Bestand
NL 69: Mainzer Veteranenverein (Bestand)
Als sich im März 1897 der 1833
gegründete "Verein von Veteranen der alten französischen Armee zu Mainz"
(so die Bezeichnung auf Briefköpfen, vgl. Nr. 16 fol. 2f.) auflöste,
übergaben die letzten neun Mitglieder sein gesamtes Vermögen der Stadt
Mainz. In deren Besitz gelangten somit:
1) das Denkmal auf dem
Mainzer Hauptfriedhof. 1834 auf städtischem Grund errichtet, hatten es
die Mitglieder ihren gefallenen Kameraden gewidmet. Allerdings wurden
nicht deren Namen in das Monument gemeißelt, sondern diejenigen der
Vereinsangehörigen in der Reihenfolge ihres Ablebens;
2)
Kapitalien in einer Gesamthöhe von M 2029,60. Sie gliederten sich in zwei
Fonds: der größere diente zur Unterhaltung des Denkmals, der kleinere zur
Unterstützung hilfsbedürftiger Mitglieder und zur Finanzierung
feierlicher Beerdigungen für die Veteranen;
3) diverse
Erinnerungsstücke: sie bestanden aus der Vereinsfahne, einer
Degenscheide, die angeblich Napoleon bei seinem Besuch in Mainz 1805
getragen hatte, und einer Fahne des 7. Artillerieregiments (vgl. zu ihnen
Nr. 16, fol. 15f.);
4) das Schriftgut des Vereins. Es schloß
auch das großformatige "Goldene Buch" ein, einer aufwendig gestalteten
Zusammenstellung der 1833 lebenden Mainzer Veteranen der napoleonischen
Armee, in der auch die Sterbedaten der Mitglieder von Fall zu Fall
nachgetragen wurden. In der Einleitung war festgehalten (vgl. Nr. 5), daß
das Buch nach Ableben des letzten Veteranen dem Stadtarchiv zur dauernden
Aufbewahrung übergeben werden sollte. Nachdem dieser 1883 verstorben war,
verblieb es jedoch in Händen des Vereins, da noch Nachtragungen
vorgenommen sowie eine Abschrift angefertigt werden sollten (vgl. Nr. 1,
Bd. 5, S. 31).
Nachdem sich die Stadtverordnetenversammlung in
ihrer Sitzung vom 4. Februar 1897 zur Annahme der Schenkung bereit
erklärt hatte, gelangten die Fahnen, die Degenscheide und das Schriftgut
zunächst in den Gewahrsam des städtischen Finanzsekretariates. Die
Übergabe an das Stadtarchiv wurde dann von Oberbürgermeister Dr. Gaßner
veranlaßt: am 18. Juni 1897 forderte er den Oberbibliothekar Dr. Velke
auf, die gen. Gegenstände dem Stadtarchiv einzuverleiben.
Der
Umfang der Zugangs ergibt sich aus einem Inventar, das die Mitglieder des
letzten Vereinsvorstandes, die Veteranensöhne Dr. Metz, Moyat und Rauch,
im Februar 1897 aufgestellt hatten. Es enthält auch jüngere Randvermerke
von Mitarbeitern des Stadtarchivs bzw. der Stadtbibliothek, die über den
Verbleib verschiedener Stücke Auskunft geben. Danach wurden im Juli 1919
die erwähnte Degenscheide und die beiden Fahnen an das Altertumsmuseum
abgegeben. Zu diesem Zeitpunkt besaß die Stadt von der Regimentsfahne
allerdings nur noch die obere Hälfte, denn die untere Hälfte hatte man
bereits im März 1914 an die Erben der Familie Schott zurückgeben müssen,
die sie 1855 dem Verein für die Zeit seines Bestehens überlassen hatte.
Weiterhin wurden folgende zwei Bücher in die Bestände der Stadtbibliothek
eingereiht:
- Belmontet, Louis: Poésie de l'empire
francaise, Paris 1853 (heutige Signatur: 57/636).
- Müller,
Nikolaus: Liederbuch für die Veteranen der großen Napoleonsarmee von 1803
bis 1814. Mainz 1837 (heutige Signatur: 55/135a).
Dem
Stadtarchiv verblieb damit an Schriftgut:
- Das goldene Buch
sowie ein Supplementband, der die Namen der Ehrenmitglieder, Freunde und
Söhne der Veteranen enthielt;
- fünf Protokollbände, die durch
einen Index ergänzt wurden;
- zwei Rechnungsbände und ein Band
Rechnungsbelege;
- eine Sammlung von Tagesbefehlen "in
Pracht-Einband";
- acht sogenannte "Register"; ihre Einteilung
geht zum Teil auf die mit Kassationen verbundene Neuordnung des
Vereinsschriftgutes zurück, die 1866 vom damaligen Vereinssekretär Rauch
vorgenommen worden war (vgl. Nr. 1, Bd. 4, S. 222ff. u. S. 264f.:
Inventar der Mobilien, Gegenstände und "Scripturen" des Vereins; S.
278f.: Neueinteilung des Schriftguts; S. 282: Vernichtung des
ausgesonderten Schriftguts).
Wenn Walther Klein (vgl.
Quellenverzeichnis S. 191) in starkem Maße auf diese "Register"
zurückgegriffen hat, so läßt dies ihre Bedeutung erkennen. Sie beruht
darauf, daß die Bände nicht nur eine Lieder- und Rarasammlung sowie ein
Mitgliederverzeichnis enthalten, sondern auch die überlieferte
Korrespondenz. Sie ist in mehreren Bänden nach Betreff bzw.
Korrespondenzpartnern zusammengefaßt. Es handelt sich bei diesen Stücken
somit um Akten, deren äußeres Erscheinungsbild allerdings den Eindruck
von Amtsbüchern erweckt, da sie - vermutlich auf Veranlassung des letzten
Vorstandes - mit festen Einbänden versehen worden sind. Dies mag
vielleicht mit ein Grund für ihre Bezeichnung als "Register" gewesen
sein, denn im französischen Sprachgebrauch kann "registre" die Bedeutung
von gebundenem Buch schlechthin besitzen. Da der Begriff "Register" in
der deutschen Archivfachterminologie ohne ein erläuterndes Attribut
vieldeutig ist, wurde bei der Neuverzeichnung 1992 auf seine Verwendung
verzichtet. Die einzelnen Bände wurden - soweit als möglich - mit einem
(Sachakten-)Titel versehen.
Die Neuverzeichnung der "Register"
1992 war nötig geworden, weil sie bei der Inventarisierung des
Veteranenarchivs durch Friedrich Schütz 1979 nicht vorgelegen hatten. Zu
diesem Zeitpunkt waren sie von dem übrigen Vereinsnachlaß separiert und
galten als verschollen. Ihre Abtrennung dürfte um 1970 vorgenommen worden
sein, denn in verschiedenen "Registern" fanden sich Fragmente von
Erläuterungen des ZDF und der ARD zu einzelnen Fernsehsendungen, die 1969
ausgestrahlt worden waren. Die einzelnen Blätter bzw. Blattfetzen waren
offensichtlich von einem Benutzer als Zeiger eingelegt worden. Bei diesem
könnte es sich um H. Mathy gehandelt haben, denn er nutzte zur
Bebilderung seines 1970 erschienen Artikels Vorlagen aus dem Stadtarchiv
Mainz, darunter auf S. 138 einen Briefkopf, der im "Register" Bd. VIII (=
Nr. 16, Bl. 4v + 5) aufbewahrt wird. Nach dieser oder einer späteren
Benutzung wurden die "Register" falsch reponiert: statt zu den übrigen
Vereinsunterlagen zurückgelegt zu werden, wurden sie - offensichtlich
wegen der französischen Aufschriften auf den Einbänden - den Amtsbüchern
der Abt. 60 des Stadtarchivs (Akten und Amtsbücher aus der französischen
Zeit, 1798-1814) zugeordnet. Als mit deren Neuordnung im Sommer 1991
begonnen wurde, stieß der Bearbeiter auf die vermißten Bände, die er
wieder dem ursprünglichen Bestand eingliederte.
Damit liegt -
abgesehen von den Abgaben an das Altertumsmuseum und die Stadtbibliothek
- der Nachlaß des Veteranenvereins wieder geschlossen in dem Umfang vor,
wie ihn das Inventar von 1897 beschreibt. Zusätzlich vermerkt eine
Bestandsübersicht aus dem Jahr 1952 noch zwei Alben mit Photographien von
Mitgliedern bzw. "mit Bildern des Ehrenmals und Nazifeier", die jedoch zu
diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr vorlagen und heute als verloren
gelten müssen.
Ein Teil der Bilder könnte aus dem Nachlaß des
Vorstandsmitgliedes Ludwig Anton Moyat stammen. Er hatte verschiedene
Bilder und Diplome der Stadtbibliothek vermacht, die diese Schenkung
(Zgg. 1907/779) offensichtlich dem Stadtarchiv überwies.
Leider haben sich die einzelnen Stücke nicht erhalten, doch liegen
Beschreibungen Moyats vor. Sie enthalten auch eine ausführliche
Schilderung der Parisfahrt, die mehrere Vereinsmitglieder 1869
unternommen hatten, um an den Feierlichkeiten anläßlich des 100.
Geburtstages Napoleons I. teilzunehmen.
Moyats Beschreibungen
sind mit dem Inventar von 1897 in einem Heft zusammengebunden, dem auch
die Bestandsliste von 1952 beigelegt ist. Es wurde dem Vereinsarchiv
unter der Nr. 17 eingegliedert.
Soweit vorhanden, sind im
folgenden Verzeichnis die Nummern der einzelnen Archivalien im Inventar
von 1897 vermerkt ("Inv.-Nr.").
Verweise: In der Abt. 70 des
Stadtarchivs (Akten und Amtsbücher der hessischen Zeit) befinden sich im
Abschnitt XIX/4 (Vereinswesen) ein dünner Aktenband, der einen Entwurf
der Vereinsstatuten sowie Reste der Korrespondenz über die behördliche
Genehmigung des Vereins enthält. Bildmaterial, das den Verein betrifft,
findet sich in der Bild- und Plansammlung unter IV F c 2b und 2d. Es
umfaßt einen Druckbogen und vier Lithographien sowie ein Exemplar des von
B. Franz entworfenen Mitgliedsdiploms (vgl. die Bemerkungen L.A. Moyats
in Nr. 19), ausgestellt für Adam Silz (* 21.01.1788 in Zahlbach). Auf
beiden Stücken ist u.a. das vom Verein errichtete Denkmal auf dem Mainzer
Hauptfriedhof abgebildet, von dem auch Fotos in der alphabetischen
Sammlung vorliegen.
Im Münzkabinett der Stadt Mainz hat sich
ein Exemplar der St. Helena-Medaille erhalten.
Bibliographische Hinweise auf Jahresberichte,
Mitgliederverzeichnisse und Artikel in der Tagespresse enthält der
Moguntinenkatalog der Stadtbibliothek Mainz unter D 214 und D 291. Dort
finden sich auch Hinweise auf das umfangreiche Liegut des Vereins.
Zahlreiche Gesänge wurden zu verschiedenen Anlässen von Nikolaus Müller
herausgebracht, der 1837 auch eine umfangreiche Liedersammlung verlegte
(vgl. auch den alphabetischen Katalog der Stadtbibliothek).
Mainz 05.02.1992, Stauder (Archivinspektor z. A.)
Heinrich Sand: Gedenkbuch für die
Veteranen aus der französischen Kaiserzeit. Mainz 1844.
Walther Klein: Der Napoleonkult in der Pfalz. München und Berlin
1934 (Münchener Historische Abhandlungen, Reihe 1: Allgemeine und
politische Geschichte, H. 5) (vgl. darin u.a. Kap. 3.1.: "Der Mainzer
Veteranenverein", S. 14-24).
Helmut Mathy:
Deutsch-französische Begegnungen am Mittelrhein (im Lichte von
Napoleonkult und Napoleonslegende). In: Lebendiges Rheinland-Pfalz 7/5,
1970, S. 136-139.
Mainz in nepoleonischer Zeit. Kultur- und
kunstgeschichtliche Aspekte (Ausstellungskatalog), hrsg. vom
Mittelrheinischen Landesmuseum in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv
Mainz. Mainz 1982 (vgl. darin den Abschnitt "Erinnerungen an Napoleon -
Veteranenverein", S. 133-141).
Form und Inhalt: Als sich im März
1897 der 1833 gegründete "Verein von Veteranen der alten französischen
Armee zu Mainz" (so die Bezeichnung auf Briefköpfen, vgl. Nr. 16 fol.
2f.) auflöste, übergaben die letzten neun Mitglieder sein gesamtes
Vermögen der Stadt Mainz. In deren Besitz gelangten somit:
1)
das Denkmal auf dem Mainzer Hauptfriedhof. 1834 auf städtischem Grund
errichtet, hatten es die Mitglieder ihren gefallenen Kameraden gewidmet.
Allerdings wurden nicht deren Namen in das Monument gemeißelt, sondern
diejenigen der Vereinsangehörigen in der Reihenfolge ihres
Ablebens;
2) Kapitalien in einer Gesamthöhe von M 2029,60. Sie
gliederten sich in zwei Fonds: der größere diente zur Unterhaltung des
Denkmals, der kleinere zur Unterstützung hilfsbedürftiger Mitglieder und
zur Finanzierung feierlicher Beerdigungen für die Veteranen;
3) diverse Erinnerungsstücke: sie bestanden aus der Vereinsfahne,
einer Degenscheide, die angeblich Napoleon bei seinem Besuch in Mainz
1805 getragen hatte, und einer Fahne des 7. Artillerieregiments (vgl. zu
ihnen Nr. 16, fol. 15f.);
4) das Schriftgut des Vereins. Es
schloß auch das großformatige "Goldene Buch" ein, einer aufwendig
gestalteten Zusammenstellung der 1833 lebenden Mainzer Veteranen der
napoleonischen Armee, in der auch die Sterbedaten der Mitglieder von Fall
zu Fall nachgetragen wurden. In der Einleitung war festgehalten (vgl. Nr.
5), daß das Buch nach Ableben des letzten Veteranen dem Stadtarchiv zur
dauernden Aufbewahrung übergeben werden sollte. Nachdem dieser 1883
verstorben war, verblieb es jedoch in Händen des Vereins, da noch
Nachtragungen vorgenommen sowie eine Abschrift angefertigt werden sollten
(vgl. Nr. 1, Bd. 5, S. 31).
Nachdem sich die
Stadtverordnetenversammlung in ihrer Sitzung vom 4. Februar 1897 zur
Annahme der Schenkung bereit erklärt hatte, gelangten die Fahnen, die
Degenscheide und das Schriftgut zunächst in den Gewahrsam des städtischen
Finanzsekretariates. Die Übergabe an das Stadtarchiv wurde dann von
Oberbürgermeister Dr. Gaßner veranlaßt: am 18. Juni 1897 forderte er den
Oberbibliothekar Dr. Velke auf, die gen. Gegenstände dem Stadtarchiv
einzuverleiben.
Der Umfang der Zugangs ergibt sich aus einem
Inventar, das die Mitglieder des letzten Vereinsvorstandes, die
Veteranensöhne Dr. Metz, Moyat und Rauch, im Februar 1897 aufgestellt
hatten. Es enthält auch jüngere Randvermerke von Mitarbeitern des
Stadtarchivs bzw. der Stadtbibliothek, die über den Verbleib
verschiedener Stücke Auskunft geben. Danach wurden im Juli 1919 die
erwähnte Degenscheide und die beiden Fahnen an das Altertumsmuseum
abgegeben. Zu diesem Zeitpunkt besaß die Stadt von der Regimentsfahne
allerdings nur noch die obere Hälfte, denn die untere Hälfte hatte man
bereits im März 1914 an die Erben der Familie Schott zurückgeben müssen,
die sie 1855 dem Verein für die Zeit seines Bestehens überlassen hatte.
Weiterhin wurden folgende zwei Bücher in die Bestände der Stadtbibliothek
eingereiht:
- Belmontet, Louis: Poésie de l'empire
francaise, Paris 1853 (heutige Signatur: 57/636).
- Müller,
Nikolaus: Liederbuch für die Veteranen der großen Napoleonsarmee von 1803
bis 1814. Mainz 1837 (heutige Signatur: 55/135a).
Dem
Stadtarchiv verblieb damit an Schriftgut:
- Das goldene Buch
sowie ein Supplementband, der die Namen der Ehrenmitglieder, Freunde und
Söhne der Veteranen enthielt;
- fünf Protokollbände, die durch
einen Index ergänzt wurden;
- zwei Rechnungsbände und ein Band
Rechnungsbelege;
- eine Sammlung von Tagesbefehlen "in
Pracht-Einband";
- acht sogenannte "Register"; ihre Einteilung
geht zum Teil auf die mit Kassationen verbundene Neuordnung des
Vereinsschriftgutes zurück, die 1866 vom damaligen Vereinssekretär Rauch
vorgenommen worden war (vgl. Nr. 1, Bd. 4, S. 222ff. u. S. 264f.:
Inventar der Mobilien, Gegenstände und "Scripturen" des Vereins; S.
278f.: Neueinteilung des Schriftguts; S. 282: Vernichtung des
ausgesonderten Schriftguts).
Wenn Walther Klein (vgl.
Quellenverzeichnis S. 191) in starkem Maße auf diese "Register"
zurückgegriffen hat, so läßt dies ihre Bedeutung erkennen. Sie beruht
darauf, daß die Bände nicht nur eine Lieder- und Rarasammlung sowie ein
Mitgliederverzeichnis enthalten, sondern auch die überlieferte
Korrespondenz. Sie ist in mehreren Bänden nach Betreff bzw.
Korrespondenzpartnern zusammengefaßt. Es handelt sich bei diesen Stücken
somit um Akten, deren äußeres Erscheinungsbild allerdings den Eindruck
von Amtsbüchern erweckt, da sie - vermutlich auf Veranlassung des letzten
Vorstandes - mit festen Einbänden versehen worden sind. Dies mag
vielleicht mit ein Grund für ihre Bezeichnung als "Register" gewesen
sein, denn im französischen Sprachgebrauch kann "registre" die Bedeutung
von gebundenem Buch schlechthin besitzen. Da der Begriff "Register" in
der deutschen Archivfachterminologie ohne ein erläuterndes Attribut
vieldeutig ist, wurde bei der Neuverzeichnung 1992 auf seine Verwendung
verzichtet. Die einzelnen Bände wurden - soweit als möglich - mit einem
(Sachakten-)Titel versehen.
Die Neuverzeichnung der "Register"
1992 war nötig geworden, weil sie bei der Inventarisierung des
Veteranenarchivs durch Friedrich Schütz 1979 nicht vorgelegen hatten. Zu
diesem Zeitpunkt waren sie von dem übrigen Vereinsnachlaß separiert und
galten als verschollen. Ihre Abtrennung dürfte um 1970 vorgenommen worden
sein, denn in verschiedenen "Registern" fanden sich Fragmente von
Erläuterungen des ZDF und der ARD zu einzelnen Fernsehsendungen, die 1969
ausgestrahlt worden waren. Die einzelnen Blätter bzw. Blattfetzen waren
offensichtlich von einem Benutzer als Zeiger eingelegt worden. Bei diesem
könnte es sich um H. Mathy gehandelt haben, denn er nutzte zur
Bebilderung seines 1970 erschienen Artikels Vorlagen aus dem Stadtarchiv
Mainz, darunter auf S. 138 einen Briefkopf, der im "Register" Bd. VIII (=
Nr. 16, Bl. 4v + 5) aufbewahrt wird. Nach dieser oder einer späteren
Benutzung wurden die "Register" falsch reponiert: statt zu den übrigen
Vereinsunterlagen zurückgelegt zu werden, wurden sie - offensichtlich
wegen der französischen Aufschriften auf den Einbänden - den Amtsbüchern
der Abt. 60 des Stadtarchivs (Akten und Amtsbücher aus der französischen
Zeit, 1798-1814) zugeordnet. Als mit deren Neuordnung im Sommer 1991
begonnen wurde, stieß der Bearbeiter auf die vermißten Bände, die er
wieder dem ursprünglichen Bestand eingliederte.
Damit liegt -
abgesehen von den Abgaben an das Altertumsmuseum und die Stadtbibliothek
- der Nachlaß des Veteranenvereins wieder geschlossen in dem Umfang vor,
wie ihn das Inventar von 1897 beschreibt. Zusätzlich vermerkt eine
Bestandsübersicht aus dem Jahr 1952 noch zwei Alben mit Photographien von
Mitgliedern bzw. "mit Bildern des Ehrenmals und Nazifeier", die jedoch zu
diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr vorlagen und heute als verloren
gelten müssen.
Ein Teil der Bilder könnte aus dem Nachlaß des
Vorstandsmitgliedes Ludwig Anton Moyat stammen. Er hatte verschiedene
Bilder und Diplome der Stadtbibliothek vermacht, die diese Schenkung
(Zgg. 1907/779) offensichtlich dem Stadtarchiv überwies.
Leider haben sich die einzelnen Stücke nicht erhalten, doch liegen
Beschreibungen Moyats vor. Sie enthalten auch eine ausführliche
Schilderung der Parisfahrt, die mehrere Vereinsmitglieder 1869
unternommen hatten, um an den Feierlichkeiten anläßlich des 100.
Geburtstages Napoleons I. teilzunehmen.
Moyats Beschreibungen
sind mit dem Inventar von 1897 in einem Heft zusammengebunden, dem auch
die Bestandsliste von 1952 beigelegt ist. Es wurde dem Vereinsarchiv
unter der Nr. 17 eingegliedert.
Soweit vorhanden, sind im
folgenden Verzeichnis die Nummern der einzelnen Archivalien im Inventar
von 1897 vermerkt ("Inv.-Nr.").
Verweise: In der Abt. 70 des
Stadtarchivs (Akten und Amtsbücher der hessischen Zeit) befinden sich im
Abschnitt XIX/4 (Vereinswesen) ein dünner Aktenband, der einen Entwurf
der Vereinsstatuten sowie Reste der Korrespondenz über die behördliche
Genehmigung des Vereins enthält. Bildmaterial, das den Verein betrifft,
findet sich in der Bild- und Plansammlung unter IV F c 2b und 2d. Es
umfaßt einen Druckbogen und vier Lithographien sowie ein Exemplar des von
B. Franz entworfenen Mitgliedsdiploms (vgl. die Bemerkungen L.A. Moyats
in Nr. 19), ausgestellt für Adam Silz (* 21.01.1788 in Zahlbach). Auf
beiden Stücken ist u.a. das vom Verein errichtete Denkmal auf dem Mainzer
Hauptfriedhof abgebildet, von dem auch Fotos in der alphabetischen
Sammlung vorliegen.
Im Münzkabinett der Stadt Mainz hat sich
ein Exemplar der St. Helena-Medaille erhalten.
Bibliographische Hinweise auf Jahresberichte,
Mitgliederverzeichnisse und Artikel in der Tagespresse enthält der
Moguntinenkatalog der Stadtbibliothek Mainz unter D 214 und D 291. Dort
finden sich auch Hinweise auf das umfangreiche Liegut des Vereins.
Zahlreiche Gesänge wurden zu verschiedenen Anlässen von Nikolaus Müller
herausgebracht, der 1837 auch eine umfangreiche Liedersammlung verlegte
(vgl. auch den alphabetischen Katalog der Stadtbibliothek).
Mainz 05.02.1992, Stauder (Archivinspektor z. A.)
Heinrich Sand: Gedenkbuch für die Veteranen aus der französischen
Kaiserzeit. Mainz 1844.
Walther Klein: Der Napoleonkult in der
Pfalz. München und Berlin 1934 (Münchener Historische Abhandlungen, Reihe
1: Allgemeine und politische Geschichte, H. 5) (vgl. darin u.a. Kap.
3.1.: "Der Mainzer Veteranenverein", S. 14-24).
Helmut Mathy:
Deutsch-französische Begegnungen am Mittelrhein (im Lichte von
Napoleonkult und Napoleonslegende). In: Lebendiges Rheinland-Pfalz 7/5,
1970, S. 136-139.
Mainz in nepoleonischer Zeit. Kultur- und
kunstgeschichtliche Aspekte (Ausstellungskatalog), hrsg. vom
Mittelrheinischen Landesmuseum in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv
Mainz. Mainz 1982 (vgl. darin den Abschnitt "Erinnerungen an Napoleon -
Veteranenverein", S. 133-141).
- Bestandssignatur
-
NL 69
- Umfang
-
0,5 m
- Kontext
-
Bestände des Stadtarchivs Mainz >> Nachlässe >> Nachlässe nach Nummern, NL 51-100
- Indexbegriff Person
-
Sander, Heinrich; Klein, Walther; Mathy, Helmut; Metz, ... Dr.; Moyat, Ludwig Anton; Rauch, ...; Schott, ...; Belmontet, Louis; Müller, Nikolaus; Schütz, Friedrich; Franz, B.; Silz, Adam
- Bestandslaufzeit
-
1833 - 1979
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
23.05.2025, 08:02 MESZ
Datenpartner
Stadtarchiv Mainz. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1833 - 1979