Bestand

Nachlass Schmihing, Alexander und Peggy (Bestand)

Vorwort: Alexander Schmihing, geb. am 30. Juli 1931 in Ludwigshafen/Rhein, studierte Jura in Freiburg, München, Mainz und Paris und arbeitete anschließend beim Deutschen Industrie- und Handelstag in Bonn. Nach Stationen in Primasens und Würzburg kam er 1977 nach Ulm, wo er zum Hauptgeschäftsführer der IHK Ulm gewählt wurde. Er ging 1996 in Ruhestand und verstarb am 26. Mai 2005. Alexander Schnihing heiratete am 21. August 1959 in Bonn Peggy, geb. Phillips, geb. am 21. Oktober 1935. Peggy Schmihing erhielt 2017 das Bundesverdienstkreuz für ihren Einsatz für die Rechtlosen und Ausgegrenzten; sie verstarb am 3. Mai 2022 in Ulm.
Das Ehepaar baute 1980 den Arbeitskreis "Partnerschaft Ulm mit Barrio Meißen" auf, ein Entwicklungshilfeprojekt, das sie bis zuletzt begleiteten und maßgeblich vorantrieben. Außerdem gehörten sie zu den Gründungsmitgliedern des Ende der 1980er Jahre ins Leben gerufenen Flüchtlingsrats.
Die im vorliegenden Nachlass überlieferten Unterlagen stammen aus der ehrenamtlichen Tätigkeit des Ehepaars für den Arbeitskreis "Partnerschaft Ulm mit Barrio Meißen" und für den Flüchtlingsrat.

Arbeitskreis "Partnerschaft Ulm mit Barrio Meißen":
Der 1980 als Bürgerinititative gegründete Arbeitskreis "Partnerschaft Ulm mit Barrio Meissen" ist ein Beispiel für gelungenes Bürgerschaftliches Engagement. Ausgehend von dem Gedanken der Hilfe zur Selbsthilfe und der Verantwortung der Gesellschaften des Globalen Nordens für die Armut in den sog. ‚Entwicklungsländern‘ entwickelte eine Gruppe engagierter Bürgerinnen und Bürger das Projekt der Städtepartnerschaft zwischen Ulm und Barrio Meissen (Barrio = Slumvorort) in Bogotá/Kolumbien. Eine Besonderheit daran war, dass es von Anfang gelang, die Repräsentanten der Stadt Ulm einzubinden. So rief OB Lorenser im März 1980 die Ulmer Bürgerschaft zur Unterstützung für das Projekt auf, 2005 unterstützte der OB Gönner die Idee einer Stiftungründung zur nachhaltigen Unterstützung des Projekts in Barrio Meissen. Seit Projektbeginn hat die Stadt Ulm ein städtisches Konto für die Spenden und auch personelle Ressourcen für die Verwaltung zur Verfügung gestellt . Eine weitere Besonderheit ist die Langfristigkeit und Transparenz der Unterstützung und der enge persönliche Kontakte zu den Partnern in Bogotá, mit dem sichergestellt wurde, dass die eingegangenen Spenden auch zielgerichtet eingesetzt wurden. Die Projektträgerinnen, die Dominikanerschwestern Sr. Regina Häufele aus Ulm-Wiblingen und Sr. Vianney Link aus Kitzingen verfolgten von Anfang an einen gemeinwesenorientierten Ansatz zur Entwicklung des Slums ‚Barrio Meissen‘. Sie gründeten in Bogotá als Partner vor Ort einen Trägerverein, die Stiftung FISDECO: Fundación Integración Social y Desarrollo Comunitario, zu deutsch „Stiftung für Gesellschaftliche Integration und Gemeinwesenentwicklung“ mit dem Ziel, zusammen mit den aus verschiedenen Landesteilen zugezogenen Barriobewohnern eine Sozialstruktur aufzubauen und die materiellen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Bildung, Ausbildung, menschenwürdiges Wohnen, gerade auch für alte Menschen, Hilfen für Frauen in Not sind die Stichpunkte unter denen sie mit ihren Mitarbeitenden vielfältige Projekte realisierten. Dem Ulmer Arbeitskreis gelang es, viele einzelne Menschen, aber auch Gruppen wie die Schülerinnen und Schüler der Berufsschulen Ferdinand Steinbeis und der Robert Bosch Schule zur langjährigen Unterstützung zu gewinnen. Über 20 Jahre sammelten sie über 65.000 DM. Auch der lokale Rotary Club Ulm-Donaubrücke unterstützt seit langem das Projekt und hat insbesondere zum Aufbau des Wohnprojekts für alte Menschen beigetragen. Bis heute unterstützt er das Projekt Frauen in Not. Die ‚Aktion 100.000 - Ulmer helft‘ hat den Gedanken der Solidarität auch über Ulm hinaus aufgegriffen und unterstützt Barrio Meissen mit regelmäßigen Spenden. Das Projekt in Barrio Meissen wird weiterhin sehr aktiv weiterentwickelt, auch wenn Sr. Vianney Link 2021 verstorben ist. Die Ulmer Gruppe ist aus Altersgründen nur noch wenig aktiv, es gibt jedoch weiterhin die Unterstützung, insbesondere durch den Rotary Club , die Aktion 100000-Ulmer helft und Einzelpersonen.

Flüchtlingsrat
Am 28. September 1988 trafen sich Vertreter verschiedener Gruppen und Inititativen, die sich mit den Problemen von Flüchtlingen und Asylanten befassten, im Haus der Begegnung, um ihre Aktivitäten zu bündeln und zu koordinieren. Daraus entstand im Juni 1989 der Flüchtlingsrat Ulm/Alb-Donau-Kreis, der 1993 ins Vereinsregister eingetragen wurde. Alexander Schmihing wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden, und 1994 zum Vorsitzenden gewählt.


Umfang: 1,2 lfm, 28 Archivalien-Einheiten
Übergeben im Juli 2022

Bestandssignatur
H Schmihing

Kontext
>> Handschriften und Nachlässe

Bestandslaufzeit
1979/2016

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Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 12:43 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1979/2016

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