Archivbestand

Militärischer Nachlass Hermann Niethammer, Generalleutnant, Dozent für Wehrwissenschaft a. d. Universität Tübingen, *1868 +1954 (Bestand)

1. Zur Person Hermann Niethammers: Hermann Niethammer wurde am 9.6.1868 in Stuttgart als Sohn eines Rechtsanwalts geboren und besuchte dort bis zum Tod seines Vaters die Schule. In Tübingen, wohin seine Mutter mit ihm anschließend umzog, und zwar am dortigen Ludwig-Uhland-Gymnasium legte er die Reifeprüfung ab. Danach absolvierte Niethammer ein akademisches Studienjahr an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Am 1.10.1887 trat er als Einjährig-Freiwilliger in die württembergische Armee ein, als Generalleutnant der Reichswehr ging er am 31.1.1928 in den Ruhestand. 1933 wurde Hermann Niethammer als Dozent für Wehrwissenschaft an die württembergischen Hochschulen berufen. Daneben war dem Urenkel von Justinus Kerner war die Zeit um Kerner und Uhland ein besonderes Anliegen. So hat Niethammer, neben zahlreichen ,,Schwäbischen Lebensbildern", noch in seinen letzten Jahren ein Buch über Ludwig Uhland herausgegeben. Er starb am 3.3.1954 in Calw, wo er seinen Lebensabend verbracht hatte. Sein militärischer Werdegang begann im (7 .Württ.) Infanterieregiment Nr.125 in Tübingen. Von 1897 bis 1900 studierte er als Oberleutnant Kriegswissenschaft an der Kriegsakademie in Berlin. Nach verschiedener Abkommandierung zum Kriegsministerium erfolgte 1904 seine Beförderung zum Hauptmann. Nach 20-jähriger Zugehörigkeit zum (7.Württ.) InfanterieRegiment Nr.125 wurde er als Kompaniechef in das (1.Württ.) Grenadierregiment Königin Olga Nr.119 versetzt. Von 1910 bis 1913 war er Militärlehrer in Taktik und Planzeichnen an der Kriegsschule in Neiße. Im September 1913 wurde Niethammer -zwischenzeitlich zum Major befördert- zum Stab des (Württ.) Infanterie-Regiments Nr.127 versetzt. Am 2.8.1914 erhielt er das Kommando des Brigade-Ersatzbataillons Nr.54, am 16.7.19 15 das des I. Bataillons des (Württ.) Ersatz-Infanterieregiments Nr.52. Am 5.9.1916 wurde er Kommandeur des (Württ.) Ersatz Infanterieregiments Nr.479, erhielt am 25.6.1919 - inzwischen Oberst- das Kommando des (1.Württ.) Reichswehr Schützenregiments Nr.25, dann das des Infanterieregiments Nr.13. Im Jahr 1925 kam er als Infanterie-Führer nach Allenstein. Von dort trat er als Generalleutnant 1928 in den Ruhestand. Im Zweiten Weltkrieg wurde Hermann Niethammer reaktiviert und leitete bis 1945 ein Kriegsgefangenenlager für Offiziere. Hermann Niethammer erhielt mehrere Auszeichnungen: 1909 Württembergischer Friedrichsorden, Ritter 1. Klasse; 1911 Ehrenmedaille des preußischen. Adlerordens, 4. Klasse; 1912 Militär-Dienstehrenzeichen 1.Klasse, 1914 Eisernes Kreuz 2. Klasse; 1915 Ritterkreuz des Kronenordens; 1915 Eisernes Kreuz 1. Klasse; 1915 Militärverdienstorden, Ritter, 1918 Ritterkreuz des königl. Hausordens v. Hohenzollern mit Schwertern; 1918 Verwundetenabzeichen in Schwarz. Hermann Niethammer war seit den ersten Kriegswochen an der Westfront, wo er am 25.8.1914 im Gefecht bei Serres verwundet wurde. Er kehrte nach seiner Genesung zu seinem Bataillon zurück und kämpfte zwischen Maas und Mosel, stand im Frühjahr 1915 im Priesterwald, 1916 in der Schlacht an der Somme, 1917 in der Doppelschlacht Aisne-Champagne, vor Verdun, 1918 im Frontalangriff in der großen Schlacht in Frankreich an der Ancre, Somme und erzwang in den ersten Apriltagen 1918 mit seinen Truppen den Avre-Übergang bei Morreuil. Ende 1918 trat er mit seinem Regiment den Marsch in die Heimat an.

2. Schwerpunkte des miliärischen Nachlasses Hermann Niethammers: Die militärischen Unterlagen Niethammers reichen von 1806 bis 1927. Ihr Schwerpunkt liegt zum einen auf Unterlagen für die Geschichte der Regimenter in denen Niethammer vor dem ersten Weltkrieg diente. Dazu gehören Biographien von Offizieren, zwei Photos, historische und zum Teil historisierende Zusammenfassungen, aber auch Regimentsakten aller Art sowie Erzählungen von älteren Regimentskameraden der württembergischen Infanterie-Regimenter Nr.119 und 125. Der zweite Schwerpunkt der Unterlagen liegt auf den Einheiten Niethammers Im ersten Weltkrieg. Hierbei handelt es sich um amtliche Kriegstagebücher, Kriegstagebuchentwürfe und Kriegsakten. Letztere umfassen Offiziers-, Verlust-, Sanitäts- und Auszeichnungslisten, Befehle, Meldungen, Berichte, Lageskizzen und Briefverkehr aller Art. Während die Kriegstagebücher und Kriegstagebuchentwürfe die Kriegsgeschichte des Brig. Ers. Batl. Nr.54, des späteren Ers. Inf. Reg. Nr.52 und des späteren Ers. Inf.Reg. Nr.479 beinahe lückenlos dokumentieren, so muss bei den Kriegsakten davon ausgegangen werden, dass sie in den unterschiedlichen Kriegsetappen, verschieden intensiv und nach wechselnden Kriterien, von Niethammer aufbewahrt wurden. Die Unterlagen zu diesen Truppenteilen lassen vermuten, dass Niethammer die Geschichte seiner Einheiten im Weltkrieg 1914 bis 1918 aufarbeiten und zusammenfassen wollte. Als dritten Schwerpunkt können die Zusammenfassungen Niethammers zu für ihn bedeutenden Themen genannt werden. Hierbei handelt es sich um kritische Untersuchungen und den dazu gehörenden Schriftverkehr zu z.T. brisanten militärischen Frage- und Problemstellungen. Bemerkenswert ist außerdem das sorgfältig geführte persönliche Kriegstagebuch Hermann Niethammers, welches die Vorgänge des ersten Weltkrieges aus der Perspektive eines höheren Offiziers wiedergibt.

3. Zur Geschichte und Verzeichnung des Bestandes: Die Unterlagen der (Württ.) Infanterie-Regimenter Nr.119 und 125, die Kriegstagebücher des Brig. Ers. Batl. Nr.54, dem späteren Inf.Reg. Nr.52 und schließlich die des Inf.Reg. Nr.479 sowie die persönlichen Kriegstagebücher Niethammers kamen infolge einer Übersendung von Akten aus der Bibliothek für Zeitgeschichte -Weltkriegsbücherei- in Stuttgart an das Bundesarchiv -Militärarchiv- in Koblenz. Von dort wurden sie am 2.10.1961 dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart übergeben und sind uneingeschränkt benutzbar (Vgl.: HStAS: Kanzleiakten C VII 20) Die weiteren Unterlagen des Nachlasses erhielt Frau Elisabeth Niethammer in Kirchheim/Teck aus dem Nachlass von Frau Dirlamm. Am 3.9.1990 wurden diese Unterlagen dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart übergeben und sind ebenfalls uneingeschränkt benutzbar (Vgl.: HStAS: Kanzleiakten C VII 20). Die Verzeichnung erfolgte im August 1998 im Rahmen eines Praktikums von Herrn stud. phil. Harald Bauer unter Anleitung des Unterzeichners, der auch die Redaktion besorgte. Der Bestand umfasst 50 Büschel im Umfang von 0,6 lfd. m. Stuttgart, im November 1998 Franz Moegle-Hofacker

Quellen und Literatur: liste> HStAS: M 430/2 , Bü1537. Ernst REHWALD, Nachruf Hermann Niethammer. In: Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg, Heft 110 (1955).

Reference number of holding
Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, M 660/290

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Militärische Bestände 1871-ca. 1920 >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe

Indexentry person
Niethammer, Hermann; General, Soldat, Dozent, 1868-1954

Date of creation of holding
1897-1929

Other object pages
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Rights
Last update
13.11.2025, 2:39 PM CET

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1897-1929

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