Bestand
Murgschifferschaft (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Die Murgschifferschaft, ursprünglich eine
Vereinigung von Holzhändlern, Sägemühlenbesitzern und
Waldeigentümern im Murgtal, gehört zu den ältesten Genossenschaften
im südwestdeutschen Raum. Die zunächst nur lose
Interessengemeinschaft einiger im Floß- und Holzgewerbe tätiger
Familien wurde erstmals 1488 durch eine Ordnung des gemeynen
Holtzgewerbs im Murgentall geregelt. Sie bestimmte u.a. eine
jährliche Versammlung der Murgschiffer zur Rechtsprechung
("Rügung") und die Wahl einer Führung von vier Hauptschiffern.
Waren die Murgschiffer im Mittelalter von ihren Landesherren, den
Grafen von Eberstein und Markgrafen von Baden, mit
Waldnutzungsrechten belehnt worden, so begannen sie Ende des 15.
Jh. eigenen Grundbesitz zu erwerben. Ende des 16. Jh. kam es zu
Absatzschwierigkeiten, die Markgraf Philipp ausnutzte, um den
Holzhandel selbst zu übernehmen. Als vom Markgrafen bestellter
Faktor hatte Jakob Kast in den Jahren 1587 bis 1615 die Leitung der
Murgschifferschaft inne. Mit der letzten Schifferordnung von 1626
wurde dieses Monopol der Familie Kast aufgehoben.
Von
einem langanhaltenden Niedergang des Holzhandels durch den
Dreißigjährigen Krieg hat sich die Schifferschaft erst Mitte des
18. Jh. erholt. Am nun aufblühenden Export von Langholz bis in die
Niederlande hatte sie zwar keinen Anteil, doch das in ihren
Sägemühlen verarbeitete Brenn- und Bretterholz fand bei der
wachsenden Bevölkerung entlang des Rheins zunehmenden Absatz. Erste
Versuche einer Vereinigung der Schifferschaft zu einem Verein
(1776) scheiterten zunächst. Erst 1813 kam es zur Vereinigung aller
Schifferwaldungen zu einem einzigen Wirtschafts- und
Verwaltungsbezirk und der Gründung einer Schifferschaftlichen
Waldmeisterei. Die Einrichtung eines 3- (später 5-)köpfigen
Verwaltungsrats und einer die frühere Rügung ersetzenden
Generalversammlung sind Schritte auf dem Weg zur Gründung einer
Genossenschaft, die 1878 ihre ersten Statuten verabschiedete. Der
Straßen- und Eisenbahnbau verdrängte allmählich die Flößerei. Die
Murgschifferschaft wurde Gesellschafterin der Murgtal-Eisenbahn.
Durch die Modernisierung der Sägemühlen und die Umwandlung in Holz-
und Papierfabriken beteiligten sich die Mitglieder der
Murgschifferschaft an der Industrialisierung des Murgtals. Im 20.
Jh. wurde der badische Staat Mehrheitseigentümer der
Genossenschaft.
Die Murgschifferschaft,
Waldgenossenschaft altdeutschen Rechts, Forbach schenkte 1990 ihre
Altregistratur dem Generallandesarchiv.
Inhalt und Bewertung
Bände: Geschäfts-
und Geldtagebücher.- Kassenbücher.- Geschäftskorrespondenz.-
Protokolle der Generalversammlungen und Verwaltungsratssitzungen.-
Rechnungen (Einnahmen und Ausgaben, Holzverkauf).-
Murgtaleisenbahn
Akten: Abgaben und Steurern.-
Anstellung und Besoldung von Personal (Zwangsarbeiter).-
Geschäftsverträge und -berichte, Statuten.- Generalversammlung.-
Murgtaleisenbahn.- Forst- und Waldnutzung (Holzverkauf und
Nebennutzungen, Wirtschafts- und Kulturpläne).- Waldeigentum.-
Holzgeschäft (Flößerei, Flussbau, Lagerplätze, Sägemühlen)
Bilder: Forstbezirk der Murgschifferschaft
Pläne:
Gemarkungen.- Wälder.- Verlauf der Murg
Druckschriften:
Statuten.- Eigentumsverhältnisse.- Rechte
Schifferschaftliche Familienpapiere: Ettlinger, Grötz, Jäger,
Kast, Obrecht, Schickardt, Sprenger, Wielandt
Archivalien des Amtes bzw. der Stadt Gernsbach? 10 AE
(1609-1760): Heiraten.- Soldatenlohn.- Kontributionen.- Gernsbacher
Bürgerverzeichnisse
- Bestandssignatur
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Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 69 Murgschifferschaft
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Nichtstaatliches Archivgut >> Archive von Anstalten, Körperschaften und Stiftungen >> Wirtschaftsverbände >> Murgschifferschaft
- Weitere Objektseiten
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- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:03 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand