Bestand

Marienforst, Akten AA 0394 (Bestand)

v.a. Personalia, Besitzrechte, Finanzen

Form und Inhalt: Bonn-Godesberg. - Gegründet vor 1228, bis 1450 Augustinerinnen, dann Birgittiner (Doppelkloster); das Kloster erhielt 1450 die Besitzungen des aufgelösten Zisterzienserinnenklosters Marienthal (Frauenthal) bei Lechen-ich; aufgehoben 1802.

Übersicht

Im Bezirk des großen Waldes, der Kottenforst genannt, welcher sich zwischen Godesberg und Muffendorf über Lechenich hinaus erstreckte, entstand das gleichnamige Frauenkloster Kottenforst. Dieser Name war der gewöhnliche, jedoch wurde der Widmung des Klosters wegen (s. Mariae de Foresto, s. Urkunde Nr. 1) zuweilen auch die Bezeichnung Marienforst gebraucht, welcher später der ständige Name des Klosters wurde. Der Gleichförmigkeit wegen ist auf dem Umschlag der Urkunden die erste Benennung Kottenforst beibehalten worden. Über die Stiftung des Klosters fehlt jedes Denkmal. Sie war schon im 15. Jahrhundert unbekannt. Aus der Urkunde Nr. 1 ersehen wir indes, dass es schon 1249, jedoch, wie es scheint, noch nicht lange, bestand. Von dieser Zeit bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts sind nur wenige Urkunden, die überdies nur geringfügige Renten und die Zollfreiheit des Klosters betreffen, erhalten geblieben.
Die Klosterfrauen hatten bis dahin nach keiner bestimmten Ordensregel gelebt. Zucht und Haushalt waren, wie Erzbischof Dietrich von Köln 1450 erwähnt (s. Urkunde Nr. 37), verfallen. Er fühlte sich daher zur Reformation des Klosters gedrungen, führte die Regel des Heiligen Augustin und die Klausur ein und übergab dasselbe dem Brigittenorden. Da sich die damals noch übrigen, meist dem Ritterstand angehörige Klosterfrauen diesem Zwang nicht fügen wollten, so gestattete er ihnen, sich Klöster zu wählen, die ihrer Neigung mehr entsprächen. Ein noch schlimmeres Los hatte damals das Kloster Frauenthal bei Lechenich betroffen. Der Konvent hatte sich völlig aufgelöst und zerstreut, seine Besitzungen waren dem benachbarten Kloster Walberberg überwiesen worden. Erzbischof Dietrich erkannte diesen Übertrag nicht an und vereinigte Frauenthal und Kottenforst als zwei Klöster unter gemeinsamen Haushalt und unter dem Namen Kottenforst. Das Kloster Walberberg wurde damit abgefunden, dass Marienforst ihm für die Abtretung des Frauenthaler Hofes zu Keldenich 200 Florin zahlte und ferner 150 Florin überwies, um sich die Inkorporation der Pfarrkirche zu Walberberg und Schwadorf zu erwirken (s. Urkunde Nr 47).
Ungeachtet der Klausur wurde das Kloster von Töchtern aus dem Adelstand häufig gewählt. Durch die Mitgabe der eintretenden Novizen bildete sich allmählich einiger Wohlstand. Die Pfarrkirche zu Geilrath, worüber die Abtei Altenberg das Patronat besessen, wurde dem Kloster 1547, als spätes Beispiel von Inkorporationen, einverleibt (s. Urkunde 149). Dasselbe erwarb von einem Konventual der Abtei Heisterbach Besitzungen zu Muffendorf und wir vernehmen, dass in dem Krieg unter dem Erzbischof Gebhard Truchsess das Kirchendach und Kloster jener Abtei, so wie deren Höfe zu (Königs-) Winter, Kruft und Plittersdorf eingeäschert worden (s. Urkunde Nr. 170). Von der Leitung des Godesberger Baches in und durch die Stadt Bonn unter dem Erzbischof Ferdinand von Köln erhalten wir im Jahr 1618 Kunde, indem hierdurch der Klostermühle zu Plittersdorf das Wasser entzogen und daher eine Rente auf die Kellnerei Bonn zu Entschädigung angewiesen worden (s. Urkunde Nr. 177).

Retrokonversion des analogen Findbuches (Abschrift in VERA) durch Werkvertragskraft Sabine Ines Rauch, Oktober / November 2011; abschließende Kontrolle und Überarbeitung durch Staatsarchivamtmann Jörg Franzkowiak, April-Mai 2012.

Reference number of holding
AA 0394 121.45.02
Extent
33 Einheiten; 7 Kartons
Language of the material
German

Context
Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland (Archivtektonik) >> 1. Behörden und Bestände vor 1816 >> 1.2. Geistliche Institute >> 1.2.4. M - N >> 1.2.4.5. Marienforst (Kottenforst)
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Ergänzungsüberlieferung:
1. im Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland, Düsseldorf:
Kurköln VIII Nr. 435/2-4) Visitationen, Äbtissinneneid, Wahl und Bestätigung von Meisterin und Prior, 1539-1790
2. in anderen Archiven, Bibliotheken etc.:
2.1. im Bischöflichen Diözesanarchiv Aachen:
Godesberg, Marienforst, Pergamenturkunden
Urk. 322) Quittungsurkunde der Reichsstadt Aachen für Kloster Marienforst bei Godesberg, 1710 August 14
2.2. im Bürgermeisteramt Ahrweiler:
Anschreibebuch über Naturallieferungen, 1746-1757 (s. Tille Bd. 5, S. 68, Nr. 324)
2.3. im Collegium Albertinum zu Bonn:
1 Pachtbrief von 1505 als Vorsatzblatt des Druckes Patt. 56/5; Abschrift: s. Urkunde Nr. 93 a
2.4. in der Kreisbibliothek Bonn:
Kalendarium und Ordensregel, [16. Jh.] (s. Tille Bd. 1, S. 142)
2.5. im Landesmuseum Bonn:
Inv. Nr. 3136) Siegelstempel, [15./16. Jh.]
2.6. im Stadtarchiv Bonn:
Französ. Zeit 48/32
2.7. in der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Bonn:
I i 314) Chartularium, (1249 ff.), 1619 (Bl. 58-87), Notizen über die Wirtschaftsführung, 1709-1716 (Bl. 103-151)
2.8. im Landeshauptarchiv Koblenz:
Abt. 256/6846) Aufhebungsakten, 1802 (mit Plan), 7410) Einkünfte zu Herrig, (1596), 1772 (mit Karte des Besitzes zu Herrig); s.a. 6847
2.9. im Diözesanarchiv Köln:
Pfarrarchiv Köln, St. Aposteln Hs. 18) Kopiar der Privilegien für den Birgittinerorden, ca. 1400 (s. Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 71, 1901, S. 172, Nr. 1), Hs. 19) Kopiar, 1653 (s. ebda., S. 173, Nr. 7), darin: Archivindex (”Index ad archivium repositorum notabilium“, Bl. 1-8) (s. ebda., S. 171 f.)
s.a. Wiedemann, Geschichte Godesbergs, 1920, S. 310 (danach befand sich ein weiteres Kopiar des 17. Jhs. im Besitz des Rittergutsbesitzers Engels auf Marienforst), Dienstregistatur A III 3 I 16
2.10. im Historischen Archiv der Stadt Köln:
Urk. 13347) 1476 März 3
Erbrentenbrief an das Kloster ”Mergenforst“ (s. Mitteilungen 38, S. 190)
Sammlung Lückger
Urkunde von 1250 April: Erzbischof Konrad von Hochstaden bekundet, dass ”magister et conventus sancti monialium de Foresto s. Marie“ sich dem Heiligen Petrus unterstellt haben und nimmt sie in seinen Schutz.
Ausfertigung, Bruchstück des großen Siegels - Fehlt in den Regesten der Erzbischöfe Köln Bd. 3
Farragines Gelenii I 224 ff.) Urkundenabschriften, 1248 ff.
I 227) 1248 (1249) März 2
Erzbischof Konrad von Köln befreit das Kloster Marienforst bei Godesberg von Schoß und Bede in Villip und Flerzheim.
Abschrift, 17. Jh. - Literatur: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 32, 1878, S. 72
I 227v) 1249 November 12
Erzbischof Konrad von Köln bestätigt die Schenkung des Berges Scurleberch durch den Bonner Propst Gottfried.
Abschrift, 17. Jh. - Literatur: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 32, 1878, S. 75 - s.a. Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland, Marienforst, Urkunden Nr. 1
I 227) 1263 Juli
Erzbischof Engelbert von Köln bestätigt die Befreiung des Klosters von Bede und Schoß.
Abschrift, 17. Jh. - Literatur: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 32, 1878, S. 74 - s. vorstehende Urkunde Erzbischof Konrads von 1249 März 2
I 226v) 1298 (1299) März 26
Erzbischof Wikbold von Köln bestätigt die Befreiung des Klosters von Bede und Schoß in Villip, Flerzheim und Plittersdorf.
Abschrift, 17. Jh. - Literatur: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 32, 1878, S. 77
I 224 ff.) 1451 Mai 16
Erzbischof Dietrich von Köln transsumiert das Privileg Papst Martins (V. ?) für den Brigittenorden.
Dat. in monasterio nostro Marienforst 1451, die dom. 16. mensis Maij.
Abschrift, 17. Jh.
2.11. im von der Leyenschen Archiv zu Waal / Allgäu:
1-112) Urkunde von 1595 (Verkauf des Hauses Griemersdorf)
Hans Friedrich von der Leyen kauft das Gut Griemersdorf vom Kloster Marienforst.
Ausfertigung, 3 Siegel
2-238) betr. Güter zu Adendorf, 1446
Die Äbtissin von Marienforst verlehnt Güter zu Adendorf an H. Westphelink.
Ausfertigung, Siegel ab
2.12. im Wolff-Metternichschen Archiv zu Vinsebeck:
Nr. 14) Urkunde des Klosters Frauenthal, 1386 März 8
Guda von Conresheim, Äbtissin zu Frauenthal, vermacht ihrem Kloster einige Benden.
Ausfertigung

Date of creation of holding
1356-1868

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06.03.2025, 6:28 PM CET

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  • Bestand

Time of origin

  • 1356-1868

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