Bestand
Leiter der Annahmeorganisation (Bestand)
Geschichte des
Bestandsbildners: siehe Findbuch
Für
die Aufstellung neuer deutscher Streitkräfte nach dem Ende
des Zweiten Weltkrieges bildete die Personalfrage das
Kernproblem. Daraus ergab sich die Forderung nach einer
sorgfältigen Personalauswahl. Dies erwies sich als schwierig,
da man Personen mit Erfahrung und Ausbildung benötigte.
Wichtig für den Aufbau neuer
Verteidigungskräfte, welche ab 16. März 1951 zunächst im
Bundesgrenzschutz (BGS; heute Bundespolizei) ausgebildet
wurden, war die am 23. Januar 1951 erfolgte Ehrenerklärung
für die Soldaten der Wehrmacht durch den damaligen
Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte, Dwight D. Eisenhower
gegenüber Bundeskanzler Konrad Adenauer. Dies machte die
Wiedereingliederung ehemaliger Wehrmachtangehöriger erst
möglich, da zu diesem Zeitpunkt nur wenige
Nachkriegsjahrgänge und so gut wie keine Offiziere zu
Verfügung gestanden hätten. Daher waren die ersten Soldaten
der Bundeswehr auch Offiziere und Unteroffiziere, die in der
Wehrmacht gedient hatten. Am 15. und 16. Juli 1955
verabschiedete der Deutsche Bundestag gegen die Stimmen der
SPD das Freiwilligengesetz, das die Einstellung von 6.000
Freiwilligen in die Bundeswehr gestattete. Einstimmig
billigte der Bundestag auch das Gesetz über den
Personalgutachterausschuss, der für die Wiederverwendung von
ehemaligen Offizieren der alten Wehrmacht vom Oberst aufwärts
entscheiden musste.
Als Instrument für
die Durchführung der Personalauswahl wurde nun die
militärische Annahmeorganisation vorgesehen. Erste
Überlegungen und Planungen reichten zurück bis in den Sommer
1951. Erst mit der Verabschiedung der Pariser Verträge im
Oktober 1954 konnte mit den "Bestimmungen für Aufbau und
Arbeitsweise der Annahmeorganisation" eine rechtliche
Arbeitsgrundlage geschaffen werden. In der Folgezeit wurden
intensive Überlegungen angestellt, wie ein entsprechendes
Prüfprogramm für Bewerber aussehen könnte um dann erste Prüf-
und Testerfahrungen im "6000er Programm" zu sammeln.
Die gesetzlichen Vorraussetzungen für den
Beginn der Annahmeorganisation wurden durch die
Verabschiedung des Freiwilligengesetzes im Juli 1955
erreicht. Nachdem zum damaligen Zeitpunkt die angeforderten
finanziellen Mittel noch nicht bewilligt waren, wurden erst
zum September 1955 die ersten Offiziere einberufen und am 19.
September 1955 die beiden ersten Prüfgruppen gebildet.
Am 10. Oktober 1955 erhielten die in Bonn
untergebrachten 6 Prüfgruppen die Bezeichnung "Militärische
Annahmestelle Bonn", welche später den Anfang für den
weiteren Aufbau der Gesamtorganisation bildete. Die
Aufgabengebiete der Prüfgruppen bestanden im wesentlichen
darin Offiziere für eine Verwendung in der
Annahmeorganisation zu überprüfen. Zur weiteren Vorbereitung
und Durchführung des personellen und materiellen Aufbaus
wurde gemäß Verfügung BMVg - III b - vom 12. Dezember 1955
der Stab "Leiter der Annahmeorganisation" aufgestellt.
Die vorgesehene Gliederung musste den
jeweils gegebenen Umständen und Aufgaben angepasst werden.
Unter dem Chef des Stabes gliederten sich die einzelnen
Referate wie folgt:
- Referat
Organisation
- Referat Personal
- Referat Ausbildung
- Referat Stabsangelegenheiten
-
Referat Rechtsfragen
- Der Leitende
Arzt
-Gruppe Einstellung
- Personalbearbeitungsgruppe
- Gruppe Verwaltung
Im Zeitraum November 1955 bis Mai 1956 erfolgten die
Einrichtung der Annahmestellen Andernach, Köln, Kiel,
Hannover, Wilhelmshaven, Düsseldorf, Mainz, Böblingen und
München mit entsprechenden Außenstellen im jeweiligen
Wehrbereich.
Bis zur Auflösung der
Organisation 1957 wurden von dieser insgesamt 210.029
Bewerber für die Bundeswehr geprüft (Gediente = 123.771;
Ungediente = 86.258), von denen 144.618 für geeignet befunden
wurden (68,8%).
Ab dem 10. Dezember
1956 bis zum 31. März 1957 fand ein stufenweiser Abbau der
Annahmeorganisation statt. Daher musste damit gerechnet
werden, dass der Personalzuwachs für die Zeit von April bis
Dezember 1957 ausschließlich aus Freiwilligen-Bewerbungen
gedeckt werden konnte. Bei diesem Personal handelte es sich
im Wesentlichen um ungedientes Personal. Diese Situation
erforderte es, in Abänderung des Vorganges 1, Ziffer 2,
wesentliche Teile der Annahmeorganisation über den 21. März
1957 hinaus, mindestens so lange bestehen zu lassen, bis die
Erfüllung der mit Dienstantritt bis Dezember des Jahres
gestellten Personalanforderungen voll sichergestellt
wären.
Nach dem 1. April 1957 wurden
Gediente Bewerber (Unteroffiziere und Mannschaften) nicht
mehr durch die Annahmeorganisation, sondern nur noch durch
die Stammdienststellen einberufen.
Durch Zusammenlegung des Kommandos der
Freiwilligenannahme der Bundeswehr mit aus dem BMVg
auszugliedernden Referaten wurde dann am 1. März 1963 das
Personalstammamt der Bundeswehr (PSABw)
aufgestellt.
Inhaltliche
Charakterisierung: Die Akten behandeln die Vorüberlegungen
zum Aufbau der Annahmeorganisation und die Realisierung ihrer
Aufstellung. Weiterhin befanden sich verschiedene Konzepte zu
den einzelnen Prüfverfahren in den Akten. Besonders
hervorzuheben ist der Tätigkeitsbericht (Stand 30. April
1957) der den Aufbau, die Arbeit und die Ergebnisse der
Organisation umfassend darstellt.
Erschließungszustand:
Online-Findbuch
Vorarchivische Ordnung:
Der Bestand wurde direkt vom Bundesministerium der
Verteidigung an die ehemalige Dokumentenzentrale des
Militärgeschichtlichen Forschungsamtes abgegeben und von dort
gelangte er in das Bundesarchiv-Militärarchiv.
Nach der Übernahme der Aktenbände in das
Bundesarchiv, erhielt der Bestand die Bezeichnung BW 21. Der
Umfang der Überlieferung bestand aus 37 Aktenbänden, wovon
eine in den Bestand BW 9 (Deutsche Dienststellen zur
Vorbereitung einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft)
transferiert wurde. Eine Mappe mit farbigen
Uniformabbildungen des Jahres 1956 wurde nach BW 2
(Führungsstab der Streitkräfte) überführt (BW 2/ 17053). Die
Abgabeprovenienz rechtfertigte die Weiterführung als eigenen
Bestand.
Die in Stehordnern formierten
Aktenbände waren nach dem Einheitsaktenplan der Bundeswehr
gebildet worden. Nach Durchführung der Kassation verblieben
noch 15 Archivalien im Bestand BW 21.
Die Akten behandeln die Vorüberlegungen zum Aufbau der
Annahmeorganisation und die Realisierung ihrer Aufstellung.
Weiterhin befanden sich verschiedene Konzepte zu den
einzelnen Prüfverfahren in den Akten. Besonders hervorzuheben
ist der Tätigkeitsbericht (Stand 30. April 1957) der den
Aufbau, die Arbeit und die Ergebnisse der Organisation
umfassend darstellt.
Da keine weiteren
Aktenabgaben zu erwarten sind, wurden die verbliebenen
Archivalien aus Maßnahmen zur Bestandserhaltung umgebettet.
Sie wurden neu signiert um Lücken und Springnummern zu
vermeiden. Eine Konkordanz ermöglicht jedoch jederzeit einen
Rückgriff auf die Nummern des ehemaligen
Ablieferungsverzeichnisses.
Zitierweise: BArch BW
21/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch BW 21
- Umfang
-
15 Aufbewahrungseinheiten; 1,2 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Bundesrepublik Deutschland mit westalliierten Besatzungszonen (1945 ff) >> Bundesrepublik Deutschland (1949 ff) >> Verteidigung >> Bundesministerium der Verteidigung und Bundeswehr >> Streitkräfte >> Zentrale und streitkräftegemeinsame Dienststellen
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: - BW 16 Personalstammamt der Bundeswehr
- BW 9 Deutsche Dienststellen zur Vorbereitung einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft
- BW 1 Bundesministerium der Verteidigung Abt. -VR- (Verwaltung und Recht)
Literatur: - Anfänge westdeutscher Sicherheitspolitik 1945-1956, hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, 4 Bände, Oldenburg Verlag, 1982-1997.
- Krüger, Dieter: Das Amt Blank. Die schwierige Gründung des Bundesministeriums für Verteidigung, Freiburg im Breisgau, Rombach 1993.
- Provenienz
-
Leiter der Annahmeorganisation (Ltr.Ann.Org.), 1951-1957
- Bestandslaufzeit
-
1951-1957
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Leiter der Annahmeorganisation (Ltr.Ann.Org.), 1951-1957
Entstanden
- 1951-1957