Bestand

Familie von Veltheim auf Destedt (Bestand)

Enthält: Guts- u. Familienarchiv, Gericht Destedt (nur Reste), Senioratsarchiv v. Veltheim. Im Bestand sind auch Akten über zahlreiche andere auch nicht braunschweigische Güter vorhanden.

Geschichte des Bestandsbildners: Das uradlige braunschweigische Ministerialengeschlecht von Veltheim wird erstmals Mitte des 12. Jahrhunderts genannt: 1141 tritt ein Othelricus de Velthem als Ministeriale in Erscheinung, 1160 und später ein Rotherus de Feltem. Stammsitz war die Burg Veltheim in Veltheim an der Ohe, die 1494 von braunschweigischen Bürgern zerstört und anschließend verkauft wurde. 1832 erwarb Wilhelm von Veltheim das Stammgut wieder zurück, das sich bis heute in Familienbesitz befindet.
Anfang des 14. Jahrhunderts erwarb die Familie die Burg Harbke bei Helmstedt, die bis Ende des Zweiten Weltkrieges im Familienbesitz blieb und im 16. und 18. Jahrhundert zum Schloss umgebaut wurde, das heute eine Ruine ist. Destedt war spätestens seit 1356 in Besitz der von Veltheim als Ministeriale Herzog Wilhelms II. von Braunschweig und Lüneburg. Die damalige Wasserburg wurde 1430 von den Braunschweigern erobert und zerstört, das Rittergut blieb allerdings als unbewohntes Vorwerk im Familienbesitz. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts errichtete Joachim Ludolf von Veltheim einen barocken Neubau der Oberburg. Schloss und Gut befinden sich bis heute im Besitz der Familie, zusammen mit dem benachbarten Rittergut Cremlingen. Der Schlosspark in Destedt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts geht auf den braunschweigischen Hofjägermeister Georg Philipp von Veltheim zurück. Ab 1768 begann die Umgestaltung des ursprünglich barocken französischen Gartens in einen englischen Landschaftspark unter Mitarbeit des Gärtners aus Schwöbber. Eine Besonderheit sind die überwiegend amerikanischen Bäume, die General Friedrich Adolf Riedesel, Freiherr zu Eisenbach, von Amerika herübergesandt haben soll.

Geschichte des Bestandsbildners: Gegen Ende des 14. Jahrhunderts verlagerte sich der Herrschaftsmittelpunkt der Familie zeitweilig nach Osten ins heutige Sachsen-Anhalt um Bartensleben, wo Ludolf I. von Veltheim 1400 durch einen Lehnsbrief des Erzbischofs von Magdeburg in Besitz der Burgstelle der Wasserburg Bartensleben kam und sein Nachfolger Hilmar 1467 mit dem Dorf Bartensleben belehnt wurde. Die Bedeutung des Ortes für die Familie zeigt sich u.a. in den insgesamt 35 Epitaphen von Familienmitgliedern und der Familienempore in der dortigen Dorfkirche. Im Zuge der Bodenreform 1945 ging Bartensleben der Familie verloren, lediglich der Forstbesitz wurde nach der Wende zurückgekauft.
Im 15. Jahrhundert erwarben die von Veltheim das Rittergut Glentorf bei Königslutter (1420) und Teile der Burg Alvensleben (sog. Markgrafenburg, 1439), die sie als Lehen von den Magdeburger Erzbischöfen erhielten. Dieser rückwärtige Teil des Gesamtkomplexes der Burg Alvensleben wurde seit der Erweiterung durch ein Herrenhaus im 18. Jahrhundert und zur Abgrenzung von der erzbischöflichen bzw. kurbrandenburgischen Hauptburg als "Veltheimsburg" bezeichnet. 1837 erwarb der Landrat August Wilhelm von Veltheim auch das Gelände der weitgehend abgetragenen Hauptburg und gestaltete diesen Bereich in einen Landschaftspark um. Die Gebäude der Veltheimsburg wurden 1882 und 1910 in romantisierender Form ausgebaut. 1945 verlor die Familie diesen Besitz im Zuge der Bodenreform.

Geschichte des Bestandsbildners: Ein Familienzweig derer von Veltheim wurde 1586 mit der Wasserburg Ostrau (bei Halle/Saale) belehnt. Die Anlage wurde zunächst zu einem vierflügeligen Renaissanceschloss mit weiträumigen Wirtschaftshof umgebaut, bis Otto Ludwig von Veltheim das Schloss 1713 abriss und einen barocken Neubau errichten ließ. Die Linie Ostrau starb 1956 mit dem kinderlosen Tod des Indologen, Anthroposophen und Weltreisenden Hans Hasso von Veltheim aus, der Ostrau durch die Bodenreform 1945 verloren hatte.
Verwandtschaftliche Beziehungen zum im 13. Jahrhundert erloschenen gleichnamigen edelfreien Geschlecht, die als Grafen in Osterburg und Altenhausen (heutiges Sachsen-Anhalt) Erwähnung fanden, existierten wohl nicht. Allerdings führen die Ministerialen von Veltheim seit 1391 das Balkenwappen der Veltheimer Grafen von Osterburg anstatt des bis dahin verwendeten Lindenzweiges. Umstritten ist, ob diese Änderung als Ausdruck erfolgt ist, dass die Ministerialen von den Osterburgern abstammten oder weil sie nur Burgmannen der Osterburger waren.
Stand: September 2017

Bestandsgeschichte: Das Guts- und Familienarchiv von Veltheim-Destedt (Landkreis Braunschweig) umfasst drei voneinander unabhängige Teile: das eigentliche Guts- und Familienarchiv, das Archiv des adligen Gerichts Destedt und das Senioratsarchiv der Familie von Veltheim. Der Inhalt des Guts- und Familienarchivs verteilt sich schwerpunktmäßig auf drei Gebiete: 1) die Geschichte der Familie und ihrer Mitglieder, 2) den Gutsbesitz, 3) die Wirtschaftsführung des Gutes. Hinzu kommen Akten über von Veltheimschen Grundbesitz, der vorübergehend zum Stammgut gehörte oder nur durch Interessen der Samtfamilie dem Destedter Zweig verbunden war, und schließlich, im Zusammenhang mit Erbschaftsauseinandersetzungen, die Nachlässe angeheirateter Frauen, die vor allem mit dem Besitz der Familien von dem Bussche in den Osnabrücker und Oldenburger Raum und von Schütz nach Mecklenburg hineinreichen. Über den Rahmen der Familien- und Gutsgeschichte hinaus ist der Bestand von allgemeinen Interesse für die Landesgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts durch die politische Stellung dreier Besitzer von Destedt, Georg Phillipps III (376) und der beiden Karl Friedriche (507 und 546), deren Tätigkeit in der braunschweigischen Landschaft, im Landtag und in verschiedenen Ausschüssen sich in ihren Nachlässen niedergeschlagen hat [III. 20, II 23) und III. 2 f)]

Bestandsgeschichte: Das Guts- und Familienarchiv von Veltheim, das vor allem für das 18. und 19. Jahrhundert in seltener Vollständigkeit erhalten ist, erfuhr durch den Amtmann und Archivar Dr. Petri am des 18. Jahrhunderts seine erste Ordnung und Verzeichnung, wobei alle originalen Urkunden und Verträge nach fortlaufenden Nummern ohne ersichtliche Systematik verzeichnet und durch ein chronologisches (verlorenes) und ein alphabetisches Namensverzeichnis (= Nr. 1497) erschlossen wurde. Alle übrigen Akten wurden auf sieben "Klassen" mit den Buchstaben A-G verteilt und ebenfalls durch ein alphabetisches Namensverzeichnis ergänzt (= Nr. 1496). Diese Ordnung, bis zum Ende des 19. Jahrhunderts laufend fortgeführt, blieb bis zur Mitte dieses Jahrhunderts im großen und ganzen intakt. Da indes die alphabetischen Verzeichnisse nicht ausreichten, legte Herr Baron Fritz von Veltheim (611) in den 1940er Jahren einen Zettelkatalog an, in dem die alten Signaturen, die noch mit der Lagerung übereinstimmten, übernommen wurden. Als das Gutsarchiv im Zuge eines Umbaus in einen anderen Raum überführt werden musste und dabei in Unordnung geriet, zeigte sich, dass eine Herstellung der alten Ordnung allein nicht ausreichte, da - abgesehen von der fehlenden Systematik und der nicht vertretbaren Teilung in Originale und laufend geführten Akten - die eigentlichen Familienpapiere nicht und die Wirtschaftsakten nur grob verzeichnet gewesen waren. Deshalb wurde mit der Hinterlegung des ganzen Bestandes im Niedersächsischen Landesarchiv Wolfenbüttel (Zg. 47/1961) im Jahre 1964 eine vollständige Neuordnung und systematische Verzeichnung vorgenommen.

Bestandsgeschichte: Neben der Gutsregistratur bestand zumindest seit dem beginnenden 18. Jahrhundert, wenn auch gelegentlich Überschneidungen vorkamen, eine selbstständige Gerichtsregistratur (Signaturen:
Loc. ... Vol. ...), Niederschlag der Gerichtsherrschaft über die Dörfer Destedt, Cremlingen, Erkerode, Hemkenrode, Schulenrode und das Teichwärterhaus in Weddel, das - im Gegensatz zum sattelfreien Hof in Weddel - von der Gerichtsbarkeit des Amtes Campen eximiert war. Nach der Aufhebung der adligen Gerichte im Jahre 1807 wurde die Gerichtsregistraktur bzw. ein Teil davon an das Kreisamt Riddagshausen als neuer staatlicher unterer Instanz abgegeben; von dort gelangten die Akten später an die Nachfolgebehörden, jedenfalls z.T. an die Kreisdirektion Braunschweig. Soweit heute zu übersehen ist, sind 9/10 dieses Bestandes verlorengegangen. Relativ vollständig erhalten sind nur die in Destedt verbliebenen Generalia (S.328 f.) und die Patronatsakten (S. 307-328). Akten der freiwilligen und der Strafgerichtsbarkeit sind lediglich in Splittern auf uns gekommen. Aus diesem Grunde wurde bei der Neuverzeichnung keine strikte Teilung in Guts- und Gerichtsregistratur vorgenommen, sondern die Akten der letzteren unter "V. Grundherrliche Verhältnisse" (S. 269-330) eingeordnet.

Bestandsgeschichte: In den vorliegenden Bestand aufgenommen wurden ebenfalls die über das Kreisamt Riddagshausen in das Niedersächsische Landesarchiv Wolfenbüttel gelangten Akten des Gerichts Destedt (bisher 10 Alt) und in der äußersten Spalte des Verzeichnisses als Eigentum des Landesarchivs gekennzeichnet. Die vom Kreisamt Riddagshausen fortgeführten Akten befinden sich in den Beständen 39 Neu 14 und 126 Neu und müssen zur Ergänzung herangezogen werden, ebenso die Gerichtshandelsbücher des Gerichts in Destedt von 1765 bis 1805 über Akte der freiwilligen Gerichtsbarkeit (21 Alt 177-180). Die Zahlen hinter den Personennamen von Veltheim beziehen sich auf die Nummerierung von G. Schmidt: Das Geschlecht von Veltheim, II. Teil: Die Stammreihe des Geschlechts von der Teilung der Linien an, Halle a. S. 1912.
Stand: Juli 1965
Das sogenannte "Landschaftliche Archiv" in Destedt ist 1839 vom Stadtarchiv Braunschweig übernommen worden; nach Aktenanalyse von Paul Zimmermann (1909) handelt es sich dabei im Kern um das Archiv der Ritterkurie der Braunschweigischen Landschaft - vermengt offenbar mit Landschaftssachen der von Veltheim.
Stand: Januar 2011
Heutige Bestandssignatur: G x 4a: Landtagsakten aus dem Vorbesitz der Familie von Veltheim Destedt

Bearbeiter: Dr. Poschmann (1965)

Bearbeiter: Dr. Brage Bei der Wieden (2011)

Bearbeiter: Dr. Christian Helbich (2017)

Zusatzinformationen: Abgeschlossen: Ja

Bestandssignatur
NLA WO, 242 N
Umfang
47,9

Kontext
Nds. Landesarchiv, Abt. Wolfenbüttel (Archivtektonik) >> Gliederung >> 4 Nichtstaatliches Schriftgut (N) >> 4.8 Guts- und Familienarchive, Einzelpersonen
Verwandte Bestände und Literatur
Literatur: Georg Schmidt, Das Geschlecht von Veltheim, 2 Bde., Halle 1912.

Literatur: Georg Schmidt, Ahnentafel von Veltheim, in: Deutscher Herold 45 (1914).

Literatur: Fritz von Veltheim, Urkunden-Sammlung der Familie Grafen und Edelherren von Veltheim von 950 bis 1500, Destedt 1934 (Manuskript).

Literatur: Fritz von Veltheim, Das Geschlecht von Veltheim, Destedt 1943.

Literatur: Hans Adolf Schultz, Burgen und Schlösser des Braunschweiger Landes, Braunschweig 1980, S. 29-31 (Das Schloß Veltheim an der Ohe) und S. 32–33 (Das Schloß Destedt).

Literatur: Herbert Wolff, Veltheim (Ohe) 1160-2010. Ortschronik zur 850-Jahr-Feier 2010, Veltheim (Ohe) 2010.

Literatur: Christian Juranek, Gegen eine ganze Zeit. Der Schriftsteller und Zeichner Hans Graf von Veltheim (1818–1854), Bielefeld 2011.

Literatur: Jürgen Mewes/Jörg-Eckehardt Pogan, Der Schlosspark derer von Veltheim in Destedt, in: Der Tetzelstein 5 (2011), S. 11-14 und 6 (2012), S. 17-19.

Literatur: John Palatini/Georg Rosentreter, Das Erbe der Veltheims. Schloss, Park und Kirche Ostrau, Halle 2014.

Literatur: Beschreibung des Schlossparks Destedt im Projekt Gärten und Parks der Braunschweigischen Landschaft e.V. (http://www.gaerten-parks.de/gaerten-und-parks/landkreis-wolfenbuettel/schlosspark-destedt.html )

Bestandslaufzeit
1311-1967

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Letzte Aktualisierung
16.06.2025, 12:45 MESZ

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  • Bestand

Entstanden

  • 1311-1967

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