z. B. das "Merkblatt über Feldseelsorge" (1942 Neuregelung), die "Dienstanweisung für die Kriegspfarrer beim Feldheer" sowie ein Erlass des RLM und OdL und eine Anordnung des OdM betreffend die Marineseelsorge.

An der Spitze der Militärkirchen stand der Feldprobst (ab 1934 Feldbischof) Evangelischer Feldbischof war Franz Dohrmann (1934-1945). In seiner dienstrechtlichen Stellung war der Feldbischof in militärkirchlichen Angelegenheiten ausführendes Organ des Reichkriegsministeriums, ab 1938 des Oberkommandos der Wehrmacht und Vorgesetzter der Militärpfarrer, des Verwaltungssekretärs, der Miltärküster und der Feldprobstei. Er bereiste Standorte, erließ allgemeine militärkirchliche Verfügungen, hielt Militärpfarrerversammlungen ab und führte Militärpfarrer in ihr Amt als Reichsbeamte ein, versetzte oder beurlaubte sie.

Die Tätigkeit der Militärgeistlichen im Frieden umfasste u.a. den Gottesdienst mit Predigt, Gelegenheit zur Beichte und Kommunion, die Seelsorge in den Lazaretten und Gefängnissen, Abendvorträge in den Kasernen, Bibelstunden und die Verwaltung der Garnisonskirchen. Als Militärgeistliche dienten die Heeresoberpfarrer und Heerespfarrer sowie Standortpfarrer im Hauptamt und Standortpfarrer im Nebenamt. Sie gehörten zur Gruppe der Wehrmachtbeamten mit allgemeinem Offiziersrang und trugen Dienstkleidung. Mit Ausbruch des Kriegs traten die Bestimmungen bezüglich der Feldseelsorge in Kraft, nach denen den einzelnen Divisionen (hier Abteilung IV d) und Feldlazaretten sogenannte Feldgeistliche zugeordnet wurden. Im Bedarfsfall wurden außerdem sogenannte Kriegspfarrer bestellt, d. h. außerplanmäßige Feldgeistliche mit dem Rechtsstatus eines Angehörigen der Wehrmacht und Beamten auf Kriegsdauer. Mit fortschreitender Kriegsdauer wurde aufgrund des Mangels an Wehrmacht- bzw. Feldgeistlichen auch ins Feld gezogene Geistliche (sog. Priestersoldaten) zur Mithilfe in der Seelsorge herangezogen. Im Unterschied zur Marine und zum Heere gab es bei der Luftwaffe keine ordentlichen Planstellen für Militärgeistliche.

Die Militärseelsorge hatte nicht nur unter der Kirchenpolitik der NS-Führung (Hitlers, Goebbels, Rosenbergs und, während des Krieges, vor allem Bormanns) zu leiden, sondern auch darunter, dass sich die Haltung des Offizierskorps gegenüber der Soldatenseelsorge zunehmend wandelte. Je größer die Wehrmacht wurde, je mehr jüngere, nationalsozialistisch geprägte Offiziere hinzukamen, desto ungünstiger wurde damals das Klima für die Arbeit und das Wirken der Militärseelsorge.

Inhaltliche Charakterisierung: Die wenigen erhalten gebliebenen Akten der Feldbischöfe enthalten neben einigen Dokumente von grundsätzlicher Bedeutung vor allem Angaben zur Organisation sowie zum Personalwesen und -einsatz. Erwähnenswert sind sechs Bände zum Seelsorgedienst und zur geistlichen Betreuung (1939-1944), die Brieftagebücher (5 Bände) des Wehrkreispfarrers im Wehrkreis III wurden in diese Reihe integriert (1927-1932). Ergänzungsüberlieferungen enthalten das Verordnungsblatt des Evangelischen Feldbischofs und die Mitteilungsblätter des evangelischen Feldbischofs der Wehrmacht für die evangelische Wehrmachtgeistlichkeit (1942-1944) sowie für die evangelische Militärseelsorge (1936-1939; alle in RWD 13).

Erschließungszustand: Online-Findbuch

Umfang, Erläuterung: 21

Zitierweise: BArch RW 12-I/...

Reference number of holding
Bundesarchiv, BArch RW 12-I
Extent
28 Aufbewahrungseinheiten; 0,4 laufende Meter
Language of the material
deutsch

Context
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Militär >> Reichswehr und Wehrmacht 1919 bis 1945/1946 >> Zentrale Einrichtungen der Reichswehr und der Wehrmacht >> Weitere nachgeordnete Einrichtungen
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RH 53-5 Wehrkreiskommando V/evangelischer Standortpfarrer Baden-Baden

N 182 Franz Dohrmann

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Überlieferung der Militärkirchenbücher:

Evangelische Zentralarchiv in Berlin

Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (nur von ehemaligen preußischen Einheiten mit Fortsetzung in der Wehrmacht sowie von ehemaligen preußischen Garnisonsstandorten, bis 1944)

Amtliche Druckschriften: RWD 13

Literatur: Schranz-Keller, Cornelia: Bibliographie des Feldpredigerwesens im In- und Ausland. Bern 1993

Neuhäusler, Johann: Kreuz und Hakenkreuz. München 1946

Scholder, Klaus: Die Kirche und das Dritte Reich. Frankfurt/Berlin 1985

Vogt, Arnold: Religion im Militär. Seelsorge zwischen Kriegsverherrlichung und Humanität. Frankfurt a.M./Bern/New York 1984 (Europäische Hochschulschriften Reihe III, Bd. 253)

Kunst, Hermann (Hrsg.): Gott läßt sich nicht spotten. Franz Dohrmann Feldbischof unter Hitler. Hannover 1983

Schübel, Albrecht: 300 Jahre evangelische Soldatenseelsorge. München 1964

Beese, Dieter: Seelsorger in Uniform. Evangelischer Militärseelsorge im Zweiten Weltkrieg. Hannover 1995

Kretschmar Georg (Hrsg.) im Auftrag der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für kirchliche Zeitgeschichte): Dokumente zur Kirchenpolitik der Dritten Reiches. München 1975

Pöpping, Dagmar: Kriegspfarrer an der Ostfront. Evangelische und katholische Wehrmachtseelsorge im Vernichtungskrieg 1941-1945 (Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte, Bd. 66). Göttingen 2017

Provenance
Evangelischer Feldbischof der Wehrmacht, 1931-1945
Date of creation of holding
1931-1945

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16.01.2024, 8:43 AM CET

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  • Bestand

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  • Evangelischer Feldbischof der Wehrmacht, 1931-1945

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  • 1931-1945

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