Bestand
Bundesvorstand des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Aufgaben
und Organisation:
Nach dem Ende des II.
Weltkrieges sahen die Vertreter der vor 1933 in Deutschland
bestehenden Gewerkschaften - sozialdemokratisch ausgerichtete Freie
Gewerkschaften (ADGB und AfA-Bund), Christliche Gewerkschaften (DGB),
liberaldemokratisch orientierte Hirsch-Dunckersche Gewerkvereine und
kommunistische Gewerkschaften (RGO) - die Chance zu einem
übergreifenden Zusammenschluss. Die Deutschlandpolitik der UdSSR war
auf die Gründung einer Einheitsgewerkschaft in der SBZ ausgerichtet,
um eine Zersplitterung der Gewerkschaftsbewegung zu vermeiden. Mit dem
am 10. Juni erlassenen Befehl Nr. 2 des Obersten Chefs der SMAD wurde
die Gründung von Parteien und von Gewerkschaften ermöglicht.
Bereits am 02.06.1945 wurden Vertreter der genannten
Gewerkschaften mit der Gründung einer Einheitsgewerkschaft beauftragt.
Die Kommunisten verfügten bereits über personelle Mehrheiten. Vom 03.
bis 13. Juni verhandelten die Vertreter der Gewerkschaften die
Verteilung der Funktionen in einem zu bildenden "Vorbereitenden
Gewerkschaftsausschuss für Groß-Berlin" und den programmatischen
Gründungsaufruf. Am 15.06.1945 fand mit der Veröffentlichung des
Gründungsaufrufes des Vorbereitenden Gewerkschaftsausschusses für
Groß-Berlin die verordnete Gründung der Einheitsgewerkschaft ihren -
vorläufigen - Abschluss.
Im Sommer und Herbst
1945 entstanden Landes-, Provinzial- und Einzelverbandsvorstände.
Erste Initiativen zur Durchführung eines Gründungskongresses für diese
Gewerkschaftsorganisation mit gesamtdeutschem Vertretungsanspruch
scheiterten im Herbst 1945 an den Westalliierten. Um die Jahreswende
1945/46 fanden Gewerkschaftswahlen statt. Sie fielen in die Zeit der
verstärkten Kampagne für die Vereinigung von KPD und SPD. Vom 09. bis
11.02.1946 tagte in Berlin der Gründungskongress des FDGB, die Erste
Allgemeine Delegiertenkonferenz des FDGB für das sowjetisch besetzte
Gebiet. Beschlossen wurden u. a. die Grundsätze und Aufgaben der
Freien Deutschen Gewerkschaften sowie eine vorläufige Satzung. Das
festgeschriebene Einheitsgewerkschaftsprinzip und das Industrieprinzip
der Gliederung sicherten den zentralistischen Aufbau. Die zentrale
Entscheidungskompetenz lag beim Geschäftsführenden Bundesvorstand, der
vom Gesamtbundesvorstand gewählt wurde. Dessen Beschlüsse waren für
alle nachgeordneten Gewerkschaftsgremien bindend. Zwar waren die
Vorsitzenden der 18 Einzelgewerkschaften im Gesamtbundesvorstand
vertreten, die Einzelgewerkschaften hatten jedoch keine
Finanzautonomie.
Die Leitungsorgane der
Länderorganisationen des FDGB waren analog der Zentrale
aufgebaut.
Ab 1947 wandelten sich die
Rahmenbedingungen: die UdSSR setzte in ihrer Besatzungszone die
Anpassung an das sowjetische Modell durch. Parallel zur Umformung der
SED zu einer Partei neuen Typus wurde auch der FDGB umgestaltet.
Unliebsame Vorsitzende und Funktionäre wurden ausgetauscht und
kaltgestellt, sozialdemokratische oder sonstige abweichende Einflüsse
zurückgedrängt. Die Rolle des FDGB veränderte sich mit der Einführung
der zentralen Planwirtschaft in der SBZ und der Übernahme von
enteigneten Industrieunternehmen. Hauptaufgabe wurde ab 1947, die
Arbeitenden zu Mehrleistungen zu bewegen. Ab Mai 1948 baute der FDGB
verstärkt Betriebsgewerkschaftsgruppen auf, um die Konflikte mit den
Betriebsräten zu lösen. Nach der im November 1948 auf der Bitterfelder
Konferenz beschlossenen Zerschlagung der Betriebsräte wurde die
führende Rolle der SED anerkannt. Betriebsgewerkschaftsleitungen
bildeten die unterste Ebene des FDGB. Der 3. Kongress des FDGB
beschloss 1950 eine neue Satzung, in der die Rolle als
Massenorganisation unter der Führung der SED offiziell festgeschrieben
wurde. Bis 1951 folgten weitere größere Säuberungen. Die
Transformation des FDGB war Anfang der 1950er Jahre im Wesentlichen
abgeschlossen. Gundlegendes Organisationsprinzip des FDGB in den knapp
40 Jahren seiner Existenz war der demokratische Zentralismus. Der FDGB
war nach dem Territorialprinzip und nach dem Produktionsprinzip
gegliedert. Es gab Vorstände für die jeweilige territoriale
Gliederung, mitunter bis zur Ortsebene (Republik/Bundesvorstand,
Bezirk/Bezirksvorstand, Kreis/Kreisvorstand).
Einzelgewerkschaften (s.a. Einleitung zu den Beschreibungen der
Bestände der Zentralvorstände der IG/Gew.) vereinigten Arbeiter und
Angestellte eines oder mehrerer gleicher Wirtschaftszweige oder
sonstiger nichtproduzierender Bereiche. Kriterium für die Zuordnung
der Arbeiter und Angestellten zu einer Gewerkschaft war der
Arbeitsplatz, nicht der Beruf.
Der FDGB war die
größte Massenorganisation in der DDR. Seine herausgehobene Stellung
war in der Verfassung und im Arbeitsgesetzbuch verankert. Der FDGB
hatte fünf Hauptfunktionen im politischen System der DDR: die
Ideologievermittlung, die Arbeitsmobilisierung, die
Personalheranbildung, die betriebliche Mitwirkung und die
staatsentlastende soziale Verwaltungs-, Verteilungs- und
Dienstleistungsfunktion (vgl. Ulrich Gill: Der Freie Deutsche
Gewerkschaftsbund (FDGB): Theorie - Geschichte - Organisation -
Funktion - Kritik, Opladen 1989). Bei der Wahrnehmung
wirtschaftlich-organisatorischer und kulturell-erzieherischer Aufgaben
kam es zu Überschneidungen mit den Funktionen des Staatsapparates, zum
Teil war die Zusammenarbeit von Staatsapparat und FDGB gesetzlich
geregelt. So erklärte das "Gesetz über den Ministerrat" den FDGB zum
Partner bei Erarbeitung, Festlegung und Umsetzung von Maßnahmen zur
Entwicklung der Arbeits- und Lebensbedingungen, des Gesundheits- und
Arbeitsschutzes, des Kultur- und Sportlebens und der Grundlinien der
Sozial-, Lohn- und Einkommenspolitik. Der FDGB leitete die
Sozialversicherung (Renten, Kuren) und den Feriendienst. Er hatte
Mitspracherecht bei der Vergabe von Wohnungen und des Einsatzes der
Kultur- und Sozialfonds der Betriebe. Mitwirkungsmöglichkeiten gab es
auch auf arbeitsrechtlichem Gebiet, vor allem in den Schieds- und
Konfliktkommissionen.
Als im Nov./Dez. 1989 das
Herrschaftsmonopol der SED fiel, zeigte sich, dass auch die
Einheitsgewerkschaft FGDB nicht reformierbar war. Die Tagung des ZK
der SED vom 08. bis 10.11.1989 beschloss ein Aktionsprogramm, das dem
FDGB in einer zu entwickelnden marktorientierten Planwirtschaft die
Rolle eines "Instrumentes der demokratischen Gegenkontrolle" zuwies.
Nach immer neuen Enthüllungen über Amtsmissbrauch durch führende
Funktionäre der SED und des FDGB fasste der Bundesvorstand am
29.11.1989 den Beschluss, Harry Tisch aus dem FDGB auszuschließen und
einen Untersuchungsausschuss einzusetzen sowie das Präsidium und das
Sekretariates des Bundesvorstandes aufzulösen. Sie sollten durch ein
zu bildendes Arbeitssekretariat mit Annelies Kimmel als Leiterin
ersetzt werden. Für den 31.01./01.02.1990 wurde ein Außerordentlicher
Kongreß einberufen. Bereits am 09.12.1989 trat der gesamte
Bundesvorstand zurück. Die Leitung bis zum Außerordentlichen Kongress
lag danach in den Händen des Vorbereitungskomitees dieses Kongresses
unter dem Vorsitz von Werner Peplowski.
Zur
gleichen Zeit lösten sich viele Betriebsgewerkschaftsleitungen auf.
Sie wurden oft durch Betriebsräte ersetzt. Außerdem formierten sich
Initiativen zur Gründung unabhängiger Gewerkschaften.
Der am 31.01./01.02.1990 tagende Außerordentliche
Kongress des FDGB wählte überraschend Helga Mausch zur Vorsitzenden.
Der FDGB wurde - der geänderten Satzung entsprechend - zum
Gewerkschaftlichen Dachverband selbständiger Einzelgewerkschaften.
Weder diese Änderungen noch die vorgeschlagene Verfassungsänderung
oder das geforderte Gewerkschaftsgesetz führten zu einer
Konsolidierung des FDGB. Die nunmehr unabhängigen Einzelgewerkschaften
wollten sich im deutschen Vereinigungsprozeß mit bestehenden
Gewerkschaften unter dem Dach des DGB zusammenschließen. Sowohl der
DGB als auch seine Einzelgewerkschaften entschlossen sich jedoch,
nicht zu fusionieren. Die Mitglieder der FDGB-Gewerkschaften sollten
vielmehr nach Auflösung dieser Gewerkschaften übernommen werden. Am
09.05.1990 beschlossen die Vorsitzenden der 20 Einzelgewerkschaften
die Auflösung des FDGB herbeizuführen. Bis zum Auflösungskongress
sollte der Bund der Vorsitzenden der Industriegewerkschaften und
Gewerkschaften, repräsentiert durch einen Sprecherrat, den Dachverband
ersetzen. Die vom Außerordentlichen Kongress direkt gewählten
Mitglieder des Geschäftsführenden Vorstandes des Dachverbandes nahmen
in Vorbereitung des Auflösungskongresses weiterhin die Geschäfte
entsprechend ihrer Zuständigkeit wahr.
Der zum
14.09.1990 einberufene Gewerkschaftskongress beschloss die Auflösung
des FDGB mit Wirkung zum 30.09.sowie Regelungen zum Umgang mit dem
Vermögen. Ab Oktober 1990 lösten sich die Einzelgewerkschaften auf, um
die Übernahme der Mitglieder in die DGB-Gewerkschaften zu
ermöglichen.
Querschnittsbereiche
Strukturen und/oder Bezeichnungen im Apparat des
Bundesvorstandes wechselten oft. Ein Überblick über die Querschnitts-
und Fachbereiche, der auch die Genesis v. a. der Abteilungen
ansatzweise verdeutlicht, soll daher die Orientierung etwas
erleichtern.
Büro des Präsidiums (auch
Protokollbüro genannt)
- Vorbereitende
Materialien und Protokolle der Kongresse (1946-1990),
- Protokolle der Bundesvorstandssitzungen
(1946-1989),
- Protokolle gewerkschaftlicher
Konferenzen und Tagungen (1946-1990),
-
Beschlüsse des geschäftsführenden Vorstandes (1946-1950),
- Beschlüsse des Präsidiums des FDGB-Bundesvorstandes
(1952-1989),
- Beschlüsse des Sekretariats des
FDGB-Bundesvorstandes (1949-1989),
-
Informationen an das Präsidium und Sekretariat des
FDGB-Bundesvorstandes,
- Vereinbarungen, die
die Zusammenarbeit des FDGB-Bundesvorstandes mit Parteien,
gesellschaftlichen Organisationen, Staatsorganen oder ausländischen
Gewerkschaften.
Die Unterlagen des
Geschäftsführenden Vorstandes (1989-1990) kamen nach der Auflösung des
FDGB in das Archiv.
Büros der Vorsitzenden,
stellvertretenden Vorsitzenden und Sekretäre des
FDGB-Bundesvorstandes
- Protokolle, Berichte,
Korrespondenzakten,
- Unterlagen über
Konferenzen und Tagungen,
- Zusammenarbeit mit
der SMAD,
- Zusammenarbeit mit der SED,
- Zusammenarbeit mit dem Staatsapparat,
- Berichte und Informationen der Büros und
Abteilungen des Bundesvorstandes,
- Berichte
und Informationen nachgeordneter gewerkschaftlicher Leitungen und
Vorstände,
- Westarbeit,
- Internationale Verbindungen (v. a. Delegationsberichte),
- Manuskripte von Reden und Artikeln.
Abteilung Organisation
-
Protokolle und Berichte nachgeordneter und
berichterstattungspflichtiger gewerkschaftlicher Leitungen und
Vorstände,
- Statistische Materialien.
Die Entwicklung einzelner Betriebe, Industriezweige
oder Territorien lückenlos über längere Zeit zu verfolgen, ist anhand
der Unterlagen nicht möglich. Festlegungen darüber, welche Leitungen
und Vorstände Bericht erstatten sollten (Informationsplan), galten in
der Regel 1-2 Jahre, dann wurde die Auswahl v. a. der unteren
Leitungen geändert.
Fachbereiche
Wirtschaft und Sozialpolitik
Büro des Sekretärs für Arbeit und Löhne (1949-1989),
- Hauptabt. II Wirtschaftspolitik (1946-1949),
- Hauptabt. V Löhne und Tarife (1946-1949),
- Hauptabt. VI Arbeitsrecht (1946-1949),
- Hauptabt. VII Betriebsräte (1946-1948),
- Abt. Arbeit und Sozialpolitik (1949-1952),
- Abt. Produktionsmassenarbeit (1952-1955),
- Abt. Arbeit und Löhne (1956 ff.),
Kultur und Bildung
- Büro des Sekretärs
für Kultur und Bildung (1949-1989),
- Hauptabt.
VII Schulung und Bildung (1946-1949),
-
Hauptabt. XI Presse und Rundfunk (1946-1950),
-
Abt. Kultur (1950 ff.),
- Abt. Agitation und
Propaganda (1949 ff.),
- Abt. Bildung (1965
ff.),
- Gewerkschaftshochschule Bernau
(1946-1990),
- Verlag Tribüne
(1946-1990),
Sozialpolitik
- Büro des Sekretärs für Sozialpolitik (1950-1989),
- Hauptabt. III Sozialpolitik (1946-1949),
- Abt. Arbeit und Sozialpolitik (1949-1952),
- Abt. Arbeiterversorgung (1951-1969),
- Abt. Sozialpolitik (1969 ff.),
- Abt. Arbeitsschutz (1951 ff.),
-
Sozialversicherung (1950 ff.),
- Feriendienst
(1950 ff.)
Frauen / Jugend /Sport
- Büro des Frauensekretärs (1955-1986),
- Hauptabt. IX Frauen (1945-1948),
- Hauptabt. X Jugend (1946-1949),
-
Frauensekretariat bzw. der Abt. Frauen (1952-1989),
- Büro des Sekretärs für Jugend und Sport (1962-1989),
- Abt. Jugend (1957-1989),
-
Arbeitsgruppe bzw. Abt. Sport (1956-1989),
Finanzen
- Vermögensverwaltung des FDGB
(1946-1957),
- Abt. Wirtschaftsverwaltung (1957
ff.),
- Abt. Bundesfinanzen (1949-1989),
- Zentrale Revisionskommission (1949-1989).
Internationale Beziehungen / Westarbeit
- Büro des Sekretärs für internationale Beziehungen
(1949-1989),
- Büro für internationale
Verbindungen (1946-1949),
- Abt. Internationale
Verbindungen (1946-1949),
- Abt. Internationale
Gewerkschaftsbeziehungen (1949 ff.),
- Büro
Heilemann,
- Büro für Interzonenbeziehungen
(1946-1948),
- Büro für Gewerkschaftseinheit
(1949-1955),
- Westabteilung,
- Ständiges Komitee der Arbeiterkonferenzen der Ostseeländer,
Norwegens und Islands (1958-1989).
Kommissionen
Beim Bundesvorstand waren in
großer Zahl unterschiedliche Kommissionen tätig, u. a.
- Beschwerdekommission des FDGB-Bundesvorstandes
(1947-1953),
- Kommission Arbeiterversorgung
(1958-1961),
- Kommission Sozialpolitik des
FDGB-Bundesvorstandes (1964-1968),
- Kommission
zur Untersuchung und Überprüfung der IG/Gew. (1961),
- Zentrale Kommission zur Einführung der 5-Tage-Arbeitswoche
(1967),
- Frauenkommission des
FDGB-Bundesvorstandes (1959-1986).
Eigenständige Teilbestände dieser Kommissionen gibt es nicht.
Ihre Arbeit kann jedoch anhand der Unterlagen der zuständigen
Abteilungen und Büros der Sekretäre sowie der Beschlüsse des
Präsidiums und des Sekretariates des Bundesvorstandes nachvollzogen
werden. Gleiches gilt für die Untersuchung der Arbeit der Vertreter
des Bundesvorstandes in Arbeitskreisen, Beiräten usw., z. B.
- Arbeitskreis Lebensstandard (1966/67),
- Arbeitsgruppe Sozialistische Landeskultur
(1971/72),
- Ausschuss für Arbeit und
Sozialpolitik der Volkskammer (1967-1977),
-
Beirat für Umweltschutz (1974-1978),
- Rat für
soziologische Forschung (1964-1970),
-
Wissenschaftlicher Beirat der AdW "Die Frau in der sozialistischen
Gesellschaft" (1964-1976).
Sportvereinigungen
der Einzelgewerkschaften aus den Jahren 1949-1958
SV Aktivist, Aufbau, Chemie, Einheit, Empor, Fortschritt,
Lokomotive, Medizin, Motor, Post, Rotation, Stahl, Traktor, Turbine,
Wismut, Wissenschaft) im Teilbestand Arbeitsgruppe bzw. Abteilung
Sport sowie bei den Zentralvorständen der jeweils zuständigen
Einzelgewerkschaften.
Verwaltung und
Archivierung des Schriftgutes:
Mit dem Aufbau
eines Archives des FDGB-Bundesvorstandes wurde 1946 begonnen. Das
Presse-"archiv" sammelte in erster Linie Zeitungen und
Zeitungsausschnitte, Druckschriften, Plakate und Fotos. Die
Einrichtung einer Altregistratur erfolgte 1949. Sie sollte das
Schriftgut aufgelöster Strukturteile übernehmen und künftig den
Schriftverkehr des Bundesvorstandes des FDGB sowie Beschlüsse und
Protokolle der Leitungsgremien in der Altregistratur erfassen. Der
Beschluss des Sekretariats des FDGB-Bundesvorstandes vom 17.03.1958
legte die Abgabe des Schriftgutes aus den Altregistraturen der
Zentralvorstände der IG/Gew. an das Zentralarchiv des Bundesvorstandes
fest. In der Literatur findet sich dafür auch die Bezeichnung
"Zentrales Archiv der Einzelgewerkschaften". Für den Umgang mit
Schriftgut galten im FDGB-Apparat eine 1964 in Kraft gesetzte
Archivordnung, die 1968 mit einer Richtlinie zur Wertermittlung für
die Aufbewahrung und Kassation von Schriftgut und dem
Schriftgutkatalog des FDGB ergänzt wurde sowie ein 1982 beschlossener
Einheitsaktenplan.
Persönliche Dokumente
(Nachlässe) verstorbener Gewerkschaftsfunktionäre wurden im
Zentralarchiv ab 1975 erfasst und erschlossen. Unterlagen der
Gewerkschaften von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis zum Jahr 1933
und der Deutschen Arbeitsfront bildeten die Historische
Abteilung.
Im ZGA wurden die Akten nummerisch
in der Reihenfolge des Eingangs im sogenannten "Zugang" gelagert. Sie
erhielten fortlaufende Nummern, mehrere Akten wurden zu
Lagerungseinheiten zusammengefasst und in ebenfalls nummerierten
Paketen verpackt eingelagert. Zusätzlich wurde die abgebende
Gewerkschaft mit einer Nummer kenntlich gemacht. So entstand eine
dreiteilige Struktursignatur: Bestandsnummer/Aktennummer/Nummer der
Lagerungseinheit (Beispiel: 1/1/876). Als Findmittel für die Akten des
"Zugangs I" standen i.d.R. nur Abgabelisten zur Verfügung. Ab 1969 ist
eine Vereinfachung des Signaturensystems des "Zugangsbestandes"
("Zugang II") wirksam geworden. Der einzelne Aktenband wurde
Lagerungseinheit. Aus dem "Zugang I" wurden vor 1989 dauerhaft
aufzubewahrende Akten ganz oder teilweise herausgelöst, mit neuen
Nummern versehen und in dem nach 1993 als "Zugang II" bezeichneten
Teil aufgestellt. Die Lagerung erfolgte weiterhin nicht getrennt nach
Provenienzstellen; zum Teil erfolgte die Zuordnung von Akten zum
"Zugang II" auch nur auf dem Papier (ohne die Signatur oder die
Lagerung zu verändern). Als Findmittel dienten Karteien. Aus dem
"Zugang II" wiederum wurden vor 1989 als besonders wichtig angesehene
Akten herausgelöst. Sie behielten i. d. R. ihre Nummer und wurden in
die nach Einzelgewerkschaften getrennten "Kernbestände" eingestellt.
Diesen "Kernbeständen" zugeordnet finden sich z. T. auch Akten aus
regionalen Provenienzen bzw. der Organisationsabteilung des
Bundesvorstandes des FDGB, mit denen Bestandslücken geschlossen werden
sollten. In den Beständen der Einzelgewerkschaften befinden sich auch
die Unterlagen der jeweiligen Vorläufergewerkschaften.
Ab 1990 gab es im ZGA Bestrebungen, eine neue
Struktur des Archivs einzuführen. Verbunden damit war auch ein völlig
neues Signaturensystem (ZGA, Nr. des Bestandes, Aktennummer). Über die
tatsächliche Umsignierung einiger weniger Akten ist diese Reform nicht
hinausgekommen.
Die aus den zuvor geschilderten
Arbeiten des ZGA mit den Akten sich ergebenden Mischlagerungen und z.
T. parallel laufenden, nur mit Hilfskonstrukten auseinanderzuhaltenden
Signaturenreihen (v. a. die "Kernbestände", aber auch den "Zugang II"
betreffend) führten 2001 zu der Entscheidung, Provenienzbestände der
Überlieferungen der Zentralvorstände der Einzelgewerkschaften mit
zweifelsfreien und einfachen Signaturen auch lagerungsmäßig
herzustellen.
Eigene Zwischenarchive
unterhielten die IG Bergbau - Energie und die IG Chemie, Glas,
Keramik. Die Archive der IG Wismut und der Gewerkschaft der
Zivilbeschäftigten der Nationalen Volksarmee waren Endarchive, der
eine Sonderstellung dieser Gewerkschaften entsprechend. Bestrebungen
nach eigenständigen Archiven verfolgten auch die dem Bundesvorstand
nachgeordneten Einrichtungen Verlag Tribüne und der
Gewerkschaftshochschule Bernau sowie die Verwaltung der
Sozialversicherung. Obwohl das Archiv des Bundesvorstandes zuständig
war, übergaben die dem Bundesvorstand nachgeordneten zentralen Schulen
des FDGB bis 1989/90 kein Schriftgut an das ZGA. Der Beschluss des
Sekretariats des FDGB-Bundesvorstandes vom 17.03.1958 regelte die
Bildung von Archiven bei den Bezirksvorständen des FDGB für die
Bezirks- und Kreisvorstände des FDGB und der Einzelgewerkschaften.
Diese Unterlagen befinden sich in den Landesarchiven.
Den Verbleib des Schriftgutes der
Betriebsgewerkschaftsleitungen regelte eine 1977 zwischen der
Staatlichen Archivverwaltung der DDR und dem FDGB-Bundesvorstand
getroffene Vereinbarung. Nach Ablauf einer Frist von 10 bis 20 Jahren
sollten die Akten von den Betriebs- bzw. Verwaltungsarchiven an die
Staatsarchive übergeben werden.
Ab den 1960er
Jahren übernahm das ZGA Schriftgut von den Einzelgewerkschaften, für
die es auch zwischenarchivische Funktionen erfüllte.
Aus der Zentralen Gewerkschaftsbibliothek und dem Zentralen
Gewerkschaftsarchiv entstand 1990 die Sassenbach-Stiftung/Archiv und
Bibliothek zur Geschichte der Gewerkschaftsbewegung. 1993 wurden die
Bestände in die Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen
der DDR im Bundesarchiv eingebracht. Der Gesamtumfang des in der
Stiftung befindlichen FDGB-Schriftgutes beträgt ca. 2.800 lfm. Davon
bilden ungefähr 1.050 lfm Akten aus den Jahren 1945-1990 den Bestand
DY 34 Bundesvorstand des FDGB (einschließlich der Abt.
Sozialversicherung/Verwaltung der Sozialversicherung). Die Sammlungen
des ZGA zur Geschichte der Gewerkschaften in Deutschland vor 1933 (SgY
33) und in der SBZ/DDR (SgY 34) haben einen Umfang von insgesamt ca.
5,3 lfm.
Archivische Bearbeitung:
Das vorliegende Gesamtfindbuch entstand im Rahmen
eines Retrokonversionsprojektes der SAPMO und enthält die
digitalisierten Erschließungsergebnisse der Verzeichnungskartei des
Archivs des Bundesvorstandes des FDGB vor der Übernahme in die
Stiftung.
Eine erste umfangreiche Ergänzung
erfolgte über ein zweites Retrokonversionsprojekt. Innerhalb dieses
Projektes wurden weitere konventionell vorliegende Findmittel in die
vorhandene Datei eingefügt. Die einzelnen Verzeichnungseinheiten
wurden dann in weiteren Arbeitsschritten in die jeweiligen
Klassifikationspunkte eingeordnet.
Die Datei
wurde im Zusammenhang mit der endgültigen Erschließung überarbeitet
und um bisher unbearbeitetes Archivgut erweitert.
Für den Klassifiskationspunkt 'Liquidation des FDGB' ist kein
Onlinefindmittel verfügbar, hier kann bei Bedarf ein separates
herkömmliches Findbuch nach Rücksprache mit dem zuständigen Referat
(StA 1) zur Verfügung gestellt werden.
Weitere
Ergänzungen, Änderungen sowie Überarbeitungen der Erschließungs- und
Verzeichnungsinformationen sind fortlaufend zu erwarten.
Inhaltliche Charakterisierung:
Überliefert sind vor allem:
-
Sitzungsprotokolle und -beschlüsse
- Unterlagen
der Organisationsabteilung des Bundesvorstandes
- Unterlagen des Büros des Kongresspräsidiums
- Finanzunterlagen
-
Liquidaionsunterlagen
Das Protokoll des
außerordentlichen Kongresses vom 31.01./01.02.1990 ist im Teilbestand
Vorbereitungskomitee außerordentlicher FDGB-Kongress, das des
Auflösungskongresses vom 14.09.1990 im Teilbestand Geschäftsführender
Vorstand des Gewerkschaftlichen Dachverbandes überliefert.
Erschließungszustand:
Onlinefindbuch, z.T. Digitalisate
Zitierweise: BArch DY
34/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch DY 34
- Extent
-
32861 Aufbewahrungseinheiten; 0,0 laufende Meter
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Deutsche Demokratische Republik mit sowjetischer Besatzungszone (1945-1990) >> Organisationen und Verbände >> Gewerkschaften
- Provenance
-
Freier Deutscher Gewerkschaftsbund - Bundesvorstand (FDGB), 1945-1990
- Date of creation of holding
-
1945-1990
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
Bundesarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Associated
- Freier Deutscher Gewerkschaftsbund - Bundesvorstand (FDGB), 1945-1990
Time of origin
- 1945-1990