- Standort
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Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar#Kunst und Wissenschaft - Hofwesen
- Umfang
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140
- Anmerkungen
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Weimarische Zeitung, Nr. 109, 11.05.1870, S. 2: „[…] Der Erfolg der Darstellung war ein entschieden glücklicher und der Beifall des Publikums, besonders nach den beiden großen Scenen der Marwood ein so enthusiastischer, wie wir ihn bei der Vorstellung eines recitirenden Schauspiels hier nur höchst selten gesehen.“ weitere Rezension: Die Deutsche Schaubühne, Bd. 11 (1870), Heft 4/5, S. 143f.: „Vom glücklichsten Erfolg begleitet war der am 30. April zum ersten Male gewagte Versuch, ein auf deutschen Bühnen längst verschollenes Trauerspiel Lessing’s […] für die Darstellung zu gewinnen. Die [...] Bühnenbearbeitung von H. Küchling hat nur wenige Veränderungen am Original angenommen. Die wesentlichste ist die Weglassung der Scenen zwischen Sara’s Vater und seinem alten Diener im ersten und dritten Akt, so daß Ersterer, der von vorn herein noch als auf der Reise nach dem Aufenthaltsort der entführten Tochter angenommen wird, überhaupt erst im letzten Akte auftritt. Durch diese Weglassung sind mehrfache, den fortschreitenden Gang der Handlung störende Verwandlungen und die unerquicklich breiten Lamentationen des Vaters, die den Hauptinhalt jener Scenen bilden, vermieden, obschon sich andrerseits nicht leugnen läßt, daß durch diese Reduktion doch das Interesse des Zuschauers an der Person des Vaters und die Spannung auf dessen endliche Zusammenkunft mit der Tochter und ihrem Entführer einige Abschwächung erlitten hat. […] Der bedeutendste Charakter des Stücks ist die Marwood […]. In der Darstellung dieses vom Dichter mit einer unendlichen Fülle von Charakternüancen ausgestatteten dämonisch frivolen und ränkesüchtigen, mit allen Mitteln für seine bedrohte Stellung kämpfenden und von Eigennutz, Eifersucht, Hast, Rachsucht und Verzweiflung zuletzt bis zum fluchwürdigsten Verbrechen getriebenen Weibes war Fr. Hettstedt geradezu unübertrefflich und riß mit allen ihren Scenen das Publikum zu ungetheilter stürmischer Bewunderung hin, die nach dem zweiten Akt in dreifachem Hervorruf gipfelte – eine Ovation, welche bei uns sonst nur gastirenden Künstlercelebritäten und auch dann nur in den seltensten Fällen dargebracht wird. Der tiefe innige Herzenston, den die Darstellung der Sara verlangt, steht von Natur Frl. Lüdt freilich nicht zu Gebote und beeinträchtigte dieser Mangel am fühlbarsten die Wirkung der Sterbescene; Im Uebrigen aber löste die routinirte und einsichtsvolle Darstellerin ihre Aufgabe befriedigend. Die schwierigste und zugleich undankbarste Rolle des Stücks ist der schwache, schwankende Mellefont, mit dem die Marwood gleichsam Fangball spielt. Daß Hr. Barnay in derselben den Zuschauer dauernd zu interessiren wußte, zeugte aufs neue für das eminente Talent dieses Schauspielers, und ließ doppelt bedauern, daß er gerade in der dankbarsten Parthie der Rolle, dem letzten Akt, wo Mellefont bei der Entdeckung von Sara’s trostlosem Zustand und dem Verbrechen der Marwood außer sich geräth, nicht auf der Höhe der Situation stand, sondern im Gegentheil befremdend kalt und matt erschien. Auch die Nebenrollen des Vater Sampson (Hr. Milde), seines alten Dieners Waitwell (Hr. Schmidt), Norton’s (Hr. Heßler), der beiden Kammerzofen Betty und Hanna (Frl. Schulz und Frl. Holk) waren entsprechend vertreten und nur die zwölfjährige Tochter der Marwood ließ Erhebliches zu wünschen übrig. Nach dem durchschlagenden hiesigen Erfolge der „Miß Sara Sampson“ können wir die Nachfolge allen jenen Bühnen empfehlen, die über eine hervorragende Charakterdarstellerin für die Rolle der Marwood zu verfügen haben.“
- Urheber
- Beteiligte Personen und Organisationen
- Erschienen
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1870-04-30
- Weitere Objektseiten
- URN
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urn:nbn:de:urmel-1b9ed1ac-1d8a-4bb4-ab0b-a5787a4afbe32-00028815-16
- Letzte Aktualisierung
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21.04.2023, 10:52 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Theaterzettel ; Text
Beteiligte
Entstanden
- 1870-04-30