Bestand
Constantin Frick (Bestand)
Dienstliche Handakten aus seiner Funktion
als Präsident des Central-Ausschusses für die Innere Mission der deutschen
eangelischen Kirche.
Dienstliche Handakten aus seiner Funktion
als Präsident des Central-Ausschusses für Innere Mission (1934-1946). Früher
unter CA 837 III in die Zentralregistratur des CA eingegliedert.
Vorwort: Constantin Frick (geboren
5.3.1877 in Magdeburg, gestorben 19.2.1949 in Bremen)
Nach seinem
Studium in Halle und Greifswald bestand er im April 1899 die erste und im
April 1901 die zweite theologische Prüfung. Im Juli 1901 wurde er in das
Berliner Domkandidatenstift aufgenommen und dort am 25. September 1902 von
Hofprediger Dryander ordiniert. Von Oktober 1902 bis Juni 1903 folgte er
einem Ruf als Hilfsprediger des "Kellnerpastors" Hermann Schmidt nach
Cannes. Nach Deutschland zurückgekehrt, folgte eine kurze Hilfspredigerzeit
in Elberfeld zur Unterstützung des Pfarrers Johannes Schneider, dem
Herausgeber des Kirchlichen Jahrbuches und späteren Begründer des
Kirchenstatistischen Amtes, die er aber bereits im Herbst 1903 wieder aufgab
zugunsten einer Tätigkeit als Vereinsgeistlicher der Inneren Mission und als
Geschäftsführer des Vereins Philadelphia in Bad Godesberg. Diese Tätigkeit
versetzte ihn vor allem in die Lage, endlich seine Verlobte Cläre
Schniewind, die Tochter des Hofpredigers am Domkandidatenstift, zu heiraten;
die Trauung fand dort am 28. Januar durch den Brautvater statt.
Da er die Arbeit in Bad Godesberg als recht unbefriedigend empfand,
bewarb Frick sich im Frühjahr 1905 auf eine Pfarrstelle in der St.
Pauli-Gemeinde in Bremen. Obwohl diese Bewerbung fehlschlug, war er doch in
Bremen bekannt geworden, und es erging an ihn die Berufung zum Inspektor der
Inneren Mission in Bremen; die Einführung in diese Arbeit erfolgte am 12.
November 1905.
Im Herbst 1915 erhielt Frick von Berlin aus das
Angebot, im Central-Ausschuß für die Innere Mission der deutschen
evangelischen Kirche (= CA) den Posten eines Direktors zu übernehmen.
Während der Verhandlungen verstarb im Dezember der Vorsteher der Bremer
Diakonissenanstalt, Pastor Siegfried Balke; gleichzeitig sollte die dritte
Pfarrstelle der Liebfrauengemeinde neu besetzt und gemeinsam mit der
Pfarrstelle der Diakonissenanstalt verwaltet werden. Daraufhin lehnte Frick
die Berufung nach Berlin ab und trat zum 16. Mai 1916 beide Ämter in Bremen
an, die er als Pfarrer bis 1. Mai 1946 und als Vorsteher der
Diakonissenanstalt bis 20. April 1947 innehatte.
Bei Ausbruch des
Ersten Weltkrieges wurde er leitender Mitarbeiter im "Zentralhilfsausschuß
der bremischen Wohlfahrtsorganisationen" und der überregionalen "Freien
Kriegswohlfahrt", 1919 Mitglied des Hauptausschusses des "Deutschen Vereins
für öffentliche und private Wohlfahrtspflege", war maßgeblich an der
Gründung des "Reichsverbandes der privaten gemeinnützigen Kranken- und
Pflegeanstalten Deutschlands" beteiligt, dessen Vorsitz er 1933 übernahm;
seit 1924 war er auch Vorsitzender der "Theologischen
Berufsarbeiterkonferenz der Inneren Mission" und Mitglied im Vorstand des
Central-Ausschusses für die Innere Mission.
In Berlin war 1934
der Versuch gescheitert, den CA mit Hilfe zweier von August Jäger, dem
Staatskommissar für alle Landeskirchen Preußens, bestellten DC-Pfarrern und
Parteimitgliedern, Karl Themel und Horst Schirmacher, im DC-Sinne
"gleichzuschalten" bzw. in die sog. "Reichskirche" einzugliedern. Der
Rücktritt Themels und die Wahl eines neuen CA-Präsidenten schien
unausweichlich. Als der "Große Führerrat" letztmalig unter diesem Namen am
19. November 1934 zusammentrat, signalisierte Schirmacher Themels
Bereitschaft zurückzutreten, und die Teilnehmer einigten sich auf den
hannoverschen Landesbischof August Marahrens als künftigen CA-Präsidenten.
Marahrens übernahm aber drei Tage später den Vorsitz der Ersten Vorläufigen
Kirchenleitung der DEK-Bekenntnissynode und fiel damit für das
Präsidentenamt im CA aus. Am 18. Dezember 1934 konstituierte sich der
Hauptausschuß des CA wieder neu und wählte Frick als einzigen unbestrittenen
Kandidaten zum CA-Präsidenten. Zu diesem Zeitpunkt konnte Frick bereits auf
eine fast 30jährige Tätigkeit und Erfahrung im Bereich der Inneren Mission
zurückblicken und schien damit gut gerüstet für die kommenden
Auseinandersetzungen mit dem nationalsozialistischen Staat und seiner
Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt.
Eine gewisse
Schwierigkeit ergab sich für seine Präsidentschaft, daß er seine Ämter in
Bremen beibehielt und somit auch seinen Wohnsitz nicht am Sitz des CA in
Berlin hatte. Hatten auch bisher die Präsidenten des CA ihre Präsidentschaft
nur als Nebenamt ausgeübt, so forderte doch die Fülle von Aufgaben, Anfragen
und Entscheidungen jener Zeit die Anwesenheit des Präsidenten in Berlin.
Frick richtete einen wöchentlichen Sprechtag in Berlin ein, wo er persönlich
zu Auskunft und Rat zur Verfügung stand. Hin- und Rückreise eingeschlossen,
bedeutete dies eine große Belastung für Frick. Dazu kamen - neben den
bereits oben genannten - weitere Ämter:
Vorsitzender des
Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes,
Vorsitzender des
Verbandes Evangelischer Kranken- und Pflegeanstalten,
Vorstandsmitglied des Kaiserswerther Verbandes,
Mitglied des
Beirats der Deutschen Krankenhausgesellschaft.
Zudem sah er sich
ständiger Kritik ausgesetzt sowohl aus der Arbeitsgemeinschaft
missionarischer und diakonischer Werke als auch bei außenstehenden, der
Bekennenden Kirche nahestehenden Pfarrern, denen seine
Vermittlungsbereitschaft und sein Entgegenkommen der Partei gegenüber, die
er aus Sorge vor staatlichen Eingriffen bzw. Übernahme der Inneren Mission
betrieb, und seine trotz aller Fehlschläge fortgesetzten Verhandlungen mit
der NSV zu weit gingen.
Nach Kriegsende erschien eine gründliche
Neuordnung des CA erforderlich; dazu gehörten u.a. auch die Wahl eines neuen
Geschäftsführers und eines neuen Präsidenten. Der CA hatte sich aufgrund der
Beschlüsse der westlichen Vorstandsmitglieder aus der Sitzung am 23. August
1945 in Bethel in einen CA West und einen CA Ost aufgegliedert, wobei sich
die Geschäftsstelle des CA West zum Teil am Wohnort des Schatzmeisters des
CA, Johannes Kunze, in Bethel, zum Teil in Bremen am Wohnsitz Fricks befand;
im Frühjahr 1946 wurde sie in Bethel zusammengelegt und Pastor Friedrich
Münchmeyer zum Geschäftsführenden Direktor ernannt, während Pastor Theodor
Wenzel als Geschäftsführender Direktor der Geschäftsstelle Ost in
Berlin-Dahlem bestätigt wurde. Nachdem Frick seinen Rücktritt angeboten
hatte, wählte der West-Vorstand auf Vorschlag des östlichen Teilvorstandes
am 18. März 1946 den hannoverschen Landesbischof D. Hanns Lilje zum neuen
Präsidenten des CA; am 27. September 1946 übergab Frick seinem Nachfolger
das Amt des Präsidenten.
1945 übernahm Frick noch seinen letzten
Vorsitz, und zwar im Verfassungausschuß der Bremischen Kirche, in dem er bis
zu seinem Tode an der bremischen Kirchenverfassung mitarbeitete.
Im vorliegenden Findbuch sind die Akten zusammengefaßt, die
im Rahmen von Fricks Tätigkeit als Präsident des CA in den Jahren 1934 bis
1945 in Bremen entstanden sind. Nach einer Mitteilung, die Martin Gerhardt
am 18. Mai 1949 auf der Tagung der Arbeitsgemeinschaft landeskirchlicher
Archivare in Rummelsberg gemacht hat, ist "der handschriftliche Nachlaß des
verstorbenen langjährigen Präsidenten des Central-Ausschusses, Pastor
Constantin Frick, größtenteils durch Bombeneinwirkung während des Krieges
vernichtet worden. Die noch vorhandenen Handakten betreffen sämtlich
laufende Aufgaben der Inneren Mission und werden dem Central-Ausschuß
übergeben werden". Wann diese Akten tatsächlich nach Berlin in das Archiv
gelangten, läßt sich leider nicht mehr feststellen.
Weitere
Handakten Fricks aus der Zeit nach 1945 befinden sich unter den Akten des
CA, Geschäftsstelle West, unter der Signatur ADW, CAW 17-21. Hinzu kommen
die Aktenbände aus dem Bestand Central-Ausschuß für die Innere Mission: ADW,
CA 837 III: Schriftlicher Verkehr mit dem Herrn Präsidenten Constantin
Frick, Bremen (1935-1945), eine Akte Engelmanns: Schriftwechsel mit dem
Herrn Präsidenten Pastor Frick unter der Signatur ADW, CA 837 a I
(1935-1944) und eine Akte mit Schriftwechsel Pastor Hagens mit Präsident
Frick (1941-1946) mit der Signatur ADW, CA 837 a II.
Die Akten
wurden Mitte der 80er Jahre verzeichnet und geordnet und als Handakten Frick
mit der CA-Registraturnummer (837 III) und der laufenden Nummer zitiert; ca.
1997 wurde der Bestandsname in ADW, CF geändert. Bei der elektronischen
Erfassung des Bestandes durch Frau Ute Franke im August 1999 wurden die drei
nachträglich eingefügten Bände 1a bis 1c in die Nummern 56 bis 58 und der
Band 33a in die Nummer 59 umsigniert.
Literatur:
Bessell, Georg: Pastor Constantin Frick. Ein
Lebensbild. Bremen 1957
Gerhardt, Martin: Ein Jahrhundert Innere
Mission. Bd. 2. Gütersloh 1948
Gerner-Beuerle, Christoph:
Constantin Frick als Präsident des Central-Ausschusses für Innere Mission
von 1934-1946. Seine Auseinandersetzung mit Staat und Partei unter
besonderer Berücksichtigung des Kampfes gegen die Nationalsozialistische
Volkswohlfahrt. Diplomarbeit am Diakoniewissenschaftlichen Institut
Heidelberg. 1994
Kaiser, Jochen-Christoph: Sozialer
Protestantismus im 20. Jahrhundert. Beiträge zur Geschichte der Inneren
Mission 1914-1945. München 1989
Wischnath, Johannes Michael:
Kirche in Aktion. Das Evangelische Hilfswerk 1945-1957 und sein Verhältnis
zu Kirche und Innerer Mission. Göttingen 1986
"Die Innere
Mission" Jg. 10 (1915), S. 241-256.
Berlin, 18.8.1999
Abkürzungen
AG Arbeitsgemeinschaft
CA Central-Ausschuß für die Innere
Mission der deutschen evangelischen Kirche
DC Deutsche
Christen
DAF Deutsche Arbeitsfront
IM Innere
Mission
Ns. Niederschrift
NSV Nationalsozialistische
Volkswohlfahrt
RK Rotes Kreuz
Schr. Schreiben
Schrw. Schriftwechsel
- Bestandssignatur
-
CF
- Kontext
-
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- Bestandslaufzeit
-
1934-1946
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22.04.2025, 11:01 MESZ
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1934-1946