Bestand
Wilhelm (1761-1830) Herzog von Württemberg (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Sohn von Friedrich Eugen Herzog von Württemberg (G 236) und Friederike Sophie Dorothea Herzogin von Württemberg geb. Prinzessin von Brandenburg-Schwedt (G 237), geb. 27. Dezember 1761 in Stettin (Polen), vermählt seit 28. August 1800 mit Wilhelmine Freiin von Tunderfeld-Rhodis (GU 102, G 254), gest. 10. August 1830 in Schloss Stetten/Remstal, verzichtete aufgrund der nicht standesgemäßen Eheschließung mit Erklärung vom 1. August 1801 für seine Nachkommen auf die Thronfolge in Württemberg. Die Nachkommen führten auf Beschluss Herzog Friedrichs II. von Württemberg den Namen Graf und Gräfinnen von Württemberg bei gleichzeitiger Mitgliedschaft im württembergischen Herrscherhaus.
Ab 1779 als Oberst in dänischen Diensten, 1781 Regimentskommandeur, 1783 Generalmajor, 1785 Kommandeur der Leibgarde zu Fuß, 1795 Generalleutnant, 1801 Gouverneur von Kopenhagen, 1803 Ritter des kgl. dänischen Elephantenordens, 1806 Austritt aus dem dänischen Dienst, 1. Januar 1806 Ernennung zum württembergischen Feldmarschall, 1806-1815 württembergischer Kriegsminister, 1817 Doktor der Medizin ehrenhalber der Universität Tübingen, betrieb naturwissenschaftliche und medizinische Studien
Inhalt und Bewertung
Diplome und Urkunden, Korrespondenz mit Familienangehörigen (u. a. mit Friedrich I. und Wilhelm I. von Württemberg), staatsrechtliche Stellung der Familie Herzog Wilhelms, Krankheit und Tod der Helene Pawlowna Herzogin von Mecklenburg-Schwerin, Geburt und Tod des Grafen Constantin von Württemberg, Ausbildung der Grafen Wilhelm und Alexander im Internat Hofwyl, Gut Hirrlingen, Aufenthalt in Kopenhagen, Untersuchung gegen den Stallmeister Carl Möller, Reisen Herzog Wilhelms nach Italien, Ansprüche des Freiherrn Wilhelm von Tunderfeld-Rhodis auf das Schilling'sche Erbe in Talheim, Erbverhältnisse im Haus Württemberg (u. a. Aufteilung des Erbes der Herzogin Dorothea von Württemberg), physikalische Studien, Verzeichnis über gestiftete Bücher des Freiherrn Wilhelm von Tunderfeld-Rhodis, politische Korrespondenz, Abberufung des württembergischen Gesandten in Wien 1809, Denkschriften zur politischen und militärischen Lage, Militärdienst Herzog Wilhelms in Dänemark (u. a. Verteidigung von Kopenhagen), Balkankrieg 1828, Manöver in Magdeburg 1777, Kassenbuch des Carl August Wilhelm von Tunderfeld-Rhodis, militärische Operationen 1805-1806, Ermittlungen gegen Generalmajor Walsleben und Generalleutnant Woellwarth wegen Dienstvergehen
Für die Einsichtnahme in den Bestand ist die Genehmigung des Chefs des Hauses Urach erforderlich. Die Benutzer sind zur Wahrung der Personenrechte verpflichtet.
Weitere Unterlagen über Herzog Wilhelm von Württemberg verwahrt das Hauptstaatsarchiv in den Beständen E 14, E 55, E 271a, E 302 und G 253. Über die militärische Karriere in württembergischen Diensten findet sich ein Eintrag in E 297 Bd. 141 Blatt 564.
1. Die Herzöge von Urach Grafen von Württemberg: Bei den Herzögen von Urach Grafen von Württemberg handelt es sich um eine Nebenlinie des Hauses Württemberg. Im Jahr 1800 heiratete der vierte Sohn von Herzog Friedrich Eugen von Württemberg, Herzog Wilhelm von Württemberg, eine Hofdame seiner Mutter: die dreiundzwanzigjährige Wilhelmine von Tunderfeld-Rhodis. Nach den Hausgesetzen war diese Ehe mit einer nicht dem Hochadel entstammenden Frau unebenbürtig; Herzog Wilhelm verzichtete daher am 1. August 1801 für seine Nachkommen auf die Thronfolge. Am 20. April 1801 hatte bereits der regierende Herzog Friedrich, Herzog Wilhelms ältester Bruder, die Ehe als vollwirkende Ehe zur rechten Hand anerkannt und bestimmt, dass die Nachkommen Herzog Wilhelms den Namen Grafen und Gräfinnen von Württemberg führen sollen. Damit war eine neue Nebenlinie des Hauses Württemberg entstanden. Der zweite Sohn Graf Wilhelms, der ebenfalls den Namen Wilhelm trug, wurde 1867 von König Karl zum ersten Herzog von Urach erhoben. Die neue Herzogswürde war im Mannesstamm erblich; die entsprechende Erhebung der jüngeren Kinder in den Fürstenstand sollte die enge Verbindung der Nebenlinie mit der Hauptlinie unterstreichen und ihr einen Rang unmittelbar nach dem königlichen Haus vor allen anderen Standesherren des Königreichs bestimmen. Durch die 1862 erfolgte Konversion Wilhelms I. zur katholischen Konfession seiner Ehefrau und Kinder wurde das Haus Urach von Anfang an zu einem bewusst katholischen Fürstengeschlecht. Mit dem 1840/41 erfolgten Bau des Schlosses Lichtenstein am Albrand über dem Echaztal hat sich der 1869 verstorbene Herzog ein bleibendes Denkmal gesetzt. Alle weiteren Details zum Haus Urach und seiner einzelnen Mitglieder sind dem Artikel von Wolfgang Schmierer, Die Seitenlinie der Herzöge von Urach (seit 1867). In: Das Haus Württemberg - ein biografisches Lexikon. Hrsg. von Sönke Lorenz, Dieter Mertens und Volker Press. Stuttgart, Berlin, Köln 1997 S. 376 - 398 zu entnehmen. Diesem ist auch die im Anschluss an das Vorwort wiedergegebene Genealogie entnommen.
2.1 Der Gesamtbestand des Archivs Herzog von Urach Graf von Württemberg: Der hier verzeichnete Bestand, der Nachlass Herzog Wilhelms von Württemberg, stellt einen Teil des Gesamtarchivs der Familie dar. Dieses war bis 1987 auf Schloss Lichtenstein verwahrt. Aufgrund eines Depositalvertrags zwischen S.D. Karl Anselm Herzog von Urach Graf von Württemberg als Vertreter der Familie Herzog von Urach Graf von Württemberg und dem Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Hauptstaatsarchiv Stuttgart, vom 14. Juli / 5. August 1987 liegt es seitdem als Depo-situm im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Wegen ihrer literarischen Bezüge wurden Teile der Unterlagen Wilhelms I. und Graf Alexanders zeitgleich dem Deutschen Litera-turarchiv in Marbach übergeben, wo sie unter der Signatur D 88.6. verwahrt sind. Das Archiv war bei seiner Übernahme in das Hauptstaatsarchiv völlig unsortiert. Auch lagen keine Findmittel vor, die man hätte weiterverwenden können. In einem mitgelieferten Verzeichnis von 1927/28 ist nur einTeil der Unterlagen aufgelistet; dazu kam, dass die diesem Verzeichnis zugrundeliegende Ordnung zu einem unbe-kannten Zeitpunkt grundlegend zerstört worden war. Ein Großteil des Materials war unverpackt oder lagerte in offenen Schachteln. Ltd. Archivdirektor Dr. Wolfgang Schmierer nahm 1995 eine erste Sichtung, Ordnung und vorläufige Verpackung des Materials vor. Dabei gliederte er den Gesamtbestand in Teilbestände, denen er Signaturen zuwies, die mit der Numerierung der Familien-mitglieder in seinem parallel zur Ordnungsarbeit entstandenen Artikel zur Familie Herzog von Urach Graf von Württemberg korrespondieren. Die noch näher zu strukturierenden Teilbestände GU 1 ff. umfassen Unterlagen zur Grundstücks- und Vermögensverwaltung. Im Teilbestand GU 100 sind Fremdarchivalien und Samm-lungen formiert. Die Teilbestände GU 101 - 134 wurden als persönliche Nachlässe einzelner Familienmitglieder, GU 201 - 203 nahestehender Personen angelegt. Ei-nige Überschneidungen waren zwangsläufig unvermeidbar. Wurden Unterlagen über den Tätigkeitszeitraum eines einzelnen Herzogs hinweg durchgehend geführt, wurden sie bei der Ordnung den Signaturen GU 1 ff. zugewiesen. Eine Übersicht über den aktuellen Stand der Gliederung in Teilbestände findet sich nachstehend. Es ist möglich, dass die Gliederung im Zuge der weiteren Erschlie-ßungsarbeiten modifiziert wird. Über die Ordnungsarbeiten Wolfgang Schmierers informiert eindrücklich ein von die-sem vom 10. Februar 1995 bis zum 21. März 1996 geführtes Arbeitsprotokoll (Kanzleiakten 7511.5-2-D.1: Erschließung des Archivs der Herzöge von Urach).
2.2 Der Teilbestand GU 101 Wilhelm Herzog von Württemberg (1761-1830): Der nachstehend verzeichnete Teilbestand GU 101 Wilhelm Herzog von Württemberg umfasst etwa zu zwei Dritteln Unterlagen, die Wolfgang Schmierer im Zuge sei-ner Ordnungsarbeiten dazu formiert hat. Während der Verzeichnung wurden aus dem von Schmierer gebildeten Teilbestand Akteneinheiten im Umfang von ca. 0,5 lfd.m ausgegliedert und den Teilbeständen GU 102 (Wilhelmine Prinzessin von Württemberg), GU 103 (Alexander Graf von Württemberg), GU 105 (Wilhelm I. Her-zog von Urach Graf von Württemberg), GU 106 (Theodolinde Herzogin von Urach Gräfin von Württemberg) und GU 117 (Wilhelm II. Herzog von Urach Graf von Württemberg) zugewiesen. Wilhelm wurde am 27.12.1761 in Stettin (Polen) als Sohn von Herzog Friedrich Eu-gen von Württemberg und Friederike Sophie Dorothea, geb. Prinzessin von Brandenburg-Schwedt geboren. Er wirkte von 1779 bis 1806 als Offizier in der dänischen Armee. Besondere Verdienste erwarb sich Wilhelm im Jahre 1801 als Gouverneur der in diesem Jahr von der englischen Flotte angegriffenen Seefestung Kopenhagen. Von 1806 bis 1815 war er württembergischer Kriegsminister. Anschließend widmete sich Wilhelm verstärkt physikalischen Studien und wirkte als Arzt. Die Universität Tübingen verlieh ihm den Titel eines Doktors der Medizin ehrenhalber. Der Bruder König Friedrichs I. lebte zumeist auf Schloss Stetten im Remstal, zeitweise auch in Hirrlingen auf einem Rittergut, das er von 1810-1821 besaß. Wilhelm war seit dem 28. August 1800 mit Wilhelmine Freiin von Tunderfeld-Rhodis verheiratet. Da diese Ehe - wie bereits erwähnt - nach den Hausgesetzen nicht ebenbürtig war, verzichtete er am 01. August 1801 für sich und seine Nachkommen auf die Thronfolge. Wilhelm starb am 10.08.1830. Er liegt in der Stiftskirche Stuttgart begraben. Der Teilbestand GU 101 wurde in den Jahren 2000 und 2001 erschlossen. Im Juni 2000 fertigte die Archivreferendarin Stefanie Unger Titelaufnahmen von 20 Büscheln (Best.-Nr. 1-20) an. Der Unterzeichner verbesserte im Mai 2001 die Abgrenzung des Bestandes GU 101 zu den oben genannten Teilbeständen GU 102, GU 103, GU 105, GU 106 und GU 117, verzeichnete die verbliebenen Archivalieneinheiten und stellte das Findbuch fertig. Nach der Erschließung und Verpackung umfasst der Teilbestand GU 101 47 Büschel, Bände und Urkunden im Umfang von 0,7 lfd. m. Die Laufzeit reicht von 1771 bis 1919. Der Bestand gliedert sich auf der obersten Ebene in Unterlagen, die über Person und Familie Herzog Wilhelms Aufschluss geben, sowie in Akten, die die militärische und politische Laufbahn des Herzogs sowie seine Beschäftigung mit den militärischen und politischen Entwicklungen seiner Zeit zum Gegenstand haben. Zahlreiche inhaltliche Querverbindungen bestehen insbesondere zu den Teilbeständen GU 102 (Wilhelmine Prinzessin von Württemberg), GU 103 (Alexander Graf von Württemberg) und GU 105 (Wilhelm I. Herzog von Urach Graf von Württemberg). Innerhalb der einzelnen Gliederungspunkte entspricht die Abfolge der Titelaufnahmen der Chronologie. Dies gilt auch für Korrespondentenakten; da diese über die Jahre hinweg sehr unterschiedlich geführt wurden, war es nicht möglich, sie zu Serien zu formieren. Die Nutzung durch Dritte ist im Depositalvertrag wie folgt geregelt: Vor Benutzungen des Archivs durch Dritte ist die Zustimmung des Chefs der Familie Herzog von Urach Graf von Württemberg einzuholen. Bei der Zustimmung können Auflagen erteilt werden. Wird Zustimmung nicht versagt oder eingeschränkt, regelt die Leitung des Hauptstaatsarchivs - im Rahmen der Benutzungsordnung der staatlichen Archive Baden-Württemberg - die Benutzung. In jedem Falle sind die Benutzer zur Wahrung der Personenrechte zu verpflichten.
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, GU 101
- Umfang
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1 Urkunde, 47 Büschel, 5 Bände
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Archiv der Herzöge von Urach
- Verwandte Bestände und Literatur
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Heinrich Zoepfl: Rechtliches Gutachten über die dermalige familienrechtliche und staatsrechtliche Stellung (...) des Grafen Wilhelm von Württemberg. Heidelberg 1865; Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon. Hg. von Sönke Lorenz, Dieter Mertens, Volker Press (...) und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Universität Tübingen. Stuttgart 1997. S. 380f.
- Indexbegriff Person
- Bestandslaufzeit
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1771-1919
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
-
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- Letzte Aktualisierung
-
20.01.2023, 15:09 MEZ
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1771-1919