Baudenkmal

Bremen, Altstadt, Böttcherstraße 2, Martinistraße 17

Das Haus Atlantis entwarf Bernhardt Hoetger 1929-31 nach Ideen von Ludwig Roselius und Herman Wirth als ein demonstrativ modernen Zweckbau in Stahlbeton u. a. für ein Institut zur Erforschung des sagenhaften Atlantis, mit einem Vortragssaal sowie Ausstellungs- und Clubräumen. Die in der Nachkriegszeit neu gefasste Fassade war ursprünglich gerastert und betont vertikal gegliedert durch bis in den Scheitel der Dachparabel geführte Stahlstützen. Dieses sichtbare konstruktive Gerüst bekam über der Eingangsachse ein von Hoetger entworfenes holzgeschnitztes Fassadenprogramm vorgeblendet: der sog. "Lebensbaum" war ein monumentales, archaisierendes Bildwerk aus Jahresrad, Kreuz und Sonnenscheibe, eine kultursymbolische Darstellung für den Beginn des Lebens, aus dem der Jahresanfang und damit gleichzeitig auch der Mensch erwächst; insbesondere der Lebensbaum wurde von den Nationalsozialisten heftig angefeindet und ist letztendlich im Krieg verbrannt. Die 1954 zwischenzeitlich von Säume & Hafemann mit einer abstrahierende Darstellung der Himmelskörper erneuerte Fassade, wurde schließlich durch Ewald Mataré 1964-65 hinter einer flächig geschlossenen, konzentrisch ornamentierten Backsteinwand verborgen. Von den nach Entwürfen Hoetgers ausgestatteten Innenräumen erhalten sind nur das spektakuläre Treppenhaus mit der im Gehäuse freigestellten, um 3 Stützen in der Hohlspindel geführten Treppenspirale, der unter dem verglasten Parabeldach gelegene sog. Himmelssaal (die Glasbausteine 1981 erneuert) und der Kuppelraum über dem Treppenzylinder mit weiß-blauen Glassteinen (1990-91 restauriert). Die unverkleideten, in kunststeinqualität ausgeführten Stahlbetonkonstruktionen und die großflächige Verwendung von Glasbausteinen sind formal und auch hinsichtlich eines intendierten Symbolwertes durchaus vergleichbar mit dem bereits 20 Jahre zuvor entstandenen Pavillons der Glasindustrie des Architekten Bruno Taut auf der Werkbundausstellung 1914. Neben dem spektakulären Neubau zur Böttcherstraße errichtete Hoetger gleichzeitig auch das mit diesem verbundene Haus Martinistraße 7: es erscheint im Vergleich auffällig traditionell und ist dem bereits 1923-1924 von Runge & Scotland errichteten und ebenfalls in den Baukomplex Atlantis integrierten Haus Martinistraße 8 angepasst. Allerdings ist das Erdgeschoß nach dem Krieg um die expressive Bauskulptur an den Fensterpfosten reduziert worden. Das Haus Martinistraße 8 nahm neben dem HAG-Institut für Leistung auch das Institut für Körperkultur auf (der Himmelssaal diente teilweise als Gymnastiksaal) und im Dachgeschoß die über den Kuppelsaal erreichbare "Väterkunde"-Sammlung auf.

Landesamt für Denkmalpflege Bremen

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

0
/
0

Bezeichnung
Haus Atlantis & Haus der Hanse zu Bremen
Land
Bremen
Ort
Bremen, Altstadt
Straße und Hausnummer
Böttcherstraße 2, Martinistraße 17

Ereignis
Herstellung
(wann)
1924 & 1929-1931
Ereignis
Umbau
(wann)
1964-1965 & 1988
Beteiligte
Hoetger, Bernhard [Entwurf]
Mataré, Ewald [Entwurf]
Rohde, Georg K. [Entwurf]
Runge, Alfred & Scotland, Eduard [Entwurf]

Rechteinformation
Landesamt für Denkmalpflege Bremen
Letzte Aktualisierung
28.01.2022, 14:07 MEZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Landesamt für Denkmalpflege Bremen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Ausstellungshaus & Clubhaus & Hotel

Beteiligte

  • Hoetger, Bernhard [Entwurf]
  • Mataré, Ewald [Entwurf]
  • Rohde, Georg K. [Entwurf]
  • Runge, Alfred & Scotland, Eduard [Entwurf]

Entstanden

  • 1924 & 1929-1931
  • 1964-1965 & 1988

Ähnliche Objekte (12)