Bestand
Deutsche Verfassunggebende Reichsversammlung (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners: 1848
Wahl zur Nationalversammlung aufgrund eines vom Bundestag verabschiedeten
Wahlgesetzes;
1. Sitzung am 18. Mai 1848;
Zusammensetzung: 585 Abgeordnete der Staaten des Deutschen Bundes sowie aus
Ost- und Westpreußen, Posen und Schleswig;
29. Juni
1848 Wahl Erzherzog Johanns von Österreich zum Reichsverweser;
Dezember 1848 Verabschiedung der Grundrechte;
September 1848 Aufstand in Frankfurt gegen die
Nationalversammlung;
Oktober 1848 bis März 1849
Beratung der Verfassung;
April bis Mai 1849 Ablehnung
der Kaiserkrone durch Friedrich Wilhelm IV., Abberufung der preußischen und
österreichischen Abgeordneten, Auflösung der "Paulskirche", Bildung des
Stuttgarter Rumpfparlaments;
18. Juni 1849 letzte
Sitzung und "Sprengung" durch Militär.
Bestandsbeschreibung:
Bestandsgeschichte:
Die Nationalversammlung hatte
keinen Beschluss über eine Archivierung ihres Schriftgutes gefasst. In der
zweiten Sitzung am 19. Mai 1848 hatte der Abgeordnete Friedrich Gottfried
Leue die Einrichtung eines Archivs angeregt, sein Antrag blieb ohne Echo.
Aktuelle Bedeutung erlangte die Frage nach dem Verbleib der Registratur erst
im Zusammenhang mit den Überlegungen, die Nationalversammlung nach Stuttgart
zu verlegen. In einem Antrag vom 26. Mai 1849 zu dieser Maßnahme forderte
der Abgeordnete Hugo Wesendonck den Gesamtvorstand auf, die Übersiedlung des
"Archivs" und der Kanzlei zu besorgen.
Der mit der
Abwicklung der Geschäfte betraute Schriftführer, der Abgeordnete Friedrich
Jucho aus Frankfurt, sandte den größten Teil der Präsidialregistratur nach
Stuttgart, die übrigen Akten und Drucksachen der Nationalversammlung blieben
in seiner Verwahrung. Nach Auflösung der Versammlung wurden die Unterlagen
von Stuttgart zunächst nach Liestal bei Basel gebracht und später in Bern
deponiert, wo der ehemalige Präsident Löwe und der ehemalige Schriftführer
August Reinstein versuchten, die Aufgabe der Nationalversammlung
weiterzuführen. Sie forderten Jucho am 24. November 1849 auf, mit dem Senat
der Freien Stadt Frankfurt die Archivierung der Akten zu vereinbaren. Am 14.
Februar 1850 schlug Jucho dem Senat vor, die Unterlagen vom Stadtarchiv
übernehmen zu lassen. Während dieser Verhandlungen reklamierte die
Bundeszentralkommission das Eigentumsrecht an dem Schriftgut mit der
Begründung, die Bundesversammlung habe die Einberufung der
Nationalversammlung ermöglicht. Erst im Dezember 1851 übergab Jucho das
Eigentum der Stadt Frankfurt, behielt aber die Akten; zu ihnen kamen noch
wenige Stücke, die ehemalige Abgeordnete - durch Zeitungsinserate veranlasst
- Jucho übereigneten. Schließlich beschlagnahmte der Senat die Unterlagen im
Auftrag der Bundesversammlung im März 1852 und stellte sie der
Bundeskanzleidirektion zur Verfügung.
Die
Bundeskanzleidirektion vereinigte sie mit den früher übernommenen
Registraturen des Reichsverwesers und der Reichsministerien. Über die Akten,
die Löwe in Bern deponiert hatte, liegen seit 1852 keine Nachrichten vor;
sie müssen als verschollen gelten. Auf welchem Wege Akten der
Reichsregentschaft nach Frankfurt gekommen sind, ist nicht
festzustellen.
1867 gelangte das gesamte Schriftgut
der Bundeskanzleidirektion auf Beschluss der "Kommission behufs
Auseinandersetzung des bisherigen Bundeseigentums" in die Verwahrung der
Stadtbibliothek Frankfurt. Die im Jahre 1925 neugegründete Abteilung
Frankfurt des Reichsarchivs übernahm mit dem Schriftgut des Deutschen Bundes
auch die Akten der Nationalversammlung. 1938 wurde die Überlieferung durch
Übernahme von neun Bänden aus dem Nachlass des Abgeordneten Bruno Hildebrand
ergänzt. Von 1945 bis 1953 befand sich der Bestand in treuhänderischer
Verwahrung des Stadtarchivs Frankfurt am Main. Mit der Errichtung der
Abteilung Frankfurt ging er 1953 auf das Bundesarchiv über. 1973 wurde der
Bestand durch den Erwerb der Unterlagen angereichert, die aus dem Nachlass
des Abgeordneten Johann Friedrich Gottlob Tafel dem Germanischen
Nationalmuseum Nürnberg 1875 übereignet worden waren; dabei handelt es sich
um über 1100 Petitionen von April bis Juni 1849 und einige Akten des
Verfassungsausschusses.
Archivische Bewertung und
Bearbeitung:
Die vom Reichsarchiv 1925 übernommenen
Unterlagen bestanden aus zwei Teilen. Das eigentliche Schriftgut der
Nationalversammlung umfasste 208 Akteneinheiten, von Jucho gebildete Akten
über die Bemühungen um die Zusammenführung der verstreuten Unterlagen sowie
Abwicklungsakten 29 Einheiten. In dem ersten Teil fehlten die noch von Jucho
vernichteten Notizen des Kanzleivorstandes und des Kanzleisekretärs in
sieben Faszikeln, die meisten Unterlagen des anderen sind im Stadtarchiv
Frankfurt zusammen mit dem Nachlass Jucho 1944 verbrannt.
Für die Erschließung wurden die Unterlagen des Vorparlaments und des
Fünfzigerausschusses herausgelöst und vereinigt. Die fünf Bände des
Vorparlaments blieben in der ursprünglichen Ordnung, während die 30
Akteneinheiten des Ausschusses aufgelöst wurden. Für die Neuordnung nach dem
Sachaktenprinzip wurden den Sitzungsprotokollen die getrennt abgelegten
Beilagen hinzugefügt.
Die verbleibenden, meist
unhandlichen Faszikel, in welche die Bundeskanzleidirektion das Schriftgut
der Nationalversammlung formiert hatte, wurden aufgelöst und soweit möglich
zu Sachakten formiert. Die Neuordnung erwies sich vor allem als notwendig
für die Verzeichnung der Petitionen, die für jeden Ausschuss in numerischer
Reihenfolge abgelegt waren. Sie wurden nach Sachbetreffen getrennt, nach
ihrer Herkunft aus den Einzelstaaten des Deutschen Bundes zusammengefasst
und den Akten der einzelnen Ausschüsse nach dem Alphabet der Staaten
zugeordnet. Ebenso wurde die Form der Klassifikation, die ursprünglich nach
Ausschüssen und Geschäftsakten vorgenommen worden war, aufgelöst und durch
die vorliegende ersetzt. Die durch die Neuordnung entstandenen 477 Bände
sind in zwölf Gruppen gegliedert, denen die überlieferten Akten der
Provisorischen Reichsregentschaft in sechs Bänden angeschlossen
sind.
Inhaltliche Charakterisierung:
Vorparlament 1848, Fünfzigerausschuss 1848
Erschließungszustand:
Publikatiosfindbuch (1980), Online-Findbuch (2007)
Zitierweise: BArch DB
51/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch DB 51
- Umfang
-
483 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Heiliges Römisches Reich und Deutscher Bund einschließlich Provisorischer Zentralgewalt (1495-1866)
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Amtliche Druckschriften: Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der Deutschen konstituierenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main, hrsg. von Franz Wigard, 9 Bde., Frankfurt am Main 1848-1849
Verhandlungen der deutschen verfassunggebenden Reichsversammlung zu Frankfurt am Main, hrsg. auf Beschluss der Nationalversammlung durch die Redactions-Commission und in deren Auftrag von dem Abgeordneten Professor Dr. K.D. Haßler, 6 Bände in 3 Büchern, Frankfurt am Main 1848-1849
- Provenienz
-
Deutsche Verfassunggebende Reichsversammlung, 1848-1849
- Bestandslaufzeit
-
1848 - 1849
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Deutsche Verfassunggebende Reichsversammlung, 1848-1849
Entstanden
- 1848 - 1849