Archivale
Grünanlagen
Enthält: Zeitungsaussschnitte zu u.a. Lutherplatz (auch Lutherdenkmal), Moltkeanlage, "Juxplatz" (Martinsplatz), Stadtpark; Aktennotiz zur Entwicklung der Grünflächen in Worms (Jan. 2007, von Helmut Schäf); "Bäume in Worms entlang des historischen Weges", hg. vom Grünen Kreis Worms, 1996;"Ökologischer Rundgang entlang der Wormser Stadtmauer", hg. von der Projektgruppe Arbeitskreis Landschaftspflege und Grünordnung, 2006; Gartendirektor Johannes Thierolf (Informationen, zusammengestellt 2011); Festschrift Rundgang durch das romanische Worms von Irene Spille 2001
- Reference number
-
Stadtarchiv Worms, 204, 15-01/02
- Further information
-
Verweis: Gartendirektor Johannes Thierolf
Johannes Thierolf, ev., wurde am 31.1.1887 in Darmstadt als Sohn der Eheleute Heinrich Thierolf und Christine Th. geb. Kesseler geboren. Im Rahmen seiner Ausbil-dung besuchte er die Lehr- und Forschungsanstalt in Geisenheim, absolvierte da-nach den Lehrgang für Gartenbaukunst in Dahlem. Nach einigen Jahren technischer Tätigkeit in Wiesbaden und vom 1.4.1910 bis 31.3.1912 bei der Gartendirektion Hannover, stand er vom 1.4.1912 bis 31.3.1917 im Dienst der Kreisverwaltung Op-peln als Gartenbaulehrer in der kgl. Lehranstalt für Obst- und Gemüsebau zu Proskau.
Verheiratet war er mit Elsbeth geb. Meiners (* 8.2.1889 in Wolfenbüttel). Das Ehe-paar zog mit ihrem Sohn Hans Gerhard (* 10.10.1913 in Gandersheim) am 11.7.1917 von Proskau kommend in Worms zu, wohnte zunächst in der Hagenstraße 48, ab 13.9.1918 in der Schlossgasse 4.
Ab 1. August 1917 trat Thierolf in den Dienst der Stadt Worms ein. Laut Beschluss (§ 13326 der Stadtverordnetenversammlung vom 27. April 1917) war zum einen in der Gehaltsordnung der Stadt die Stelle des "Stadtgärtners" gestrichen und durch "Gar-tenmeister" mit der entsprechenden Besoldung geändert worden [auch die nachzu-weisende Vorbildung jetzt in "Besuch einer höheren Gärtnerlehranstalt"] und zum anderen diese Stelle des Gartenmeisters an den Garten-Architekten Hans Thierolf, zunächst auf ein Probejahr übertragen worden. Nach Ablauf des Probedienstjahres erfolgte die dekretmäßige Anstellung zum 1. August 1918 mit entsprechender Ge-haltsregelung (§ 13607, Stadtverordneten-Versammlung vom 12.9.1918).
Auf Thierolf gehen die nördlich wie südlich an den Lutherplatz anschließenden Anlagen im alten Stadtgraben zurück. Thierolf sind die heute noch in Grundzügen vor-handenen, nach modernsten Gesichtspunkten der Zeit geplanten Ringanlagen zu verdanken….Beinahe alles, was heute an Platz- und Parkanlagen in Worms vorhanden ist, geht auf ihn zurück; auch der Stadtpark, die Pfrimmanlage und weitere Plätze. Es ist bemerkenswert, dass Worms über zusammenhängende Grünflächen der 1920er Jahre verfügt, die zudem zu großen Teilen nie überplant wurden. (F. Werner). Seiner Tätigkeit nach der Jahrhundertwende bis 1933 verdankt das Wormser Grün viele klare Prägungen in Form von Achsen und geometrischen Gestaltungen. (H. Schäf)
Zwischen April und Oktober 1932 findet sich in einer Akte (StadtA Wo Abt. 5 Nr. 1990) ein Schriftwechsel, aus dem hervorgeht, dass von Seiten der NSDAP im Rah-men einer offensichtlich politisch motivierten Kampagne die Anschuldigung gegen Thierolf erhoben wurde, er übe ohne Genehmigung eine bezahlte Nebentätigkeit aus (Planung von Privatgärten gegen Honorar). Eine Erklärung Thierolfs liegt bei, aus der hervorgeht, dass er Beratungen im Sinne künstlerischer Tätigkeit (Entwürfe einzelner Projekte, Übermittlung geistigen Eigentums) durchgeführt habe. Er habe angenom-men, dass hier eine Genehmigung nicht vonnöten sei.
Am 17. Juni 1933 wurde der Gartendirektor Hans Thierolf von seinem Sohn am Samstag, dem 17. Juni 1933, gegen 9 Uhr auf einem Stuhle sitzend [tot] aufgefun-den. Es hinterließ eine schriftliche Aufzeichnung, in der er seinen freiwilligen Tod erklärte… Es liegt Selbstmord vor. Die Waffe lag neben ihm (StadtA Wo Abt. 13 Nr. 921). Herr H. Schäf hatte während seiner Amtszeit als Leiter des Grünflächenamtes über mündliche Überlieferung Kenntnis von dem Selbstmord Thierolfs erhalten. Laut Ak-tennotiz Schäfs (wie gesagt: aus Hörensagen) soll Thierolf Sozialdemokrat und Frei-maurer gewesen sein und im Angesicht der drohenden Suspendierung unter den damaligen politischen Verhältnissen seinem Leben ein Ende gesetzt und seine priva-ten Aufzeichnungen verbrannt haben.
Im Zuge der Recherchen konnten aus der akte betr. Elsbeth Thierolf (Ver-sorgungsangelegenheiten) nachfolgende Informationen ermittelt werden. Aus einem Schreiben des Oberregierungsrates Dieter Krebs (Hannover; 17.3.1965), bevoll-mächtigt durch seine Tante, Frau Elsbeth Thierolf, war der Gartenbaudirektor Thierolf Mitglied der Deutschen Volkspartei und Angehöriger einer Loge [Freimaurerloge]. Es liegt ferner in Kopie eine Bescheinigung des Oberbürgermeisters vom 14. August 1945 vor, aus der hervorgeht, dass Hanns Thierolf als Gartenbaudirektor bei der Stadt Worms tätig war, und die Männer der nationalsozialistischen Revolution schuld an seinem Tode waren; unterschrieben hat der amtierende Bürgermeister i.V. Fr. Schmitt.
Die Witwe hat am 17.9.1934 Worms verlassen und ist nach Bad Gandersheim ver-zogen, Sohn Hans Gerhard im Oktober 1934 nach Berlin.
Dipl.-Gärtner Hans-Gerhard Thierolf, Gartenarchitekt B.D.G.A., Hamburg-Volksdorf, informierte die Stadtverwaltung im Juni 1966 über den Tod seiner Mutter Elsbeth Thierolf, gestorben am 11.6.1966 in Bad Gandersheim.
Im Fotoarchiv liegt eine Portrataufnahme Thierolfs vor (Bestand August Füller Neg. Nr. 57875).
Margit Rinker-Olbrisch
16.5.2011
Quellen:
StadtA Wo Abt. 204 Nr. 15-01/02, Aktennotiz von Dipl.-Ing. für Landespflege Helmut Schäf (Jan. 2007)
Personalakte: StadtA Wo Abt. 6-P Nr. 5843 für Elsbeth Thierolf, Wwe. des Johannes (Hanns) Thierolf (Laufzeit: 1945 - 1966)
Abt. 11: Meldekarten für Johannes Thierolf, Wwe. Thierolf, Sohn Hans-Gerhard Thierolf
StadtA Wo Abt. 13 Nr. 921 [Akte betr. Tragische Todesfälle 1933]
StadtA Wo Abt. 5 Nr. 1990 [Akte betr. Nebenbeschäftigung von Beamten]
Vorschlag Dr. Ferdinand Werner betr. Straßenbenennung, Schreiben an Herrn Oberbürgermeister Michael Kissel vom 2.5.2011
Nachruf für Gartendirektor Hanns Thierolf, in: Die Gartenkunst, Jahrgang 46, Heft 10, Seite 160/1933
Literatur:
Ferdinand Werner, Das Lutherdenkmal und die Wormser Ringanlagen, in: Der Wormsgau 28, 2010/11 (hier weitere Hinweise, z.B. auf Veröffentlichungen in verschiedenen Ausgaben von Die Gartenkunst)
- Context
-
204 - Wormser Dokumentation/Sammlung >> 15. Grünanlagen, Friedhöfe >> 15.01. Grünanlagen
- Holding
-
204 - Wormser Dokumentation/Sammlung
- Date of creation
-
1927, ca. 1937, 1996, 2001, 2007, 2011
- Other object pages
- Last update
-
15.12.2023, 3:52 PM CET
Data provider
Stadtarchiv Worms. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Archivale
Time of origin
- 1927, ca. 1937, 1996, 2001, 2007, 2011