Akten | Bestand
Landesvermessungsamt 1-3: Sach- und Personalakten (Bestand)
Vorbemerkung: 1. Behörden der zivilen Landes- bzw. Steuervermessung in Bayern (Entwicklung der Staatsbehörden bis 1950)
Um für militärische Zwecke auf geeignetes Kartenmaterial zurückgreifen zu können, wurde nach französischem Vorbild 1801 das Topographische Bureau in München eingerichtet. Um dessen Tätigkeit auch für die Besteuerung nutzbar zu machen, verselbständigte die Verordnung vom 27. Januar 1808 eine zivile Steuervermessungskommission. Diese nannte sich seit 1811 Unmittelbare Steuerkatasterkommission; 1829 wurde sie dem Finanzministerium unterstellt. Ihre wichtigste Aufgabe bestand in der exakten Vermessung und Bonitierung aller einzelnen Grundstücke als Basis für eine gerechte Besteuerung von Grund und Boden sowie in der technischen Herstellung der Besteuerungsunterlagen (Karten, Kataster). Als Nachfolgebehörde zur Sicherung der vermessungstechnischen Einrichtungen, Evidenthaltung der Kataster und Flurkarten etc. wurde durch Verordnung vom 19. Januar 1872 das Katasterbureau eingerichtet. Diese Behörde trug seit der Bekanntmachung vom 30. September 1915 die Bezeichnung Landesvermessungsamt.
Das Topographische Bureau dagegen, dessen Aufgabe die topographische Landesaufnahme gewesen war, gehörte bis 1919 zur Militärverwaltung (dem Generalstab des bayerischen Heeres angegliedert). Nach dem Übergang der Militärhoheit an das Reich war das Bureau zunächst dem Reichsinnenministerium, dann ab 1922 ebenfalls dem bayerischen Finanzministerium unterstellt. Zum 1. April 1930 wurde es als "Topographische Zweigstelle" dem Landesvermessungsamt angegliedert, 1937 dort vollständig integriert.
Im Jahr 1934 zentralisierte das Reich das Vermessungswesen. Organisatorisch entstand in München durch Herauslösung bestimmter Aufgabenbereiche aus dem Landesvermessungsamt die auf Bayern bezogene Hauptvermessungsabteilung XIII, die dem Reichsinnenminister unterstellt war. Diese Dienststelle wurde jedoch ebenfalls vom Präsidenten des Landesvermessungsamtes geleitet. Das Gesetz über die Landesvermessung vom 10. Oktober 1950 definierte schließlich unter Auflösung der Hauptvermessungsabteilung XIII das Landesvermessungsamt als "die dem Staatsministerium der Finanzen unmittelbar nachgeordnete Landeszentralbehörde für den Bereich des gesamten Vermessungswesens" neu.
2. Archivische Bearbeitung
Auch die Registratur des Landesvermessungsamtes wurde 1950 auf eine neue Grundlage gestellt. Teile seiner 1895 formierten und bis 1950 geführten Altregistratur (R) hat das Amt schon zwischen 1954 und 1987 an das Bayerische Hauptstaatsarchiv abgegeben. Allerdings sind nicht unwesentliche Teile der Altregistratur durch Kassationen verloren gegangen. Die Abgaben zwischen 1954 und 1987 sowie deren Bearbeitung erfolgten freilich recht unsystematisch. Im Zuge einer Neustrukturierung des Bestandes wurde 2014 versucht, einen inhaltlichen Zusammenhang der einzelnen Akten herzustellen. Besonders die Abgabe 1974 musste völlig neu strukturiert werden. Daraus ergeben sich allerdings Springnummern im Findbuch, da die Signatur der einzelnen Akten beibehalten wurde.
Die jüngsten Abgaben von 1998 und 1999 mit einer kleinen Nachlieferung im Jahre 2000 umfassten wesentliche weitere Teile dieser ehemaligen Registratur (geringe Reste sind auch jetzt noch im Landesvermessungsamt verblieben). Entsprechend sind die meisten Akten bis 1949/50 abgeschlossen. Doch führen vor allem die jüngeren Bände der sogenannten Grundbuchakten und der Flurbereinigungs-Vollzugsakten bis in die 1970er Jahre hinein. Ordnungsziel für diese neuen Abgaben war es, den Aufbau der Altregistratur des Landesvermessungsamtes bzw. Katasterbureaus (AZ: R/O - R/19, mit Untergruppen) trotz systematischer Mängel nach Möglichkeit zu erhalten. Dies erwies sich freilich bei dislozierten Akten zur zentralen Behörde selbst (Organisation, Dienstbetrieb, Gebäude, Personal einschließlich der Ausbildung) als untunlich: Die entsprechenden Registraturteile wurden daher vorweg in der Aktengruppe I "Behörde" zusammengefasst, wogegen die Akten zu den Messungsbehörden bzw. Messungsämtern im ursprünglichen Registraturzusammenhang verblieben. Aufgelöst wurde das Sammelbecken der Gruppe R/17 "Besondere Gegenstände". Deren Akten sind nun, wie die Akten der nach 1918 zeitbedingt neu eingeführten Gruppen R/20 ff., im allgemeinen aufgeteilt erstens in eine Reihe von Personalakten vor allem zu jenen Persönlichkeiten, die für die technische und administrative Landesvermessung wichtig waren, sowie zweitens in eine als Anhang behandelte (und schon vor 1954 an das Hauptstaatsarchiv abgegebene) Aktengruppe zur örtlichen Katastrierung in der Pfalz. Hiermit waren lokale Kommissionen und Behörden beauftragt, die eigene Geschäftsunterlagen ausbildeten. Deren Akten sind daher nicht zur Provenienz Steuerkatasterkommissionen bzw. Landesvermessungsamt zu rechnen, auch wenn sie in die dortige Registratur wanderten.
3. Hinweise zur Benutzung
Bei der Benutzung des Bestandes Landesvermessungsamt ist vor allem zu beachten, dass bedingt durch die wenig organische Abgabepraxis Bandserien zerrissen sein können sowie nach Betreff, Zeitzusammenhang oder Registraturumfeld verwandte Akten erheblich verstreut liegen.
Das vorliegende Findbuch deckt das ganze 19. und vornehmlich die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ab und ist nach den verschiedenen Abgaben des Landesvermessungsamts an das Hauptstaatsarchiv gegliedert. Innerhalb der jeweiligen Abgaben wird nach Sach- und Personalakten unterschieden. Der große Zeitraum, über den sich die Akten erstrecken, drückt sich in z.T. beträchtlichen Bandserien aus. Inhaltlich finden sich speziell in der Abgabe 1998/99 für die Landesvermessung bzw. Steuervermessung und Katastrierung in Bayern grundlegende Akten. Zu berücksichtigen ist ferner, dass in sämtlichen Abgaben die ehemals bayerische Pfalz vielfältig berührt wird. Besonderes Interesse für die Ortsgeschichtsforschung dürfen die Quellen der Registraturgruppe R/5 beanspruchen, vor allem die "Grundbuchakten", mit ihren detaillierten Informationen zum Gebietsstand von Verwaltungskörperschaften (Landgerichte und deren Nachfolger) und Gemeinden. Dies gilt auch für die Quellen der Gruppe R/16 bezüglich des territorialen Bestandes Bayerns bzw. der Grenzen des Landes. Dass in Akten dieses Bestandes vielfältige Karten- und Planbeilagen, ferner Darstellungen der trigonometrischen Netzpunkte anzutreffen sind, ergibt sich aus den Aufgaben der Vermessungsbehörde.
München, August 2000
Stefan Thiery
Aktualisiert im November 2014
Christine Kobler M.A.
- Bestandssignatur
-
Landesvermessungsamt
- Umfang
-
5628
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 2 Abteilung II: Neuere Bestände >> 2.7 Finanzen >> 2.7.2 Nachgeordneter Bereich >> 2.7.2.5 Vermessungswesen >> 2.7.2.5.1 Landesvermessungsamt >> 2.7.2.5.1.1 Landesvermessungsamt >> Landesvermessungsamt
- Bestandslaufzeit
-
1799-1976
- Weitere Objektseiten
- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:05 MESZ
Datenpartner
Bayerisches Hauptstaatsarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
- Akten
Entstanden
- 1799-1976