Bestand
Pfarrarchiv Burghaun (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Geschichte der Kirchengemeinde
Die politische Gemeinde Burghaun liegt mit ihren Ortsteilen inmitten der hessischen Kuppenrhön, dem nördlichsten Teil der hessischen Rhön.
Die urkundliche Ersterwähnung ist datiert auf das Jahr 1262, jedoch wird die Gründung auf das 9. Jahrhundert geschätzt. Namensgeber für die Gemeinde Burghaun waren der Fluss Haune und die Ritterfamilie Haun.
Die Besitzverhältnisse in Burghaun (Haun) wechselten in Teilen bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts mehrfach. Es war der Stammsitz der seit 1210 nachweisbaren Herren von Haun, die 1628 im Mannesstamm ausstarben. Bereits im 14. Jahrhundert erhielt Haun das Stadtrecht, das aber, 1854 auf Erlass der kurfürstlichen Regierung, wieder aberkannt wurde, da keine Entwicklung hin zur Stadt vollzogen wurde. Zur Stadt gehörten die Gebäude entlang der heutigen "Stadtstraße", die evangelische Kirche sowie das erhaltene Torhaus als Zugang zur Stadt. Seit 1419 wird neben der Stadt noch ein Dorf oder Tal gleichen Namens genannt, das 1480 mit einer Ringmauer umgeben wurde.
Zur Hälfte gingen die Besitztümer der Herren von Haun an die Herren von Boyneburg und zu einem vierten an die Herren Schenken zu Schweinsberg. 1680 und 1692 erwarb der Fürstabt des Stifts Fulda diese Teile und war damit in den gesamten Besitz derer von Haun gekommen. Fürstabt Placidus von Droste setzte einen Burgvogt zur Verwaltung der beiden Hauner Burgen ein und gründete, neben der bereits bestehenden evangelischen Pfarrei, eine katholische. Im Zuge der Säkularisation zu Anfang des 19. Jahrhunderts fiel der fuldische Besitz in Burghaun an das Kurfürstentum Hessen.
Unter Fürstabt Adalbert I. von Schleifras wurde zwischen 1707 und 1714/1717 die katholische Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt anstelle der dazu abgebrochenen Burg der ehemaligen Herren von Haun errichtet. Auf Veranlassung des Fürstabts Adolf von Dalberg wurde unmittelbar neben der katholischen Pfarrkirche eine Kirche für die evangelische Gemeinde errichtet.
Noch heute bietet Burghaun ein eindrucksvolles Ortsbild mit der vorzüglich komponierten Baugruppe der beiden Barockkirchen.
Die evangelische Kirche wurde 1728 vermutlich nach einem Entwurf von A. Gallasini oder F. J. Stengel erbaut. Es handelt sich um einen einfachen Saalbau mit Chorturm und Laternenhaube, der etwas kleiner und niedriger ist als die benachbarte katholische Kirche. Nachdem durch Blitzeinschlag der Turm der katholischen Kirche auf das Dach der evangelischen Kirche gestürzt war, wurde die evangelische Kirche 1775 in oben beschriebener Form wiederhergestellt. Am Portal ist das Wappen des Bauherrn (von Dalberg) angebracht.
Die innere Ausstattung ist geprägt von dreiseitig zweigeschossigen Holzemporen mit ver-zierten Brüstungen, zudem der barocke Säulenaltar aus Stuckmarmor mit Wappen (von Dalberg) und Statuen des auferstandenen Christus, des Petrus und des Johannes von C. J. Winterstein. Die für hessische evangelische Kirchen ungewöhnliche Ikonographie und Aufstellung wurde wahrscheinlich durch den Bauherrn bestimmt.
Die Kanzel ist in einfacher klassizistischer Form gestaltet, der Taufstein ist aus dem 16. Jahrhundert. Mehrere Grabdenkmäler der Familie von Haun aus dem 16. Jahrhundert sind ebenfalls erhalten. Auf dem evangelischen Friedhof befinden sich Grabsteine vom 17. bis 21. Jahrhundert.
Zu Burghaun sind die evangelischen Einwohner aus zehn Ortschaften eingepfarrt. Vikariat ist Rothenkirchen, das bis 1635 selbstständige Pfarrei war. Die Kirche in Rothenkirchen wurde 1745 erbaut.
III. Pfarrerliste
Die folgende chronologische Auflistung der Pfarrer stützt sich vorwiegend auf die Publikation von Max Aschkewitz. Darüber hinaus wurden zur Vervollständigung diverse Anschriftenver-zeichnisse der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck herangezogen.
Lutherische Pfarrei
Wolfgang Kistener bis 1604
Johann Heuse 1605 - 1619
Johann Kaspar Crausius (Crusius) 1619 - 1628
Johannes Limburg 1653 - um 1680
Kaspar Peter Isleb um 1681 - um 1707
Johann Georg Uttendörfer 1707 - 1738
Johann Adam Sautorius 1738 - 1751
Heinrich Christian Rühfel 1751 - 1760
Johann Heinrich Bocris 1760 - 1771
Johann Elias Ernst Lasch 1772 - 1782
Johann Georg Motz 1782 - 1786
Jakob Karl Römheld 1787 - 1795
Johann Christoph Immanuel Theuer 1795 - 1811
Johann Daniel Römheld 1811 - 1818
Evangelisch unierte Pfarrei
Johann Daniel Römheld 1818 - 1834
Christian Samuel Jacobi 1835 - 1855
Georg Wilhelm Fuhs (Fuss) 1856 - 1872
Ludwig Schweinsberg 1873 - 1884
Johannes Christian Hattendorff 1884 - 1892
Otto Hugo Sartorius 1892 - 1901
Georg Ludwig Ernst Otto Theiss 1901 - 1931
Heinz Martin Siebert 1931 - 1950
Johannes Leuchtmann 1950 - 1966
Hans-Alwin Wilcke 1966 - 1969
Hans-Horst Althaus 1970 - 1973
Martin Siebert 1973 - 1977
Eberhard Kalinke 1977 - 1994
Michael Eberson 1994 - 1999
Jutta Eberson 1995 - 1999
Jörg Hammel seit 1999
IV. Literatur
Aschkewitz, Max: Pfarrergeschichte des Sprengels Hanau ("Hanauer Union") bis 1968, 2. Bd., Marburg 1984.
Bach, Wilhelm: Kirchenstatistik der evangelischen Kirche im Kurfürstenthum Hessen. Cassel 1835.
Dehio, Georg: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Hessen (I) Regierungsbezirke Gie-ßen und Kassel, bearbeitet von Folkhard Cremer, Tobias Michael Wolf (u.a.). Herausgegeben von der Dehio-Vereinigung - Wissenschaftliche Vereinigung zur Fortführung des kunsttopo-graphischen Werkes von Georg Dehio e. V., Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland, München (u.a.) 2008.
Hochhuth, C. W. H.: Statistik der evangelischen Kirche im Regierungsbezirk Cassel. Kassel 1872.
Reimer, Heinrich: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Marburg 1926.
Wölbing, Werner (Hg.): Handbuch der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Beschreibungen der Kirchengemeinden und Kirchenkreise, Kassel 1994.
- Bestandssignatur
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Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Burghaun v.O.
- Kontext
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Landeskirchliches Archiv Kassel (Archivtektonik) >> Kirchengemeinden, Gesamtverbände >> Kirchspiele und Kirchengemeinden (Pfarrarchive)
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- Letzte Aktualisierung
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06.03.2023, 11:52 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand