Arbeitspapier | Working paper

Gegensätze in Zentralasien: China und Russland ziehen nicht an einem Strang

"Die gewaltsame Besetzung von Südossetien und Teilen Georgiens durch russische 'Friedenstruppen' im August 2008 unterstreicht die Bereitschaft Russlands, mit allen Mitteln die traditionellen Machtverhältnisse im Kaukasus aufrechtzuerhalten. Der Fünf-Tage-Krieg im Kaukasus hat darüber hinaus Russlands politische Stellung in Zentralasien zeitweise geschwächt. Auf dem Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) in Duschanbe wurde Russlands rasche Anerkennung der Souveränität Abchasiens und Südossetiens ignoriert. Insbesondere die chinesische Regierung versuchte die Auswirkungen auf Zentralasien zu verringern, da Anfang August in der Provinz Xinjiang separatistische Gruppierungen mehrere terroristische Anschläge verübt hatten. Die Ereignisse verweisen auf den wachsenden Stellenwert, den Zentralasien für die russische und die chinesische Außenpolitik einnimmt. Die anachronistische, militärisch geprägte Machtpolitik gegenüber Georgien erschüttert das Bild Russlands als wiederaufstrebende und verantwortungsbewusste Großmacht im internationalen System. Die Unterstützung separatistischer Anliegen irritiert Zentralasien, aber auch die Volksrepublik China. Bombenanschläge in der an Zentralasien grenzenden Provinz Xinjiang stellen für die chinesische Regierung eine ernsthafte Bedrohung dar. Zentralasien wird für Russland und China wichtiger. Im Gegensatz zur Demonstration 'harter Machtansprüche' im Kaukasus versucht die russische Regierung in Zentralasien mit einer 'sanfteren' Politik Einfluss zu bewahren. Trotz russischer Militärpräsenz und Kontrolle über die Ressourcen in Zentralasien hat es die VR China geschafft, sich dauerhaft in der Region zu behaupten. Im Handel mit Zentralasien ist nicht auszuschließen, dass die VR China Russland in absehbarer Zeit überflügeln wird. Russlands politische Entscheidungen 'überlagern' nicht mehr die Ordnungsstrukturen in Zentralasien, vielmehr prägen dort verschiedene Großmächte die regionale Ordnung. Die Stellung der SOZ und die Position der VR China gewinnen dabei an Einfluss. Die Sicherheit und Wirtschaft in Zentralasien zu organisieren, bleibt ein Projekt 'externer Akteure'. Eine eigene regionale Organisation fehlt." (Autorenreferat)

Alternative title
Differences in Central Asia: China and Russia are not pulling together
Extent
Seite(n): 8
Language
Deutsch
Notes
Status: Veröffentlichungsversion; nicht begutachtet

Bibliographic citation
GIGA Focus Asien (11)

Subject
Internationale Beziehungen
Politikwissenschaft
Friedens- und Konfliktforschung, Sicherheitspolitik
internationale Beziehungen, Entwicklungspolitik
Frieden
Geopolitik
Zentralasien
Russland
Konfliktsituation
China
Asien
postsozialistisches Land
Ostasien
Konfliktbewältigung
Sicherheitspolitik
Friedenspolitik
Konflikt
Separatismus
Konfliktpotential
Georgien
Entwicklungsland
Konfliktregelung
Konfliktlösung
Friedenssicherung
UdSSR-Nachfolgestaat
deskriptive Studie

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Godehardt, Nadine
Event
Veröffentlichung
(who)
GIGA German Institute of Global and Area Studies - Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien, Institut für Asien-Studien
(where)
Deutschland, Hamburg
(when)
2008

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-274974
Rights
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Last update
21.06.2024, 4:27 PM CEST

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Object type

  • Arbeitspapier

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  • Godehardt, Nadine
  • GIGA German Institute of Global and Area Studies - Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien, Institut für Asien-Studien

Time of origin

  • 2008

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