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Bildsammlung Palästina (Bestand)

Bildsammlung Palästina: Zur Geschichte der bayerischen Fliegerabteilung 304 in Palästina Eine Zusammenarbeit zwischen den deutschen Armeen und den Streitkräften des Osmanischen Reiches hatte bereits in den 1880er Jahren eingesetzt. Im Ersten Weltkrieg wurde diese Kooperation intensiviert. Nicht nur einzelne Offiziere, sondern umfangreiche deutsche Truppen wurden zur Unterstützung der türkischen Armee in das Osmanische Reich verlegt, das damals neben der heutigen Türkei auch Syrien, den Libanon, den Irak, Palästina, Jordanien und beide Küstenbereiche des heutigen Saudi-Arabien umfasste. Diese Deutschen kämpften nicht nur an den Dardanellen mit, sondern sie standen auch in Bagdad den Briten gegenüber und waren im heutigen Syrien und Palästina eingesetzt. Zur Unterstützung der osmanisch-türkischen Bodentruppen waren dort deutsche Fliegerabteilungen stationiert. Zuerst kam eine preußische Fliegerabteilung. Bis zum 1. November 1917 wurde auch die bayerische Fliegerabteilung 304b [= bayerisch] dorthin verlagert, die bis September 1918 an den Kämpfen beteiligt war. Abteilungsführer war bis Kriegsende Hauptmann Walz. Die Türken standen den britischen und australischen Einheiten unter General Allenby gegenüber, die von Ägypten nach Norden vorrückten. Aber auch die Beduinentruppen unter dem britischen Oberst Lawrence, dem sagenumwobenen Lawrence of Arabia, bewegten sich von der arabischen Halbinsel heran und zerstörten allmählich die für die Transporte wichtige Hedschasbahn von Medina nach Damaskus. Die türkisch-deutsche Front befand sich beim Eintreffen der bayerischen Flieger im allmählichen Rückzug nach Norden. Ende 1917 verlief die Frontlinie bereits nördlich von Haifa und Jerusalem. Nach verschiedenen Durchgangsstationen lag der Flugplatz mit einem Teil der bayerischen Flieger seit dem 11. November 1917 bis zu seiner Einnahme durch die Gegner am 20. September 1918 in Afule (Affule, nahe dem heutigen Merhavya im nördlichen Israel), von dem aus längere Zeit geflogen wurde, auch zum Angriff mit Bomben auf feindliche Lager, Kolonnen und Schiffe. Im Ersten Weltkrieg stand als neues Kriegsgerät erstmals in großem Umfang das Flugzeug zur Verfügung. An fast allen Fronten und von den meisten Kriegsparteien wurden nun Luftfotos zu Aufklärungszwecken angefertigt, die zunehmend nicht mehr vom Ballon aus aufgenommen wurden, sondern von dem beweglichen neuen Luftfahrzeug. Große Bestände dieser Bilder aus dem Ersten Weltkrieg sind bis heute auch im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, Abteilung IV Kriegsarchiv, von den Frontverläufen in Europa erhalten. Die Fliegerabteilungen führten im Nahen Osten in großem Umfang Luftaufklärung durch. Ein Flugbeobachter saß zusätzlich zum Piloten in der Maschine und bediente die Kamera, die auf Glasplatten die Bilder aufnahm. So wurden ein großer Teil des heutigen Israel, der sogenannten Westbank, der Randgebiete Syriens mit Damaskus, der Küste des Libanon, von Jordanien und sogar der Suezkanal und die Pyramiden bei Kairo aufgenommen. Die Fotos dienten zwar der Feindaufklärung und der Anfertigung von Landkarten. Aber anders als Landkarten, bei denen nur das festgehalten wird, was man darstellen möchte, ist auf den Fotos fast alles zu erkennen, was sich zufällig in der Flugroute befand. Deshalb wurden wichtige Orte, Eisenbahnen, Straßen und das Gelände aufgenommen, das die Artillerie zu beschießen plante oder in dem künftige Kampfhandlungen stattfanden. Fast zufällig erfasste man auch historische Details. Von der Antike her bekannte Orte mit oder ohne strategische Bedeutung für den Feldzug sind deutlich erkennbar. Umrisse der Ruinen von Kreuzfahrerburgen wurden erst nachträglich von Ortskundigen auf den Bildern identifiziert. Auch eher zufällig erscheinen einige der erst wenige Jahre existierenden jüdischen Kolonien über das Land verteilt, deren Bedeutung man damals noch nicht erahnen konnte. Die Piloten wurden sich aber bald bewusst, dass sie ein ungewöhnliches Land beflogen, und die Art und Weise ihrer Aufnahmen belegen dies zunehmend. Aufnahmen von Jerusalem, Jericho, Caesarea, Akko oder dem Toten Meer zeugen von zielgerichteter Dokumentation, ebenso die Tatsache, dass in Jerusalem, Bethlehem oder Nazareth die religiösen Stätten und christlichen Kirchen erfasst wurden. In Bodenaufnahmen, die teilweise auch außerhalb des eigentlichen Aufklärungsauftrags entstanden, wird dies besonders deutlich, wenn etwa bestimmte Stätten in Jerusalem oder Orte am See Genezareth geradezu malerisch erscheinen. Am 30. Oktober 1918 trat der Waffenstillstand zwischen den türkisch-deutschen und den britischen Truppen in Kraft. Im Abkommen wurde auch der Rücktransport der deutschen Truppen geregelt. Bereits am 14. November 1918 trafen die Reste der bayerischen Fliegerabteilung in Istanbul ein. Am 4. März 1919 verließen sie mit dem Schiff die Türkei. Über Gibraltar und England trafen sie am 31. März 1919 in Wilhelmshaven ein. Von dort wurden sie mit ihrem Gepäck nach Bayern transportiert. Erstaunlicher Weise kam so auch ein Großteil der Glasplatten-Negative heil nach München und bald in das bayerische Kriegsarchiv. Dort befinden sich fast 3000 derartiger Aufnahmen noch heute. Die Überlieferungsgeschichte der Papierregistratur der Abteilung 304 gestaltete sich hingegen disparat. Während die Personalakten auf regulärem Weg ins bayerische Kriegsarchiv gelangten, sind Truppenakten nur über den Nachlass des bayerischen Palästina-Fliegers Oberleutnant Fritz Berthold überliefert. Inzwischen wurden die Truppenakten in den Bestand "Kraftfahr- und Fliegertruppen (WK)" eingeordnet. Mehrere Nachlässe, u.a. eben der des bereits genannten Fritz Berthold, und andere Schilderungen, die bald nach 1918 gedruckt wurden, füllen allerdings zum Teil die Überlieferungslücken. Dr. Lothar Saupe Literatur: Gustav Dalman, Hundert deutsche Fliegerbilder aus Palästina, Gütersloh 1925. Otto von Waldenfels, Die Bayerische Fliegerabteilung 304 in Palästina 1917/18. In: Gustav Dalman, Hundert deutsche Fliegerbilder aus Palästina, Gütersloh 1925, S. 120-123. Benjamin Z. Kedar, The Changing Land between The Jordan And The Sea. Aerial photographs from 1917 to the present, [Jerusalem] 1999. Harald Potempa, Die königlich-bayerische Fliegertruppe 1914-1918, Frankfurt a.M. 1997. Friedrich Kress von Kressenstein, Mit den Türken zum Suezkanal, Berlin 1938. Die Bayern im großen Krieg 1914-1918. Auf Grund der Kriegsakten dargestellt, hrsg. vom Bayerischen Kriegsarchiv, München 1923. Das Bayernbuch vom Weltkriege 1914-1918. Ein Volksbuch. Bearb. von Konrad Krafft von Dellmensingen - Friedrichfranz Feeser unter amtlicher Mitwirkung des Bayerischen Kriegsarchivs, 2 Bde., Stuttgart 1930. Zum Bestand Hinweise zu einzelnen Nummern des Bestands: Bei den Nummern 212-307 sind unter dem Namen "Sarafand" drei Siedlungen zu unterscheiden: 1. Dorf Sarafand an der Straße Jaffa-Jerusalem zwischen der Kolonie Rischon le-Zion und er-Ramle; 2. Die jüdische Kolonie Nes Ziona, auch Wad Ehnen oder Chirbet Sarafand genannt, 7 km westlich von er-Ramle; 3. Die wieder besiedelte Chirbet Sarafand, 1 km nordöstlich von Nes Ziona. (In den Aufschriften der Bilder gehen die Bezeichnungen öfters durcheinander.) Die Nummern 595-630 sind chronologisch geordnet. Die Nummern 1199-1209 bilden eine zusammenhängende Fläche; die Angaben der Planquadrate entsprechen nicht genau der Lage zueinander. Sternchen: Bestellnummern, die mit einem bzw. zwei Sternchen gekennzeichnet sind, gelten als gute bzw. besonders gute oder wichtige Aufnahmen.

Bestandssignatur
BS Pal.
Umfang
2938
Sprache der Unterlagen
ger

Kontext
Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 4 Abteilung IV: Kriegsarchiv >> 4.5 Sammlungen >> 4.5.1 Bildsammlungen >> 4.5.1.8. Bildsammlungen P-S
Verwandte Bestände und Literatur
EAD(DDB)-exportiert im Mai 2018

Vorprovenienz
Bildsammlung Palästina
Bestandslaufzeit
1917-1918

Weitere Objektseiten
Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 11:04 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
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Objekttyp

  • Bestand
  • Bilder

Beteiligte

  • Bildsammlung Palästina

Entstanden

  • 1917-1918

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