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C Rep. 250-04-01 (Fotos) Fa. Pelz-Meisel (Bestand)

Vorwort: C Rep. 250-04-01 Fa. Pelz-Meisel

Firmengeschichte

Der Kürschner Walter Meisel wurde am 4. November 1909 in Berlin geboren. Er war seit dem 20. Juli 1946 verheiratet mit Charlotte Werner, geb. am 8. Februar 1912.

Nach Kriegsende 1945 eignete sich Meisel die Räume der traditionsreichen Firma „Pelz-König“ in der Alten Schönhauser Straße 28 an und betrieb von dort aus sein Geschäft.
Die 1866 gegründete Firma „Pelz-König“ hatte sich stets in Familienbesitz befunden. Adolf König, geboren am 21. Oktober 1897, hatte das Geschäft 1937 von seinem Vater, Georg Kö-nig, übernommen. Am 1. Februar 1945 war Adolf König zum Volkssturm eingezogen wor-den, am 21. April nach Rheinsberg verreist und konnte erst nach dem Ende der Kampfhand-lungen in Berlin Mitte Mai 1945 in die Stadt zurückkehren. Hier fand er sein Geschäft in fremden Händen vor.
Das Wirtschaftsamt Berlin-Mitte hatte am 9. Mai 1945 - auf dessen falsche Angaben vertrau-end - eine Einweisung von Walter Meisel, wohnhaft in der Binzstraße 8, in die angeblich lee-ren Geschäftsräume vorgenommen. Walter Meisel mietete im Juni 1945 zudem weitere Wohn- und Geschäftsräume in der Choriner Straße 52 an, betrieb dort in einem Zimmer eine Kürschnerei und verwertete von hier aus die ihm zugefallenen Königschen Vermögenswerte. Ihm waren neben der Geschäftseinrichtung, einem großen, wertvollen Pelzlager, diversen Seidenstoffen und eingelagerten Teppichen auch Pelzwaren von Kunden zugefallen.

Diese Sequestrierung und die treuhänderische Funktion Meisels bedeuteten den Ruin für das Traditionsunternehmen „Pelz-König“.
Meisel gerierte sich als Eigentümer des Pelzgeschäftes und hat 1946 die Königsche Firma in „Pelz-Meisel“ umbenannt. Als im April 1947 die Deutsche Treuhandverwaltung des sequest-rierten und beschlagnahmten Vermögens im sowjetisch besetzten Sektor der Stadt Berlin (DTV) den Gewerbebetrieb aus der Zuständigkeit des Bezirkes Berlin-Mitte übernahm, blieb Walter Meisel eingesetzter Treuhänder.

Mit dem Erlös einer Geschäftstätigkeit erwarb Meisel 1946 und 1947 Grundstücke (in Berlin-Müggelheim das Grundstück Alte Fischerhütte am Fahlenberg, sowie die Holzkabelwiese, die Große Buschwiese und die Caniswallwiese bei Gosen.
Walter Meisel legte sich außerdem mehrere Rennpferde zu, die er bevorzugt auf den Trab-rennbahnen in Berlin-Karlshorst und Berlin-Müggelheim laufen ließ. Als Amateurfahrer war er im August 1949 an einen Rennskandal beteiligt und wurde mit Lizenzentzug, einer Geld-strafe sowie einem Verweis von der Rennbahn bestraft.

Adolf König begehrte sein Eigentum bei der DTV am 4. Januar 1949 erneut zurück. Er war am 21. Dezember 1948 entnazifiziert worden und glaubte nun, wieder an sein Eigentum zu gelangen.
Jedoch hatte Walter Meisel, bis zum 18. Januar 1949 noch als „Treuhänder“ tätig, inzwischen in erheblichem Ausmaß die Vermögensgegenstände der Firma „Pelz-König“ verwertet.
Am 27. Januar 1949 wurde daraufhin von der DTV Strafanzeige gegen Walter Meisel gestellt, wegen Betruges, Unterschlagung, falscher Anschuldigungen und Wirtschaftsverbrechens.

Das Stadtbezirksgerichts Berlin-Köpenick verurteilte Walter Meisel am 25. Juni 1954 wegen Wirtschaftsverbrechen zu zwei Jahren Zuchthaus und zur Vermögenseinziehung.
Die Wohnungseinrichtung, zwei Autos, die Rennpferde und seine Immobilien wurden ver-staatlicht.

Walter Meisel hatte seinen Wohnsitz jedoch bereits nach Berlin (West) verlegt und trat die Strafe nicht an.
Über das Notaufnahmeverfahren erhielt er am 10. März 1955 die Erlaubnis zum „unbefriste-ten Zuzug“ nach Westberlin.
Nachdem er 1956 bereits ein halbes Jahr in den USA gelebt hatte, zog er im Juli 1957 endgül-tig nach New York.


Bestandsinformation

Die Überlieferung gelangte nach der Verurteilung Meisels und der Verwertung seines Ver-mögens durch die Finanzverwaltung des Magistrats von Berlin zunächst in das so genannte Wirtschaftsarchiv des Magistrats, bevor es als Zugang 4999 vom Verwaltungsarchiv des Ma-gistrats übernommen wurde. Hier wurden die Archivalien grob erfasst und der C Rep. 105 Magistrat von Berlin, Abteilung Finanzen, zugeordnet.

Im Jahre 2005 sind die Archivalien als eigener Bestand unter der Repositurnummer C Rep. 250-04-01 formiert und mit AUGIAS-Archiv verzeichnet worden.

Bestandssignatur
C Rep. 250-04-01 (Fotos)

Kontext
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> C Bestände (Ost-) Berliner Behörden bis 1990 >> C 6 Betriebe und Einrichtungen der Wirtschaft >> C 6.5 Sonstige >> C Rep. 250-04-01 Fa. Pelz-Meisel

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Letzte Aktualisierung
28.02.2025, 14:13 MEZ

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