Bestand

Richter, Harald (Pastor) (Bestand)

Bestandsbeschreibung: Harald Richter wurde am 27. Mai 1927 in Böel, Kreis Schleswig, als 3. von 5 Kindern des Pastors Peter Richter und dessen Ehefrau geboren. Ab dem Jahr 1937 besuchte Harald Richter die Nationalpolitische Erziehungsanstalt in Plön. Mit der Nordmark-Spielschar war er 1940 in Ostoberschlesien, 1941 in Westpreußen, 1942 mit den Kameraden als Erntehelfer im Warthegau, dann in der Oberpfalz als Lagerunterführer in der Kinderlandverschickung (KLV). Noch 15-jährig wurde er Anfang 1943 als Marineartillerist auf Hitler vereidigt, blieb bis März 1944 bei der Flak in Kiel. Im Herbst war er am Flugplatz Hohn beim Reichsarbeitsdienst (RAD) tätig, worauf er Mitarbeiter an der Deutschen Heimschule in Prag wurde. Ab Januar war er als Soldat im Dienst, zuletzt an der Oder. Es folgte Arbeit in der Landwirtschaft und das Katechetische Seminar Breklum. Sein Abitur holte er 1946 an der Kaiser Karl-Schule in Itzehoe in einem dreimonatigen Kriegsteilnehmerlehrgang nach. Er studierte dann Theologie an den Universitäten Kiel (bis 1948), Bethel und Erlangen (1950). In Erlangen gründete er den "Studentischen Arbeitskreis für persönliche Verantwortung". Dieser Kreis entstand, nachdem Harald Richter Gustav Heinemanns Gründe für dessen Rücktritt als Bundesinnenminister erfahren hatte. Hiernach konnte Harald Richter Gustav Heinemann zu einem Vortrag gewinnen, der das Thema Wiederbewaffnung hatte und bei dem Studenten in einer Befragung das Für und Wider lebhaft erörterten. Er war Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Gesamtdeutschen Volkspartei (GVP) und half im Wahlkampf, doch löste sich die Partei nach den erfolglosen Wahlen von 1953 und 1957 auf.
Ab Herbst 1951 studierte Harald Richter erneut in Kiel, engagierte sich jedoch weiterhin politisch. In Kiel schloss er sein Studium 1956 mit dem ersten Theologischen Examen ab, musste jedoch sein Promotionsvorhaben aufgrund des Todes seines Doktorvaters Prof. Dr. Dr. Rudolf Schneider abbrechen.
Es folgte 1958 das zweite Theologische Examen in Kiel. Nach der Ordination im Schleswiger Dom am 20.04.1958 schloss sich ein Vikariat in Rendsburg an (Provinzialvikar in Neukirchen 26.04.1958, Provinzialvikar in Ladelund 01.06.1958, Pastor in Ladelund 31.05.1959).
Im Laufe der kirchenpolitischen Auseinandersetzungen in Schleswig-Holstein kam es zum Zusammenschluss der "Kirchlichen Bruderschaft". Auch war Harald Richter Mitbegründer der "Demokratischen Aktion Schleswig-Holstein", sowie Teilnehmer an und Unterstützer von Demonstrationen zur Ostermarsch- und Antiatomtodbewegung.
Die Versöhnungsarbeit der Gemeinde Ladelund in Schleswig-Holstein und der Gemeinde Putten in den Niederlanden ist der bedeutendste Aspekt aus seiner Arbeit als Pastor. Harald Richter übernahm die Aufgabe, die von Pastor Johannes Meyer 1950 gegründete Gedenk- und Begegnungsstätte in Ladelund zu führen. Er schaffte es, die Vermittlung zwischen den Angehörigen der Opfer des Konzentrationslagers Ladelund, sowie den Bewohnern Ladelunds voranzubringen. Seit 1990 befindet sich eine Dauerausstellung zum Thema "Konzentrationslager Ladelund 1944" im Ausstellungsgebäude der Gedenkstätte. Pastor Harald Richter ging 1992 in den Ruhestand, kümmerte sich jedoch weiterhin um die Versöhnung und Aufarbeitung der Zeit, als in Ladelund noch ein Konzentrationslager stand.

Er starb am 30.1.2018 in Ladelund.

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Landeskirchliches Archiv der Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland (Archivtektonik) >> 5 Nachlässe, Handakten und personengeschichtliche Sammlungen

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01.07.2025, 9:33 AM CEST

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