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"Varieties of Postcommunist Capitalism": der Einfluss der Europäischen Integration

"Kulturelle Erklärungsmomente werden in jüngeren Analysen der osteuropäischen Transformation stärker gewichtet als in den frühen Theorien des Übergangs zu Markt und Demokratie. Das hat seinen guten Grund in der Diversität der postkommunistischen Gesellschaften, von denen keine dem neoliberalen Drehbuch 'radikaler Reformen' gefolgt ist. Zu Recht werden daher kulturelle Faktoren für die unterschiedlichen Gestalten verantwortlich gemacht, die der Kapitalismus in Osteuropa hervorgebracht hat. Doch was ist in diesem Zusammenhang unter 'Kultur' zu verstehen, und welche Erklärungskraft sollte man 'kulturellen Faktoren' in gesellschaftlichen Kontexten beimessen? Offenbar unzureichend ist eine Residualkategorie von 'Kultur', die unerwartete Divergenzen innerhalb der Region, mäßiges Wachstum, schwache Zivilgesellschaften, endemische Korruption, d.h. all jene Erscheinungen ad hoc abdecken soll, die in den Theorien der ersten Generation nicht vorgesehen waren. Ebenso wenig hilfreich ist ein normativistischer Kulturbegriff, der 'Europa' als einen im Osten (noch) unzureichend implementierten kulturellen Code versteht und demgemäß imperfekte Demokratien, überholte Souveränitätsansprüche, einen spezifisch östlichen Nationalismus oder zivilisatorische Inkompetenz konstatiert. Angemessener scheint es, gesellschaftliche Kultur als Cluster generalisierter Werte und Symbolisierungen zu begreifen, die in die Bewertung institutioneller Ordnungen einfließen und Interpretationen der Vergangenheit und Zukunftsentwürfe bereitstellen. In Zeiten radikalen Wandels brechen die in Kulturen immer auch angelegten Konflikte auf. Die postkommunistischen Gesellschaften befinden sich einem fortlaufenden Prozess der kulturellen Transformation, in dem konkurriende Reinterpretationen gesellschaftlicher Ordnung aufeinanderprallen. Zwei Konfliktlinien verdienen besondere Aufmerksamkeit, da sie sich in unterschiedliche Konzeptionen politischer Legitimation und sozialer Integration artikulieren: Erstens die Gewichtung zwischen nationaler Identifikation und (supranationaler) europäischer Integration; zweitens die Vermittlung zwischen Marktliberalisierung und egalitärem Wertmuster. Eine Analyse dieser Konfliktlinien führt zu einem vielschichtigen Ergebnis, das sich nicht auf eine lineare Vorstellung von 'Europäisierung' abbilden lässt - nicht zuletzt, weil eine einheitliche Interpretation 'Europas' schwer zu haben ist." (Autorenreferat)

"Varieties of Postcommunist Capitalism": der Einfluss der Europäischen Integration

Urheber*in: Müller, Klaus

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

Weitere Titel
"Varieties of postcommunist capitalism": the effect of European integration
ISBN
978-3-593-38440-5
Umfang
Seite(n): 3975-3984
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet
33. Kongress "Die Natur der Gesellschaft". Kassel, 2006

Erschienen in
Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2

Thema
Staatsformen und Regierungssysteme
Politikwissenschaft
Staat, staatliche Organisationsformen
Europapolitik
politische Willensbildung, politische Soziologie, politische Kultur
Kapitalismus
Transformation
Wertorientierung
Begriff
Marktwirtschaft
kulturelle Faktoren
Europa
europäische Integration
Liberalisierung
Europäisierung
Legitimation
politische Theorie
EU
Wert
Konflikt
postkommunistische Gesellschaft
Einfluss
Demokratisierung
Kultur
Nationalismus
Osteuropa
Dokumentation

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Müller, Klaus
Ereignis
Herstellung
(wer)
Rehberg, Karl-Siegbert
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Campus Verl.
(wo)
Deutschland, Frankfurt am Main
(wann)
2008

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-155222
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
21.06.2024, 16:27 MESZ

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Objekttyp

  • Sammelwerksbeitrag
  • Konferenzbeitrag

Beteiligte

  • Müller, Klaus
  • Rehberg, Karl-Siegbert
  • Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
  • Campus Verl.

Entstanden

  • 2008

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