Bestand
Präsidialkanzlei (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Einrichtung eines Büros am 12. Februar 1919 zur Bearbeitung der dem
Reichspräsidenten durch die Verfassung zugewiesenen Aufgaben als
Staatsoberhaupt, zugleich amtliche Verbindungsstelle zwischen dem
Reichspräsidenten und den Reichs- und Staatsbehörden; durch Gesetz über
das Staatsoberhaupt vom 1. August 1934 Übergang der Befugnisse des
Reichspräsidenten auf den "Reichskanzler und Führer" Adolf Hitler;
Beibehaltung des Büros des Reichspräsidenten und Umbenennung durch
Verordnung vom 4. Sept. 1934 in Präsidialkanzlei.
Bestandsbeschreibung:
Bestandsgeschichte
Vom Büro des Reichspräsidenten
erfolgte in den 1930er Jahren regelmäßig die Abgabe sogenannter
Weglegesachen an das Reichsarchiv, so im April 1932 und im März/April
1935. Die 1944 noch in der Behörde befindliche abgabereife Registratur
mit Vorgängen bis 1934 ist jedoch nicht mehr dorthin gelangt. Die bereits
im Reichsarchiv Potsdam aufbewahrten Archivalien kamen 1944 in die
Stollen von Staßfurt und Schönebeck a.d.Elbe. Der Dienstbetrieb der
Präsidialkanzlei und die laufende Registratur wurden zum Kriegsende in
Schloss Kleßheim in der Nähe von Salzburg aufrecht erhalten. Schloss
Kleßheim war 1942/1943 aufwändig als Gästehaus der Präsidialkanzlei und
des Führers für besondere Zwecke hergerichtet worden.
Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches und der Besetzung durch
die Alliierten fielen die Archivbestände in deren Hände. Für die Akten
der Präsidialkanzlei bedeutete dies entsprechend der territorialen
Aufteilung der Besatzungszonen, dass die Unterlagen aus den Stollen in
Staßfurt und Schönebeck a.d.Elbe zu großen Teilen in die UdSSR
transportiert wurden bzw. die in Schloss Kleßheim vorhandenen Dienstakten
unter amerikanische Verwaltung fielen. Die nachfolgend in den
Westsektoren Berlins zusammengeführten Ministerialbestände wurden während
der Berliner Blockade 1948/49 nach Whaddon Hall in Buckinghamshire
verbracht und gemeinschaftlich vom Foreign Office des Vereinigten
Königreiches und dem amerikanischen State Department verwaltet.
Aktenrückgaben aus der Sowjetunion an die DDR begannen
Mitte der 1950er Jahre. Im Rahmen der umfangreichsten Rückgabeaktion
gelangten die Akten der Präsidialkanzlei 1959 in das Deutsche
Zentralarchiv Potsdam (DZA) und lagerten hier unter der Signatur 06.01.
Der Bestand wurde 1963 durch weitere Zugänge ergänzt, die zuvor der
Reichskanzlei zugeordnet waren.
Zeitgleich
gelangten auch die Akten aus amerikanischer bzw. englischer Verwaltung
aus dem Archiv in Whaddon Hall an das Bundesarchiv in Koblenz. Die
Bestandssignatur lautete R 54.
Nach der
Vereinigung der beiden deutschen Staaten respektive der Übernahme des
Zentralen Staatsarchivs der DDR (ZStA) durch das Bundesarchiv wurden die
Teilbestände zusammengeführt und lagern nunmehr am Dienstort Berlin mit
der Bestandssignatur R 601.
Mit der Einarbeitung
von 2.536 Vorgängen aus dem NS-Archiv des MfS während der jetzigen
Bearbeitung erfolgte die dritte umfassende Ergänzung. Nach der
Rückführung der Akten aus der Sowjetunion in der zweiten Hälfte der
fünfziger Jahre übernahm auch das MfS Unterlagen, um eine
personengebundene Sammlung zu "operativen" Zwecken aus- und aufzubauen.
In der Konsequenz bedeutete die Konzentration auf einzelne Personen, also
die personenbezogene Ablage, die Zerstörung des historischen
Entstehungszusammenhangs der Überlieferung, da Akten und Vorgänge
auseinandergerissen oder neu formiert wurden.
Im
Herbst 1989 gelangte das Archiv in die Verantwortung des Ministeriums des
Innern der DDR (MdI) und damit des Zentralen Staatsarchivs der DDR. Nach
der Übernahme in das Bundesarchiv und der vorläufigen Benutzung in den
1990er Jahren begann 2001 die umfassende IT-gestützte Erschließung.
Im Zentrum für die Aufbewahrung
historisch-dokumentarischer Sammlungen, ehemals Zentrales Staatsarchiv
Sonderarchiv Moskau, befinden sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch 53
Akteneinheiten aus dem Zeitraum 1921-1944 als Fond 1413. Es handelt sich
"...vor allem um Akten über die Verleihung der Ostmarkmedaille (12 Bde.,
1938 - 1943), Polizei-Dienstauszeichnung (3 Bde., 1942) und andere
Auszeichnungen (4 Bde.), u. a. an Eisenbahner in den Ostgebieten, ferner
einzelne politische Berichte (2 Bde., 1935 - 1937) und Unterlagen über
die Vertretung auf der Londoner Abrüstungskonferenz (1933), die
Einstellung von Verfahren wegen Misshandlung von Gefangenen (1935 -
1936), Rassen- und Bevölkerungspolitik (1935 - 1936) sowie eine Liste der
Mitarbeiter (1942 - 1943)".
Der Bestand wurde im
Laufe der Bearbeitung ergänzt durch
· Akten, die
zu einem früheren Zeitpunkt zur Kassation vorgeschlagen waren, jedoch auf
Grund von Benutzungsanfragen wieder in den Bestand zurückgeführt wurden.
Es handelt sich um Akten der Abteilung B (Innenpolitik) Titel XV,
Unterstützungen des Reichspräsidenten von Hindenburg an Korporationen und
Einzelpersonen, vor allem aber zur Übernahme von Ehrenpatenschaften
· Bestandsbereinigungen zwischen den Beständen R 43
Reichskanzlei, R 1501 Reichsministerium des Innern sowie mit dem
Zentralen Parteiarchiv der SED
Bei den Aktenbänden
mit den bisherigen Signaturen 1499 bis 1502 handelte es sich um die
Provenienz Adjutantur der Wehrmacht beim Führer und Reichskanzler. Es
erfolgte die Abgabe an die Abteilung Militärarchiv in Freiburg/ Breisgau
und die Zuordnung zum Bestand RW 8.
R 2
Reichsfinanzministerium
R 43 Reichskanzlei
R 2301 Rechnungshof des Deutschen Reiches
N 429 Nachlass Paul von Hindenburg
NS 3 Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt
NS
6 Partei-Kanzlei der NSDAP
Stiftung
Reichpräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberg
Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung,
Bonn
Zentrum für die Aufbewahrung
historisch-dokumentarischer Sammlungen (ehemals Zentrales Staatsarchiv
Sonderarchiv Moskau) Fonds 1413
Archivische
Bewertung und Bearbeitung
Ein erstes Findbuch zu
den Akten der Präsidialkanzlei entstand im Deutschen Zentralarchiv
Potsdam 1960. Die Aktenüberlieferung im Umfang von 1.213 Bänden wurde
nach der Verwaltungsstruktur gegliedert und vorläufig verzeichnet. 1967
erfolgte die vorläufige Verzeichnung im Bundesarchiv in Koblenz und 1981
die Vorlage eines Findbuches zu den 241 Bänden unter der Bestandssignatur
R 54.
Nach der Zusammenführung der Teilbestände
aus Potsdam und Koblenz wurde 1998 ein Gesamtfindbuch vorgelegt.
Ende 2008 begann die datenbankgestützte Überarbeitung
des Findbuches und die Einarbeitung von 2538 Akten mit der Provenienz
Präsidialkanzlei aus dem NS-Archiv des MfS. Die vorliegenden Archivalien
setzen sich zusammen aus Akten in ihrer ursprünglichen Entstehungsordnung
z. T. mit den Originalaktendeckeln und in der überwiegenden Zahl aus
einzelnen nur wenige Blatt umfassenden Mappen. Der Bestand wuchs von
1.581 Akten um 933 Signaturen auf insgesamt 2.547 Akten an. Zum
überwiegenden Teil handelt es sich um personenbezogene Vorgänge wie
Ernennungen und Entlassungen von Beamten und Ordensverleihungen.
Allerdings konnte die Bandfolge
Die jetzige Bearbeitung
einschließlich der Klassifikation orientierte sich an der bereits im
bisherigen Findbuch verwendeten Registraturordnung:
Abteilung A (Innerdienstliche Angelegenheiten)
Abteilung B (Innenpolitik)
Abteilung C
(Außenpolitik)
Abteilung D (Militärpolitik)
Abteilung E (nicht belegt)
Abteilung O (Ordenskanzlei)
Zitierweise
BArch R 601/1...
Inhaltliche Charakterisierung:
Innerdienstliche Angelegenheiten der Präsidialkanzlei 1919-1945 (56):
Schriftwechsel mit anderen Behörden, Geschäftsordnung der
Reichsregierung, von Ministe‧rien und der Reichsvertretung der NSDAP
1924-1943 (8); Organisation, Personal, Kassen- und Haushaltssachen der
Präsidialkanzlei, privatdienstlicher Schriftwechsel von Staatsmini‧ster
Dr. Otto Meissner 1919-1945 (48); Innenpolitik 1919-1945 (939):
Verfassung 1919-1936 (19), Reichspräsident 1919-1939 (190),
Reichsregierung 1919-1936 (23), Gesetzgebung 1919-1936 (24), Beamtenwesen
1919-1943 (109), Ressorts des Reichsarbeitsministeriums 1919-1943 (46),
Randgebiete des Reichs (Saar, Ostprovinzen), einschließlich Osthilfe,
revolutionärer Bewegungen, Presse, Polizei und Technischer Nothilfe,
Fürstenauseinandersetzung, Feiertage und Verfassungsfeiern 1919-1945
(42), Ressorts des Reichsfinanzministeriums 1919-1944 (40), Ressorts des
Reichsjustizministeriums 1919-1942 (35), Kirchen-, Kultur- und
Gesundheitswesen 1919-1944 (20), Wirtschafts- und Finanzpolitik 1919-1944
(21), Wirtschaftspolitik 1919-1944 (40), Verkehrswesen 1919-1943 (26),
Disposi‧tionsfonds und Spenden 1919-1940 (292), Preußen 1919-1937 (5),
Bayern 1919-1936 (15); Außenpolitik 1919-1945 (143): Versailler Vertrag
und seine Ausführung 1919-1940 (39), internationale Organisationen und
Verträge 1919-1944 (26), Auswärtiges Amt 1921-1945 (2),
zwischenstaatliche Abkommen 1919-1944 (64), kulturelle Beziehungen zum
Ausland 1920-1944 (4), außenpolitische Lage, Wochenberichte des
Auswärtigen Amts 1920-1933 (8); Militärpolitik 1919-1939 (48):
Militärgesetzgebung und -politik 1919-1934 (39), eingesandte Schriften
und Bücher 1928-1932 (1), Adjutantur der Wehrmacht beim Führer und
Reichskanzler 1934-1939 (4), Prisen‧ordnung 1939-1941 (1), ziviler
Luftschutz 1927-1938 (2), Reichsarbeitsdienst 1935-1941 (1);
Ordenskanzlei 1935-1945 (237): Bewirtschaftung der Orden und Ehrenzeichen
1935-1944 (3), Dienstauszeichnungen 1937-1945 (102), Ehrenzeichen
1939-1945 (43), Ehrenzeichen zu bestimmten Anlässen 1937-1944 (43),
Annahme ausländischer Titel, Orden und Ehrenzeichen durch Deutsche
1941-1944 (6), Kriegsauszeichnungen 1939-1944 (34), Handel mit Orden und
Ehrenzeichen 1941-1944 (6); Verschiedenes (Glückwünsche) 1935-1944 (65);
Brieftagebücher 1942 (1)
Erschließungszustand: Findbuch
2011
Zitierweise: BArch R
601/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch R 601
- Extent
-
2492 Aufbewahrungseinheiten
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Oberste Organe
- Related materials
-
Literatur: Boberach, Heinz. (Hg.). Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates. München 1991/1995. Teil 1 und 2.
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- Provenance
-
Präsidialkanzlei (Präsi), 1917-1945
- Date of creation of holding
-
(1917) 1918 - 1945
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
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Object type
- Bestand
Associated
- Präsidialkanzlei (Präsi), 1917-1945
Time of origin
- (1917) 1918 - 1945